Die PlayStation Ära begann bekanntlich mit 3D Grafik und 32bit Power. Doch schon zuvor existierten etliche Konsolen und noch viel mehr Spiele. Einige Publisher haben es sich in den letzten Jahren zur Aufgabe gemacht, solche klassischen Titel auf moderne Plattformen zu bringen. Dadurch ist es auch jüngeren Gamern vergönnt, diese Video Games auszuprobieren. Der brasilianische Publisher QUByte Interactive fiel vorher bereits mit der „Visco Collection“ auf und kredenzt uns nun die „Top Racer Collection“.
„Top Racer“ sagt euch nichts?
Kein Wunder, denn schließlich handelt es sich dabei um den japanischen Namen der Rennspielserie. Dort erschienen die Spiele über den hiesigen Publisher Kemco. Jedoch wurden die Titel in Europa von Gremlin Interactive entwickelt und als „Top Gear“ vermarktet. Jetzt kann man natürlich mutmaßen, warum die Kollektion nicht den westlichen Namen trägt. Vielleicht hängt es ja mit der britischen BBC und ihrer bekannten TV Sendung gleichen Namens zusammen?
Top Racer / Top Gear
Der erste Teil wurde als „Top Gear“ im Jahr 1992 für das SNES von Nintendo veröffentlicht. Wobei richtig neu war das Spiel nicht, denn im Grund handelte es sich um eine abgewandelte und angepasste Form von Gremlins „Lotus Espirt Turbo Challenge“-Serie, die damals auf dem Amiga zu Hause war. Dementsprechend sind die grundlegenden Elemente ähnlich. Vier Fahrzeuge mit unterschiedlichen Attributen (Geschwindigkeit, Beschleunigung, Spritverbrauch und Bodenhaftung) stehen zur Auswahl, genauso wie 32 Strecken, auf denen man gegen 20 CPU Gegner antritt. Die Musik – schön dudelig – stammt von Barry Leitch, der auch den Soundtrack zu „Lotus“ komponierte. Findige Hören werden neben originalen Songs auch Stücke wahrnehmen, die ganz klar aus der „Lotus“-Serie stammen.
Ziel des Spiels ist es, alle Rennen zu gewinnen. Getreu dem Motto: Es kann nur einen (Sieger) geben, rast man durch Kurven und muss den Gegnern ausweichen, die fast schon „magnetisch“ zum Spieler hingezogen werden. Mit heutigen Rennspielen kann man das Gameplay natürlich nicht mehr vergleichen. Das Genre hat sich (auch dank der PlayStation 1) beträchtlich weiterentwickelt. Wenn überhaupt, findet man nur noch selten solche Spiele. „Horizon Chase World Tour“ stellt zum Beispiel eine moderne Hommage an diese Art von Rennspiel dar.
Natürlich kann man „Top Gear“ auch heute noch spielen. Selbst wenn das Gameplay archaisch wirkt. Durch das simple Prinzip kommt man trotzdem schnell zu einem Adrenalinrausch. Insbesondere zu zweit, da der Bildschirm von Anfang an geteilt ist. Wobei das aus heutiger Sicht gewöhnungsbedürftig aussehen mag. Zumindest wenn man alleine spielt. Damals gab es jedoch noch keinen Onlinemodus, weshalb lokale Mehrspieler-Modi Pflicht waren.
Top Racer 2 / Top Gear 2
Der nächste Ableger erschien 1993 für das SNES und später auch für den Amiga und das Sega Mega Drive. Wieder von Gremlin Interactive entwickelt, nutzte auch das Sequel viele Sachen aus der „Lotus- Trilogie“, führte aber auch brandneue Features ein. Neben 64 Strecken in 16 Ländern, gibt es nun Wetter-Effekte und ein Schadensmodell. Auch kann man erstmals im Vollbild alleine spielen. Die Steuerung wurde etwas komplexer und die Gegner schwieriger. Dafür gibt es jedoch mehrere Schwierigkeitsgrade und Championships, in denen man sein Auto auftunen kann und somit schneller wird. Im Gegenzug gibt es nur noch ein Auto-Modell und eine Grafik, die schon damals nur noch solide war. Mit persönlich hat der Titel von allen vier Spielen am meisten Spaß gemacht, da er abwechslungsreich und schnell ist.
Top Racer 3000 / Top Gear 3000
Der dritte Teil wirkt wie ein kleiner Umbruch, denn er verlagert das Geschehen in die Zukunft, baut aber ansonsten auf dem Vorgänger auf. Die Upgrades fallen jetzt umfangreicher und teurer aus. Zudem existieren Waffen, selbst wenn deren Nutzwert eher begrenzt ist. Einzelspieler können wieder im Vollbild zocken. Alternativ kann man natürlich auch gegen einen anderen menschlichen Spieler im Splitscreen fahren, oder lässt sich einen CPU Gegner auf der anderen Hälfte des Bildschirms anzeigen. Zusätzlich existiert eine rudimentäre Story und ein Versus Modus mit Unterstützung für ganze vier Spieler. Grafisch kann der von Gremlin Interactive entwickelte und 1995 erschiene Titel, niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Alles wirkt stark angestaubt und von allen drei Spielen sitzt hier die Perspektive viel zu niedrig. Wenigstens bot der Titel ein Feature, dass eher selten war: Sich abzweigende Straßen waren nur dank des DSP-4 Chips der Nintendo Konsole möglich.
Top Racer Crossorads
Hierbei handelt es sich lediglich um einen Bonus-Titel. Wobei modifiziertes Rom trifft es wohl eher. Man kann mit ein paar von „Horizon Chase“ inspirierten Autos über die Strecken rasen. Ansonsten sollte man keine Überraschungen erwarten.
Der Rest?
Doch damit hört die „Top Racer / Top Gear“ Historie noch nicht auf. Wo ist denn das erste 3D „Top Gear“ Spiel namens „Rally“ von 1997? Dieses Mal von den Boss Game Studios für das N64 entwickelt. Oder „Top Gear Overdrive“ von den Snowblind Studios, ebenfalls für das N64. „Top Gear Hyper Bike“ und „Top Gear Rally 2“ (beide N64) fehlen ebenso. Genauso wie der Kemco PS2 Titel „Top Gear: Dare Devil“ aus dem Jahr 2000, der übrigens nie in Europa auf den Markt kam, sondern den USA und Japan vorbehalten war. Ihr seht schon, es fehlt ziemlich viel! Zumal die 3D Titel sicherlich für manche Spieler interessanter wären, als die 16bit Spiele.
Gelungen oder nicht?
Von einer Klassiker-Sammlung, erwarte ich vor allem eins: Die Originale so getreu wie möglich wiedergeben. Der Rest ist Bonus! Aber genau das wird hier nicht geboten. Man kann die SNES Roms quasi nicht spielen, alle Titel wurden - im wahrsten Sinne des Wortes - zerhackt. Dadurch navigiert man zwar durch einfache und moderne Menüs, aber letztlich führt das zu keinem befriedigenden Ergebnis. Da finde ich Lösungen in anderen Kollektionen wesentlich besser. Der Rest fällt okay aus: Es gibt Speicherstände, Sound Tests, Bildschirmfilter und anpassbare Steuerungen. Onlinemodi (für bis zu 2 Spieler) existieren ebenfalls und man kann auch lokal zu zweit bzw. zu viert spielen.
FAZIT:
Beindrucken konnte mich die „Top Racer Collection“ nicht. Und damit meine ich nicht expliziert die vier Rennspiele, sondern eher, wie das Alles umgesetzt und aufbereitet wurde. Prinzipiell hat man keine Chance, die Originale so zu spielen, wie sie damals über den TV flimmerten. Die moderne Menüstruktur hätte man in meinen Augen (zum Beispiel als Overlay) eleganter lösen können. Zudem existiert bis auf ein paar Bilder der japanischen Anleitungen / Verpackungen nichts zu den Ursprüngen der Serie oder gar den Entwicklern. Ebenfalls fehlen alle späteren Spiele. Dass es da nicht mal zu einer deutschen Übersetzung gereicht hat, stört lediglich am Rande. Diese Kollektion kann man getrost ignorieren.
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