Als Namco seinerzeit Soul Calibur auf Segas Dreamcast rausbrachte, sorgte der Titel prompt für Furore. Videospielkritiker auf der ganzen Welt waren sich einig, dass es sich bei diesem Titel um eines der besten Beat’em Ups handelte, die je erschienen waren. Das Spiel gab ihnen mit seinen zahlreichen Innovationen auch allen Grund dazu. Nicht nur das sich Namco damit rühmen konnte, nach dem eher bescheidenen Soul Blade auf der PlayStation den ersten anständigen Waffenprüggler entwickelt zu haben, das Spiel setzte auch mit toller Grafik, guten und zahlreichen Modi und ausgewogener Spielbalance gleich Akzente. Ein rundum brillantes Spiel. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen, als der Nachfolger für alle drei aktuellen Konsolen angekündigt wurde. Als kleines Schmankerl schenkten die Entwickler noch jeder einzelnen Konsole einen eigenen Bonuscharakter. Während Nintendo-Fans Link auch mal wieder in „nicht-Cell-Shading“ bewundern dürfen und Xbox-Besitzer mit Spawn die Axt schwingen, können sich PlayStation 2-Spieler auf ein Wiedersehen mit Tekkenveteran Heihachi freuen.
Arcade zu Hause
Beim Einschalten der PlayStation 2 wird man gleich von einem übersichtlichen Menu begrüßt, welches einem neben den üblichen Modi, Arcade, Practice, Survival, Time Attack und VS, noch einen so genannten Weapon Master Modus, zu welchem ich aber später kommen möchte, zur Auswahl stellt. Das einzige wodurch die herkömmlichen Modi auf sich Aufmerksam machen, ist das gänzliche Fehlen neuer Ideen. Irgendwie scheint sich hier in den letzten Jahren rein gar nichts getan zu haben. Schlimmer noch der Arcade Modus, welcher seiner Zeit noch der Spielspaßgarant für den Singleplayer war, ist soweit verkommen, dass ich selbst durch das hirnloseste Knöpfchenrumgedrücke innerhalb von nur 10-12 Minuten den Endgegner zu Gesicht bekommen. Und so wird der oben erwähnte Weapon Master unausweichlich, was aber wie wir erkennen werden nicht einmal unbedingt tragisch sein muss. Dieser, seines Zeichens Herzstück des gesamten Spiels, hat nicht wenig zu bieten. Anders als von Vertretern des Genres gewohnt bewegt ihr euch hier auf einer Landkarte fort und müsst nacheinander Missionen erledigen für die ihr rollenspielähnlich Erfahrungspunkte und Geld einheimst. Gewonnenes Geld kann man dann in Waffen investieren, die dem dazugehörigen Charakter dann spezielle Fähigkeiten verleihen. Zwar bestehen die Mission wie nicht anders zu erwarten auch weiterhin aus 1 gegen 1 Duelle, nur unterliegen diese Duelle je nach Situation anderen Rahmenbedingungen. Einmal befindet ihr euch auf Treibsand, ein anderes Mal ist das Kampffeld von heißer Lava umgeben, ab und zu ist euer Gegner unsichtbar oder ihr werdet gar vergiftet. In jedem Fall stehen euch, wie sonst im ganzen Spiel auch, zwei Möglichkeiten zum Sieg zur Verfügung. Entweder ihr zieht eurem Feind, mittels gezielt oder weniger gezielt eingesetzter Prügel, seine gesamte Lebensenergie ab oder schubst ihn gekonnt von der Plattform.
Die zehn Kapitel erzählen eine ein bisschen dröge wirkende Story, die aber die Dauermotivation in keinster Weise hemmt, da viele kleine über die gesamte Spielzeit verteilte Gimmicks, wie beispielsweise neue Kostüme oder Arenen, nur darauf warten von euch frei gespielt zu werden. Spielt ihr den Weapon Master Modus zwei Mal durch erwartet euch noch mal die drei Zusatzcharaktere Lizard Man, Berserker und Assassin, die in der japanischen Version nicht spielbar waren. Hier noch mal ein besonderes Lob an Namco; so viel Mühe mit der PAL-Anpassung machen sich nicht viele Spielehersteller. Mit den übrigen Charakteren bilden sie eine recht abwechslungsreiche Auswahl aus über 20 Kämpfern, deren Spektrum vom edlen Degenkämpfer über den geheimnisvollen Samurai bis hin zum obligatorischen Piraten reicht.
Blow your TV
Über die Grafik kann man sicherlich nicht meckern, Mitsurugi und Co. sind ausnahmslos gut modelliert und auch in den detailliertesten Arenen geht die Grafikengine nie in die Knie. Weiterhin geben atemberaubende Licht- und Wischeffekte, die nur bei Schwerthieben zu sehen sind, den ohnehin wunderschönen und vor allem abwechslungsreichen Arenen ihren letzten Schliff, zudem läuft das Geschehen stets butterweich und mit herrlichen Animationen.
Der Sound steht dem in nichts nach. Melodien, die zu keinem Zeitpunkt nervig sind wissen Atmosphäre zu schaffen. Die englische Sprachausgabe ist simpel und auch für Durchschnittseuropäer verständlich. Zudem sind die Sprüche einzelner Charaktere (gewollt oder ungewollt sei mal dahin gestellt) nicht selten für ein Schmunzeln gut (Cassandra,…).
Vorbildlich ist die Steuerung, da sich die zwei Schlag-, die Tritt und die Blocktaste wie jede beliebige Kombination dieser frei auf dem ohnehin für Beat’em Up gut geeignetem PlayStation 2-Pad belegen lassen. Die Steuerung wirkt intuitiv und man findet sich schnell zurecht aber auch durch wahlloses Knöpfchengedrücke erreicht man nicht selten das Ziel. Und so dürften sich absolute Genreprofis, die alle selbstredend die auch aus der Tekkenreihe bekannte Commandlist auswendig lernen, gelegentlich immer mal wieder ärgern wenn sie sich einem blutigen Anfänger geschlagen geben müssen. Weil sich aber dafür die Einarbeitungszeit immens verkürzt, machen selbst Multiplayerduelle gegen unerfahrene und somit vermeintlich schwache Gegner Spaß. Leider fehlt ein Tag-Modus aber nichts desto trotz darf sich Soul Calibur 2 zu einem der besten Multiplayerspielen zählen. PAL-Balken gibt es zum Glück keine, dafür aber leider auch keinen Onlinemodus.
FAZIT:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Soul Calibur 2 ein tolles Beat’em Up auf technisch aller höchstem Niveau ist, welches aber leider an chronischer Innovationslosigkeit krankt. Dies kann auch der gut gelungene Weapon Master Modus nicht ändern. Zudem hätte man den Schwierigkeitsgrad ruhig etwas anheben und den konventionellen Modi ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenken können. Zwar hat das Spiel nicht ganz an den brillante Vorgänger anknüpfen können, Genrefans können trotzdem bedenkenlos zugreifen aber auch Neulinge, insbesondere jene, die noch ein Multiplayer-Spiel suchen, sollten mehr als nur einen Blick riskieren. Beat’em Up-Fanatikern würde ich jedoch zu dem um einiges anspruchsvollerem Virtua Fighter 4 Evolution raten.
[ Review verfasst von Pisuke ]