Man könnte sagen, Crash Bandicoot war das Maskottchen der PlayStation 1. Die drei veröffentlichten Jump`n`Runs waren allesamt fantastisch spielbar und selbst der Mario Kart Klon „Crash Team Racing“ konnte auf ganzer Linie überzeugen. Doch die Glanzzeiten des Beuteltieres sind lange vorbei. Nach dem Wechsel des Entwicklerteams (Naughty Dog erschuf in der Zwischenzeit für Sony vier Jak & Daxter Spiele) sank die Qualität der neuen Titel rapide ab und fehlender Fortschritt ließ die Serie in die Belanglosigkeit versinken. Erst langsam kann Publisher Vivendi Universal mit wirklich neuen und lustigen Spielen im Crash Bandicoot Universum aufwarten. Crash Tag Team Racing ist eines davon.
Aber Moment! Gab es nicht schon vor einigen Monaten einen Fun-Racer mit Crash & Co. auf der PlayStation 2? Richtig, Crash Nitro Kart erschien Ende 2004 und war alles andere als berauschend. Mit seiner trägen Spielgeschwindigkeit konnte der Titel keinen Blumentopf gewinnen. Das muss auch Vivendi Universal eingesehen haben und entzog daraufhin dem damaligen Entwickler Traveller Tales die Lizenz. Anvertraut hat man dass bekannte Franchise dem hausinternen Studio Radical Games, das mit Crash Tag Team Racing nun versucht, den verbliebenen Fans ein genießbares Videospiel abzuliefern.
Von Clutch`s Motorworld
Abeneezer von Clutch hat es nicht leicht. Da besitzt er schon den größten Motorsportvergnügungspark der Welt und doch gibt es Neider, die ihm sein Glück nicht gönnen wollen. Irgendjemand hat nämlich die Energiekristalle, die für den Betrieb des Parks benötigt werden, gestohlen und in den Themenwelten versteckt. Doch das Schlimmste kommt erst noch, denn Von Clutch`s eigener schwarzer Kristall wurde gleich mit entwendet. Diesen braucht Von Clutch aber für seinen Cyborgkörper, ansonsten droht ihm die Abschaltung – für immer! Um das aufziehende Unheil abzuwenden, veranstaltet Von Clutch ein Rennen, mit dem Ziel, die Kristalle wieder zu beschaffen. Da kommen ihm die zusätzlichen Rennfahrer in Form von Crash und Co. gerade recht, die von der Cortex Sippe verfolgt, durch die Landschaft heizen und wie es der Zufall so will, bauen sie genau vor dem Eingang zur Motorworld einen Unfall. Nach einer kurzen Besprechung scheint die Sache klar, derjenige, der die Kristalle findet, bekommt den Park als Belohnung. Wenn das mal kein guter Anreiz ist...
Abenteuerspielplatz
Obwohl es eine Hintergrundgeschichte gibt, ist diese eher zweckmäßig gehalten und soll die einzelnen Spielelemente lediglich verbinden. Nichtsdestotrotz machen die paar eingestreuten Rendervideos unheimlich Spaß und warten mit zahlreichen Gags auf. Besonders beeindruckend ist dabei die deutsche Synchronisation, die vollkommen überzeugen kann. Alle Charaktere verfügen über charakteristische Stimmen: Von Clutch spricht tiefstes sächsisch; Dr. Neo Cortex quasselt leicht schwul und Crunch spricht mit genauso viel Feingefühl, wie ein Schraubenschlüssel. Dazu gesellen sich lauter lustige Sprüche (ein „Burn Baby Burn“ von Dr. Neo Cortex zu hören, ist ultrakomisch), die den Figuren quasi auf den Leib geschneidert wurden. Passend dazu wird das Geschehen wieder von Acapella Musik (alle Instrumente werden „gesungen“) begleitet, die jedoch viel markanter und abwechslungsreicher erscheint, als noch in den Vorgängern. Natürlich hat solche Art der Musik immer viel Nervpotential, doch glücklicherweise hält sich die Akustik mit angenehmen Melodien stets im Hintergrund zurück.
Rennadventure?
Crash Tag Team Racing ist kein reinrassiges Rennspiel. Vielmehr bietet der Titel zu gleichen Teilen Jump`n`Run Passagen und Rennspiel Action. Denn bevor ihr auf den verschiedenen Kursen fahren könnt, müsst ihr diese erst einmal finden! Von der Mittelpunktwelt Midway aus, hüpft und springt ihr mit Crash durch die einzelnen Themenwelten des Parks. Von den Wasserwelten der Bucanneers Bay geht es durch die Märchenwelt von Happily Ever After Land, den urzeitlichen Gefilden der T-Wrecks Welt, bis hin in den Weltraum, der im Astro Land nachempfunden wird. Auf abwechslungsreiche Art werden dabei die bekannten Klischees auf den Arm genommen und mitunter als witzige „Todesszenen“ verbraten. Crash`s Ableben kann euch nämlich öfters ereilen, als euch lieb ist. Was vor allem aber an der ungenauen und schwammigen Jump`n`Run Steuerung liegt. Punktgenau zu springen und vor allem das zu sehen, was vor einem liegt, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Zwar bedeutet ein Ableben nicht das Aus im Spiel, da ihr praktisch immer drei Meter weiter zurückgesetzt werdet, aber wenn man bedenkt, dass gerade in diesem Genre Crash seine Wurzeln hat, ist das irgendwie schon traurig. Na, wenigstens haben die Entwickler dafür gesorgt, dass durch das faire Checkpointsystem kein Frust aufkommt. Insofern kann man den Jump`n`Run Anteil wenigstens noch als „halbwegs spielbare“ Abwechslung verbuchen.
