Strategie-RPG’s gehören nicht gerade zu den beliebtesten Genres des deutschen PlayStation Universums. Dies könnte man jedenfalls meinen, wenn man sich die vereinzelten Veröffentlichungen anschaut, die es bis dato gab. Während nämlich Spiele, wie Phantom Brave oder Disgaea außerhalb Deutschlands durchaus anerkannt wurden, spielten sie hier nur eine kleinere Rolle. Nichtsdestotrotz erreichte uns dieser Tage wieder Nachschub in Form von Makai Kingdom aus dem Hause Nippon Ichi/Koei. Ob das Spiel jedoch wie die anderen Vertreter aus gleichem Hause überzeugen kann und gleichzeitig in der Lage ist, dem ansonsten so stiefmütterlich behandelten Genre wieder auf die Beine zu helfen, erfahrt ihr in unserem neuesten Review.
Story Anyone?
Während der Name noch dazu verführt, an einen bekannten holländischen Nationalspieler des FC Bayern München zu denken, geht es in Wirklichkeit um etwas komplett anderes. In Makai Kingdom bekommt ihr die Geschichte des mächtigen Overlords Zetta erzählt, der zu Beginn ein Opfer des bösen Lord Valvogas wird. Dieser sorgte nämlich zusammen mit dem Orakel Pram dafür, dass Zetta all seine Reiche verlor. Doch wie ihr euch sicher denken könnte, wurde Zetta nicht umsonst zum mächtigsten Overlord des Universums. So liegt es nun an euch, seinen Rachedurst zu stillen und all die verloren gegangenen Gebiete wieder zu gewinnen. Die Story ist an sich also schnell erklärt und kann vor allem durch seine witzigen Charaktere und den gelungen Dialogen überzeugen. Wer auf tiefgründige Konversationen und unzählige Storywendungen aus ist, wird enttäuscht werden. Hauptmotivation zum Weiterspielen sind die lustigen Zwischensequenzen. Ich persönlich habe beim Anblick des Covers und der Geschichte jedenfalls etwas anderes erwartet, bin aber letzten Endes positiv überrascht wurden. Leider muss ich an dieser Stelle jedoch auch erwähnen, dass das komplette Spiel in englischer Sprache gehalten wurde. Das gilt sowohl für die Sprachausgabe, als auch für die Bildschirmtexte. Wer das Spiel bzw. dessen Hintergrund in vollem Umfang genießen möchte, sollte über fortgeschrittene Englischkenntnisse verfügen. Ich finde das etwas schade, schließlich verfügen nicht alle Spieler über ausreichende Kenntnisse der Fremdsprache. Und gerade bei textlastigen Titeln wie Makai Kingdom schränkt das die Käuferanzahl nur unnötig ein.
No Grid
Zu Beginn werdet ihr erst mal mit der Aufgabe konfrontiert, ein starkes Team aufzubauen, mit dem ihr euer Reich wieder auferstehen lassen könnt. Leider hat Zetta dabei nicht mit dem Einmischen seiner Feinde gerechnet, die dafür sorgten, dass jedes Stück Land mit einer gewissen Anzahl an Soldaten befestigt wurde. So ist es euer Ziel, die Levels so schnell wie möglich von diesem Abschaum zu befreien. Je nach Welt müsst ihr dabei eine gewisse Anzahl an Punkten erspielen, die ihr durch das Besiegen der Gegner gutgeschrieben bekommt. Dabei orientiert sich die Punktzahl natürlich an der Stärke und Anzahl des Gegners. Um aber überhaupt in der Lage zu sein, gegen den Rivalen zu gewinnen, bedarf es ein gewisses Maß an erfahrenen Kämpfern (wobei das Spiel euch auch die Wahl lässt, nur mit einem einzelnen Magier den Sieg zu erringen – je nachdem, wie viel Zeit ihr investieren möchtet). Diese erstellt ihr in eurer Zentrale. So habt ihr insgesamt die Auswahl aus zwölf verschiedenen Klassen, die vom Warrior bis hin zum Medic reichen. Je nach Entscheidung habt ihr dann zusätzlich noch die Möglichkeit, euren jeweiligen Recken in Punkto Eigenschaften nachträglich zu bearbeiten (zum Beispiel benötigt ein Zauberer mehr Magiepunkte, als ein Kämpfer). Darüber hinaus bestimmt ihr hier, wer der Anführer des Teams sein wird. Und wer schließlich über das nötige Kleingeld verfügt, kann seine Kämpfer zusätzlich noch mit allerlei Kampfutensilien auszustatten. Apropo Kampfutensilien, im späteren Verlauf des Spieles dürft ihr sogar mit Panzern und in Metallanzügen durch die Gegend fahren bzw. laufen, was natürlich nicht in jedem Strategie-RPG möglich ist und somit für