Wenn man an die gute, alte PlayStation 1 denkt, kommt einem neben Gran Turismo und Final Fantasy VII, vor allem ein Spiel in den Sinn, Metal Gear Solid - Tactical Espionage Action. Mit diesem Meisterwerk hievte sich Hideo Kojima endgültig in die Ruhmeshalle der Videospielvisionäre. Dabei begann der Rummel um den Agententhriller schon auf der E3 im Jahre 1996, als Kojima zum ersten Mal der Weltöffentlichkeit einen Trailer präsentierte. Selten zuvor wurde ein Spiel so heiß ersehnt und vorab hoch gelobt, wie Metal Gear Solid. Als das Spiel dann 1997 endlich auf den Markt kam, entwickelte es sich zum weltweiten Millionenseller. Doch was genau macht den Erfolg, die Faszination dieses Spiels aus? Auf den folgenden Zeilen werden wir den mittlerweile in den Kultstatus erhobenen Titel, genauer unter die Lupe nehmen.
Bevor es los geht möchten wir jedoch noch darauf aufmerksam machen, dass wir Metal Gear Solid nach den damaligen PSOne Maßstäben bewerten. Das Spiel mit heutigen Grafikbomben zu vergleichen, würde wenig Sinn machen, denn Gameplay, Benutzerfreundlichkeit und Steuerungsmöglichkeiten haben sich im Laufe der Zeit (zum Guten) weiterentwickelt. Ich hoffe ihr versteht unsere Entscheidung.
Im Krieg gibt es keine Helden!
Einer der größten Pluspunkte von MGS ist auf jeden Fall die atemberaubende Story, die man durchaus schon als episch betrachten kann...
Jahre sind seit den Vorfällen von Outer Heaven vergangen. Damals konnte Snake als einziger Kämpfer lebendig aus der afrikanischen Hölle entkommen. Doch der ehemalige Elitesoldat ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Zurückgezogen und alleine, lebt er in der Antarktis bis er eines Tages in einer Nacht- und Nebelaktion aus seiner „Lethargie“ gerissen wird. Von seinem ehemaligen Arbeitgeber beauftragt, soll er eine Terroristengruppe stoppen, die in der Arktis eine geheime Anlage übernommen haben. Anfangs etwas mürrisch, nimmt er die Mission kurze Zeit später widerwillig an (selbst Snake besitzt ein Herz und kann es nicht zulassen, das Unschuldige durch Atombomben getötet werden). Zusammen mit seinem ehemaligen Oberst, Roy Campbell, und anderen Teammitgliedern, die ihm stets über Codec (so eine Art Bildtelefon) für Ratschläge bereitstehen, dringt Snake in die arktische Basis ein. Doch die Zeit ist knapp, schließlich drohen die Terroristen nach dem Verstreichen eines Ultimatums (18 Stunden) mit der Zündung einer Atombombe. Zu Snake's Pech handelt es sich bei den Schergen allerdings nicht um normale Bösewichter, sondern um ehemalige Mitglieder der Sondereinheit „Fox Hound“. Für die gleiche Gruppe fungierte Campell damals als Boss und auch Snake war schon einmal Angehöriger dieser Einheit. Sämtliche Mitglieder verfügen über spezielle Fähigkeiten und wissen mit diesen perfekt umzugehen. Da gibt es zum Beispiel Sniper Wolf, die tödliche und schöne Scharfschützin; Psycho Mantis, ein Beherrscher der Tele- und Psychokinese und allen voran ihr Anführer Liquid Snake, der neben Solid Snake als einziger den Codenamen „Snake“ tragen darf. Im Laufe der Zeit entwickelt sich die Geschichte jedoch immer mehr zu einem riesigen Akt der Verschwörung. So erfährt Snake nach und nach Details über die Hintergründe des Angriffs und über seine eigene Geschichte. Zum Schluss kommt es wie es kommen muss, zum ultimativen Showdown zwischen ihm und seinem Gegenspieler.
Es ist wirklich schwer, eine einigermaßen gute Inhaltsangabe abzuliefern, ohne zuviel von der komplexen Story zu verraten. Immerhin dachte sich Kojima eine Erzählung aus, die locker 700 DinA4 Blätter umfasst. Bei all dem Lob, darf aber die Kritik nicht zu kurz kommen. Zwar ist die Geschichte atmosphärisch und spannend, zu weilen aber auch ein wenig abstrus, kitschig und übertrieben dargestellt. Ärgerlich zudem, dass ein paar Personen zu stark im Hintergrund bleiben und man als Spieler nur Vermutungen darüber anstellen kann. Eine etwas straffere Erzählweise hätte somit an einigen Stellen Wunder gewirkt.
Hä! Fußspuren?
Mit der Veröffentlichung von Metal Gear Solid im Jahre 1997 erschuf Konami zugleich ein komplett neues Genre. Das Zeitalter der „Stealth-Action“-Spiele begann. Statt wie wild durch die Gegend zu ballern, war erstmals taktisches Vorgehen gefragt. Man schlich sich an Wänden entlang, lenkte Gegner ab und blieb möglichst unbemerkt. Diese Vorgehensweise sorgte für eine ungemein große Spannung und verlangte vom Spieler gänzlich neue Denkweisen. Da sich das Spiel komplett in 3D präsentierte, ging zwar ab und zu etwas die Übersicht verloren, im Großen und Ganzen konnte dieser kleine Makel den Spielspaß jedoch kaum trüben. Nerviger waren dagegen die langen Fußmärsche zurück zu schon besuchten Abschnitten in der zweiten Spielhälfte. Hier gewann man den Eindruck, die Entwickler müssten die Spielzeit noch etwas strecken.
Lassen sie uns Liebe machen, Snake!
Auch grafisch war Metal Gear Solid seiner Zeit weit voraus. So wurden zum Beispiel, die im ersten Trailer gezeigten FMV Sequenzen, komplett aus dem fertigen Spiel geschnitten und die Cutscenes nur noch als Echtzeitvideos präsentiert. Warum auch nicht? Die Grafik hatte einen gewissen Charme und der fließende Übergang von Spielegrafik in Zwischensequenz ermöglichte eine noch realistischere Atmosphäre. Natürlich schmunzelt man heute über die verwaschenen Gesichter und die teils extrem abgehackten Bewegungen der Akteure, aber früher war das eben das Beste, was die PSone auffahren konnte. Leider gilt das nicht für die Akustik der deutschen Version. Neben dem genialen Soundtrack wollte Konami die deutschen Spieler mit einer kompletten Synchronisation des Titels beeindrucken. Aber anstatt (schon zu dieser Zeit im PC Bereich üblich) eine tolle Eindeutschung abzuliefern, müssen wir uns gequälte amateurhafte Sprecher anhören, die nicht mal den Text richtig vom Blatt ablesen und vortragen konnten. Es kam der Eindruck auf, als ob Konami für die Übersetzung und Vertonung nicht mehr als 100 DM gezahlt haben muss. Wer also die Wahl hat greift zur englischen Version, die mit sehr guten (und passenden) Stimmen aufwarten kann.
Les enfants terrible?
Metal Gear Solid besitzt viele Zwischensequenzen, somit ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Titel auch auf insgesamt 2 Discs ausgeliefert wird. Wer das Ende nach ca. 10 Stunden gesehen hat, braucht das Spiel aber noch lange nicht ins Regal stellen, Unmengen von „Special Missions“ und Boni warten nämlich auf den Zocker. Vor allem die VR Missions, die sich ebenfalls auf den CDs befanden, erfreuten sich großer Beliebtheit. Diese Trainingsmissionen helfen dem Spieler nicht nur, sich in die Materie einzuarbeiten, sondern auch seine Fähigkeiten zu perfektionieren. Aufgrund des enormen Spielspaßes dieser Zusatzmissionen und dem hohen Wiederspielwert, entschied sich Konami einige Monate nach der Veröffentlichung von MGS, noch eine Zusatz CD heraus zubringen. Unter dem Namen Metal Gear Solid: VR Missions brachte dieses Add-On über 350 VR Missionen mit sich und erschien auch hier in Deutschland. Boni wie der Stealth Anzug (macht den Spieler unsichtbar), das Bandana (sorgt für unendlich Munition) und der James Bond Anzug ließen sich nur nach mehrmaligen Durchspielen frei schalten. Das ist jedoch bei weitem noch nicht alles, so konnte man auch z.B. Geister mit der Kamera jagen. In Japan erschien 1999 noch eine weitere Variante des Spiels, die auf der inzwischen veröffentlichten PC Portierung basierte. Neben den VR Missions, findet ihr noch auf dem Metal Fear Solid: Integral betitelten 3 CD Set einen exklusiven Ego-Modus (wie wir ihn auch in den späteren Abenteuern von Snake kennen) und die Möglichkeit Minispiele auf der (bei uns nie erschienenen) Sony Pocket Station auszuführen. Netterweise kann man diese Version auch in englischer Sprache spielen, weshalb ein Import aus Japan also durchaus Sinn macht.
In Deutschland erschien zudem folgende limitierte Edition (siehe Bild). In der riesigen Verpackung zu finden, waren: Spiel; Soundtrack; beidseitiges A1 Poster; T-Shirt; Zwei Hundemarken; Postkartenset; Memorycard Aufkleber und Sammelkarten.
FAZIT:
Metal Gear Solid ist Kult! Dieses Spiel hat nicht nur Solid Snake zu einem der coolsten und berühmtesten Helden der Videospielgeschichte gemacht, sondern hat die 32bit Ära auch maßgeblich beeinflusst. MGS wurde zum Vorreiter zahlreicher Spiele, die zwar ähnlich gelagert waren, aber niemals die Klasse dieses Meisterwerks erreichen konnten. Auch heute noch ist das Stealth-Action Adventure durchaus einen Kauf wert und dank PlayStation 2 (geglättete Texturen, Filter) noch ein wenig hübscher als auf der Vorgänger Konsole.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
- Der Schleich-Aspekt steht im Vorderund
- Für damalige Verhältnisse eine bombastische Grafik
- Abgefahrene Bosskämpfe
Minuspunkte:
- Die deutsche Synchronisation / Übersetzung
- Lange Laufwege in der zweiten Hälfte
- Manchmal mangelnde Übersicht