Eigentlich kaum zu glauben, dass das Rennspiel schon gegen Ende 2002 erschien. Um meine Erinnerungen an das Spiel in Hinsicht auf die folgende Rezension etwas aufzufrischen, legte ich kurzerhand die DVD in meine PlayStation 2 und wollte noch einmal ein paar Runden drehen. Drei Stunden später fand ich mich in der „Custom Series Meisterschaft“ wieder. Und weitere vier Stunden später hatte ich das Spiel komplett beendet. Das spricht doch für Burnout 2 - für den Spaßfaktor, den das Spiel noch nach all den Jahren verbreiten kann. Bestens gelaunt fing ich daanach an, diese Zeilen zu tippen.
Point of Impact
Im Gegensatz zum ersten Burnout, konzentrierten sich die Entwickler beim zweiten Teil auf eine einzige Stadt und deren Umgebung. Dadurch sollte ein gewissermaßen realistisches Gefühl für die Spielwelt aufkommen. Wie ich finde, ist es den Jungs und Mädels von Criterion auch bestens gelungen. Als Vorbild hat man sich eine amerikanische Westküstenstadt alá Los Angeles genommen und drum herum ein Gebiet erschaffen, dass von kargen, schneebedeckten Berggipfeln im Norden, bis zum sonnigen Sandstrand im Süden ordentlich Vielfalt bietet. Dazwischen liegt natürlich die Stadt, welche sich mit seinen Hochhausschluchten und Vororten perfekt für Straßenrennen eignet. Das eigentliche Highlight sind für mich jedoch die Highways, der amerikanische Straßen(alb)traum schlechthin. Zwischen PKWs, riesigen Trucks und natürlich dem Gegenverkehr schlängelt man sich mit einem Affentempo durch den Asphaltdschungel. Damit man wie ein geübter Wahnsinniger das Fahrzeug und den extremen Fahrstil beherrscht, wird man zu anfang gezwungen, noch einmal die Schulbank zu drücken. In der „Offensive Driving 101 Schule“ lernt man seine Boost-Leite aufzuladen, sich durch den Gegenverkehr zu kämpfen und natürlich zu driften. Um bei jeder Prüfung eine Gold Medallie zu ergattern, gehört schon ein wenig Übung dazu, schließlich laufen diese Prüfungen auf Zeit ab. Besitzt man endlich seinen Führerschein, geht es ab zum ersten Championship. Diese Herausforderungen unterteilen sich in mehrere Spielmodi, die (sobald frei geschaltet) auch einzeln angewählt werden können.
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Normale Rennen: Hier rast ihr gegen drei Gegner über einen Kurs. Neben der Zeit sitzen euch die anderen Fahrer ständig im Nacken. Im späteren Spielverlauf müsst ihr mehrere Rennen hintereinander gewinnen und mit Gold abschließen, ansonsten kommt ihr nicht weiter. Das kann Nerven kosten, da man kein Rennen einzeln wiederholen kann, sondern immer die ganze Serie noch mal fahren muss.
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Duelle: Nur hier gewinnt ihr neue Autos. Ziel ist es, vor einem Gegner im Ziel anzukommen.
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Pursuit: „Need for Speed“ lässt grüßen, um einen Gegner zu stoppen, müsst ihr ihn zehnmal rammen, bevor die Strecke zu Ende ist. Für meinen Geschmack ist der Erfolg etwas zu glücksabhängig.
Zusätzlich stehen euch noch diverse Crashszenarien zur Verfügung. Ziel davon ist es, möglichst viel Schaden anzurichten und dafür Punkte einzukassieren. Schafft ihr es, eine Goldmedallie zu holen, schaltet sich die nächste Crashkreuzung frei. Zumindest damals waren die Aufgaben recht lustig und eine neue innovative Spielidee. Heute fragt man sich einfach, warum nicht wie in Burnout 3 Multiplikatoren und ähnliches Verwendung gefunden haben.
Habt ihr überall mit dem ersten Platz abgeschlossen, bleibt nur noch der Zweispielermodus, bei dem man einen Freund/in versägen kann. Dank der sauberen Technik war das Ganze damals noch eine tolle Idee, heutzutage vermisst man einfach einen Onlinemodus. Für kurzweiligen Spaß dennoch mehr als brauchbar. Die Gesamtspielzeit ist im Großen und Ganzen recht kurz. Wenn man einmal ein geübter Raser geworden ist, lassen sich viele der Aufgaben recht schnell und beim ersten Versuch absolvieren. Trotzdem macht es immer wieder Spaß, die DVD einzulegen und eine kleine Runde auf dem Asphalt zu drehen.
Rubberband
Enttäuscht bin ich von der Künstlichen Intelligenz (KI) der Gegner, denn es gibt keine, überhaupt keine. Das einzige, was vorhanden ist, ist ein extrem starkes Gummiband. Egal wie gut ihr seid, ihr könnt die Gegner nicht abhängen. In Sekundenbruchteilen sind die anderen wieder an euch dran. Anfangs macht sich dieser Effekt noch nicht so negativ bemerkbar, da die Gegner sogar abbremsen um euch wieder herankommen zu lassen. Später, gegen Ende, wird es durchaus nervig und ärgerlich. Die Gegner kleben euch förmlich am Heck und verzeihen euch keinen Fahrfehler bzw. Crash. Eure einzige Chance vorne mit zu fahren, ist praktisch auf ein Fahrzeug beschränkt, den „Burnout 2 Racer“. Das beste Gefährt im Spiel erlaubt euch mit den Gegnern Schritt zu halten. Alle anderen Fahrzeuge sind recht nutzlos, da man einfach nicht so schnell auf eine hohe Geschwindigkeit kommt. Übrigens nutzen euch die Boosts eigentlich gar nichts, denn jedes Mal wenn ihr einen zündet, scheinen auch die Anderen auf den Gedanken gekommen zu sein. Dadurch erhöht sich nur das Unfallrisiko für den Spieler, da wie gesagt, keine Vorsprünge herausgefahren werden können. Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass Burnout 2 die mit Abstand schlechteste KI der letzten Jahre besitzt und dieser Fakt schlägt sich auch in der Bewertung nieder.
Renderware der zweite Versuch
Grafisch konnte Burnout 2 schon damals auftrumpfen. Mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde zieht die Landschaft ultrageschmeidig an euch vorbei. Keine Ruckler oder Slowdowns trüben das Geschehen und im Gegensatz zu Burnout 1 wurde das Flimmern fast komplett eliminiert. Würde mittlerweile nicht Burnout 3 mit einer noch schöneren Grafik existieren, säße Teil 2 immer noch auf dem Arcade-Racer Thron. Besonders angetan haben es mir die Umgebungen, die sehr detailliert, aber trotzdem realistisch rüber kommen. Egal ob City oder draußen in den Bergen, die Gegenden wirken lebendig, aber dank der eher matten Farbgebung nicht zu bunt. Animationen wie zum Beispiel Flugzeuge oder Wettereffekte wie Schnee und Regen darf man in einigen Streckenvarianten auch noch bestaunen. Das einzige was mich etwas enttäuscht hat, sind die eher öde aussehenden Fahrzeuge (wie eigentlich auch schon im Vorgänger) und der etwas blasse Burnout Effekt.
Nachdem man die Grafik problemlos als „Technik-Brett“ bezeichnen kann, sollte man meinen, der Sound steht dem in nichts nach. Doch leider hält das Spiel in diesem Bereich eine bittere Enttäuschung bereit. Zwar wurden alle Effekte in Dolby Pro Logic II kodiert, aber irgendwie vermisse ich den „Wumms“ dahinter. Motoren- und Umgebungsgeräusche klingen viel zu künstlich und leise. Die Musik ist da nicht besser, denn die aus Burnout 3 gewohnten EA Trax gibt es nicht. Stattdessen werden unspektakuläre instrumentale Rocksongs geboten, bei denen man sofort weiß, dass sie nur aus dem Computer kommen und keinerlei Widererkennungswert besitzen.
FAZIT:
Auch nach drei Jahren kann Burnout 2: Point of Impact in vielen Bereichen überzeugen. Die pfeilschnelle Grafik und die Fixierung auf das Fahren, lassen immer noch gute Laune aufkommen. Nervig wird es nur dann, wenn die Gummiband KI zuschlägt und Rennsiege zu Glücksfällen werden. Durch die unausgegorene Rennstruktur kann schnell Frust entstehen. Richtig gefährden kann die nicht vorhandene KI den Spielspaß aber nicht, da die Grafik und die gute Steuerung immer wieder vor das Pad locken. Persönlich rangiert Burnout 2 hinter dem Nachfolger in meiner „Rangliste“, aber meilenweit über dem Vorgänger. Im Vergleich zum ersten Burnout ist den Entwicklern ein Riesenschritt gelungen und deswegen bleibt der Titel auch noch nach all den Jahren spielenswert.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
Minuspunkt: