Etwas überrascht war ich schon, als das britische Studio Creative Assembly sein erstes Konsolenspiel ankündigte. Immerhin handelt es sich bei dem Team um Spezialisten für Echtzeitstrategiespiele. Ihre „Total War“ Reihe ist auf dem PC dank zahlreicher Ableger und Nachfolger richtig berühmt und wird von Spielern und Presse hoch geschätzt. An Hand zahlreicher Beispiele aus der Vergangenheit wissen wir jedoch, dass ein guter PC Entwickler nicht zwangsläufig auch gute Konsolenspiele abliefert. Schließlich gelten auf der Konsole andere Standards, als auf dem alten Rechenknecht. Ob es den Briten dennoch gelungen ist, ein Spiel zu programmieren, das unserer PlayStation 2 würdig ist, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Review.
„Legenden sterben niemals“
Während die PC Spiele von Creative Assembly relativ korrekt mit der simulierten Geschichte umgehen, warf man diese Grundsätze für Spartan – Total Warrior über Bord. Zwar begibt man sich auch hier in die Tiefen der Antike, jedoch tauchen gleichzeitig zahlreiche mystische Figuren und anderes Fantasybeiwerk auf. Das braucht euch jedoch nicht zu beunruhigen, da man dadurch sogar noch spannendere und epischere Geschichten erzählen kann, wenn man es richtig implementiert.
Das Spiel beginnt mit der Belagerung Spartas durch die Römer. Die griechische Stadt ist in diesen Tagen das letzte Bollwerk gegenüber dem mächtigen Imperium. Selbst Troja fiel den gnadenlosen Schurken zum Opfer. In der Rolle eines namenlosen spartanischen Kriegers befolgt ihr in den ersten Missionen strikt die Anweisungen eueres Königs. Denn zu allererst gilt es den Vormarsch der Römer zu stoppen. Doch schon nach den ersten Gefechten werdet ihr feststellen, dass die Römer die Götter auf ihrer Seite haben und mit zahlreichen Kriegsmaschinen und mythischen Geschöpfen in die Schlacht ziehen. Überhaupt erinnern das Charakterdesign und das Aussehen der römischen Rüstungen stark an die Totenkopfsymbolik des dritten Reichs. Wahrscheinlich gerade deswegen, erkennt man die Römer auch problemlos als Feinde im Spiel an.
„Das Schwert dürstet nach Blut“
Das Spielgeschehen zeigt sich aus einer meist frei drehbaren und isometrischen 3D Ansicht. Nur selten seht ihr das Geschehen aus einem festen Blickwinkel. In der Rolle des Spartaners hackt ihr euch durch Massen an angreifenden Römern und glaubt mir, wenn ich sage Massen, dann meine ich wirklich sehr viele Feinde auf einmal! Denn im Gegensatz zu den Dynasty Warriors Spielen, geht es bei Spartan - Total Warrior richtig zur Sache. Da wird links von euch gekämpft, da zerhacken sich rechts ein Dutzend Krieger, man fühlt sich schlichtweg mitten im Geschehen. Zwar verliert man ab und zu auch mal die Übersicht, doch mit ein paar gezielten Schwertschlägen schafft man sich in Windeseile wieder Platz und Sicht. Zwischen den Missionen dürft ihr gewonnene Fertigkeitspunkte auf die drei Attribute: Gesundheit, Schaden und Kraft verteilen und könnt sogar neue Rüstungen erhalten. Doch glaubt ja nicht, dass ihr schnurstracks durch das Spiel rennen könnt. Der Schwierigkeitsgrad ist selbst auf der leichtesten Stufe fordernd und zieht im Verlauf des Spieles noch an. Die Entwickler haben zwar für Checkpoints in den umfangreichen Missionen (im Schnitt 25 Minuten Spielzeit) gesorgt, aber gespeichert wird nur nach erfolgreichem Bestehen eines Auftrages. In unterschiedlichen Abständen warten sogar noch einige Bosskämpfe auf euch, die aber allesamt recht abwechslungsreich gestaltet sind und mit der richtigen Taktik immer schaff bar bleiben. Ein Lob verdienen sich die Entwickler zudem für das gelungene Missionsdesign im Allgemeinen. Das ist sehr unterschiedlich ausgefallen und langweilt den Spieler niemals. Da gibt es Eroberungsmissionen, Escortmissionen und Verteidigungsauftrage, genauso wie Erkundungsgänge durch düstere Katakomben. Wer in den Levels immer nach Schatztruhen Ausschau hält, wird auch noch mit Skizzen und Bonusgegenständen für die Arena belohnt. In diesem separaten Modus könnt ihr schnetzeln, bis sich eure Lebensenergie dem Ende neigt. Immer wieder erscheinen neue, stärkere Wellen an Legionären, Barbaren und anderen Kriegern. Für jeden getöteten Feind erhaltet ihr Punkte. Wie im Storymodus, müsst ihr auch hier alle Register eurer Kampfeskunst ziehen und die Angreifer aus der Ferne mit dem Bogen unter Beschuss nehmen, während ihr im Nahkampf eine tödliche Attacke nach der anderen auslöst. Besonders die Specialmoves werdet ihr pausenlos einsetzen, da das Spiel euch praktisch beständig dazu zwingt. Zum einen gibt es den Rage-Balken, der sich bei Treffern füllt und euch gezielte, oder weit reichende Megaattacken ausführen lässt. So lassen sich zum Beispiel Kommandanten und andere gefährliche Gegner, die permanent blocken, ohne Probleme beseitigen. Ansonsten verfügt jede Waffe noch über eine spezifische Magieattacke. So könnt ihr mit dem Schwert der Medusa eure Gegner für kurze Zeit in Stein verwandeln, oder mit dem Speer des Archilles machtvolle Schläge austeilen. Aufgeladen werden diese Spezialangriffe durch die „Seelen“ der getöteten Gegner, oder an speziellen Schreinen.
„Die Sonne spiegelt sich im Schild“
Also eines muss man den Programmierern zugestehen, schon lange nicht mehr, habe ich eine so lange Ladezeit gesehen, bevor ich überhaupt das Menü erreicht habe. Für mich unzumutbar, zumal auch die restlichen Ladezeiten im Spiel alles andere als kurz geraten sind. Da ist es schon merkwürdig, dass während der riesigen Missionen wiederum kein einziges Mal nachgeladen wird. Und das bei der Grafikpracht mit der gigantischen Weitsicht und den gestochen scharfen Texturen. In Verbindung mit der stabilen 60fps Framerate erfreuen zusätzlich toll inszenierte Spiegelungen auf Schwerten, Schilden und Helmen das Auge. Wirklich bemerkenswert, was den Briten da gelungen ist. Schade nur, dass die Kameraführung bei weitem nicht so überzeugen kann und permanent nachjustiert werden muss, wenn man den Überblick behalten will. Richtig übel ist zudem eine Macke, die es euch in Ecken oder anderen Abgrenzungen nicht mehr erlaubt den Bogen zu drehen. Stattdessen kann man nur noch nach links bzw. rechts ausweichen und sollte deshalb lieber aus der Ecke flüchten. Gott sei dank, ist man aber nur selten dazu gezwungen, den Bogen zu benutzen.
„Mit Trompeten kündigt sich der nahende Sieg an“
Die Action auf dem Bildschirm wird sehr gut mit Soundeffekten unterlegt, da klirren die Schwerter, prallen Schild von einander ab und erklingen die Schmerzensschreie der Gegner. Etwas mehr Abwechslung hätte ich mir jedoch bei den Sprüchen der Römer gewünscht, die sich zu sehr ähneln und sich schnell wiederholen. Auch die Musik ist nicht gerade das Gelbe vom Ei, kann sie mit ihrer merkwürdigen Mischung aus Elektronischen Klängen und Orchesterparts wenig Akzente setzen. Also äußerst nervig empfand ich zudem die Piepstöne, beim Checkpoint passieren. Am Anfang dachte ich doch ernsthaft, dass mein Fernseher die Hufe hochreißt. Gratulieren muss man Publisher SEGA dagegen aber zu der gelungenen deutschen Sprachausgabe, die bis auf Electra mit professionellen Sprechern und teilweise witzigen Dialogen aufwarten kann. Nur etwas lippensynchroner hätten die Zwischensequenzen ausfallen können. Alternativ lässt euch das Spiel jedoch auch die Möglichkeit, beim Spielstart die englische Originalfassung anzuwählen, bei der dieses Problem nicht mehr auftritt.
„Krieg ist niemals eine saubere Angelegenheit“
Spartan – Total Warrior kommt komplett ungeschnitten in die deutschen Läden. Ihr könnt den Römern Köpfe abschlagen, Gliedmaßen abhacken und Blut fließen lassen. Außerdem bleiben fast alle getöteten Feinde liegen und verschwinden nicht. Allerdings ist mir unbegreiflich, warum das Spiel erst ab 18 Jahren freigegeben ist, denn die Grafik zeigt die Soldaten eher als Cartoonfiguren und durch die gewisse Klobigkeit der Darstellung wirken die Gegner auch nicht wirklich realistisch.
FAZIT:
Anfangs war Spartan – Total Warrior für mich wie ein Wechselbad der Gefühle, denn die langen Ladezeiten und der fordernde Schwierigkeitsgrad zollten seinen Tribut. Da die Geschichte zwar noch recht interessant wird, aber wenig spektakulär präsentiert ist (ein paar Rendersequenzen ala God of War hätten dem Spiel gut getan), verspürt man nicht unbedingt den Drang stundenlang vor dem Titel zu sitzen. Doch mit der Zeit baut sich eine ordentliche Atmosphäre auf und das tolle Missionsdesign lockt immer wieder vor den Fernseher. Und gerade diesen „Weiterspiel“ Trieb können nur noch sehr wenige Videospiele bei mir hervorrufen. Und deshalb verdient Spartan – Total Warrior auch eine gute Wertung.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
-
Schlachtenfeeling
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Tolles Missionsdesign
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Top Grafik
Minuspunkte: