Nanu, was ist denn ein „Caravan SandWitch“? Ich kapiere zwar schon den Zusammenhang, aber irgendwie könnte der Titel auch direkt aus einem Namensgenerator stammen. Doch nicht nur der Titel des Spiels kommt sonderbar rüber, auch fast alle Namen von Personen oder Orten fallen gelinde gesagt abstrakt aus. Mal ehrlich: Garance, Sauge und Neflé sind bestenfalls Zungenbrecher! Die fehlerhafte Übersetzung verschlimmert das alles noch im Nachgang bleiben mir neben dem coolen Grafikstil vor allem die merkwürdigen Namen und die damit einhergehende verwirrende Haltung zu den Geschlechtern mancher Protagonisten im Gedächtnis. Man könnte fast meinen, das ist so gewollt…
Malerische Post-Apokalypse
Doch zurück zum eigentlichen Spiel. Die Geschichte ist auf dem Planeten Cigalo angesiedelt. Die Förderation vertrieb vor Jahren die Ureinwohner (froschähnliche Wesen namens Reinatos) und beutete schonungslos die Rohstoffe der Welt aus. Zumindest so lange, bis ein großes Unglück geschah und dauerhaften Schaden (die Taraask) hinterließ. Die Föderation ist mittlerweile verschwunden und nur noch wenige Menschen und Reinatos leben auf der Oberfläche. Viele sind dabei auf die umliegenden Raumstationen geflohen, Hauptsache weg von der Einöde. Unsere Protagonistin (Geschlechter sind wie gesagt nicht ganz eindeutig identifizierbar und die Übersetzung streikt bei den Artikeln fast immer) Sauge lebt auf so einer Station. Bis aus heiterem Himmel eine Nachricht vom Notrufsender des Raumschiffes ihrer Schwester Garance eintrudelt. Nur das diese bereits seit Jahren verschollen ist
Einheimischen helfen & Schwester finden
So macht sich Sauge auf den Weg nach Cigalo. Auf dem Planeten angekommen, erfährt man, dass Sauge ebenfalls von hier stammt und ihre Familie und Freunde immer noch hier leben. Das Wiedersehen verläuft natürlich etwas holprig, da Sauge den Kontakt über die letzten Jahre schleifen ließ. Aber nach ein paar kleinen Gefälligkeiten, ist wieder alles im Lot. Mit der Technikerin Neflé (auch hier männlich, oder weiblich - keine Ahnung, ich dachte die ganze Zeit über männlich, aber am Ende kommt raus, sie ist doch weiblich) machen sie sich auf die Suche nach dem Notruf Signal. Gleich zu Beginn kommt man in den Besitz des namensgebenden Caravans bzw. eher eine Art Offroad Van. Mit diesem erkundet man die Gegend, deaktiviert Störsignale, deckt die Karte auf, untersucht Ruinen und hilft den Bewohnern beim alltäglichen Kampf gegen die Langeweile (zum Beispiel beim Bergen von Ressourcen). Der Spielfortschritt ist dabei an ein paar technische Upgrades (Scanner, Greifarm, Seilrutsche) gekoppelt, die man nach und nach freischaltet und konstruieren muss. Dafür braucht man wiederum Elektronikteile, die in der Gegend verstreut herumliegen. Da es verschiedene Abstufungen in der Qualität gibt, wird man so ermutigt, auch abseits der Wege zu erkunden.
Action existiert bis auf ein paar Sprung- und Klettereinlagen nicht. Die wenigen Rätsel (zum Beispiel stelle Energie für die Türversorgung her) sollten ebenfalls niemanden vor ernsthafte Probleme stellen. Was mich ein wenig nervte, war der Umstand, dass man an bestimmten Storypunkten nicht vom Weg abkommen durfte. Warum? Das Navi zeigt die Route doch so oder so an. Warum darf ich dann nicht aussteigen und mir das Bauteil noch schnappen? Ansonsten flimmert der Abspann bereits nach gut sechs Stunden über den Bildschirm. Wirklich lang oder umfangreich ist das Abenteuer nicht. Und da habe ich schon alle Nebenmissionen absolviert, was jedoch keine Voraussetzung ist, damit man das Final erreicht.
Gewaltfrei
Alles in Allem wird man dennoch gut unterhalten, wobei natürlich auch mehr möglich gewesen wäre. Gerade hinsichtlich der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Steuerung wurde durchweg einfach gehalten und bietet sogar eine praktische Hilfe an. Wenn man mal zu weit vom Van entfernt ist, kann man mit Knopfdruck zum Fahrzeug beamen. Zudem kann man nicht sterben. Springt man von einer Klippe oder einem hohen Turm, dann bricht man sich nicht alle Knochen. Dieser friedliche Aspekt kommt in meinen Augen viel zu selten in Videospielen vor.
Wenn ich „Caravan SandWitch“ vergleichen müsste, dann am ehesten mit Walking Simulatoren. Nur das man hier etwas mehr zu tun hat und alles nicht ganz so linear verläuft. Dafür packt die Geschichte nicht übermäßig. Ich meine, es war okay und ich bleib bis zum Ende am Ball und wollte schon wissen, was mit Garance passiert ist. Aber preisverdächtig war die Story nicht. Und die Sandhexe (Sand Witch), nun die taucht zwar auch als zentrales Element auf, aber bleibt irgendwie hinter den Erwartungen zurück. Die hätte man in der Form auch weglassen können.
Stilsicher aber nicht perfekt
Die Technik ist okay. Die Bildqualität stimmt und auch der wirklich gelungene (verträumte) Comic-Buch Stil kann überzeugen. Die Framerate könnte dabei besser sein, schließlich durchwandert man keine ultra detaillierte Spielwelt. Störend fand ich, dass die Kamera immer mal wieder Aussetzer hat und die Ladezeiten könnten ein Stück kürzer sein. Sprachausgabe ist übrigens nicht vorhanden und die Musik, die im Intro noch stimmig rüberkommt, findet man fast nirgends im Spiel. Gerade eine bessere Integration des Soundtracks, wäre für die Atmosphäre förderlich gewesen.
FAZIT:
„Caravan SandWitch“ ist kein Actionspiel, eigentlich gibt es gar keine Action. Hier steht die Erkundung im Vordergrund. Zudem gibt es ein paar leichte Rätselaufgaben. Wenn man sich darauf einlässt, bekommt man ein entspanntes Abenteuer mit coolem Grafikstil. Leider plätschert die Story vor sich hin und das Ende ist dann etwas abrupt da. Davon abgesehen (und von ein paar anderen Kleinigkeiten), bereue ich meine Zeit mit „Caravan SandWitch“ trotzdem nicht. Man muss jedoch Fan von Erkundungsspielen sein und am besten auch kein Problem mit komischen Namen haben.
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