Abwechslung sorgt. Ein weiterer interessanter Aspekt sind die zufällig generierten Erweiterungskarten, die euer Spielfeld je nach Situation vergrößern und euch mit weiteren Gegnern konfrontieren können. Der eigentliche Spielablauf unterscheidet sich dagegen nur wenig von bekannten Spielen wie Disgaea und Co. Hauptneuerung ist der komplette Verzicht auf das so genanntes Grid – in deutsch Rasterfeld. Während ihr euch in anderen SRPGs immer Feld für Feld bewegt, gibt es eine solche Begrenzung in Makai Kingdom nicht mehr. Das sieht zwar letztendlich besser aus, ist aber gerade bei Angriffen auch unpräziser, da ihr jetzt richtig Zielen müsst. Ansonsten unterscheidet sich der Spielablauf nur unwesentlich von den anderen Nippon Ichi Spielen. Zu Beginn benutzt ihr erst einmal den Invite (Einladen) Befehl, um eure Kämpfer durch das Makai Gate in das jeweilige Level zu morphen. Dort angekommen, beginnt auch sofort die Kampfhandlung. So steuert ihr eure Charaktere mit Hilfe verschiedener Manöver. Während ihr den Move Befehl benutzt, um durch die Gegend zu laufen, dient Attack natürlich zum Angriff. Darüber hinaus stehen euch noch die Befehle Item (für die Objekte) und Throw (unter anderem könnt ihr nämlich Gegenstände auf der Karte aufsammeln und auf die Gegner werfen) zur Verfügung. Da es aber unfair wäre, wenn ihr pro Runde unendlich viele Aktionen besäßet, steht euch nur ein begrenztes Kontingent an Skill Points zur Verfügung. Habt ihr eure Manöver schließlich ausgeführt, ist der Gegner an der Reihe. Um zu überleben und vor allem zu siegen, bedarf es durchaus ein gewisses Maß an taktischem Denken. Aber auch das normale Aufleveln und das Item finden sind Garanten für einen Sieg. Später kommt ihr ohne diese Maßnahmen ohnehin nicht weiter, da der Schwierigkeitsgrad typisch für solche Spiele gegen Ende noch mal richtig anzieht. Wer sich übrigens schon mit Disgaea und Phantom Brave beschäftigt hat, wird sich schnell in Makai Kingdom zurechtfinden. Alle anderen werden dank des kleinen Tutorials am Anfang behutsam in das Spiel eingeführt und lernen die wichtigsten Aktionen bevor das Abenteuer beginnt.
Grafik & Sound
Grafisch erwartet euch (typisch Nippon Ichi eben) nicht unbedingt ein Highlight. So wurde das Spiel im traditionellen 2D Stil gehalten, wie es auch schon bei Disgaea oder Phantom Brave der Fall war. Zwar gibt es hier und da einige nette Spezialeffekte zu sehen, aber das war es dann auch schon mit den optischen Spielereien. Auch muss die niedrige Auflösung der hübsch gezeichneten 2D Figuren getadelt werden. Schließlich leben wir nicht mehr im PSOne Zeitalter und die PlayStation 2 kann sehr wohl High-Res 2D Grafik darstellen. Wenigstens sehen die Umgebungen stets farbenfroh und atmosphärisch aus, was dem Spiel natürlich entgegenkommt und es nicht all zu öde werden lässt. Darüber hinaus wurde Makai Kingdom mit einigen Zwischensequenzen im Mangastil versehen, die allesamt nett anzuschauen sind. In Sachen Akustik präsentieren uns die Entwickler mal wieder die zwei berühmten Seiten einer Medaille. Während die Hintergrundmusik meist lieblos vor sich hin trällert und die Soundeffekte eher billig wirken, sorgen die fantastischen englischen Synchronsprecher für etwas Belebung im Spiel und verleihen den vielen Charakteren meist passende Stimmen.
FAZIT:
Makai Kingdom wird es auf dem deutschen Markt wahrscheinlich nicht all zu einfach haben. Schließlich spricht die altbackene Präsentation und das traditionelle Spielsystem (trotz des Verzichtes auf ein Raster) nicht jedermann an. Umso tragischer, da das Spiel durchaus Potential besitzt und sogar das Zeug hat, absolute Neueinsteiger an den Bildschirm zu fesseln. Während Genrefans also beruhigt zugreifen dürfen und sich über die eine oder andere Neuerung freuen, empfehle ich allen Anderen erstmal ein ausgiebiges Probespiel. Wer genug vom typischen Spieleinheitsbrei hat, bekommt mit Makai Kingdom ein witziges Strategie-RPG der etwas anderen Art vorgesetzt.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
Minuspunkte: