Für die nächste Singstar Episode hegte ich zwei Wünsche: Zum einen wollte ich eine anständige Rockkompilation und zum anderen die volle Achtziger Jahre Dröhnung. Nach dem eher müden „Singstar: The Dome“, hat mir Sony zumindest den letzten Wunsch erfüllt und verspricht mit Singstar 80’s eine Zeitreise zurück in das Jahrzehnt der billigen Actionfilme, haarsträubenden Frisuren und geschmacklosen Mode. Trotzdem besitzen gerade die Achtziger Jahre einen riesigen Vorteil gegenüber den anderen Jahrzehnten. Die Musik war bis dato noch nie so vielfältig und eingängig zu gleich. Zahlreiche Hits, die auch heute noch in den Radios rauf und runter dudeln, stammen aus der Zeit der Synthesizer und Keyboardgitarren. So habe ich beispielsweise stets Probleme aktuelle Songs mitzusingen und das obwohl diese täglich im Radio/TV von früh bis abends gespielt werden. Anderseits kann ich aber ein „The Final Countdown“ von Europe oder „Wake Me Up Before You Go Go“ von Wham! sofort mitträllern. Kein Wunder also, dass die jetzigen Plattenverkäufe rapide abnehmen. Einen weiteren Vorteil sehe übrigens darin, dass sie irgendwie jeder kennt und „mag“. Da spielt es keine Rolle, ob derjenige ansonsten nur Metal, Radiomucke oder Techno hört – die Achtziger sind eben KULT! Das machte sich schon in meinem Freundeskreis bemerkbar, als ich immer öfters gefragt wurde, wenn denn nun, dass neue Singstar erscheinen würde. Nun halte ich die Promotion Version in meinen Händen und bin gerade dabei, meine PS2 samt Singstar 80’s in unseren Club zu schleppen.
Zurück in die Vergangenheit
Was sofort auffällt, ist die durchgestylte Präsentation. Angefangen bei dem genialen Cover, über das ziemlich abgefahrene Intro und den Details, wie den Kassetten als Ladeanzeige, versprüht das Spiel von vorne bis hinten Charme. Richtig witzig sind übrigens die Bewertungsicons, die jetzt entweder als Flying Vs (Posergitarre) oder als Arcadeautomaten angezeigt werden. Das Sahnehäubchen sind jedoch die Farbgebungen, die mit viel Pink aufwarten und einen immer wieder daran erinnert, wie verwerflich doch der Geschmack in den Achtzigern war. Die Menustruktur wurde dagegen nicht verändert, sodass sich jeder Singstar erprobte Spieler sofort zu recht finden sollte: Unter Optionen kann man neben dem Bildschirm auch noch die Eye Toy Kamera anpassen, Speichern, Laden oder sich bereits zuvor gesicherte Songs noch einmal zu Gemüte führen. Die obligatorischen Highscoretabellen findet ihr unter dem Punkt Charts. Wer die Songs dagegen lieber selbst interpretieren möchte, kann dies problemlos und ohne Bewertungszwang im Freestyle Modus tun und wer vor einer Party heimlich üben möchte, für den könnte zudem der „Solo singen“ Modus interessant sein. Leider hat man wieder einmal keinen richtigen Einzelspielermodus mit Story und Karriereaufstieg eingebaut, obwohl man gerade aus dem Achtziger Thema etwas Schönes hätte machen können (Zum Beispiel: Die Karriere von Dieter Bohlen nachspielen).
Doch nun genug von dem eher unwichtigen Drumherum. Meine Leute schreien schon förmlich nach den Mikros und somit begeben wir uns direkt in den Party Modus. Hier kann man sich entweder bei einem Duett gemeinsam im Arm liegen, oder bei einem Duell beweisen. Unter dem Punkt „Gib das Mirko weiter“ befindet sich dann der eigentliche Spaßmodus. Doch Moment Mal! Da hat sich doch glatt eine neue Option in das Menü geschlichen. Unter „Sing-Song“ versteckt sich ein waschechter Pong Klon! Im Gegensatz zum bekannten Klassiker spielt man hier allerdings nicht mit dem Controller, sondern mit dem Mikrofon. Durch die Tonlage beim Singen wird der Schläger gesteuert. Singt man beispielsweise hoch, geht der Schläger entsprechend nach oben. Demzufolge wandert der Schläger bei tiefen Tönen nach unten. Für Außenstehende muss sich das zwar wie eine wilde Sexorgie anhören, aber was soll`s – Das Spiel macht nicht nur süchtig, sondern auch einen Mordsgaudi.
Everybody Wants To Rule The World
Weil es schon irgendwie Tradition ist, dass ich euch von einer unserer Karaoke Partys berichte, gibt es auch dieses Mal wieder Eindrücke vom Spiel direkt aus erster Hand. Zum Warmmachen und Kennen lernen der Songs eigenen sich am Besten die Duelle. Als ich zwecks Songauswahl vor versammelter Mannschaft durch die 30 Lieder blätterte, schlugen schon die ersten die Hände über dem Kopf zusammen. Aber nicht, weil sie die Songs so schlecht fanden – eher im Gegenteil! Beim Anspielen von Opus, Europe, Tina Turner oder Geier Sturzflug wurden viele schon ganz kribbelig und bei Interpreten/Bands wie Culture Club oder Katrina & The Waves gab es kein Halten mehr. Selbst musikalische Grausamkeiten wie Modern Talking oder Wham! wurden freudig wahrgenommen. Die Songauswahl ist dieses Mal wirklich sehr gut geworden und richtige Totalausfälle existieren zum Glück nicht. Allerdings verfügen einige Lieder nicht über das beste Partypotential und hätten auch weggelassen werden können, wobei das natürlich auch Geschmackssache ist. Wenig begeistert war unsere Gruppe unter anderem von Marietta mit „Fire & Ice“, Marillion mit „Kayleigh“ und Limahl mit „Neverending Story“. Von anderen Interpreten wie Billy Joel hätten wir uns dagegen lieber einen anderen Song („We didn’t start the fire“) gewünscht. Ebenfalls sehr schade ist das Fehlen von Alice Cooper mit „Poisen“, Madness mit „Our House“, Madonna mit „Material Girl“ und Vanilla Ice mit „Ice Ice Baby“ in der deutschen Version. Diese Songs findet ihr leider nur in der englischen Fassung. Letztendlich ist die Auswahl aber trotzdem gut gelungen. Wer genau wissen möchte, welcher Interpret mit welchem Lied auf Singstar 80’s vertreten ist, kann sich mit Hilfe der kompletten Songlisten zur deutschen und englischen Singstar 80’s Version informieren. Dann könnt ihr selbst entscheiden, welche Fassung euch mehr anspricht.
Ein ganz besonderer Reiz geht natürlich immer von den im Hintergrund gezeigten, originalen Musikvideos aus und auf diesem Gebiet schlägt das neueste Singstar ausnahmslos alle Vorgänger. Wer George Michael in Hotpants und engem Top im Wham! Musikvideo sieht, wird mächtig mit der Konzentration zu kämpfen haben. So lag ich beim ersten Mal vor akuten Lachanfällen auf dem Boden und konnte mich nicht mehr auf den text konzentrieren. Genial! Aber auch die NDW Songs machen es einem nicht leicht und wenn alle anderen mitlachen, wird die 8.000 Punktemarke unerreichbar. Umso unverständlicher ist es, warum es Sony nicht geschafft hat, zum Song „Eye Of The Tiger“ von Survivor das passende Video auf die DVD zu pressen, schließlich wird das berühmte Video auch heute noch öfters im Musikfernsehen gezeigt. Stattdessen hat Sony nur eine langweilige 08/15 Hintergrundanimation eingefügt und selbst auf Fotos und Bilder der Gruppe verzichtet. Wie auch immer - warum die London Studios die üblen Medleys wieder in das Programm aufgenommen haben, blieb mir und den anderen ein Rätsel. Nach wie vor gestalten sich die Medleys äußerst undynamisch und wirken lieblos zusammengeschnippelt. Weshalb man auch noch mit den völlig unnützen „Song Medleys“ der ganzen Chose eins draufsetzten musste, verstehe ich noch weniger. Bei den „Song Medleys“ besteht die Aufgabe des Sängers(in) darin, nur eine Aneinanderreihung von Textphrasen, die teilweise nur einen Satz beinhalten, zu singen. Macht das Spaß? Nein! Ebenfalls noch mit an Bord ist der Rap Meter, welcher aber zum Glück nicht mehr die große Beachtung bei den Songs findet. Der einzige Songs wo diese Option noch Sinn macht, wäre Vanilla Ice mit „Ice Ice Baby“, aber dieser Song fehlt ja bekanntlich in der deutsche Version.
Party on! Oder doch nicht?
Das „Song Medley“ ist übrigens die einzige Neuerung, die ihr im „Gib das Mirko weiter“ Modus finden werdet. Es kann doch nicht so schwer sein, auch ein paar neue und vor allem gute Minispiele zu integrieren! So muss der Partyfan mit den bekannten Minispielen wie „Wer erreicht zuerst 5000 Punkte“, „Unterschreite eine bestimmte Markierung nicht“, den Medleys und dem „Gib das Mirko weiter“ (während eines Songs, wird das Mirko in der eigenen Gruppe rumgereicht) auskommen. Dazu kommen dann noch das Duell, Duett und das Minispiel. Apropos Minispiele. Die Idee von „Sing-Song“ ist wie bereits gesagt, ziemlich genial und ich hätte mir noch mehr solche Spielchen gewünscht. Ich erinnere mich dabei gerne an EyeToy Play 2, wo man mit der Stimme ein U-Boot durch eine enge Schlucht lenken musste. Also los liebe Entwickler, traut euch!
FAZIT:
Danke Sony! Nach dem musikalisch eher schwachen „The Dome“ Ableger, geht es mit Singstar 80’s wieder bergauf. Die Songauswahl ist bis auf ein paar Ausnahmen perfekt und die enthaltenen NDW Klassiker sorgen auf jeder Party für Stimmung. Auch die ganze Aufmachung, die ganz im Stil der Achtziger gehalten ist, weiß zu gefallen. Dennoch bleibt auch dieser Titel nicht kritiklos. Gerade in Hinsicht auf die Multiplayerspiele treten die London Studios seit dem ersten Singstar so gut wie auf der Stelle und das wieder einige Klassiker in der deutschen Fassung weggefallen sind, ist ebenfalls sehr schmerzhaft. Dennoch schafft es Singstar 80’s sich gleich neben Singstar Party in der „Singstar Hitparade“ zu platzieren. Jetzt fehlt nur noch ein rockiges Singstar und ich bin fast rundum glücklich.
[ Review verfasst von Shagy ]
Pluspunkte:
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Die Achtziger!
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Perfekte Stimmerkennung
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Wham!
Minuspunkte:
Singstar 80's Songs:
Deutschland:
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Cyndi Lauper - She Bop
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Geier Sturzflug - Bruttosozialprodukt
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Hubert Kah - Sternenhimmel
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Ixi - Der Knutschfleck
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Joachim Witt - Goldener Reiter
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Limahl - Neverending Story
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Marietta - Fire & Ice
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Modern Talking - Cheri Cheri Lady
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Münchner Freiheit - Ohne Dich (Schlaf Ich Heut Nacht Nicht Ein)
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Nena 99 - Luftballons
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Nino De Angelo - Jenseits Von Eden
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Opus - Live Is Life
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Trio Rio - New York, Rio, Tokyo
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Westernhagen - Sexy
International:
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Billy Joel - Uptown Girl
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Blondie - Atomic
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Culture Club - Karma Chameleon
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Dexy’s Midnight Runner - Come On Eileen
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Europe - The Final Countdown
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Foreigner - I Want To Know What Love Is
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Frankie goes to Hollywood - Power Of Love
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Katrina & The Waves - Walking On Sunshine
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Marillion - Kayleigh
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Nena - 99 Red Balloons
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Simple Minds - Don't You Forget (About Me)
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Soft Cell - Tainted Love
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Starship - We Built This City
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Survivor - Eye Of The Tiger
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Tears for Fears - Everybody Wants To Rule The World
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Tina Turner - The Best
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Wham! - Wake Me Up Before You Go Go
Großbritannien:
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Alice Cooper – Poisen
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Belinda Carlisle - Heaven Is A Place On Earth
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Dolly Parton - 9 To 5
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Duran Duran - Rio
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Erasure - A Little Respect
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Fairground Attraction – Perfect
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INXS - Never Tear Us Apart
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Kate Bush - Running Up That Hill
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Madness - Our House
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Madonna - Material Girl
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Pretenders - Brass In Pocket
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Run DMC - It's Tricky
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Simple Minds - Don't You Forget (About Me)
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The Cure - Just Like Heaven
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Vanilla Ice - Ice Ice Baby