Das eigentliche Renngeschehen glänzt mit einer Vielzahl an Spielmodi. Da wären zum einen die normalen Rennen, bei denen es gilt, möglichst auf dem Siegertreppchen zu stehen. Dann gibt es noch „Schnellste Runde“ Veranstaltungen, bei denen ihr den Streckenrekord brechen müsst und noch ein paar Varianten, bei denen ihr Objekte abballern, oder Pappaufsteller umfahren dürft. Zusätzlich existiert zu jeder Welt noch entweder eine Deathmatch Arena oder eine Stunt Arena. Während die Deatmatch Veranstaltungen richtig Spaß machen, wirken die Stunt Levels undurchdacht, da es eher dem Zufall überlassen wird, ob euch ein Stunt (ihr führt die mit den beiden Sticks aus) gelingt, oder nicht. Gewinnt ihr die Events winken euch schwarze Kristalle, mit denen ihr weitere Welten, Fahrzeuge und Kostüme frei schalten könnt.
Wie der Name schon verrät, bietet Crash Tag Team Racing keine stinknormale Kartaction, sondern setzt auf Gemeinschaftsarbeit in so genannten Tag Teams. Starten tut ihr natürlich mit eurer eigenen Kiste, da die Rennen aber ziemlich ungemütlich werden können - schließlich versucht jeder, euch irgendwie abzuschießen - könnt ihr euch mit einem anderen Fahrer vereinen. Nein, nicht das was ihr denkt. Vielmehr transformieren sich die beiden Autos in ein Superfahrzeug, bei dem eine Spielfigur fährt und die andere ballert. Ihr könnt euch nun aussuchen, ob ihr lieber die Kanone bedienen wollt, oder das fahrbare Ungetüm über den Kurs lenken wollt. Vorsicht ist dennoch geboten, denn die Verbindung hält nicht ewig und so ist es ratsam, sich in der letzten Runde zu lösen, damit es vor der Ziellinie kein böses Erwachen gibt. Das hört sich nicht nur recht spaßig an, sondern würde es auch sein, wenn nicht der lasche Schwierigkeitsgrad wäre, der dem Spiel jeglichen Anspruch raubt. Kaum ein Rennen lässt sich nicht beim ersten Versuch auf Gold fahren, was zur Folge hat, dass man das gesamte Spiel schnell bewältigen kann. Zwar kann man später immer noch auf die Suche nach Münzen und Kristallen gehen, um noch die restlichen Sachen frei zu schalten, aber wirklich motivierend ist das auf Dauer nicht. Selbst die verschiedenen Geschwindigkeitsklassen, welche die Rennen schwerer machen sollen, helfen nicht. Crash Tag Team Racing ist einfach zu leicht und dementsprechend schnell durchgespielt. Somit ist es zwar löblich, das die Entwickler versuchten, kein normales Rennspiel abzuliefern, sondern neue Elemente integrierten, um das Spiel abwechslungsreicher zu machen, aber der viel zu niedrige Schwierigkeitsgrad und die verkorkste Jump`n`Run Steuerung zeigen dem Vorhaben ganz klar seine Grenzen auf. Hätte man wenigstens für einen Onlinemdous gesorgt, bei dem man gegen andere menschliche Spieler aus der ganzen Welt (oder zumindest Europa) antreten könnte, dann würde man Crash Tag Team Racing sicherlich auch noch nach dem Durchspielen ab und an in die PlayStation 2 legen. Aber stattdessen darf man zu acht an einer (!) Konsole sitzen und sich auf den kleinen Splitscreenfenstern dank fehlender Übersicht herumärgern. Hier wurde ganz klar Potential verschenkt!
Ich schreib dir`ne Postkarde aus Düsseldorf
Wenigstens läuft das Spielgeschehen immer flüssig und auch die Geschwindigkeit stimmt. Somit sind schon einmal die Grundkriterien für ein Rennspiel erfüllt. Dass man sich mit einem Pappmache Look von der Konkurrenz absetzen will, kann ich nur begrüßen. Immerhin unterstreicht diese Optik die Vergnügungspark Atmosphäre ganz gut und weiß auch durch die schönen Farben zu gefallen. Die Autos und Spielfiguren stehen den Kursen in nichts nach und können auch dank zahlreicher Details überzeugen. Damit setzt zwar Crash Tag Team Racing keine neuen Grafikstandards im Genre, bietet aber eine vollkommen ausreichende Optik, die den Ansprüchen mehr als gerecht wird.
FAZIT:
Crash Tag Team Racing macht seine Sache gut und kann in erster Linie als Fun-Racer für die jüngere Generation überzeugen. Dank des niedrigen Schwierigkeitsgrad und der riesigen Welten, kann man Stunden mit dem Erkunden der Themenparks verbringen. Dadurch richtet sich der Titel vor allem an besorgte Eltern, die ihren Kindern ein gewaltfreies Spiels kaufen möchten. Profis und gestandene Crash Team Racing Veteranen werden dagegen schnell gelangweilt werden, da das Spiel für diese Klientel keine Herausforderungen bereithält.
[ Review verfasst von .ram ]
PS: Crash Tag Team Racing bietet auch eine Option zur Verbindung mit der PSP Variante des Spieles. Da diese Version jedoch erst Anfang nächsten Jahres erscheint, können wir noch nichts Genaues zu dieser Funktion sagen.
Pluspunkte:
Minuspunkte: