Wer kennt sie nicht? Die kleinen, witzig aussehenden und vor allem ultrabrutalen Würmer aus den Worms Spielen. Immerhin treiben die kleinen Biester schon seit knapp zehn Jahren ihr Unwesen auf den unterschiedlichsten Konsolen. Anfangs noch in flachem 2D gehalten, fliegen die Handgranaten mittlerweile als 3D Objekte über die Schlachtfelder. Am eigentlichen Gameplay hat sich jedoch nichts verändert, noch immer beziehen mehrere Teams in verschiedenen Gebieten Aufstellung und beharken sich mit allerlei abgefahrenen Waffen, bis nur noch ein Wurm übrig ist.
Total Mayhem
Mit Worms 4: Mayhem betritt nun schon das dritte 3D Worms die PlayStation 2 Bühne. Doch neben einigen technischen Verbesserungen und winzigen, längst überfälligen, Neuerungen bleibt vieles beim Alten. So bewegt ihr immer noch Rundenweise eure Würmer mit dem linken Analogstick über die Schlachtfelder, feuert eure Bazooka oder eine andere Waffe ab und wartet dann den Zug des Gegners ab. Und diese Pausen sind ermüdend, denn der Computer braucht länger als jemals zuvor für seine Aktionen. Vom schnellen Spielen früherer Versionen ist nichts mehr übrig geblieben. Das Spielgeschehen ist nach vie vor zähflüssig und träge und technische Verbesserungen sind seit Worms 3D mit der Lupe zu suchen. Wenn ihr dann wieder am Zug seid und dem feindlichen Wurm zehn Meter vor euch eins überbraten wollt, werdet ihr das erste Mal richtig über die miese Kameraführung stolpern. Denn aus der Ich-Perspektive auf einen weit entfernten Wurm genau zu zielen, ist die reinste Tortur. Langsam und äußerst schwammig schwenkt die Kamera umher und lässt genaues Anvisieren zur Geduldsprobe verkommen. Wenigstens sind die abgedrehten Waffen für einige Lacher gut und versprühen nach wie vor Abwechslung und Charme.
Was beim Gameplay fehlt, wird zum Teil bei den Spielmodi bzw. Einstellungsmöglichkeiten wieder wettgemacht. Denn diese präsentieren sich überraschend umfangreich und lassen das Herz eines jeden Worms Fans höher schlagen. Da wäre zu Beginn natürlich die Möglichkeit ein schnelles Spiel gegen die CPU zu starten. Diese Matches eignen sich gut zum Training, richtig Spaß kommt jedoch nur selten auf, deshalb kommen wir auch gleich zur Einführung, hinter deren Namen sich eine Art Tutorial verbirgt. In Form einer kleinen Geschichte könnt ihr euch in die Feinheiten des Würmerkampfes einführen lassen. Das ist zwar alles gut und schön, doch ziemlich zeitaufwändig und hätte deshalb auch kompakter präsentiert werden können. Seid ihr in allen Kampfkünsten bewandert, solltet ihr euch an das Herzstück von Worms 4 wagen, dem Multiplayermodus. In fünf verschiedenen Modi könnt ihr eure Kampfwürmer gegen die Teams von bis zu drei Freunden antreten lassen. Die Optionen und Einstellungen für diese Kämpfe sind zahlreich und lassen praktisch keine Wünsche offen. Einen großen Kritikpunkt gibt es trotzdem und zwar die fehlende Onlineunterstützung. Ein Spiel das primär auf Mehrspielergefechte ausgelegt ist und im Jahr 2005 immer noch über keine Onlineanbindung verfügt, ist einfach nur armselig. Gerade hier hätte der Titel richtig punkten können, wenn man sich mit Leuten aus ganz Europa bekriegen könnte. Kann man aber nicht und somit gibt konsequenterweise einen kräftigen Punktabzug.
Solo Ahoi
Nachdem wir nun alle Modi abgeklappert haben, bleibt nur noch die Kampagne im Einzelspielermodus übrig. Hier sucht ihr euch eins von vielen vorgefertigten Team aus (zum Beispiel die „Gunslinger“ im Wild West Stil, oder die „Funky Dudes“, welche glatt dem Film Saturday Night Fever entsprungen sein könnten) und arbeitet eine Anzahl von vorgegebenen Karten ab Das tolle dabei ist, dass jedes Team über eine eigene kleine Story verfügt und sich somit der Wiederspielwert beträchtlich steigert. Nach jeder Mission gibt es als Belohnung zudem eine bestimmte Anzahl von Münzen, die ihr dann im spielinternen Shop für allerlei Extras verprassen dürft.
Grafik
Also witzig sehen die Würmer ja schon aus und dank des neuen „Anpassen“ Features kann man endlich seine Truppe ganz individuell gestalten. Egal ob Cowboy oder Alliierter Soldat, die Möglichkeiten sind recht umfangreich und werden noch umfangreicher, sobald ihr mit den in den Schlachten gewonnenen Münzen im Shop Einkaufen geht. Doch trotz der eigentlich längst überfälligen Neuerung, bleibt für die Entwickler noch mehr als genug Arbeit übrig. Texturen gibt es im Spiel beispielsweise fast gar keine (wobei das durch den Comicstil nicht weiter auffällt) und wirklich smooth und flüssig läuft das Spielgeschehen auch nicht ab. Dazu gesellen sich noch die vielen, recht langen Ladezeiten und die langsamen Computergegner, die manchmal Ewigkeiten brauchen, um ihre Züge auszuführen. Bei einem Spiel, das auf schnelle und unkomplizierte Action abzielt, sorgt solche mittelmäßige Technik für vergraule Käufer.
Sound
Musik spielte bei den Worms Titeln noch nie eine große Rolle. Stattdessen lag das Hauptaugenmerk immer auf den witzigen Sprüchen der Würmer. Auch Worms 4 bietet zahlreiche Kalauer und das sogar in Deutsch. Jedoch nur in den Gefechten, denn während man den Einzelspielermodus absolviert, darf man kräftig Untertitel lesen, oder der plötzlich englischen Sprachausgabe lauschen. Solche schlampigen Lokalisierungen darf es heutzutage einfach nicht mehr geben.
FAZIT:
Ich mochte die ersten, zweidimensionalen Worms Spiele wirklich gerne. Man konnte einfach die Konsole einschalten und loslegen - die Matches dauerten nicht allzu lange und haben eine Menge Spaß bereitet. Doch mit dem Schritt in das 3D Zeitalter, sank mein Interesse rapide ab, trübten doch zu viele technische Ungereimtheiten den Spielspaß. So verwundert es kaum, dass sich die Polygonwürmer auch in der dritten 3D Generation immer noch nicht sauber durch die Levels steuern lassen. Dazu kommen die gravierenden Kameraprobleme und die vielen Ladezeiten. In Verbindung mit dem ohnehin schon trägen und gemächlichen Spielablauf ergibt sich ein Cocktail, der sich bestens zum Einschlafen eignet. Deshalb lautet mein Fazit: Wartet lieber auf die PSP Version, die im nächsten Jahr erscheinen wird, denn diese ist in gutem alten 2D gehalten und wird sicherlich mehr Spaß bereiten, als der angebliche Spielspaßmayhem namens Worms 4.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
Viele Spielmodi
Neues Anpassungsfeature
Viele Maps und Waffen
Minuspunkte:
Lahme und träge Kamera
Kein Onlinemodus
Zäher Spielablauf