Es ist schon eine Weile her, dass der erste Teil erschienen ist. Genauer gesagt 13 Jahre, damals noch auf der PS3 und mit anderem Entwickler und Publisher. Ich muss es wissen, schließlich hüte ich immer noch die Collectors Edition des Titels (Spiel, Artbook, Soundtrack, Infokarten und mehr) wie einen Schatz. Schade nur, dass es keine remasterte Fassung für die PS4 oder PS5 gibt. Schließlich setzt „Space Marine 2“ direkt an die Ereignisse des Vorgängers an, ohne jedoch eine Zusammenfassung über dessen Handlung zu bieten. In unserem Test klären wir, ob sich Teil 2 dennoch lohnt und was sich sonst noch alles geändert hat und was es Neues gibt.
Düstere Aussichten
Statt Relic Entertainment werkelte Saber Interactive an dem Spiel. Doch geschadet hat das nicht, denn die Essenz des Vorgängers wurde bestens eingefangen und so viel kann ich euch schon einmal verraten: Es handelt sich bei „Space Marine 2“ um einen würdigen Nachfolger.
In den ersten Spielminuten erleben wir, wie Demetrian Titus, der Protagonist des ersten Spiels, den Tyraniden begegnet. Ein grausames Alien-Volk, dass alles verschlingt und in Biomasse verwandelt und deshalb auch zu den größten Feinden des menschlichen Imperiums zählt. Kein Zufall, denn auch die aktuelle Fassung der Table Top Variante beschert dem Kampf zwischen Ultramarines und Tyraniden eine große Bühne in Form der Starter.
Doch was kann der Imperator und die Menschheit gegen so eine Bedrohung tun? Nun da gibt es schon ein paar Möglichkeiten, zum Beispiel die Milliarden Soldaten des Astra Militarums, bestehen ua. aus den tapferen Frauen und Männern von Cadia. Auch das Adeptus Mechanicus vom Mars hilft mit einer Vielzahl von Kriegsgeräten aus, doch ohne die übermenschlichen Krieger, den so genannten Space Marines, sähe es trotzdem düster aus. Diese in Ordnen organsierten Super Soldaten werden an die größten Brennpunkte gesandt, um das Blatt zu wenden.
Wandelnde Kampfmaschinen
Das Gameplay ist schnell erklärt: Man schlüpft in die Rolle des Ultramarines Titus und macht mit seinen zwei Brüdern alles platt, was sich ihnen in den Weg stellt. Aber Achtung, das Spiel ist kein Cover-Shooter, man muss den Nahkampf suchen! Auch wenn man natürlich über Schusswaffen verfügt (eine primäre und eine sekundäre Waffe), Medikits, sowie Granaten – die Panzerung schmilzt schneller, als einem lieb ist. Bloß gut, dass man bei Spezial-Moves wie den Exekutionen auch Panzerung zurückbekommt. Ausweichen kann man natürlich auch, aber das fühlt sich eher wie behäbiges zur Seite treten an. Für die Bosskämpfe wird es dennoch benötigt und hier macht sich auch eine kleine Schwachstelle im Gameplay bemerkbar: Entweder ich steuere lebendige Panzer, oder aber filigrane Akrobaten. Man kann nicht auf einmal erwarten, dass man graziöse im Sekundentakt durch die Gegend springt und rollt. Dadurch ziehen sich einige Bosskämpfe etwas in die Länge. Für eine seltene Abwechslung sorgen die Einsätze mit Sprungmodulen. Die Spezialfertigkeit von Titus, bei der er in wilder Rage alles um sich herum niedermetzelt und dabei Gesundheit zurückgewinnen kann, wird ebenfalls in aller Regelmäßigkeit aktiviert. Da hier eine Abklingzeit zu beachten ist, sollte man für den Fall der Fälle auch über eine Rettungs-Reliquie verfügen, um dem nahenden Tod dann in der letzten Sekunde noch mal von der Schippe zu springen. Insgesamt fallen die Kämpfe viszeral aus und man Spaß, schon alleine, weil die Gegner nicht in unendlicher Zahl erscheinen. Irgendwann ist immer Schluss.
Die Story gewinnt ab der Hälfte ungemein an Fahrt und wartet mit einem passablen Ende und reichlich Epik auf. Trotzdem werden die Spieler das Ganze mehr genießen können, in deren Gedächtnis die Ereignisse des Vorgängers noch frisch sind. Die optionalen Audio-Logs, die man finden kann, helfen zwar der Atmosphäre, führen aber nicht zu einem besseren Verständnis der Geschichte.
Nur die Harten kommen in den Garten
„Space Marine 2“ ist nichts für Weicheier! Selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad kämpft man ums Überleben. Die anspruchsvolleren Herausforderungen sollte man aber nicht mit KI-Bots angehen, sondern im Team mit zwei weiteren menschlichen Mitspielern. Denn gerade bei Missionszielen wie dem Verteidigen von YX machen sich die Schwächen der CPU Kumpanen bemerkbar. Zudem lässt sich die Ausrüstung nur bei menschlichen Mitstreitern während der Kampagne anpassen. Davon abgesehen, existieren jedoch auch noch ein paar weitere Angriffspunkte. Einerseits fehlen in der Kampagne jegliche Anpassungsmöglichkeiten aus den anderen Spielmodi und andererseits sind die Waffen für meinen Geschmack nicht zu 100% ausbalanciert. Boltergewehre sind bei den Gegnern zu schnell leergeschossen, Plasmawaffen zu schwach und Kettenschwerter sollten keine Probleme haben, sich durch Schilde zu fressen. Auch kommt es immer wieder vor, dass man von Gegnern im Nahkampf quasi überrannt wird und gleichzeitig aus der Ferne unter Beschuss gerät. Das mag vielleicht nah an der Realität sein, aber spielspaßfördernd ist das nicht unbedingt. Auch Granaten hätten ruhig mehr als nur drei Stück in den Säckel passen dürfen. Dafür funktioniert das Blocken-System hervorragend und in Zusammenspiel mit den Exekutionen, können solche Aktionen schnell das Blatt in den Kämpfen wenden. Ansonsten treten die KI Brüder aggressiv auf, lassen jedoch Exekutionen links liegen und ballern einfach rum, anstatt den Spieler bei den Missionszielen zu unterstützen. Wenigstens heilen sie den Spieler immer recht fix, wenn dieser mal auf die Bretter geht. Trotzdem: Mit zwei menschlichen Mitspielern macht das Ganze deutlich mehr Spaß! Die Levels der Kampagne bzw. auch der Missionen fallen übrigens recht lang aus. Gut 10 Stunden braucht man schon, um die Geschichte abzuschließen. Danach warten jedoch noch andere Sachen…
Der Ewige Krieg
Die Kampagne ist eine wichtige Sache, aber es existieren auch noch zusätzliche PVE Missionen. In den „Einsätzen“ tritt man ebenfalls als Dreierteam an und muss bestimmte Missionsziele (Erobern, Verteidigen usw.) erledigen. Aktuell existieren allerdings nur sechs Stück davon plus vier Eskalationsstufen. Diesen Modus kann man übrigens auch mit Bots bestreiten. Der eigentliche Mehrspielermodus versteckt sich jedoch hinter dem „Ewigen Krieg“. Dieser auf Langfristigkeit ausgelegte Modus bietet Partien gegen andere menschliche Mitspieler in 6 vs 6 Kämpfen. Drei verschiedene Spielarten stehen dabei zur Verfügung: Vernichtung, Gebietsbesetzung und Erobern und Halten.
Außerdem werden in diesen beiden Modi auch diverse RPG-Elemente eingeführt. So kann man aus verschiedenen Space Marine Klassen und Waffen wählen. Durch Absolvieren von Missionen und Kämpfen schaltet man neue (kosmetische) Rüstungsteile, weitere Todeswerkzeuge und Perks frei. Auch darf man in die Rüstung eines anderen Space Marine Ordens schlüpfen (es stehen wirklich viele Schemas bereit) und wer lieber die Verräter-Legionen befehligen will, hat dazu ebenso die Möglichkeit. Zu guter Letzt steht es jedem frei, auch seinen eigenen Orden erschaffen. Der Wiederspielwert ist ziemlich hoch und Saber Interactive hat bereits versprochen, in den kommenden Monaten für neue (auch kostenlose) Inhalte zu sorgen.
Für den Imperator!
Gekonnt wird die Atmosphäre der Vorlage im Spiel eingefangen. Von Dschungel-Planeten, über militärische Anlagen, Makropolen und Asteroiden – es gibt abwechslungsreiche Kriegsgebiete, die auch über „malerische“ und epische Ausblicke verfügen. Die Schlachtbarke der Ultramarines ächzt ebenso vor Rechtschaffenheit, wie die bestens getroffenen Fahrzeugdesigns der menschlichen Kriegsmaschinerie. Die titelgebenden Space Marines, wurden (wie schon im Vorgänger) sehr gut getroffen und erstrahlen über allen anderen Menschen wie engelsgleiche Titanen. Wenn man etwas am Stil bekritteln könnte, dann vielleicht das die genetisch manipulierten Krieger in ihren Rüstungen etwas zu comichaft aussehen und das nicht zu hundert Prozent zum blutigen Gemetzel passt. Raum für Verbesserungen gibt es bei der grundlegenden Technik. Zur Wahl stehen zwei Anzeigemodi: Performance und Quality. Während die erste Option recht stabile 60fps bietet, muss man im Gegenzug mit einer mickrigen 1080p Auflösung leben. Besonders auf großen Bildschirmen macht sich das bemerkbar, wobei es aber durch den guten Grafikstil und das saubere Bild teilweise gut kaschiert wird. Quality steht für 30fps und 4K Auflösung. Bei großen Gefechten mit vielen Feinden knickt die Framerate hier jedoch immer mal ein, dafür sehen natürlich die Texturen und Effekte deutlich detaillierter aus. Dank eines starken Motion Blurs gewöhnt man sich in kurzer Zeit an die niedrigere Bildwiederholrate. Abschließend kann ich nicht sagen, welcher Modus besser ist – beide haben mit Abstrichen zu leben und einen eindeutigen Sieger gibt es nicht. Apropos: HDR sucht man vergebens, ebenso wie eine ordentliche DualSense-Unterstützung. Lediglich beim Laufen wackeln die Rumble-Motoren im Gleichschritt. Die adaptiven Trigger werden dagegen nicht unterstützt.
Noch ein paar Worte zur Akustik: Die deutsche Sprachausgabe fällt insgesamt okay aus. Es gibt gute Sprecher und einige weniger Souveräne. Die deutsche Stimme von Titus gehört eher zur zweiten Kategorie. Vielleicht liegt es aber auch an den Dialogen, die nicht über Fan Fic Niveau herauskommen. Die riesigen Krieger verfügen zwar von Haus aus über wenig Charisma, aber etwas weniger sperrige Gespräche und etwas mehr Kampfgeist hätten zumindest dem Helden-Trio gutgetan. Musikalisch kann man dagegen kaum etwas aussetzen. Die sakralen Klänge unterstützen das Erlebnis genauso gekonnt, wie die wuchtigen Bolter-Geräusche und das Surren des Kettenschwertes.
FAZIT:
„Space Marine 2“ ist ein gelungenes Actionspiel. Es gibt eine ordentliche Kampagne und ergänzende Mehrspieler-Schlachten wie den Ewigen Krieg. Zudem fängt der Titel gekonnt die Atmosphäre des Warhammer 40K Universums ein und versetzt den Spieler glaubhaft in die Rolle eines Super-Soldaten. Einziger Wermutstropfen ist vielleicht die Technik, die insgesamt besser sein könnte. Nicht falsch verstehen, der Titel sieht toll aus, aber 60fps und 1080p Auflösung sind jetzt nicht gerade der Burner. Die restlichen Kleinigkeiten kann man übersehen.
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf einer PS5 mit 4K HDR TV ]
Pluspunkte:
Brutale Action mit ordentlicher Kampagne
Genialer Ewiger Krieg-Modus
Kooperativ macht es noch mehr Spaß
Minuspunkte:
Technik könnte besser sein
Manchmal zu viel Chaos auf dem Schlachtfeld
Keine Zusammenfassung der Geschehnisse aus dem Vorgänger
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