Jahre nach dem Tim Burton's Filmerfolg "The Nightmare before Christmas" in den deutschen Kinos lief, präsentiert uns Capcom mit „Tim Burton's The Nightmare before Christmas - Oogies Rache“ eine passende, wenn auch etwas späte Filmumsetzung. Wobei - wenn man es genau nimmt, handelt es sich bei dem Spiel um keine Umsetzung, sondern um eine Fortsetzung, die am Ende des Filmes ansetzt. Damit verbucht der Titel schon mal einen dicken Pluspunkt, denn die Story ist dementsprechend noch nicht bekannt.
Fear of the Dark
Nachdem Jack Skellington sein angerichtetes Unheil in der Weihnachtswelt wieder gut gemacht hat, scheint alles in bester Ordnung zu sein. Doch der Schein trügt, denn in Halloween Town geht es drunter und drüber. Die Straßen sind verwaist, die Bewohner verschwunden oder haben sich versteckt und Horden von Geistern und Skeletten bevölkern die Stadt, um Schrecken und Angst zu verbreiten. Zu guter Letzt schickt sich Oogie Boogie auch noch an, über die sieben Feiertagswelten (Halloween, Thanksgiving, Weihnachten, St.-Patricks-Day, Valentinstag, Unabhängigkeitstag und Ostern) herrschen zu wollen. Das kann Jack natürlich nicht zulassen! Mit der Hilfe von Sally und seinem Hund Zero macht sich Jack an die Arbeit seine Heimatstadt von der Plage Oogies zu befreien. Bewaffnet mit einem vielseitigen einsetzbaren Seelenfänger zieht er über Friedhöfe, Kürbisfelder und verruchte Gemäuer.
Hausmannskost
Das gebotene Gameplay orientiert sich am ehesten an den ebenfalls von Capcom veröffentlichten Maximo Spielen. Man springt, kämpft und löst kleinere Rätsel. An sich nichts weltbewegendes, aber durchaus spaßig. Aufgelockert werden die zahlreichen Kämpfe durch Quizfragen (welche zu Power Ups verhelfen) und außergewöhnliche Bosskämpfe. Ein wichtiges Element des Gameplays sind die Ranking Bewertungen, die man nach dem Abschluss eines Levels erhält. Je schneller man die Kapitel bewältigt und umso geschickter man sich der zahlreichen Gegner entledigt, desto höher ist die Bewertung. Nur mit guten Rankings schaltet man die sammelbaren Statuen im Spiel frei. Andernfalls muss man ständig die Augen offen halten, um eines der versteckten Extras zu finden. Für genügend Motivation zum erneuten Durchspielen sollte also gesorgt sein. Aber bis es soweit ist und man die 24 Kapitel, deren Spieldauer zwischen ganz kurz und ganz lang rangiert, bewältigt hat, sollten mindestens 10 – 12 Stunden ins Land gehen.
Wer ist eigentlich Jack?
Jack ist ein breit grinsender Skelettschädel, der zum ungekrönten König von Halloween Town avancierte. Alle mögen ihn, alle wollen seinen Rat und so verwundert es auch nicht, dass Jack Jahr für Jahr das beste Halloween organisiert. Neben Sally, dem zum Leben erweckten Lumpenpüppchen von Dr. Finkelstein, ist er das sensibelste und einfühlsamste „Lebewesen“ in ganz Halloween Town. Das hat ihm natürlich schon jede Menge Ärger unter anderem mit dem Nikolaus eingebracht, der nun gar nicht gut auf Jack zu sprechen ist. Trotz all der Missbilligungen stehen Jack im Kampf gegen Oogie Boogie trotzdem zwei zusätzliche Kostüme zur Verfügung: der Kürbiskönig mit seinen feurigen Angriffen und Nicki Graus mit seinen explosiven Geschenken. Die Steuerung von Jack gestaltet sich spielend einfach. Mit seinem Seelenfänger stehen ihm zwei verschiedene Angriffe zur Verfügung: Schlagen und Greifen. Gerade die letzte Funktion wird öfters benötigt, um Höhenunterschiede zu überwinden. Dank Autoaim ist alles aber ein Kinderspiel. Lediglich mit der Entfernung zum Gegner verschätzt man sich regelmäßig, so dass man auch manchmal ein paar ungewollte Attacken einstecken muss.
Film ab!
Das außergewöhnliche Erscheinungsbild des Filmes konnten die Entwickler fast 1:1 in das Spiel retten. Nur das störende Texturflimmern zeigt, dass es sich bei „The Nightmare before Christmas - Oogies Rache“ doch nur um ein Spiel handelt. Daran kann auch nichts der integrierte 60Hz Modus ändern. Schade, denn sämtliche Figuren und Animationen sind extrem originalgetreu und mit den entsprechenden englischen Sprechern des Films versehen. Dummerweise bringt das dem deutschsprachigen Spieler nicht unbedingt sehr viel, da er den Film normalerweise nur auf Deutsch kennt. Hier hätte Capcom ruhig ein paar Euros mehr investieren können, denn die fehlende deutsche Synchronisation macht sich definitiv bemerkbar. Zudem gibt es Tadel für die stellenweise sehr frei übersetzten Untertitel, die oftmals nicht mit den englischen Dialogen übereinstimmen. Musikalisch hat man sich dagegen stark an die bekannte Titelmelodie gehalten, die als instrumentale Version, in der Originalvariante und in abgewandelter Form immer wieder zu hören ist. Die restliche Musik dagegen, bleibt häufig zu stark im Hintergrund.
Beim Leveldesign hat man sich allerdings größere Mühe gegeben. Traumhaft schöne Landschaften mit entsprechend unterstützenden Kameraperspektiven erzeugen ein Gesamtbild, das wie gemalt aussieht. Da ist es völlig unerheblich, dass "The Nightmare before Christmas" düster und farbarm daherkommt, die Beleuchtungseffekte und Hintergründe wissen uneingeschränkt zu überzeugen. Richtig abgefahren wird die Grafik dann noch an bestimmten Stellen im Spiel, die nur schwarz-weiß gezeichnet und schraffiert sind. Nun könnte ich die Lobhudelei bis zum Sankt Nimmerleinstag fortsetzen, wenn das Spiel nicht auch ein paar Unzulänglichkeiten und Schwächen besitzen würde. So können wechselnde Kamerapositionen beim Laufen schon einmal Desorientierung hervorrufen oder euch bei ungünstigem Umschalten die falsche Richtung einschlagen lassen. Glücklicherweise bewegt sich das noch im vertretbaren Rahmen. Die viel zu häufigen und meines Erachtens zu langen Ladezeiten fallen dagegen bedeutend schwerer ins Gewicht. Jede Videosequenz, jeder Kapitelbildschirm, jeder Levelabschnitt pappt euch einen Ladebildschirm auf die Mattscheibe. Zwar wird das überwiegend stilecht durchgezogen, aber auf Dauer bremst es die Freude schon merklich und man kann froh sein, dass es die Entwickler in der Hinsicht nicht übertrieben haben. Richtig Oldschool kommt übrigens auch das Inventar daher. Jeder zu benutzende Gegenstand kann nur über das Inventar verwendet werden. Automatisches Benutzen gibt es nicht. Zu allem Überdruss wird das Inventar noch nicht mal sonderlich schnell aufgerufen. Hier gibt es einigen Verbesserungsspielraum.
FAZIT:
Wer den Film "The Nightmare before Christmas" mag, wird dieses Spiel lieben. Selten habe ich eine solch atmosphärische Filmumsetzung gesehen oder gar gespielt. Immer wieder trifft man auf bekannte Elemente, die perfekt in die neue Geschichte integriert wurden. Man meint ständig, im Film zu sein, ist es aber nicht. Schade nur, dass der Titel an ein paar Unzulänglichkeiten, wie dem Flimmern und der fehlenden deutschen Synchronisation leidet. Ohne diese Mankos wären die entsprechenden Wertungen für Grafik und Sound höher ausgefallen. Fans sollten sich diesen Titel trotzdem nicht entgehen lassen und zuschlagen, damit man die vorzügliche Gruselei rechtzeitig zu Helloween genießen kann.
[ Review verfasst von Justicer ]
Pluspunkte:
Minuspunkte: