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GUN
3. Januar 2006

Bis auf den bestenfalls durchschnittlichen Wild West Shooter „Red Dead Revolver“, ließen sich nicht gerade viele Videospiele auf der PlayStation 2 blicken, die sich dem Thema Western verschrieben haben. Dabei birgt doch gerade diese Epoche sehr viel Potential, mit all den Revolverhelden, Indianern, Duellen um zwölf Uhr mittags, Banküberfällen und Kartentricks in städtischen Saloons. Das hat Neversoft wohl erkannt und liefert uns mit GUN einen Wild West Vertreter ab, der sich durchaus sehen lassen kann. Wieso es trotzdem nicht zum Hit-Stempel gereicht hat, erfahrt ihr in unserer Rezension.

The Law of the West, is the Law of the GUN

Viele jüngere Zocker werden es vielleicht nicht wissen, aber die Activision eigene Spielschmiede Neversoft, zeichnete sich in der Vergangenheit nicht nur für die Tony Hawks Pro Skater Spiele aus. Zu Zeiten der PSOne sammelten die Texaner auch Erfahrungen in anderen Genres. Mit Spider-Man veröffentlichten die Entwickler ein sensationell gutes Action-Adventure und mit Apocalypse erschufen sie nicht nur das erste eigene Spiel, welches auf einen Hollywood Star (Burce Willis) setze, sondern lieferten nebenbei auch noch einen Actionklassiker ab. Danach folgten für lange Zeit nur Tony Hawks Neuauflagen. Bis jetzt – mit GUN wollen die Amerikaner sich wieder im Action Genre etablieren und ganz nebenbei dem Über-Spiel Grand Theft Auto Konkurrenz machen.

Wie im Weste(r)n

Held des Spiels ist Colton White, seines Zeichens Jäger und angehender Revolverheld, der mit seinem Vater unten am Missouri Wildtiere erlegt und damit die vorbeifahrenden Schaufelraddampfer versorgt. Während ihr auf der Pirsch nach ein wenig Beute Ausschau haltet, wird euch nebenbei die Steuerung erklärt. Die ist übrigens äußerst einfach zu handhaben und erinnert in vielen Sachen eher an Ego-Shooter, als an klassische Action-Adventures. Besonders das Ziehen der Waffe und das Schnelle Schießen (eine Art Bullet Time), gehen leicht von der Hand, ein Umstand, von dem sich ähnlich gelagerte Spiele ruhig eine Scheibe abschneiden können. Nachdem ihr das Tutorial überstanden habt, fährt auch schon der erste Dampfer vorbei. Zeit zum Ausruhen bleibt somit, wie so oft in GUN, keine. Denn beim Besuch des Dampfers muss Colton einen schrecklichen Überfall miterleben, bei dem auch sein Vater das Leben lässt. Ihm bleiben nur zwei Anhaltspunkte: ein schwarz gekleideter Priester und eine goldene Münze für den Saloon in Dodge City. Doch wie soll er dorthin gelangen? Dodge ist mehrere Meilen entfernt. Da kommt ihm der ehrliche Tom gerade recht, der ihm bei einem „Wettkampf“ sein Pferd überlässt. Übrigens merkt man nicht nur hier den fehlenden Feinschliff recht deutlich, denn wieso in Gottes Namen kann ein erwachsener Pfadfinder kein Pferd reiten? Das Tutorial mag zwar notwendig sein, um den Spieler in das Reiten einzuführen, wirkt aber vollkommen unglaubwürdig und irgendwie deplaziert.

In Dodge City angekommen, könnt ihr entweder schnurstracks der Story folgen, oder euch mit ein paar Nebenaufträgen etwas dazuverdienen. Die Nebenmissionen umfassen Hilfsarbeiten für den Sheriff, Botengänge für wohlhabende Bürger, das Jagen von gefährlichen Tieren und natürlich das Fangen von gesuchten Kriminellen. Weiterhin erwartet euch noch ein wenig Rancharbeit, bei der ihr unter anderem eine Büffelherde zusammentreiben müsst. Leider war man hier nicht konsequent genug, denn die Herde besteht gerade mal aus fünf Tieren und ist dementsprechend etwas klein. Überhaupt hätte man aus der Rancharbeit ein weitaus umfangreicheres Minispiel machen können, denn die paar mickrigen Aufträge werden dem Potential nicht im Geringsten gerecht. Mit dem ersten so verdienten Geld solltet ihr euch jedoch keine Verbesserungen für euren Colt oder euer Gewehr kaufen, sondern die Moneten in eine Spitzhacke investieren. Mit diesem Werkzeug könnt ihr Gold schürfen gehen und dadurch noch mehr Einnehmen. Wer sich das jetzt als lustigen Zeitvertreib vorstellt, wird enttäuscht sein. Denn gerade Mal eine Taste muss man drücken und schon ist der riesige Goldhaufen abgetragen und durchsiebt. Hier hatte ich mir ehrlich gesagt einiges mehr erhofft, zum Beispiel im Fluss stehen und nach Nuggets suchen, oder in einer Mine arbeiten. Aber wie so oft in GUN, wirkt auch dieser Gameplaymechanismus zu undurchdacht und zu schnell implementiert. Mit ein wenig mehr Aufwand hätte man dem Spiel soviel mehr spendieren können. Wie dem auch sei, mit dem Geld, das ihr durch die ganzen Nebenaufträge dazuverdient, rüstet ihr eure Waffen auf und verbessert eure Lebensenergie. Eine große Auswahl an Waffen und Items gibt es allerdings nicht, prinzipiell überlassen euch sogar eure Gegner alle guten Waffen.

Doch zurück zur Story

Nach und nach erfährt Colton, wer hinter dem Tod seines Vaters steckt und sinnt auf Rache. Die Geschichte nimmt also ihren Lauf und jagt euch regelrecht von einem Ort zum Anderen. Zeit zum Verschnaufen wird euch kaum gelassen. In einen Augenblick flieht ihr aus einem Rebellenfort und im anderen Augenblick greift ihr es mit befreundeten Indianern wieder an. Die Story motiviert bis zum Ende zu spielen, wirkt aber an vielen Stellen zu sehr gestrafft und lässt Tiefe vermissen. Dafür bieten die Missionen eigentlich alles, was man aus den Fernsehwestern kennt, von einer Postkutscheneskortierung, über einen Gefängnissausbruch, bis hin zum Zugüberfall, vermisst man nichts. Sogar vereinzelte Bosskämpfe gibt es. Schade nur, dass der finale Showdown stark vom eher niedrigen Schwierigkeitsgrad abweicht und deutlich schwerer ist als der Rest des Spiels. Bis ihr jedoch dort angekommen seid, werdet ihr rund sieben Stunden brauchen. Das ist nicht gerade viel, wenn man das offene Free Roaming Konzept bedenkt. Insbesondere, wenn es nach dem Abspann keinen wirklichen Anreiz mehr gibt, nach Montana zurückzukehren. Die paar Nebenaufträge halten einen nämlich auch nicht wirklich lange bei der Stange und mehr gibt es schließlich nicht.

Crazy Horse

Am stärksten haben mich die malerischen Landschaften, die an unzählige Filme erinnern, beeindruckt. Man reitet durch dunkle Canyons, über holprige Berglandschaften, an einem großen See vorbei und durch die weite Prärie. Das Gefühl, den Wilden Westen zu durchqueren ist einfach großartig. In Verbindung mit der extrem hohen Weitsicht und den hübschen Farbübergängen, kann man fast schon die unberührte Naturluft schnuppern. Umso ärgerlicher ist es, das man schnell an die Grenzen des virtuellen Landes stößt. Im Vergleich mit Grand Theft Auto: San Andreas, muss die Spielwelt in GUN hinsichtlich der Größe, ganz klar den Kürzeren ziehen. Das wäre noch verschmerzbar gewesen, wenn die Entwickler nicht solch offensichtliche unsichtbare Barrieren eingebaut hätten. Es nervt nämlich, wenn man beispielsweise zur falschen Seite aus Dodge City reitet und nach kurzer Zeit einfach an einer unsichtbaren Mauer anstößt, obwohl doch das weite Land vor einem liegt. Für diese Schnitzer entschädigen etwas die tollen Motion Capturing Animationen, die nicht nur in den Zwischensequenzen zu gefallen wissen. Gerade das eigentliche Reiten sieht so realistisch und lebensecht aus, das man von seinem Gaul gar nicht mehr runter möchte. Zum Schluss noch ein Wort zur Framerate: Das Spiel läuft größtenteils flüssig und recht smooth, neigt aber an einigen Stellen zu extremen Slowdowns. Dank der tollen Steuerung übersteht man diese jedoch ohne größere Probleme.  

Sehr gut gelungen ist die englische Sprachausgabe, die mit einigen amerikanischen Kino- und Fernsehstars aufwarten kann. Neben Ron Perlman (Hellboy), geben sich auch noch Kris Kristofferson (Blade), Tom Skerritt (Top Gun) und Lance Henrikson (Millenium) die Ehre. Der Aufwand hat sich sichtlich gelohnt, denn die Sprecher verleihen den Charakteren viel Authentizität und Glaubhaftigkeit und das unterstützt natürlich die Atmosphäre. Musikalisch kann GUN mit einigen Westernmelodien aufwarten, die das Geschehen immer passend unterstreichen. Besonders gelungen ist der saubere Dolby Pro Logic II Mix, der die Schusswechsel perfekt wieder gibt. Allerdings muss neben der fehlenden deutschen Synchronisation, auch noch etwas anderes bemängelt werden: Wie bei den Tony Hawks Spielen lässt auch bei GUN die Schriftschärfe stark zu wünschen übrig. Dadurch sind die gesamten Ingame Texte nur schwer zu entziffern.

Extra-Schnitt für Deutschland

Dass es sich bei GUN um kein Kinderspiel handelt, zeigen die zahlreichen Zwischensequenzen, die auch in der deutschen Version recht hart rüber kommen. Um jedoch eine USK 16 Einstufung zu bekommen, schnippelte Activision nicht nur das ganze Blut heraus, sondern auch die Möglichkeit, einzelne Körperteile gezielt abzuschießen bzw. per Dynamit abzusprengen. Insgesamt ist der Verzicht auf den roten Körpersaft jedoch noch verschmerzbar, schließlich fließt auch in keinem Fernsehwestern tonnenweiße Blut. Anderseits muss man Activision natürlich fehlende Konsequenz bei der Anpassung ankreiden. Denn wenn man ein Spiel schon entschärft, sollte man auch den Aufwand mit einer deutschen Synchronisation rechtfertigen. Sonst kommt man sich irgendwie bevormundet vor. Deshalb sollte man, wenn man die Wahl hat, zur englischen Fassung greifen.

FAZIT:

GUN wirkt auf mich irgendwie unfertig, wie eine frühe Alpha-Version. Die Spielbarkeit ist zwar schon sehr hoch, aber Hintergrundgeschichte, sowie Missionen erscheinen irgendwie gerafft / gestaucht und lassen das nötige Feintuning vermissen. Hätte man zum Beispiel die Nebenmissionen besser integriert, wäre das der Gesamtspielzeit von GUN mit Sicherheit zu Gute gekommen. So jedoch erwecken die Zusatzmissionen eher den Eindruck, als ob sie im Nachhinein hinzugefügt wurden. Rockstars Grand Theft Auto hat bewiesen, wie es nicht nur in diesem Bereich weitaus besser geht. Trotz dieser Mängel kann GUN jedoch ausreichend Spielspaß verbreiten und weiß dank der einfachen Steuerung und dem gelungenem Setting über weite Teile zu überzeugen. Es ist nur eben schade, dass man GUN die ganze Zeit mit dem Wissen spielt, dass aus dem Titel mit etwas mehr Herzblut und Entwicklungszeit ein noch tolleres Spiel hätte werden können.

[ Review verfasst von .ram ]

Pluspunkte:

  • John Wayne Western Atmosphäre
  • Steuerung äußerst gelungen
  • Free Roaming Welt relativ klein

Minuspunkte:

  • Wirkt irgendwie unfertig
  • Framerate Probleme
  • Kurze Spielzeit


Infos zum Spiel
NameGUN
SystemPlayStation 2
PublisherActivision
EntwicklerNeversoft
GenreAction
USKab 16 Jahren
Preis59,99 €
Release
 09.11.2005
 08.11.2005
Spielerzahl1
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
60HzNein
Vollbild 50HzJa
PAL BalkenNein
Speicherbedarf52 KB
Progressive ScanNein
Dolby ProLogic IIJa
EyeToyNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
GUN
Gameplay
7.5
Atmosphäre
8.5
Grafik
8.5
Sound
9.0
Singleplayer
7.5
 

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