Alle vier Jahre das gleiche Bild: Unzähligen Fussball Commercials überschwemmen die Werbepausen im Fernsehen, Discount-Händler bieten Grillsets für den perfekten Fussballabend an und beim lokalen Eisverkäufer gibt es nun das spezielle schwarz-weiße Fussballeis. Alle Zeichen deuten auf ein ganz bestimmtes Event hin: Die Rede ist natürlich von der FIFA Fussball Weltmeisterschaft, welche in diesem Jahr zum ersten Mal nach der Wiedervereinigung im geeinten Deutschland ausgetragen wird. Und wie schon bei den WM Veranstaltungen davor, erscheint auch jetzt ein passendes Lizenzsportspiel aus dem Hause Electronic Arts. Nachdem wir uns allerdings schon die PS2 Version vorgeknöpft haben (OnPSX Test), erfahrt ihr nun, wie sich die PSP Variante im Vergleich geschlagen hat.
Die Welt zu Gast bei Freunden
Wenn das kein schlechtes Omen ist: Wie schon bei FIFA 06 werdet ihr auch jetzt wieder ohne spektakuläres Intro ins das durchweg schlichte Hauptmenü geleitet. EA hat also wieder einmal die berühmt berüchtigte Schere angesetzt und kurzer Hand an der Präsentation und dem Inhalt herumgeschnippelt! Da die Optik des Hauptmenüs jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielt, wandert unser Blick direkt zu den Spielmodi des Spiels. Den Anfang macht natürlich wie immer der Schnellspielmodus, bei dem ihr zwei Mannschaften auswählt und anschließend ein Match bestreitet. Gerade Neueinsteiger sollten zu Beginn erstmal ein oder zwei Freundschaftsspiele antreten, um sich so schnell wie möglich an die etwas schwammige Steuerung zu gewöhnen. Ein Trainingsmodus, bei dem man den Umgang mit der Steuerung hätte lernen können, existiert in der PSP Version übrigens nicht.
Zeit, das sich was dreht
Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf dem namensgebenden FIFA WM 2006 Modus. Doch bevor ihr euch an das Turnier heranwagen könnt, müsst ihr euch zwischen der Qualifikation oder dem Endrundenspiel entscheiden. Habt ihr beispielsweise die Endrunde gewählt, dann bekommt ihr zusätzlich noch die Chance mit Originalgruppen zu spielen, oder mit einer eigenen Mannschaft anzutreten. Ansonsten erwartet euch das altbekanntes Prozedere: Ihr kämpft euch von Spiel zu Spiel, um am Ende den heiß ersehnten WM Pokal in die Luft stemmen zu können. Zwischendurch bekommt ihr immer wieder die aktuellsten Statistiken präsentiert, die euch unter anderem zeigen, welcher Spieler, in welchem bereich die Nummer Eins ist.
Forca!
Solltet ihr einmal vom WM Modus die Nase voll haben, wandert der Blick weiter auf die Globale Herausforderung. Hier geht es darum, in unzähligen Spielszenarien eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. So sind die Ziele zum Beispiel: ein bestimmtes Spiel zu gewinnen, eine gewisse Anzahl von Toren zu scheißen oder einfach kein Gegentor zu bekommen. Aber wie gesagt: Dies ist nur ein kleiner Auszug. Die Entwickler haben im Vergleich zu FIFA 06 dem Titel eine ganze Reihe neuer Szenarien spendiert. Und gerade für den kleinen Zock zwischendurch eignen sich diese Aufgaben am Besten.
Siegerprämie
Was die Motivation zusätzlich steigern soll, ist die große Menge an Extras, die es Freizuspielen gilt (beispielsweise mit erfüllten Quests im Herausforderungsmodus). So erwarten euch nicht nur diverse Videos, welche die unzähligen WM Stadien zeigen, sondern auch jede Menge Trikots und Bälle, die ihr anschließend im Spiel weiterverwenden könnt.
11 Freunde müsst ihr sein
Zu guter letzt wartet noch der obligatorische Multiplayermodus, der insgesamt zwei Spielvarianten aufweisen kann, auf euch. Neben der standardmäßigen Ad Hoc Funktion, habt ihr auch noch die Möglichkeit, via Internet gegen Spieler aus der ganzen Welt anzutreten. Das ist eine coole Sache und sollte viel öfters in PSP Spielen Verwendung finden. Alles in allem leidet das Spiel jedoch an dem zu geringen Umfang. Ein oder zwei zusätzliche Bonusspiele hätten zum Beispiel nicht geschadet. Stattdessen hat man das Meiste bereits nach einigen Stunden gesehen, wodurch der Spielspaß natürlich rasch absinkt.
Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten
Neben den Spielmodi ist aber auch das Gameplay ein entscheidender Faktor für die Berechnung des Spielspaßes. Und wie die Meisten sicher wissen, ist genau das die Hürde, an der die vergangenen FIFA Titel allesamt gescheitert sind. Während die Konkurrenz aus Japan (Konami) beispielsweise Jahr für Jahr immer realistischer wird, steckt EA Sports bereits seit einigen Jahren in einem ausweglosen Gameplay-Tief. Das ist auch bei der FIFA Fussball Weltmeisterschaft 2006 nicht anders. Aber fangen wir erst einmal mit der Steuerung an. Die hat sich seit FIFA 06 nicht verändert. Mit Hilfe der R1 Taste sprintet ihr also über den Platz und benutzt die X-Taste zum Passen, den Kreis-Button zum Flanken und den Quadrat-Knopf zum Schießen. Bewegt werden die Spieler mit dem fummeligen Analognub, dass digitale Steuerkreuz dient lediglich zum Wechseln der Taktik. Was ich vermisse, ist die Möglichkeit auf die Pro Evolution Soccer Tastenbelegung zu wechseln, was immerhin in der Konsolenvariante noch möglich war. Das eigentliche Spielgeschehen kann dagegen nach wie vor nicht so recht überzeugen. Angefangen bei der unrealistischen Ballphysik bis hin zum nervigen Dribbeln der Spieler. Aufgrund der schwammigen Steuerung ist ein geregelter Spielablauf nämlich so gut wie unmöglich und fast nur vom Glück abhängig. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Flanken, die nur im seltensten Fall einen Abnehmer finden. Einen weiteren Schwachpunkt stellt dann auch noch die dumme Gegner-Intelligenz da, welche nicht all zu selten mit fragwürdigen Aktionen überrascht.
Fussball ist unser Leben, denn König Fussball regiert die Welt
Während die PS2 Version in Sachen Optik und Präsentation voll und ganz überzeugen konnte, sieht es auf der PSP leider etwas anders aus. So erwarten euch vergleichsweise verpixelte Charaktere, die nur in der Nahansicht erkennen lassen, welcher Spieler offizielle Pate stand und auch das grandiose Stadionfeeling ist so gut wie nicht mehr vorhanden. Darüber hinaus kommt es gelegentlich zu einigen nervigen Slowdowns, die den Gesamteindruck auch nicht gerade verbessern. Etwas mehr Feintuning und eine angepasste Engine hätten dem Titel sicherlich nicht geschadet. Wenigstens sind die Ladezeiten verhältnismäßig kurz geraten, wodurch ein schnelles Spielchen zwischendurch jederzeit möglich ist.
Samurai Blue 2006
In Sachen Akustik gibt es dagegen nichts zu beanstanden. So erwartet euch auch auf dem Handheld ein kräftiges Lizenzpaket mit unzähligen bekannten Interpreten (von Mattafix bis Black Eyed Peas) und selbst die Ingame Kommentatoren können durch und durch überzeugen und gehören, wie schon auf der PS2, zur absoluten Spitzenklasse des Genres.
FAZIT:
Es ist schon eine Krux mit Multiplattformentwicklungen. Schnell sind lieblose Portierungen erschaffen, die nur selten die Ressourcen der jeweiligen Plattform ausnutzen. So gesehen, hat EA auch bei der PSP Version von FIFA Fussball Weltmeisterschaft 2006 nicht gerade die beste Arbeit abgeliefert. Neben zahlreichen Einschnitten beim Umfang und der Präsentation, ist jedoch nach wie vor das unrealistische Gameplay der Störfaktor Nummer 1. WM Interessierte sollten deshalb der Heimkonsolenversion den Vorzug geben, wenn sie unbedingt mit allen originalen Spielern in authentischen WM Stadien spielen wollen.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
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Offizielle Lizenz
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Beeindruckende Stadien
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Toller Kommentar
Minuspunkte: