Wer hätte das gedacht? Jahre nachdem das erste State of Emergency Spiel unter dem Rockstar Games Label für Aufregung in der Medienlandschaft sorgte, erscheint nun ein Nachfolger exklusiv für die PlayStation 2. Anstatt jedoch wieder unter dem Rockstar Games Banner für Furore zu sorgen, hat der zweite Teil des kontroversen Titels ein neues zu Hause bei einem anderen Publisher gefunden. Ob es sich für Southpeak Interactive gelohnt hat, den zugkräftigen Namen an Bord zu holen, erfahrt ihr wie immer in unserem ausführlichen Test.
Viva la Revolution
Die Story schließt nahtlos an den Vorgänger an und spinnt die Geschichte um die bekannten Revoluzzer Freak, Libra, MacNeil und Bull weiter. Mit von der Party ist natürlich auch noch der fette Mexikaner Spanky. Hauptgegner der Freiheitskämpfer ist wieder einmal die böse Corporation, die mit einer neuen Droge namens Empyrion die Gesellschaft gefügig machen will. Als Libra mit der Hilfe von Freak an geheime Dokumente gelangt, welche die Corporation in Verbindung mit dem teuflischen Zeug bringt, reißt jedoch der Kontakt ab. Das kann nur eines bedeuten: Libra wurde gefangen genommen! Da Freak jedoch nur im Umgang mit Computern bewandert ist, braucht er Verstärkung, wenn er Libra retten will. Und wem könnte er mehr trauen, als seinen ehemaligen Weggefährten MacNeil und Bull? Zu dumm nur, dass die beiden gerade in einem Hochsicherheitsknast sitzen und MacNeil jeden Augenblick in die Gaskammer geführt werden soll...
Feuer frei
Das Spiel beginnt sofort mit einer ordentlichen Portion Action! In der Rolle von MacNeil befreit man sich erst einmal selber aus der prekären Lage und ballert sich seinen Weg vom Todesstuhl frei. Per Funkverbindung gibt Freak immer wieder Anweisungen, wie er seinen Kumpel Bull ebenfalls aus dem Knast holen kann. Dabei wechselt das Spiel in die bekannte Third Person Perspektive. Mit Pistole und Gewehr erledigt man nicht nur garstige Wachen, sondern schaltet auch Geschütztürme und Scharfschützen aus. Sobald die beiden vereint sind, gewinnt die Flucht aus dem Gefängnis erst richtig an Fahrt: Es wird eine große Gefängnisrevolte angezettelt und in dem folgenden Chaos kapern die beiden Sträflinge einen Helikopter. Das Spiel bietet nicht nur im ersten Level einen immensen Abwechslungsreichtum, sondern auch später wird der Spieler mit vielen geschickt eingefügten Aufgaben bei Laune gehalten. In State of Emergency 2 müsst ihr eurem Kumpel Bull unter anderem per Zielfernrohr Rückendeckung geben, fliegt mit einem Helikopter herum, steigt hinter das Steuer eines Panzers, verhört gefangene Soldaten und zettelt sogar ganze Bandenkriege an. Das ist alles viel abwechslungsreicher und spannender, als es noch beim Vorgänger der Fall war. Die Steuerung ist dabei in den meisten Fällen gelungen und wurde gut an das PS2 Pad angepasst. Besonders hervorzuheben ist die fantastische Gang-Steuerung, welche euch die Möglichkeit lässt, über den rechten Analogstick einfache Kommandos an eure Mitstreiter zu geben. Dadurch kann man seine Verbündeten zum Beispiel als Kanonenfutter vorschicken, oder mit voller Wucht frontal in die gegnerischen Stützpunkte eindringen. Leider sind aber auch ein paar Kritikpunkte zu verzeichnen. Der Gewichtigste davon ist mit Sicherheit die etwas träge und schwammige manuelle Zielerfassung. Zudem benötigen die Verhörmethoden für meinen Geschmack etwas zuviel Fingerspitzengefühl. Weiterhin erwies sich die KI des Partners als unzureichend. In den meisten Situationen reagierte der nämlich äußerst dämlich und steckte dementsprechend viele Treffer ein. Besonders bei den Parts, wo ihr abwechselnd die zweite Person übernehmen müsst, kann das ganz schön nervig werden. Schließlich ist der allgemeine Schwierigkeitsgrad nicht gerade von schlechten Eltern. Immer wieder trefft ihr auf haarige Situationen, die wenig ausbalanciert wirken. Davon zeugen auch die verschiedenen Waffen. Während die Shotgun beispielsweise über eine große Streuung verfügt, richtet sie im Gegenzug nur wenig Schaden an. Besser ist da noch die Pistole, die euch problemlos erlaubt, die Corporation Soldaten per Headshot auszuschalten. Seid ihr aber erst einmal im Besitz der SMG, haben die Gegner wahrlich nichts mehr zu lachen. Der im Vorgänger noch so allgegenwärtige Nahkampf ist dagegen praktisch komplett verschwunden und ihr müsst euch nur in Ausnahmefällen mit den Wachen direkt anlegen.
Riots, Riots, Riots
Im Gegensatz zum ersten State of Emergency liegt der Hauptschwerpunkt des zweiten Teils nicht mehr primär auf dem Verbreiten von Anarchie und dem Anzetteln von Aufständen. Vielmehr spielt man abwechslungsreiche, aber auch traditionellere Missionen, die allesamt jedoch äußerst linear aufgebaut sind. Dadurch geht leider auch etwas Charme verloren, da das zweite Abenteuer düsterer und erwachsener wirkt. Konnte man den Vorgänger immer wieder für eine Frust abbauende Actionrunde zu Rate ziehen, eignet sich der Nachfolger für zwanglose Randale weit weniger.
Gang Bang
Das Hauptabenteuer dürfte bereits nach durchschnittlich sechs Stunden bestanden sein. Nicht gerade viel Spielzeit für einen Titel, der zum Vollpreis verkauft wird. Zwar gibt es auch noch in State of Emergency 2 ein paar Arcademissionen, aber einen Modus, der dem Chaos Mode des Vorgängers ähnelt, sucht man vergeblich. Der knappe Multiplayermodus soll dagegen für Mehrspieleraction sorgen, doch bei gerade mal vier Karten, macht selbst das Ballern zu viert nur über kurze Zeit Spaß. Ein kooperativer Spielmodus wäre noch etwas gewesen, wo man sagen könnte: „Dafür würde ich das Spiel ein zweites Mal durchspielen!“ Aber so etwas gibt es hier nicht, genauso wenig wie versteckte Extras oder Geheimnisse.
F*cked up
Während man im Vorgänger noch aus der vollen Farbpalette schöpfte, sind die Primärfarben in Teil 2 auf Grau, Braun und Blau reduziert. Die ganze Umgebung wirkt trister, passt aber meiner Meinung nach besser zur erwachsenen, düsteren Hintergrundgeschichte. Blut spritzt natürlich auch noch in großen Mengen und Headshots werden mit zusätzlichen Punkten belohnt. Trotzdem wirkt der Gewaltlevel bei weitem nicht so übertrieben, wie noch in Teil 1. In Kinderhände gehört das Spiel allerdings immer noch nicht, weswegen ganz zu Recht der rote „Keine Jugendfreigabe“ Sticker auf der Verpackung klebt. Ansonsten sind die Verbesserungen eher minimal ausgefallen. Die Figuren haben einen höheren Polycount, die Texturen wirken etwas schärfer und die Animationen sind noch ein klein wenig geschmeidiger. Die augenscheinlichste Verbesserung liegt jedoch bei den Ladezeiten, die um einiges kürzer ausfallen, als es noch der Fall beim Vorgänger war. Die Framerate bleibt über weite Teile des Spiels konstant und knickt nur bei wirklich viel Action auf dem Bildschirm ein. Ergo präsentiert sich State of Emergency 2 zwar nicht als Grafikkiller, aber über dem Durchschnitt rangiert der Titel dennoch. Musikalisch gibt es dagegen nicht so viel zu berichten, da sich die Musikuntermalung meistens im Hintergrund aufhält und äußerst unauffällig wirkt. Einen etwas härteren Soundtrack hätte ich mir bei der Non-Stop-Action schon gewünscht. Die englischen Sprecher machen ihren Job dagegen sehr gut und verleihen den Figuren das gewisse „Etwas“. Deutsche Sprachausgabe gibt es nicht, dafür aber ordentlich übersetzte Untertitel und das ist immer noch besser, als eine halbgare Synchronisation.
FAZIT:
State of Emergency 2 macht vieles besser als sein Vorgänger. Zum einen ist das Gameplay abwechslungsreicher und zum anderen wurde das Umfeld erwachsener und rauer. War Teil 1 noch in erster Linie wegen seiner bunten Comicgrafik und der damit verbunden, regelrecht übertriebenen, Gewalt berühmt und berüchtigt, fällt Teil 2 dagegen eher blass, ja fast schon harmlos aus. Schließlich ging mit dem Stilwechsel bei State of Emergency 2 nicht nur Charme verloren. Nichtsdestotrotz ist und bleibt der Titel aber das weitaus bessere Spiel des Duos. Wer also einen ordentlichen Actioncocktail sucht, an dem man nicht ewig und drei Tage sitzt, ist mit dem Spiel gut beraten. Vorher sollte man sich aber mal in der örtlichen Videothek umschauen, denn wie gesagt, sonderlich umfangreich fällt das Abenteuer nicht gerade aus.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
-
Abwechslungsreich
-
Wirkt erwachsener
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Action am laufenden Band
Minuspunkte: