Spiele Trends kommen und Spiele Trends gehen. Dominierten vor einigen Jahren noch Jump`n`Runs und Action Adventures die Portfolio der Publisher, sind mittlerweile an deren Stelle Ego-Shooter und Rennspiele getreten. Vorbei scheinen die Zeiten zu sein, als die Massen noch mit einem Spyro the Dragon oder Soul Reaver begeistert werden konnten, selbst Lara Croft, Star der berühmten Tomb Raider Serie, hat das Rampenlicht schon lange verlassen. Für mich, als eingefleischten Fan solcher Spiele, ist das natürlich mehr als traurig, denn wie gern würde ich wieder phantastische Welten erkunden, grausige Monster töten und eine spannende Geschichte erleben. Aber meine Gebete wurden anscheinend erhört, denn Sony veröffentlichte dieser Tage mit „Brave: Die Suche nach dem Geistertänzer“ ein waschechtes Action Adventure alter Schule. Ob sich der Kauf lohnt, oder ob dieses Genre zu recht vom Aussterben bedroht ist, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Rezension.
Es war einmal...
Held des Spieles ist der kleine Indianer Brave, der seit seiner Kindheit in einem idyllischen Indianerdorf im Rotbaumwald lebt. Zusammen mit seiner Freundin Wiesenblume erlebt er tagein tagaus spannende Abenteuer beim Erkunden des riesigen Waldes. Das Leben scheint sonnig und unbeschwert zu sein, würde Brave nicht in jeder Nacht davon träumen, endlich ein starker Krieger zu werden. Die vielen Geschichten über Geistertänzer, die ihm sein Vormund Grauer Bär erzählt, verstärkten sein Verlangen nur noch und er sehnt sich nach dem Tag, an dem er sich endlich beweisen kann, an dem er endlich ein Krieger wird. Jedoch viel schneller, als alle angenommen haben, wird sich Brave dieser Prüfung unterziehen müssen. Denn der Wendigo, ein uralter Feind der Rotbaumindianer, ist aus seiner Verbannung zurückgekehrt und bedroht den Stamm von neuem. Selbst der Dorfschamane Nebelkrähe hat keine Chance gegen die geballte Magie der Höllenkreatur und so liegt es an Brave, seine Freunde zu retten. Doch damit ihm das gelingt, muss er Geistertänzer finden, den früheren Bezwinger des Dämons, nur er kennt das Geheimnis, um den Wendigo wieder zu verbannen. Nach einer überstürzten nächtlichen Flucht aus dem Tal, macht sich der tapfere Indianer auf die Suche nach dem legendären Schamanen. Das diese Reise sich als extrem gefährlich erweisen wird, ist Brave zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.
Springen und Kämpfen
Auf seiner Suche nach Geistertänzer wird Brave viele Länder bereisen. Seine Abenteuer werden ihn durch die dichten Wälder des Rotbaumwaldes, über heiße Steppen, durch feurige Vulkanlandschaften bis hin in die schneebedeckten Eislandschaften des hohen Nordens führen. Zahlreiche Gefahren lauern dabei auf ihn: neben schwarzen Wölfen, Riesenkäfern und untoten Kriegern, muss Brave auch mit seinem Kanu Stromschnellen überwinden, Feuergolems besiegen und auf dem Rücken eines Riesenadlers die Lüfte bereisen. Ihr seht schon, für Abwechslung ist mehr als gesorgt. Langweilig wird „Brave und die Suche nach Geistertänzer“ dadurch zu keiner Zeit. Dank der fehlenden Ladezeiten zwischen den riesigen Levels, könnt ihr das Abenteuer zudem nahezu nahtlos erleben. Einzig ein paar Überbrückungsabschnitte müssen durchwandert werden, um von einem Level zum nächsten zu gelangen.
Neben seinem Tomahawk, lernt Brave im Laufe seiner Reise auch den Umgang mit Pfeil und Bogen kennen. Mit dessen Hilfe lassen sich beispielsweise Gegner aus der Ferne unter Beschuss nehmen. Dazu wechselt das Spiel in eine Egoperspektive, die euch ein genaueres Zielen erlaubt. Im Nahkampf solltet ihr jedoch lieber zum konventionellen Tomahawk greifen, mit dem man die verschiedenen Kreaturen schnell besiegen kann. Sollte es dennoch einmal brenzlig werden, könnt ihr auf einen mächtigen Special-Move zurückgreifen, der euch für kurze Zeit unbesiegbar macht. Doch der Einsatz dieser Magie kostet Geisterkraft, die ihr wie eure Lebensenergie stets auffüllen müsst, in dem ihr die natürliche Vegetation durchsucht und regelrecht kahl rodet.
Indianertum
Die Steuerung ist recht einfach gehalten und sollte niemanden vor größere Probleme stellen. Wie es sich für einen richtigen Indianer gehört, kann Brave neben dem Kämpfen, auch Spuren lesen und Tierfährten folgen. Findet ihr die gesuchten Geschöpfe, gibt es entweder Artworks als Belohnung, oder eine kurze Actioneinlage, bei der ihr das jeweilige Tier direkt übernehmt und steuert. Dann heißt es, ein Checkpointrennen auf Zeit zu meistern, oder sogar in der Gestalt eines riesigen Bären die lokalen Untoten zu vermöbeln. Wirklich schwer wird das Spielgeschehen jedoch zu keiner Zeit. Erfahrene Spiele können den Titel deswegen locker in sechs Stunden durchspielen. Danach kann man maximal noch die versteckten Tierfährten suchen, oder das Spiel auf einem höheren Schwierigkeitsgrad durchspielen. Macht aber nichts, da sich „Brave und die Suche nach Geistertänzer“ vornehmlich an ein jüngeres Publikum richtet und dementsprechend auch bei der angepeilten Zielgruppe lösbar bleiben sollte. Und sein wir mal ehrlich, ein frustfreies Abenteuer ist doch ab und zu auch mal eine gute Sache.
Die Wildnis ruft
So habe ich mir das immer vorgestellt: Man durchwandert riesige Welten, ohne jegliche Zwischenladezeiten. In „Brave: Die Suche nach dem Geistertänzer“ streamt das Spiel permanent von der DVD und sorgt dadurch für ein absolut flüssiges Spielvergnügen. Das dabei die Framerate fast immer stabil und konstant bleibt, ist schon ein kleines Wunder, denn die Grafik ist sehr detailverliebt und bietet neben geschmeidig animierten Tieren, auch zahlreiche Effekte für das Auge. Besonders beeindruckend waren für mich die Wasseranimationen bei den Kanufahrten, die sehr realistisch rüberkommen. Das im Gegenzug die Texturen nicht gerade hoch auflösend sind und teilweise etwas matschig wirken, kann man verschmerzen. Schließlich zählt ja das Gesamtbild, welches äußerst stimmig wirkt. Gut gelungen ist übrigens auch die deutsche Sprachausgabe, die mit passenden Sprechern die tolle Atmosphäre zusätzlich unterstreicht. Musikalisch wird Brave`s Abenteuer von Ethno inspirierten Klängen begleitet, die zwar immer dezent im Hintergrund bleiben, den Spieler jedoch durch angezogenes Tempo vor kommenden Kämpfen warnen. Der einzige wirkliche technische Kritikpunkt ist die Kameraführung. Selten zeigt die vorgegebene Einstellung, dass was der Spieler sehen will. Zu oft muss nachjustiert und nachgeregelt werden, das nervt auf Dauer.
FAZIT:
„Brave: Die Suche nach dem Geistertänzer“ ist ein wirklich schönes Spiel. Es ist vielleicht nicht sonderlich fordernd und bietet auch kein perfektes Gameplay, aber es wurde mit viel Liebe zum Detail entwickelt. Und das merkt man dem Titel auch zu jeder Zeit an. Egal ob es sich dabei um das niedliche Charakterdesign, die bildschönen Landschaften oder die immense Abwechslung handelt, in „Brave: Die Suche nach dem Geistertänzer“ steckt einfach viel Herzblut. Fans von Action-Adventures sollten deswegen unbedingt zugreifen. Viel zu selten kann man heutzutage noch solche Spiele zocken.
[ Review verfasst von Diana ]
Pluspunkte:
Riesige Abwechslung
Viel Liebe zum Detail
Kaum Fruststellen
Minuspunkte: