Warner Bros. Games erweckt den Eindruck, dass sie momentan nicht wirklich wissen, was sie tun. Vor allem in letzter Zeit fiel der Publisher eher durch negative Schlagzeilen auf. Da ist es fast schon ein Wunder, dass man das Harry Potter Franchise nicht an die Wand fährt. Nach dem sehr guten „Hogwarts Legacy“ (siehe Review) erschien nun auch ein passables Quidditch Spiel. Immerhin hat es ganze 21 Jahre gebraucht, um einen Nachfolger für den PS2 Titel „Harry Potter: Quidditch – Weltmeisterschaft“ zu entwickeln. Ob das neue Spiel mit dem Fanliebling von damals mithalten kann?
Das sind aber nicht die Turnierregeln!
Wer eine Handlung sucht, ist hier falsch, denn der Einzelspieler beschränkt sich auf die bekannten Turniere aus dem Buch: der Hauspokal, das trimagische Turnier und die Weltmeisterschaft. Aber gut, braucht ein Sportspiel eine packende Handlung, wenn doch die Spielmechanik zählt? In diesem Bereich kann das Spiel nämlich ordentlich punkten. Wahre Potterheads werden jedoch feststellen, dass hier nur mit einem Treiber gespielt wird und das Fangen des Schnatzes nicht gleich das Spielende bedeutet. Das sind jedoch alles Änderungen, um den fiktiven Sport kompetitiver und zugänglicher zu machen. Das Spiel führt in einem sehr guten Tutorial zwar alle Positionen ein, aber hier das Wichtigste noch einmal zusammengefasst!
Hüter
Der Tormann, welcher die 3 Tor Ringe bewacht. Er kann zudem auf dem Spielfeld Boosterringe verteilen, um seine Mitspieler zu beschleunigen. Anders als bei den anderen Spielern gibt es hier eine fixierte Kameraposition von hinten, um so schnell zwischen den drei Ringen zu wechseln
Jäger
Seine Aufgabe ist es, den Quaffel (ein Ball) in den gegnerischen Tor Ring zu bekommen. Man passt zwischen seinen Treiberkollegen hin und her, um den Gegner auszuspielen. Sollte man den Ball verlieren, kann man Gegner rempeln, um ihn wieder zu erlangen. Jäger sind die Einzigen, die Tore erzielen können.
Treiber
Der Treiber ist der Störenfried auf dem Spielfeld. Seine Aufgabe ist es, mit dem Klatscher (ebenfalls ein Ball) gegnerische Treiber vom Besen zu schießen. Ein aggressives Vorgehen wird hier belohnt, wie auch die richtige Auswahl der Ziele.
Sucher
Seine Aufgabe ist es, den goldenen Schnatz zu fangen, welcher nach einigen Minuten auf dem Spielfeld auftaucht. Um ihn zu ergattern, gilt es durch die Beschleunigungsringe des Schnatzes zu fliegen. Doch Vorsicht, so ist man ein leichtes Ziel für Treiber und den gegnerischen Sucher. Wer ihn als erster fängt, bekommt ordentliche Punkte!
Abgesehen vom Torhüter, steuern sich alle Spieler wie man es von modernen Flugspielen erwartet. Die Steuerung ist nicht überladen und beschränkt sich wirklich nur auf die wichtigsten Funktionen. Man ist auf dem Besen sehr agil unterwegs und hat allerhand Möglichkeiten, ihn zu kontrollieren. Schnell gelernt, aber hart zu meistern – das ist hier die Devise! Zudem gibt es noch eine Lebensleiste für Rempler und Klatscher-Treffer, so wie eine Beschleunigungsleiste. Dadurch bleibt Zeit, taktisch vorzugehen und sich auf dem doch sehr unübersichtlichen Spielfeld zu orientieren. Zwar versucht das Spiel, mit Richtungspfeilen die Gegner / Mitspieler / Bälle zu kennzeichnen, aber dies gelingt nur zum Teil. Die Position des Quaffels geht zum Beispiel oft unter und das macht es für Neueinsteiger schwer. Glücklicherweise kann man im Einzelspieler-Modus frei die Position wechseln und die KI übernimmt die anderen Spieler. So tastet man sich langsam an die verschiedenen Spielweisen heran. Beim Online-Wettkampf sieht es jedoch ganz anders aus!
Word Wide Quidditch
Das sollte eigentlich das wahre Kernstück vom Spiel sein. Der Einzelspieler-Modus ist ein schönes Beiwerk, aber wer die wichtigsten taktischen Kniffe verinnerlicht hat, spielt den Computer an die Wand. Online sieht die Sache schon wieder anders aus. Entgegen dem Einzelspieler-Modus ist man hier an zwei Rollen gebunden. Man muss sich also entscheiden, welche der vorgefertigten Positionen man übernimmt. Jäger / Treiber, Jäger / Sucher, Jäger / Hüter. Das bedeutet, dass man mit zwei Mitspieler gegen den Gegner antritt. Auch hier ist wieder das Ziel, die 100 Punkte zu erreichen, oder in Führung zu liegen, wenn die Zeit abläuft. Tja und das war es leider schon mit dem Online Spiel. Zum Zeitpunkt des Reviews gibt es nur klassische 3 vs. 3 Spiele. Kein Turnier, kein Clansupport, nicht mal bester Spieler in seiner Region. Sehr schade, dass hier noch nicht alle üblichen Modi angeboten werden. Ich kann nur rätseln warum. Vielleicht will man die Onlinestruktur schonen und erst langsam mehr Spielmodi freischalten?! Die Beta hatte hier noch mehr Auswahl.
Wie werde ich zum Quidditch Champion?
Das Spiel bietet einen robusten Charakter-Editor, um seinen eigenen Spieler zu basteln. Wer will, kann auch aus vorgefertigten Helden wählen. Zudem stehen unzählige Kleidungsstücke, Besen, Zauberstäbe und Siegesanimationen zur Auswahl. Viele dieser Dinge muss man sich aber erst durch Erfüllen von Aufgaben oder durch Levelsteigerungen erspielen. Zudem gilt es noch, verschiedene Attribute bei Spielern und Besen zu verbessern, damit man agiler auf dem Spielfeld ist. Leider verschweigt das Spiel, ob diese Verbesserungen auch im Online-Modus zählen. Da man aber gegen Level 60 Spieler so gut wie keine Chance hat, ist wohl davon auszugehen. Was sofort negativ auffallen wird, ist die Struktur des Shops und wie man Dinge freispielt. Vieles erinnert an bekannt Free 2 Play Systeme, ohne jedoch irgendetwas mit Echtgeld kaufen zu können. Man darf gespannt sein, wann und ob eine richtige Free 2 Play Variante des Spiel noch angekündigt wird.
Grafik, Ton und mehr
Stilistisch gesehen, gehen die Figuren mehr in den Comic Look. Beim Design hat man sich dagegen an den Filmen orientiert, jedoch nicht komplett alles kopiert. Das stilisierte und einfachere Design kommt dem Spiel sehr zugute und wirkt keinesfalls deplatziert. Eine sehr gute Wahl, wenn man die Figuren mit den Quidditch Sequenzen aus den Spielfilmumsetzungen vergleicht. Animationen beschränken sich auf ein Minimum, außer bei Intros, Toren und den üblichen Emotes. Hier gibt es zahlreichen vorgefertigte Animationen zum Auswählen. Auch das Design der Umgebung wirkt etwas zurückhaltender und bleibt ebenfalls den Filmen treu. Einzig die fiktiven Stadien der anderen Schulen stechen heraus. Zurzeit gibt es nur 6 davon, jedoch haben einige unterschiedlichen Wetter und Tag/Nacht Effekte. Aus technischer Sicht läuft das Spiel übrigens sauber und flüssig. Was die Vertonung betrifft, ist diese nur mittlerer Standard. Zumindest wir Potterheads werden bei dem bekannten Kommentator schmunzeln müssen. Aber auch hier, gibt es nur wenige unterschiedliche Ansagen, weshalb diese schnell wiederholen.
FAZIT:
21 Jahre hat es gedauert, bis es endlich wieder ein neues Quidditch Spiel gibt. Ja die Filmumsetzungen haben sich zwar immer wieder bemüht, diesen Sport zu repräsentieren, aber das war doch nur ein nettes Gimmick! Hier haben wir ein vollwertiges Spiel, welches bewusst die Buchregeln außer Kraft setzt, um eine deutlich kompetitivere Spielerfahrung zu bieten. In diesem Bereich kann es auch voll und ganz überzeugen. Näher wird man an ein Quidditch Spiel nicht herankommen. Da ist es etwas traurig, dass die anderen Aspekte vernachlässigt wurden. Mit dem überschaubaren Einzelspieler-Modus kann man noch leben, aber das Online viele wesentliche Funktionen fehlen, ist nicht zu akzeptieren. Zumindest ein Clansupport und eine Spielersuche im gleichen Level hätten vorhanden sein müssen. Neulinge werden somit schnell frustriert sein, wenn man auf eingespielte Level 60 Teams trifft. Hier hat der Spieler einfach keine Chance und wird das Spiel schnell zur Seite legen. Auch der Umfang könnte hinsichtlich der Stadien etwas größer sein. Wäre ja nicht so schwer gewesen, ein paar generisches Stadien einiger Länder umzusetzen. Oder auch, dass man bekannte Quidditch Mannschaften aus dem Potterverse einbaut. Erwähnt sei hier noch die Struktur des Ingame Shops. Im Prinzip richtet sich das Design an bekannte Free 2 Play Spiele. Das macht es einerseits vertraut, schürt aber auch gleich den Verdacht einer schnellen Abzocke. Noch ist die nicht zu sehen, aber es existiert bereits ein Season Pass. Potterheads werden bei diesem Spiel ihre Freude haben, aber für andere Sportspielfans bin ich mir nicht sicher. Die Mechaniken sind gut, aber doch weit entfernt, von dem was man aus anderen Spielen kennt. Am Ende hat man alles gesehen und die Motivation, die PS1 Hagrid-Maske zu erspielen, dürfte nicht für jeden den gleichen Stellenwert haben.
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