Vier Jahre ist es nun her, seitdem sich die olympischen Winterspiele mit einem pompösen Ende aus dem verschneiten Salt Lake City verabschiedeten. Inzwischen befinden wir uns im Jahr 2006 und einmal mehr ist es soweit, den olympischen Gedanken wieder aufzuwecken. Während die Spiele anno 2002 noch den USA ausgetragen wurden, fanden sie dieses Mal im Norden Italiens statt und rückblickend betrachtet, war Turin ein durchaus zufrieden stellendes Pflaster für die deutsche Auswahl. So gewann man mit über zwanzig Medaillen zum dritten Mal in der Geschichte der Winterspiele die Gesamtwertung. Während die diesjährigen Spiele allerdings längst vorbei sind, treten die Sportler virtuell nach wie vor gegeneinander an. Verantwortlich dafür ist die offizielle Versoftung von 2K Games, mit der wir uns in unserem neuesten Review beschäftigen.
Let The Games Begin
Nach dem rasanten Intro landet ihr prompt im äußerst schlichten Hauptmenü des Spiels. Hier werden euch insgesamt vier verschiedene Spielmodi angeboten. Den Anfang machen die beiden Competitions, die entweder mit neun oder fünfzehn Wettbewerben auf euch warten. Ziel bei diesen Herausforderungen ist es, in jeder Sportart nach Möglichkeit eine Medaille einzuheimsen. Darüber hinaus habt ihr hier die Chance, mit Hilfe gelungener Aktionen (zum Beispiel keine Fehlschüsse beim Biathlon) diverse Bonuskostüme frei zuspielen. Leider wirken die beiden Modi jedoch aufgrund ihrer lieblosen Aneinanderreihung der einzelnen Wettbewerbe wenig olympisch. So bleibt die Atmosphäre durchgehend etwas zu nüchtern, was mit Sicherheit nicht den Geist der olympischen Spiele reflektiert. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Gesamtpräsentation, die im Großen und Ganzen ähnlich anspruchslos ausgefallen ist. Doch zurück zu den Modi: Neben den bisher genannten Wettbewerben, könnt ihr zudem noch eure eigenen Competitions erstellen. Zwar sind die Einstellungsmöglichkeiten alles andere als breit gefächert, wer aber keine Lust hat, sich auf die zufällig ausgewählten Sportarten zu konzentrieren, findet hier eine gute Alternative. Zu guter letzt kann man noch unter dem Punkt Einzeldisziplin ausgesuchte Sportarten gezielt absolvieren. Dabei geht es weniger um Medaillen, als vielmehr um das Erreichen neuer Rekorde, die ihr übrigens im gleichnamigen Menüpunkt jederzeit aufrufen könnt. Was schon beim Lesen dieser Rezension auffallen dürfte, ist die Tatsache, dass der Wiederspielwert nicht gerade all zu hoch ist. Die meisten Modi habt ihr nämlich bereits nach einigen Stunden durchgespielt, wodurch das Spiel natürlich rasch an Motivation verliert. Der einzige Hoffnungsschimmer zeigt sich lediglich in Form des Multiplayermodus, den ihr mit insgesamt vier Leuten an einer PlayStation 2 bestreiten könnt. Ein Onlinemodus ist jedoch nicht vorhanden.
Die Wettbewerbe
Torino 2006 ist quasi ein „Best Of“ der Winterspiele. Insgesamt beinhaltet das Spiel acht Disziplinen, die teilweise noch einmal in Unterkategorien unterteilt sind. Das ist etwas ernüchternd, wenn man bedenkt, dass es weit mehr Wettbewerbe während der Spiele gibt. So fehlen zum Beispiel die Snowboarddisziplin und auch die Curling Wettkämpfe.
Ski Alpin:
Der alpine Skisport ist in vier verschiedene Events unterteilt. So gibt es neben der Abfahrt, den Super-G, den Riesenslalom, sowie den normalen Slalom. Die Steuerung orientiert sich dabei an Spielen, wie RTL Ski Alpin, dass ja vom gleichen Entwickler stammt. Während ihr mit der X-Taste in die Hocke geht, um Geschwindigkeit aufzunehmen, benutzt ihr die Vierecks-Taste für das Carven um die Kurven. Das Gameplay ist jedenfalls schnell erlernt und quasi 1:1 vom RTL Spiel übertragen worden.
Skisprung:
Ähnlich sieht es auch beim Skispringen aus, welches sich an der „Genrereferenz“ (Anmerkung: Es gibt ja nicht viel Konkurrenz) aus dem Hause RTL orientiert. Darüber hinaus gehört der Skisprung aufgrund seiner komplexen, jedoch schnell erlernten Steuerung zu den interessantesten Wettbewerben im Spiel.
Eisschnelllauf:
Beim Eisschnelllauf kommt es hauptsächlich auf das Timung und den Rhythmus eurer Aktionen an. So müsst ihr die Kreis- bzw. X-Taste abwechselnd und immer gleich lang gedrückt halten, um einen möglichst flüssigen Lauf zu hinzulegen. Damit dies auch gelingt, solltet ihr stets ein Auge auf den Timing-Balken am unteren Rand des Bildschirms werfen.
Ski-Langlauf:
Ähnlich, wie der Eisschnelllauf feiert auch der Ski-Langlauf seine virtuelle Premiere auf der PlayStation2. Gesteuert wird das Ganze mit Hilfe der X-Taste, die zur Regulation der Energieanzeige dient. Dabei solltet ihr jedoch stets darauf aufpassen, dass ihr euren Sportler nicht zu viel zumutet. Wer nämlich zu sehr auf die Energiereserven drückt, wird sich schon bald auf den hinteren Plätzen des Starterfeldes wieder finden. Strategisches Vorgehen ist entscheidend.
Biathlon:
Im Großen und Ganzen erinnert Biathlon stark an den zuvor erwähnten Ski-Langlauf. Das Hauptaugemerk liegt aber mehr auf einer ruhige Hand, da ihr neben dem Skifahren auch noch diverse Schießübungen absolvieren müsst.
Bob:
Ziel im Bobsport ist es, so schnell wie möglich den Eiskanal herunter zu rasen. Und vor allem das „Schnell“ haben die Entwickler auf der Konsole verdammt gut hinbekommen. Spätestens bei 100 km/h kommt nämlich richtiges Burnout Feeling auf. Damit ihr jedoch nicht ähnlich spektakulär in die Bande knallt, solltet ihr stets darauf achten, den Bob möglich gerade in der Bahn zu halten.
Rodeln:
Der Rodel Wettbewerb funktioniert quasi genau so, wie das Bobfahren. Dementsprechend solltet ihr auch hier euren Schlitten möglichst stabil halten, um eine gute Platzierung zu erreichen.
Nordische Kombination:
Die nordische Kombination gehört mit Abstand zu den anspruchsvollsten Wettbewerben von Torino 2006. Schließlich werdet ihr hier in gleich zwei Wettbewerben gefordert. Während ihr zu Beginn mit dem Skispringen startet, geht es im zweiten Teil auf die Langlaufsrecke.
Die Umsetzung der meisten Sportarten weiß durchaus zu gefallen, auch wenn mit Sicherheit noch mehr drin gewesen wäre: So schwebte mir zum Beispiel während des Tests die Idee eines Eiskunstlaufmodus im Stile von Dancing Stage (Tanzspiel, Konami) vor, wo ihr zur richtigen Zeit die richtigen Tasten drücken müsst. Vielleicht sieht man so etwas ja in vier Jahren beim Nachfolger Vancouver 2010. In der Zwischenzeit sollte man jedoch Wege für eine höhere Abwechslung bei den Disziplinen suchen, da sich einige Sportarten (Bob, Rodeln) für meinen Geschmack zu wenig von einander unterscheiden.
Grafik
In Sachen Grafik etabliert sich Torino 2006 im gehobenen Mittelfeld. Vor allem die Charaktere und Spielstätten wirken durchgehend gut animiert. Auch das Geschwindigkeitsgefühl bei den Kanalfahrten kommt aufgrund der flüssigen und sauberen Darstellung einwandfrei rüber. Was jedoch fehlt, ist die entscheidende Menge an Details, die das Spiel noch mal ein paar Wertungspunkte höher gehievt hätten. Der Spielpräsentation hätten zudem etwas durchgestyltere Menüs und aufwändigere Hintergrundinformationen auch nicht geschadet.
Sound
Den Hauptteil des Sounds machen die beiden Kommentatoren aus, die mit ihrem Fachwissen, sowie dem guten Zusammenspiel eine durchweg befriedigende Leistung darbieten. Zwar wirken die Sprüche hier und da ein wenig zu sehr aufgesetzt, aber da hat man schon weitaus schlimmere Moderationen gehört. Ansonsten erwarten euch die üblichen, lieblosen Hintergrundmelodien, sowie die euphorischen Fans, die euch von der Seite aus anpeitschen.
FAZIT:
Torino 2006 entpuppt sich am Ende als solide Lizenzversoftung. Während sich zu Beginn sogar noch richtiges Suchtpotential entwickeln kann, sinkt selbiges im Laufe der Zeit immer weiter ab. So hat man das Meiste bereits nach ein oder zwei Stunden gesehen, was bei einem Preis von gut 40 Euro natürlich nicht all zu prickelnd ist. Fans der Spiele und Gelegenheitsspieler werden trotzdem ordentlich unterhalten und sollten ruhig mal ein Blick auf das Spiel werfen. Wer jedoch auf der Suche nach akkuraten und umfangreichen Simulationen der Sportarten ist, sollte die Finger von Torino 2006 lassen.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
Minuspunkte:
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Eintönige Präsentation
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Geringer Wiederspielwert
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Zu wenig Sportarten