Nachdem die beiden PSone Vorgänger der in Japan berühmten „Minna No Golf“ Seri, auch hierzulande recht erfolgreich waren, hatten viele Fans auf einen dritten Teil für die PlayStation 2 gewartet. Nach langer Wartezeit folgte dann die Ernüchterung. Sony Computer Entertainment Europe würde Everybodys Golf 3 hierzulande niemals veröffentlichen. Gerüchten zufolge bemühte sich der Spielhersteller zwar um eine Europa Version, aber dank diverser Lizenzierungsprobleme hätte eine Veröffentlichung erst dann stattgefunden, wenn in Japan schon längst der vierte Teil erhältlich wäre. Also entschied sich der Spielgigant schweren Herzens, den dritten Teil nicht in Europa zu veröffentlichen und uns stattdessen gleich den Nachfolger anzubieten. Somit steht nach reichlich anderthalb jähriger Verspätung (gegenüber der japanischen Urversion) nun endlich auch bei uns ein neues Everybodys Golf in den Läden.
No Sim
Wenn man als Zocker Golfspiele mag, gibt es selbst bei der riesigen Software Bibliothek der PlayStation 2 nicht allzu viel Auswahl. Neben der jährlich aktualisierten Tiger Woods Reihe von EA Sports, fallen mir spontan nur noch Disney Golf und ein paar Budgetspiele ein. Wer keinen Bock auf realistisches und dadurch zwangsweise etwas langatmiges Golfen hat, aber schon immer mal ein paar Schläge auf dem Grün tätigen wollte, sollte sich deshalb Everybodys Golf genauer anschauen. Denn anstatt auf übertriebenen Realismus zu setzen, überzeugt der Japanotitel vorrangig mit Einsteigerfreundlichkeit und kurzweiligem Gameplay. Im Klartext bedeutet das: Spaß geht vor Authentizität.
How to play
Auch wenn sich das Spielgeschehen und die einfach zu handhabende Steuerung vornehmlich an Einsteiger richten, sollte jeder Spieler trotzdem das Tutorial absolvieren, ganz einfach, um ein Gespür für das grundlegende Gameplay zu erlangen. Zusätzlich biete ich euch ihr in dieser Rezension die exklusive Möglichkeit, mir bei meinen ersten Schlagübungen über die Schulter zu schauen.
Schritt 1
Gute Kurskenntnisse können euch natürlich Schläge einsparen. Deshalb empfiehlt es sich, zu allererst den Kurs ein wenig näher zu betrachten und auf folgende Punkte zu achten. Wie viele Sandbunker oder Teiche gibt es? Wo sind diese verteilt? Wie weit ist die Entfernung zum Loch? Aus welcher Richtung bläst der Wind und wie stark ist der? Habt ihr euch mit der Umgebung vertraut gemacht, geht es zum Abschlagen.
Schritt 2
Um den Golfball ins Loch zu bewegen, müsst ihr natürlich abschlagen. Das läuft normalerweise so: An hand einer Leiste lässt sich erkennen, wie weit ihr den Ball schlagen könnt. Als nächstes drückt ihr einfach die Kreis-Taste und seht wie die Energieleiste nach links wandert. Damit ihr die Stärke eures Schlages besser einzuschätzen könnt, wird euch die mögliche Weite des Schlages in Yard angezeigt. Um einen guten Schlag hinzubekommen, müsst ihr die Knöpfchendrückerei so timen, dass der Energieregler im kleinen Toleranzbereich landet. Je mittiger ihr in diesem Bereich abschlagt, umso präziser und weiter fliegt euer Golfball.
Einen dritten Schritt gibt es nicht, denn die Gameplaymechaniken laufen immer in diesen „simplen“ Bahnen ab. Ihr schlagt nacheinander ab, bis ihr in der Nähe des Loches seid. Dann wird geputtet. Zwar gibt es noch einige Feinheiten zu beachten, die aber erst später an Bedeutung gewinnen. So sorgen beispielsweise heftige Winde oder unebene Flächen dafür, dass sich euer Ball nicht so bewegt, wie er es eigentlich sollte. In solchen Fällen liegt es dann an euch, die Schlagrichtung dementsprechend an die Umgebungen anzupassen, um eine möglichst hohe Erfolgsquote zu haben. Gelingt euch schließlich ein guter Schlag, wird dies meistens mit einem motivierenden „Nice Shot“ belohnt. Es kann aber auch ganz anders laufen. Sollte es euch nämlich nicht gelingen, einen guten Schlag aus dem Ärmel zu zaubern (sei es durch ein Nichterreichen der rosa Zone oder durch ein Landen im Graben), wird euch dies entweder durch einem dementsprechend bösen Smiley gezeigt (das Gegenstück zu den aufploppenden Musiknoten, die einen gelungenen Schlag repräsentieren), oder durch einen ebenfalls möglichen Punktabzug. Und wo wir schon beim Thema Punkte sind, bleiben wir auch direkt dabei: Punkte stellen nämlich eure Erfahrung dar. Umso mehr Punkte ihr erspielt (beispielsweise durch das Erreichen zufrieden stellender Platzierungen), desto mehr Erfahrung bekommt ihr zugesprochen. So entwickelt sich euer Golfer nach und nach vom absoluten Anfänger zum unbesiegbaren Rasenkönig.
Spiel das Turnier
Die für euren Rang notwendigen Erfahrungspunkte erlangt ihr schließlich in den unzähligen Turnieren, die euch rund um den Globus führen. In satten 18 Löchern pro Kurs liegt es an euch, die unzähligen Wettkämpfe zu gewinnen. Zwar unterhalten die Spiele für eine Weile, ein paar mehr Herausforderungen hätten es jedoch schon sein können. Aber man soll nicht all zuviel meckern, schließlich ist das aktuelle Everybodys Golf, das umfangreichste der Reihe. Neben dem Tuniermodus erwartet euch noch der so genannte VS-Modus, in dem es darum geht, sich gegen einzelne Gegner auf insgesamt neun Löchern durchzusetzen. Daneben gibt es noch den Punkt Minispiele, wo ihr entweder eine Partie Paar 3 starten könnt, oder einfach mal den integrierten Minigolfplatz besucht. Zu guter letzt beinhaltet das Spiel auch noch einen Onlinemodus, mit dem ihr euch in die große weite Welt der Golfsports stürzen könnt. Dieser zeichnet sich unter anderem durch ein integriertes Onlineranking System aus, bei dem ihr nicht nur nachschauen könnt, wer der Beste der Woche war, sondern auch seht, wer gerade die Weltspitze bildet.
Its Bonus time
Einen weiteren Reiz des Spiels machen die unzähligen Extras aus. Diese könnt ihr entweder durch siegreiche Turnierspiele frei schalten oder im Laden einkaufen. Dabei reicht die Auswahl von speziellen Golfbällen, bis hin zu neuen Hintergründen oder Charakteren. Letztere verfügen außerdem noch über diverse Kostümvarianten, die ihr ebenfalls frei schalten könnt. Freunde der Sammelkunst werden mit Sicherheit ihren Spaß daran haben, sämtliche Items frei zuspielen. Als besonderer Bonus erwarten eifrige Spieler zudem noch Jak & Daxter und Ratchet und Clank.
Grafik
Dank Kulleraugenoptik und Knuddellook wirken die Charaktere zwar wenig glaubhaft, dafür aber umso liebevoller gestaltet. Das ist auch gut so, denn die Entwickler wollten mit der Serie noch nie einen realistischen Look erreichen. Immerhin eignet sich der Titel dadurch sowohl für junge Zocker, wie auch für Ältere. Besonders Augenmerk legten die Grafiker auf die schönen Umgebungen. Egal ob die klasse animierten Baumkronen, oder umherwehende Blätter – all das gehört zum Standartrepertoire von Everybodys Golf. Zu den Highlights gehören zudem mit Sicherheit die fotorealistischen Hintergründe, die wir in ähnlicher Form nur in Gran Turismo 4 zu sehen bekamen. Nicht vergessen sollte man übrigens die flüssigen Animationen, die den fantastischen Umgebungsgrafiken in Nichts nachstehen. Einzig, das leichte Flimmern ist alles andere als zeitgemäß und hätte mit Sicherheit vermieden werden können.
Sound
Der Sound überzeugt, ohne großartig aufzufallen. Zwar hätte das In-Game Gedudel etwas umfangreicher sein können, aber die zuckersüßen Melodien zerren auch beim zehnten Durchlauf nicht an den Gehörgängen. Außerdem passt die Musik sehr gut zum entspannten Ambiente des Golfsports und zum charmanten Stil der Grafik. Darüber hinaus verändert sich der Sound je nach Spielsituation. Während ihr beispielsweise auf dem Weg zum letzten Loch noch von einer klassischen Hintergrundmelodie begleitet werdet, setzt das Spiel beim finalen Einlochen auf etwas ruhigere Töne. Damit ja nicht die Konzentration verloren geht.
FAZIT:
Everybodys Golf ist der absolute Geheimtipp des Spieleherbstes. Einsteiger, wie auch Profis werden durch das superbe Gameplay stets gefordert und sehen sich am Ende öfters vor der Konsole, als sie vorher gedacht hätten. Darüber hinaus ist aufgrund des integrierten Onlinemodus und den vielen Extras genügend Langzeitmotivation vorhanden. Wer sich auch nur ein bisschen für den Golfsport interessiert, wird mit Sonys neuestem Streich perfekt bedient. Vor allem aber Anfänger oder Zocker, die auf lockerflockige Sportunterhaltung stehen, sei dieses Spiel ans Herz gelegt. Es lohnt sich - Everybodys Golf lebt von dem einsteigerfreundlichen Spielprinzip und der liebevollen Aufmachung.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
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Eingängiges Gameplay
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Onlinemodus
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Tolle Hintergrundgrafik
Minuspunkte:
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Es hätte mehr Turniere geben können
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Leichtes Flimmern der Grafik
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Für manche gewöhnungsbedürftige Knuddeloptik