Jeder fängt einmal klein an. Auch Tecmo. Wer jetzt aber glaubt, ich habe gehörig ein Ding am Laufen, der irrt, denn Tecmo hat mit Tokobot sein erstes PSP-Spiel am Start und so gesehen, fangen sie damit klein an. Leider ist dieser besagte Anfang nicht nur symbolisch als klein einzustufen, sondern auch praktisch eher dürftig ausgefallen. Warum ich das einfach so behaupte, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Review.
Es war einmal
Vor langer Zeit existierte eine hoch entwickelte Zivilisation, die glücklich vor sich hin lebte. Doch wie alles Gute hatte auch diese Zeit irgendwann ihr Ende gefunden. Warum, das weiß niemand. Nur die gigantischen Ruinen ihrer Städte, die über das Land verteilt sind, zeugen heutzutage noch von diesem ehemals mächtigen Volk. Die nachfolgende, jetzige Bevölkerung ist bei weitem nicht so fortschrittlich und kann lediglich mit einfacher Mechanik umgehen. In dieser jungen Welt durchstreift ein noch jüngerer Abenteurer und Entdecker namens Bolt die verfallenen Ruinen, ständig auf der Suche nach Abenteuern und den technologischen Hinterlassenschaften der längst vergangenen Vorfahren. Eines Tages macht er den Fund seines Lebens und entdeckt die Tokobots, kleine putzige Roboter, mit einem extrem starken Bezug auf Personen. Es sind zwar nur wenige, aber diese kleinen Kerlchen haben mehrere Besonderheiten. Zum einen sind sie so stark auf Bolt fixiert, wie ein frisch geschlüpfter Vogel auf die Mutter und zum anderen lassen sich die Roboter zu größeren Formationen kombinieren. Mit diesen kleinen Helferlein durchstreift der Spieler in der Rolle von Bolt fortan die verlassenen Ruinen. Natürlich nur zu streng wissenschaftlicher Arbeit und nicht als goldgeiler Plünderer. Für letzteres gibt es andere Übeltäter, die sich euch in den Weg stellen werden und, wen wundert es, auch auf der Suche nach den Tokobots sind. Anscheinend soll es davon einmal eine immense Anzahl gegeben haben.
Die Tokobots
Unter der tatkräftigen Anleitung von Bolt's Laborchef Mr. Canewood, dem Gründer und Namengebers des Canewood Labors und Ruby, einer hübschen jungen Laborassistentin, lernt ihr langsam die Fähigkeiten der Tokobots kennen. Grundsätzlich folgen ihm die kleinen Karakuri-Roboter bei allen Bewegungen, wenn auch etwas verzögert. So kann es leicht passieren, dass hier und da mal einer verloren geht, doch innerhalb weniger Sekunden lassen sich alle wieder zusammenrufen - wie eine Horde Entenküken. Stete Aufmerksamkeit ist also zwingend erforderlich, im Gegenzug erweisen sich die Tokobots jedoch als besonders praktisch. Mit einem einfachen Tastendruck nehmen die Roboter drei verschiedene Formationen ein: kreisförmig, in einer Reihe hintereinander und in einer Reihe nebeneinander. Mit diesen Formationen kann Bolt nicht nur Angriffe starten, sondern auch Hindernisse überwinden. Die kreisförmige Meute kann zum Beispiel Kisten zertrümmern, Schalter betätigen oder Gegnern aufs Oberstübchen springen. Hintereinander angeordnet, kann Bolt mit den Tokobots nicht nur wie mit einer Keule ausholen (um Gegner zu plätten), sondern auch diverse Abgründe überwinden. Zu diesem Zweck muss sich am anderen Ende des Abgrunds eine Magnetleiste befinden, die er mit den Tokobots treffen muss. Wie an einer Leiter kann Bolt nun an den Tokobots hochklettern. Pendeln kann er so natürlich auch. Je mehr Tokobots in eurem Besitz sind, umso größer wird eure Reichweite. Die letzte Formation kann sich im Kreise drehen, so dass eine Propellerbewegung entsteht. Feinde abwehren ist damit kein Problem. Wichtiger ist jedoch, dass ihr damit auch größere Abgründe überwinden könnt, indem ihr mit Hilfe der Tokobots sanft durch die Luft gleitet. Alle Karakuri Roboter in loser Formation können dagegen Gegenstände anpacken und wegtragen. Das war es dann auch soweit mit dem Grundrepertoire. Hinzu kommen allerdings noch Karakuri-Kombinationen, die nur an bestimmten Stellen im Spiel aufgerufen werden können. Dabei formieren sich die kleinen Roboter zu verschiedenen Gebilden wie einem Kran, einem Bombenwerfer, oder einer Schienenbahn. Unendlich Wiederholen lassen sich diese Kombinationen übrigens nicht, da sie ein gewisses Kontingent an Teilen erfordern, welche von Gegnern hinterlassen werden. Eigentlich unnütz zu erwähnen, dass diese Kombinationen zudem noch Zeit- bzw. Schadensbegrenzt sind.
Alles moderne Technik?
Während sich bis hierhin alles nach einem richtig netten und vor allem innovativen Spiel anhört, wird man bereits nach kurzer Zeit eines Besseren belehrt. Die Story ist mit den krampfhaft eingeführten Bösewichten und den „Ich-bin-ja-sowas-von-gut-und-vorbildlich-Helden“ völlig belanglos und kann nicht mal mit einer guten Erzählweise aufwarten. Lediglich in kleinen Textfeldern mit Charakterbildchen wird die Geschichte mit Hilfe von Klischeebeladenen Dialogen weitergesponnen. Sprachausgabe gibt es nicht. Sogar die offensichtlichsten Dinge werden in die Dialoge eingeflochten. Hier fehlt beim besten Willen jeglicher Tiefgang. Als reines Geschicklichkeits- und Puzzlespiel hätte Tokobot eher funktioniert oder Tecmo hätte sich etwas mehr angestrengt und eine fesselnde Geschichte entworfen. So besitzt die Hintergrundgeschichte bestenfalls eine Alibifunktion und erhöht weder die Spannung noch die Atmosphäre.
Ein etwas anderes Bild zeigt sich da bei der technischen Umsetzung. Die Grafik ist nicht sonderlich spektakulär, aber insgesamt durchaus solide. Hier und da hätte der Titel zwar ein paar bessere Texturen und mehr Details vertragen können, aber dafür gibt es wenigstens mit der Framerate keinerlei Probleme und die Ladezeiten halten sich auch noch in Grenzen. Effekte sind dagegen Mangelware und auch die Levelarchitektur entspricht eher einem Baukasten. Für den vordergründigen Puzzlecharakter des Spiels geht das gerade noch so in Ordnung, bei einem Action-Adventure hätte da aber schon erheblich mehr geboten werden müssen. Musikalisch tönt Tokobot allerdings vollkommen an meinem Geschmack vorbei. Schon nach wenigen Stunden nervte mich das permanente Hindergrundgedudel. Das die Soundeffekte auch nicht so der Reißer sind, kann man noch verschmerzen, da man normalerweise außer dem Gestöhne und Geächze des Helden sowieso nichts anderes hört.
Die Kamera
Wie bei jeder Spielkonsole, oder in diesem Fall Handheld, mit nur einem Analogstick, stellt sich die Frage, wie man die Kamerasteuerung am sinnvollsten umsetzen kann. Tecmo hat da auf jeden Fall nicht den Stein der Weisen gefunden. Wie bei vielen Spielen auf der PSP, wird mit einem Druck auf die Schultertaste die Kamera hinter der Spielfigur zentriert. Je nach Umgebung kann es jedoch auch passieren, dass man die Kamera nicht per Hand nachjustieren darf, was sich dann in mangelnder Übersicht niederschlägt. An anderer Stelle bekommt man dagegen die Kamera einfach nicht vernünftig hinter Bolt positioniert. Besonders wenn man vor einer Sprungpassage steht, oder einen Angriff mit der "Keule" ausführen will, ist das äußerst ärgerlich.
Der Schwierigkeitsgrad
Erstaunlicherweise komme ich mit allen bisher aufgezählten Widrigkeiten noch klar, aber beim Schwierigkeitsgrad von Tokobot schwindet selbst bei mir der Spielspaß. Um es kurz zu machen: Der Schwierigkeitsgrad ist einfach viel zu hoch und in Kombination mit den anderen kleinen Unzulänglichkeiten wird das Spiel später zu einer wahren Tortur. Einfache Berührungen mit Gegnern ziehen beispielsweise gleich ein ganzes Herz ab, genauso wie ungewollte Abstürze in die zahlreichen Abgründe. Bei den mitunter extrem happigen Sprungpassagen und den dazugehörigen Gegnern ist das keine leichte Angelegenheit. Schafft man dennoch eine knifflige Passage, wünscht man sich sehnlichst ein vernünftiges Checkpoint System und nicht nur hier und da einen Speicherpunkt. Einfache Hindernisparcours werden so auf eine schlappe halbe Stunde ausgedehnt, wogegen man in einem normalen Jump'n'Run in einer halben Minute durchgehüpft wäre. So quält man sich aber von Speicherpunkt zu Speicherpunkt. Sollte man beim Spielen nicht Spaß haben? Einziger Wermutstropfen ist, dass solche Passagen glücklicherweise nicht an der Tagesordnung stehen. Trotzdem treten sie viel zu häufig auf, um sie billigend in Kauf zu nehmen.
FAZIT:
Aufgrund des ungewöhnlichen Spielkonzeptes übt Tokobot anfänglich eine erhebliche Anziehungskraft aus. Dass der Titel jedoch nicht für dauerhaftes Spielen geeignet ist, liegt an dem eklatant hohen Schwierigkeitsgrad, der selbst einfache Hindernispassagen zu zeitraubenden und frustrierenden Ärgernissen werden lässt. Eine unspektakuläre Präsentation, unterirdisch schlechte Dialoge, sowie nervtötende Musik sind weitere negative Aspekte des Spiels. Somit ist Tokobot kein guter Einstand für eine Traditionsschmiede wie Tecmo geworden. Vielleicht sollte man doch lieber bei Dead or Alive bleiben.
[ Review verfasst von Justicer ]
Pluspunkte:
Minuspunkte: