Bei Autotrennspielen zählt für mich in erster Linie nur eins, eine felsenfeste Bildrate mit 50 oder gar 60 Bildern pro Sekunde. Alles was sich darunter bewegt, ist in meinen Augen inakzeptabel und wirkt sich nicht nur negativ auf die Genauigkeit beim Lenken, sondern auch auf den Spielspaß aus. Die Burnout Serie von Criterion kann seit dem ersten Teil mit einer stabilen und flüssigen Framerate aufwarten. Zu keiner Zeit haben die Entwickler Abstriche bei der Bildrate, zugunsten von zusätzlichen Details gemacht und trotzdem hat sich die Serie in technischer Hinsicht, immer weiter verbessert und krönt mit Burnout Revenge sogar den „Technikking“ unter den Rennspielen.
Fühle die Straße
Anfangs und das gebe ich ohne Umschweife zu, war ich gegenüber Burnout Revenge eher skeptisch eingestellt. Die kurze Entwicklungszeit (bestenfalls 10 Monate), der düstere, realistischere Look und nach meinen ersten Erfahrungen, die augenscheinlich fehlenden Verbesserungen gegenüber Burnout 3, machten den Titel für mich nicht gerade zum „Must-Have“. Wie sehr ich mich aber getäuscht haben sollte, wurde mir erst bewusst, als ich das Spiel durchgespielt hatte. Burnout Revenge lässt nämlich ganz klar die Vorgänger virtuellen Staub schlucken und schiebt sich mühelos auf den Serienthron. Noch nie fühlte ich jemals soviel Adrenalin, soviel Anspannung, soviel Freude beim Heizen durch die virtuellen Landschaften, wie in Burnout Revenge. Links, rechts, überall Verkehr, dort ramme ich einen Gegner in die Leitplanken, 200 Meter weiter düse ich durch verschlungene Hinterhöfe. Der pure Wahnsinn!
Speed & Honour
Waren in Burnout 3 Crashkreuzungen und Rennevents noch getrennt, hat Criterion den Welt-Tour Modus in Burnout Revenge generalüberholt. Die einzelnen Herausforderungen untergliedern sich jetzt in zehn Gruppen. Jede dieser Gruppen enthält mehrere Umgebungen, die wiederum verschiedene Events beinhalten. Diese umfassen die bereits bekannten „normalen“ Rennen, Road Rage Events, Burning Laps und Eliminator Herausforderungen. Neu dabei sind die Traffic Attack Modi, bei denen man den Verkehr von hinten rammen muss, um Punkte und zusätzliche Zeit zu bekommen. Allerdings sollte man auf Gegenverkehr, Busse und Lastwagen achten, diese können nämlich nicht weggerammt werden. Erscheint dieser Modus anfangs noch recht simpel, werden die Levels mit zunehmender Spieldauer fordernder und schwieriger. Neuerungen sind auch im Crashmodus zu finden. Wieder entfernt wurden die zahlreichen Multiplikatoren und Bonussymbole, dafür legt man jetzt Wert auf die Windrichtung, Rampen und die Crashbreaker-Stärke der Fahrzeuge. Für zusätzlichen Nervenkitzel sorgen die neuen Startsequenzen, bei denen man Boost gewinnen kann, oder aber den Motor schrottet. Im Gegensatz zu den Rennevents erwarten den Spieler keine Ladebildschirme nach einem Neustart, stattdessen spult das Spiel die Zeit zurück. Letztlich läuft es aber auf das Gleiche hinaus, da man diesen Vorgang nicht abbrechen kann. Überhaupt ist die Menüführung manchmal etwas umständlich. Während man bei den Crashkreuzungen beispielsweise nach der Auswertung sofort per Dreiecks Taste Neustarten kann, muss man nach den Rennevents immer die erste Auswertung ertragen, bevor diese Funktion genutzt werden kann. In der Auswertung erfahrt ihr natürlich wie eure Leistung war, dabei zählt jedoch nicht nur der Platz auf dem Siegertreppchen, sondern auch wie viel Collateralschaden ihr angerichtet habt. Nur mit einer „Wahnsinnsbewertung“ und dem ersten Platz schafft ihr ein „Perfekt“. Die damit erhaltenen 5 Punkte braucht ihr, um die Rangleiter nach oben zu klettern. Je nach Rang und Punkte schalten sich neue Events und Fahrzeuge frei. Einen etwas anderen Weg ist Criterion übrigens mit den Bonusfahrzeugen gegangen. Diese gibt es nur noch, wenn ihr die so genannten Challenges zu jedem Gebiet erledigt. Darunter zählen das Erreichen einer bestimmten Schadenssumme, drei Revenge Takedowns, Vertikal Takedowns usw. Richtig cool sind die Pokale dazu geworden, die mit tollen Rendersequenzen aufwarten.
Was hat sich verbessert?
Da das Spiel in weniger als einem Jahr entstanden ist, bleibt die Frage, ob Criterion sich die Kritik am Vorgänger zu Herzen genommen hat, oder ob man als Spieler weiterhin mit den gleichen Mängeln leben muss. Wir haben für euch den Vergleich gezogen.
Ladezeiten
Für die schnelle Action, die in Burnout 3 geboten wird, waren mir die Ladezeiten einen Tick zu lang. Bei Burnout Revenge hat man diese minimal verkürzen können. Was mich jedoch weiterhin richtig ärgert, sind die Ladezeiten bei einem Neustart eines Events. Gerade bei Burnout kann ein Fahrfehler schnell dazu führen, dass man das Rennen wiederholt. Doch anstatt sofort wieder an den Start gehen zu können, muss man wieder mehrere Sekunden warten.
Fazit: Keine Verbesserung
Fahrzeugauswahl
Zwar sahen die Autos in Burnout 3 mit ihrem spiegelnden Lack und ihrem detaillierten Schadensmodell richtig gut aus, doch aus dem künstlerischen Blickwinkel betrachtet, waren die meisten Boliden hässlich wie die Nacht und boten kaum Abwechslung. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, haben die Entwickler für Burnout Revenge einen richtigen Autodesigner hinzugezogen. Seine Mitarbeit merkt man auch deutlich an, sehen die Fahrzeuge doch um ein Vielfaches hübscher, cooler und aggressiver aus. Schade nur, dass man die verbesserten Modelle mit nur wenigen Details aufgewartet hat. Ein paar fesche Lackierungen und Decals hätten den Autos mehr Eigenständigkeit und Charakter gegeben. So aber schielt man immer wieder zu den ausgefallenen Bonusautos oder den Crashmodus Fahrzeugen und möchte am liebsten mit diesen Kisten ein paar Runden drehen.
FAZIT: Verbesserung
Gummiband und KI
Burnout 3 litt an einem extremen Gummibandeffekt, der es unmöglich machte, einen Vorsprung gegenüber den anderen Fahrzeugen herauszufahren. Verbunden mit dem hohen Schwierigkeitsgrad konnten spätere Rennen richtig nervige Herausforderungen werden. Perfektes Timing und hundertprozentige Streckenkenntnisse waren Grundvoraussetzungen für Siege. Gott sei dank hat man das in Burnout Revenge mehr oder minder behoben. Klar, das Gummiband ist immer noch da und von Zeit zu Zeit macht sich das auch extrem bemerkbar (zum Beispiel, wenn man mit vollem Boost fährt und ein Gegner ohne Boost problemlos an einem vorbeizieht), aber es besteht immer die Chance zu gewinnen. Der Schwierigkeitsgrad wurde drastisch runtergeschraubt, so dass man auch durch gutes Fahren inklusive einigen Crashs die Rennen immer noch gewinnen kann. Einziger Nachteil, schon nach 61% Spielfortschritt hatte ich das geheime „Elite“ Fahrzeug frei geschalten und somit den besten Rang erreicht.
FAZIT: Verbesserung
Driften
In Burnout 3 war das Driften eine eher unbefriedigende Sache. Wirklich unter Kontrolle hatte man die Fahrzeuge nur beim Reindriften in die Kurve - nur schwerlich ließen sich die Kisten beim Kurvenaustritt noch beherrschen. Bei schnelleren Maschinen wie dem Euro Circuit Racer waren Dreher und Zusammenstöße mit anderen Fahrzeugen praktisch sogar vorprogrammiert. Das gehört jedoch der Vergangenheit an, denn mittlerweile lassen sich auch die High-End Schlitten bestens lenken und steuern. Selbst die schnellen Fahrzeuge liegen fast perfekt in den Kurven. Im Zusammenspiel mit dem actionlastigen Gameplay kann man diese Verbesserung nur begrüßen.
FAZIT: Verbesserung
Insgesamt sieht man, dass sich die Entwickler nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben und weiterhin daran arbeiten, das Gameplay zu verbessern. Somit wird Burnout Revenge auch für Anfänger interessant, die den Vorgänger nicht kennen. Trotzdem muss Criterion auch etwas Kritik an dem Welt-Tour Modus einstecken, denn gegen Ende hin, hätte man den Schwierigkeitsgraf schon etwas steigern können. Schließlich ist die Motivation ein wenig raus, wenn man den „Elite“ Rang erreicht hat. Außerdem ist es mir unverständlich, warum es keinen „Quick-Race“ Modus mehr gibt. Wer also mal eine schnelle Runde im Road Rage Modus drehen will, muss zwangsläufig einen Event im Welt-Tour Modus suchen. Neben einem Zweispielermodus im Splitscreenverfahren, können natürlich auch wieder sechs Zocker online gegeneinander antreten. Der Netcode wurde noch ein wenig optimiert und bietet Spielspaß, der fast auf dem Niveau des Singleplayerspiels liegt. Da nimmt man auch die nervige EA Anmeldung in Kauf.
Schmecke das Benzin
Die auffälligste Änderung im Grafikbereich ist sicherlich die Abkehr von den knallbunten Umgebungen, hin zu erdigeren, realistischeren Farben. Aber keine Sorge, zwar sehen die Umgebungen weniger künstlich aus, aber sind auch bei weitem nicht so braun in braun, wie uns die Motor City Strecken weiß machen wollen. Eternal City bietet italienisches Flair mit vielen Ziegelhäusern und historischen Bauten, Lone Peak besticht durch idyllische Waldlandschaften, Angel Valley bietet mehrspurige Highways und typisch amerikanisches Westküstenflair, Central Route wartet mit der Hektik einer asiatischen Großstadt auf, in Eastern Bay warten die nächtlichen Highways japanischer Großstädte auf den Spieler, White Mountain lässt uns durch europäische Alpen heizen, Sunshine Keys verspricht Florida-Flair und Motor City ängstigt die Fahrer mit düsteren Hinterhöfen und Industrieanlagen. Zu meinen Favoriten zählen klar Sunshine Keys, White Mountain und Motor City. Besonders aber Motor City bietet meiner Meinung nach die perfekte Kampfarena für Burnout Revenge. Düster, dreckig, molochartig und mit vielen Kreuzungen, Unterführungen, Highways, Rampen und Säulen versehen, pushen die Strecken den Spieler bis ans Limit.
Nochmals einen Zacken beeindruckender sind übrigens die Lichteffekte und Texturen. Wenn man zusätzlich noch in Betracht sieht, dass der ganze Spaß mit felsenfesten 60 Bildern pro Sekunde läuft, kann man nur den Hut vor den Entwicklern ziehen. Selbst die Crashkreuzungen wirken dank vielfach eingesetzten Rampen weitaus beeindruckender und größer. Enttäuscht bin ich dagegen von den EA Trax, die zwar immer noch das Geschehen ordentlich untermalen, aber größtenteils eher mittelmäßiges Songmaterial bieten. Wirklich coole Songs sucht man vergebens. Außerdem kennen PSP Besitzer die Hälfte der Stücke aus Burnout Legends, was zusätzlich für Abzug sorgt. Das man den DJ (in Burnout 3: Black Pearl) weggelassen hat, war allerdings eine gute Entscheidung. Sehr merkwürdig hört sich dafür die Stimme an, die in den Einführungsvideos dem Spieler erklärt, wie man Burnout Revenge spielt. Die klingt nämlich weder weiblich noch männlich.
FAZIT:
Burnout Revenge ist der Arcaderacer der letzten Jahre schlechthin! Das Geschwindigkeitsgefühl ist enorm und der Actionanteil sorgt für zusätzliches Adrenalin. Davon können sich die ganzen “langsamen“ Tuningrennspiele wie Midnight Club 3, Juiced oder Need for Speed Underground 2 eine ganze Scheibe abschneiden. Noch nie wurde der Kampf auf der Straße so intensiv ausgetragen und dargestellt. Mit Burnout Revenge ist Criterion ein Meilenstein im Genre gelungen. Unbedingt Kaufen!
[ Review verfasst von .ram]
PS: Wer einen Burnout 3 oder Madden NFL 2006 Spielstand auf seiner Memorycard hat, kann sich über extra Punkte und Fahrzeuge gleich zum Anfang freuen.
Pluspunkte:
Minuspunkte: