Die Macross-Reihe existiert bereits mehr als 40 Jahre – allerdings hauptsächlich in Japan. Im Westen kennt die Marke kaum jemand, was auch daran liegen mag, dass Macross den Boom der Anime-Industrie verschlafen hat. Zudem gab es ein ziemliches Lizenz-Mumbo Jumbo. Zum Beispiel erschien Macross Ende der Achtziger in einer überarbeiteten Fassung als Robotech auf dem amerikanischen Markt. Meine erste Berührung mit dem Franchise war, als die Tabletop Reihe Battletech viele ihrer bekannten Mech-Designs verlor. Wie sich herausstellte, waren viele von jap. Anime-Serien (ua. Macross) lizenziert und als in den Neunzigern der Inhaber wechselte, wurde alles und jeder verklagt. Irgendwann (dank Internet) habe ich mich dann auch mit Macross vertraut machen können und war doch etwas baff. Coole Mecha-Action im Weltraum trifft auf Geträller und schwulstige Geschichten.

Best Of Macross

Die Story bietet genau das, wenn man verschiedene Serien in einem Spiel vereinen will. Sprich ein regelrechter Mischmasch! Sängerinnen und Piloten aus fünf Macross Anime-Universen werden an den Schauplatz des Battle 7 versetzt und müssen zusammenarbeiten, um die Schergen zu besiegen. Somit trifft man Charaktere aus Macross Plus, Macross Zero, Macross 7, Macross Frontier & Macross Delta, inkl. diverser Songs. Insgesamt 5 Geschichten mit jeweils anderem Ausgang kann man durchspielen.

Sidescroller, Top Down, 3D Shmup & Visual Novel

Okay, das mit der Visual Novel stimmt nicht ganz, schließlich hat man keinen Einfluss auf die zahlreichen (und langen) Gespräche zwischen den Einsätzen. Aber der Rest passt schon. Es gibt Levels, da steuert man sein Raumschiff seitlich, dann auch mal aus der Vogelperspektive und ganz selten mal in 3D von hinten. Das Gameplay ist jedoch nirgends eine Offenbarung, aber zumindest passabel umgesetzt. Es gibt eine Primärwaffe und eine Sekundärwaffe. Letztere sind zielsuchende Raketen. Dazu tastet man mit einem Laser-Kegel die Umgebung vor dem Schiff ab und markiert kommende Feinde. Die Laserkanone kann man dabei übrigens nicht benutzen. Das gibt einerseits zwar etwas Strategie, kann andererseits aber auch für Frust sorgen. Die dritte Möglichkeit, um Gegner vom Bildschirm zu schmeißen, ist der Spezialangriff. Dieser gewaltige Raketensturm verursacht deutlich mehr Schaden.

Die Feindmuster sind übrigens gut zu erkennen und die Bosse zumindest nicht unfair. Es gibt auch Levels, in denen man wie in einem Twin-Stick Shooter seinen Mecha steuert und in 360° Manier um sich ballert. Innerhalb der Levels sucht man nach Unterdrücker, welche zerstört werden sollten, damit Pilot und Sängerin synchronisieren können. Ist dieser Zustand erreicht, schallt ein passender Song aus der jeweiligen Macross-Serie aus den Boxen und man bekommt Buffs bzw. die Gegner Debuffs verpasst. Allerdings fallen diese Passagen alle recht kurz aus. Durch den funkelnden Bildschirmrand wird die Übersicht auch noch erschwert. Nach jedem Level folgt dann eine Rankingbewertung mit Highscores.

Es muss (nicht) schwer sein

Also einfach ist das Spiel nicht. Es ist nicht unfair, aber man muss schon mit der Steuerung / Levels vertraut sein, um weiter zu kommen (vor allem auf den Leaderboards). Zwar kann man nach einem Ableben ein Kapitel wiederholen, aber Energie wird nicht aufgefüllt. Was dann natürlich nicht immer für bessere Ergebnisse sorgt. Zum Glück gibt es aber zahlreiche Optionen, um sich den Spielalltag zu erleichtern. Mehr Energie, automatisch regenerierende Energie und mehr Schlagkraft des Spezialangriffs. Somit kann jeder das Spiel meistern, auch wenn diese „Cheat-Aktionen“ einen Leaderboard Eintrag verhindern. In den Levels lassen sich auch noch diverse Sachen einsammeln, die man in einer Galerie betrachten kann. Aber erwartet dabei nicht zu viel.

Grafisch kein Afterburner

Optisch haut einen das Geschehen nicht von der Couch! Egal ob seitliche Levels, die Top Down Abschnitte oder die 3D Varianten - alles ist brauchbar in Szene gesetzt, aber weit weg von einem visuellen Highlight. Manchmal erinnerte mich das Dreamcast Shmups von 2001, so ungefähr kann man sich auch die Grafikqualität vorstellen. Immerhin – es läuft flüssig und ohne Abstürze. Zwischendurch werden die Gespräche mit Standbildern geführt. Da es nur eine japanische Sprachausgabe und englische Untertitel gibt, muss man schon ein Fable für sowas besitzen. Ich fand hin und wieder verschiedene Namen witzig. Beste Beispiele für das Nutzen eines Namensgenerators! Die eigentlichen Geschichten sind dagegen weder spannend noch sonderlich unterhaltsam. Und die Songs stammen zwar aus den verschiedenen Macross-Serien und sind allesamt dem JPOP-Genre zuzuordnen, kommen aber viel zu wenig zur Geltung. Der restliche (rockige) Soundtrack geht durchaus in Ordnung.

FAZIT:

Wenn man kein beinharter Macross-Fan ist, sollte man die Finger von dem Spiel lassen. Die Shoot'em Up Levels sind zwar passabel umgesetzt, lassen aber einen gewissen Aha-Effekt vermissen. Grafisch wird das Ganze äußerst durchschnittlich präsentiert, die vielen Dialogszenen nerven und die Musik (eines der Highlights der Anime) spielt nur die zweite Geige im Spiel. Immerhin: Anpassungs- Optionen und viele Sachen zum Freispielen wirken sich positiv aus.

[ Review verfasst von .ram ]

[ Gespielt auf PS5 Pro mit 4K HDR TV ]

Pluspunkte:

• Verschiedene Shmup Stile
• Schwierigkeitsgrad umfangreich anpassbar
• Originale Songs aus den Anime-Serien

Minuspunkte:

• Unspektakulär in jeglicher Hinsicht
• Zuviel Gerede und das nur mit engl. Untertiteln
• Musik wird nicht effektiv genutzt