Es ist schon erstaunlich, welchen Wandel das LEGO Spielzeug seit Jahren durchläuft. Unterteilte sich das kreative Spielzeug während meiner Kindheit noch grob in die Gruppen Stadt, Weltraum und Ritter, dominieren heute merkwürdige Science Fiction Figuren (Bionicle) und Lizenzverwurstungen. Gerade die Letztgenannten erfreuen sich großer Beliebtheit, schließlich kennt doch jeder Harry Potter und Star Wars. Und wenn schon das Lizenzspielzeug so erfolgreich ist, was für einen Umsatz, könnte man erst mit einem Videospiel basierend auf der LEGO Adaption, einfahren? Eine passende Gelegenheit bietet sich immerhin mit dem Kinostart von Star Wars: Episode III, dem wichtigsten der drei neuen Star Wars Filme.
Achtung:
Wie uns Publisher EIDOS mitteilte, ist es uns untersagt in der Rezension auf Schauplätze, Figuren oder Handlung von Star Wars: Episode III: Die Rache der Sith einzugehen. Nicht einmal Screenshots dürfen wir euch zeugen. Wir bitten um Verständnis, wenn wir hinsichtlich des Inhaltes der neuesten Star Wars Episode nur oberflächlich auf Personen und Schauplätze eingehen.
Prolog
Eigentlich müsste der Prolog mit dem typischen, schräg über den Bildschirm ziehenden, Star Wars Einführungstext beginnen. Dummerweise ist eine solche Einführung in einer geschriebenen Rezension äußerst schlecht möglich, deswegen bitte ich euch einfach mal, dass ihr euch ein solches Intro vorstellt. Mit Musik natürlich...
Tra-ra Tra-ra... A long time ago in a galaxy far, far away... Tra-ra Tra-ra
Geschafft! Persönlich fand ich diese Anfangssequenzen schon immer ziemlich öde und nervig, bloß gut also, dass wir das jetzt in unserer Rezension hinter uns haben. Falls ihr gegen solche Einführungen auch etwas habt, werdet ihr LEGO Star Wars leiben, denn die Hintergrundgeschichte wird praktisch nur in solchen Sequenzen erzählt. Super, nicht war, da kommt richtige "Star Wars" Atmosphäre auf. Selbst einen Sprecher hat man sich gespart und somit muss man die knappen Zusammenfassungen auch noch selber Lesen! Da freut man sich natürlich über die Entscheidung der Entwickler, nur sowenig von den Star Wars Episoden zu verraten, dass man sich die Filme zuerst anschauen sollte, damit man die Zusammenhänge kapiert. Deswegen könnte ich euch noch nicht einmal irgendwas zu Episode III verraten - außer vielleicht das Ende. Aber Spaß beiseite, ich hätte mir gewünscht, dass es mehr Zwischensequenzen gibt, welche die Story vorantreiben. Die vereinzelten LEGO Cutscenes sind zwar recht witzig inszeniert, aber schaffen nicht wirklich Atmosphäre. Das wird eigentlich nur durch den, überall erkennbaren, LEGO Stil erreicht.
Obi Wan Schülernachhilfe
Los geht es in der Raumstation der Handelsföderation, auf der Qui-Gon Jinn und sein junger Jedi-Schüler Obi Wan Kenobi in eine Falle gelockt werden. Jeder, der die Filme kennt, wird sich sofort in vertrauter Umgebung wiederfinden. Während der Spieler einen Jedi übernimmt, versucht sich die Computer KI (Künstliche Intelligenz) beim anderen. Das klappt leider mehr schlecht als recht, wie die darauffolgenden Gefechte zeigen. Zwar blockt die KI die Laserschüsse der Droiden ab, jedoch tötet sie keinen. Recht oft steht der computergesteuerte Charakter dem Spieler dafür noch im Weg herum. Besser ist es, wenn ein zweiter menschlicher Mitspieler das Joypad ergreift und anstöpselt. Kooperativ macht das Vermöbeln der Rebellen gleich noch viel mehr Spaß. Zumal die Steuerung wirklich intuitiv geraten ist. Eine Taste wird für die Waffe benötigt (bei leichtem Druck, verteidigt ihr euch beispielsweise mit dem Lichtschwert), eine weitere für die jeweilige Spezialfähigkeit der Figur (bei den Jedi ist es die Macht) und eine Taste zum Springen bzw. Wechseln des Charakters. Das ist in manchen Kapiteln erforderlich, da beispielsweise nur ein Androide verschlossene Türen öffnen kann. Zudem ist man sowieso gezwungen je nach Kapitel mit anderen Figuren zu spielen. So übernimmt man auch die Rolle von Padme, während der Verteidigung des Palastes oder steuert im späteren Verlauf sogar den Jedi-Großmeister Yoda. Aufgelockert werden die Kampflevels immer wieder durch Geschicklichkeitsaufgaben. So muss man mit Anakin Skywalker das legendäre Pod-Rennen gewinnen und nimmt in einem Raumschiff platz, dass während der Klonkriege über das Schlachtfeld fliegt. Übrigens bieten diese Zwischenspiele die einzigste Herausforderung an den Spieler, schafft man die Missionen doch meistens nicht beim ersten Mal. Der Rest ist dagegen ein Kinderspiel, stirb man nämlich, werden einem nur ein paar LEGO Münzen abgezogen und man taucht an gleicher Stelle wieder auf. Damit haben die Entwickler zwar jeden Frust vermieden, aber dem Titel zugleich jegliche Herausforderung genommen. Geübte Spieler schaffen es, LEGO Star Wars in weniger als drei Stunden durchzuspielen.
Die dunkle Seite der Macht
Die Entwickler müssen diesen Umstand auch bemerkt haben, denn sonst hätten sie wohl nicht dafür gesorgt, dass man noch allerhand Extras frei spielen darf. Neben Raumschiffmodellen (im LEGO Look) wartet auf den tapferen Jedi zusätzlich noch eine geheime Episode. Um diese jedoch zu entriegeln, bedarf es schon einiger Versuche. Denn ihr müsst in jedem Kapitel den "True Jedi Status" erreichen, dass heißt, der goldene Balken muss blinken und komplett voll sein. Das schafft ihr nur, wenn ihr praktisch niemals den Löffel abgebt und jede LEGO-Münze im Spiel einsammelt. Um an alle Extras zu kommen, lässt euch das Spiel im freien Modus die Wahl, welche Figur ihr benutzt. Denn, sofern erkauft, dürft ihr jeden der LEGO Charaktere übernehmen. Egal, ob es sich dabei um Kampfdroiden, Darth Maul oder Mace Windu handelt. Alle erdenklichen Figuren sind mit an Bord. Natürlich hat die Figuren Umschaltungen einen Sinn, denn ihr müsst geschickt die Spezialfähigkeiten der Männeken einsetzen um wirklich an jedes Geheimnis zu gelangen. Problematisch dabei ist eigentlich nur, dass es weniger Spaß macht, zum zweiten Mal ein Level zu durchschreiten. Das im Kern simple Gameplay und die bestenfalls oberflächlich abgehandelte Hintergrundgeschichte lassen Spieltiefe vermissen.
Klötzchenstyle
Wie gesagt, wurde der LEGO Look bestens eingefangen. Die Figuren gleichen ihren Spielzeugvorbildern verblüffend und bestechen durch ansehnliche Animationen. Insbesondere die wenigen Zwischensequenzen zeigen, wozu die Grafiker im Stande waren. Dagegen wirken die Umgebungsgrafiken etwas steril und ab und zu hin geschludert. Ein paar mehr Details wären wirklich wünschenswert gewesen, insbesondere da es an vereinzelten Stellen zu minimalem Tearing kommt.
Musikalisch und Soundtechnisch wird dagegen aus allen Rohren gefeuert. Man hört sofort, dass der Sound direkt aus der Skywalker Farm kommt. Kraftvoll und glasklar ertönt der Mix aus Star Wars Geräuschen (Lichtschwert, Raumschiffe) und der brillianten Musik. Lediglich den Verzicht auf Sprachausgabe kann man so oder so auslegen. Ich für meinen Teil, hätte eine deutsche Synchronisation begrüßt, aber es gibt auch Stimmen, die es passend finden, dass die stummen Männlein wie in der Realität nicht sprechen können.
FAZIT:
LEGO Star Wars ist ein gelungenes Spiel, dass sich vornehmlich an jüngere Semester richtet. Trotz des geringen Anspruchs hat der Titel es jedoch geschafft, mich nach langer Star Wars Abstinenz wieder vor ein solches Spiel zu locken. Die Verbindung des typischen LEGO Looks mit bekannten Star Wars Charakteren und Umgebungen ist den Entwicklern hervorragend gelungen. Das ganze Spiel sprüht nur so vor witzigem Charme. Leider Gottes haben es die Entwickler aber verschlafen, dem Titel einen Funken Anspruch zu verleihen. Zwar ermöglicht man durch diese Entscheidung den Spielern ein frustfreies Spielvergnügen, jedoch verkürzt sich im Gegenzug die durchschnittliche Spielzeit auf weniger als drei Stunden. Übrig bleibt dann nur noch die Hatz auf Bonusziele, um die Schiffsmodelle und den Epilog frei zuschalten. Etwas mager für meinen Geschmack. Der Umstand, dass man zudem nicht alle sechs Episoden im Spiel untergebracht hat, hilft da nicht gerade weiter. Eher im Gegenteil, kommt doch der Verdacht auf, EIDOS wolle ohne größeren Aufwand doppelt abkassieren - einmal für Episode I-III und einmal für Episode IV-VI. Somit kann ich euch nur raten, LEGO Star Wars möglichst aus einer Videothek auszuborgen. Schnell durchzuspielen und wieder weg zuschaffen. Alternativ könnt ihr eurer Geld auch in richtigem LEGO anlegen - immerhin kann man auch noch heutzutage noch viel Spaß damit haben.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- LEGO Look
- Kooperativer Zweispielermodus
- Episode III noch vor Kinostart erleben
Minuspunkte:
- Geringer Umfang
- Dümmliche KI
- Wenig Anspruch