Als Dead Space 2008 erschien, spielte es sich sofort in die Herzen der Spieler mit der interessanten Geschichte, innovativen Ideen im Kampfsystem und dem Setting im Weltall. Die Nachfolger konnten den Erfolg nicht ganz erreichen und so packte EA das Spiel ins Regal um es dort versauern zu lassen. Eine der damals federführenden Personen war Glen Schofield, welcher mittlerweile mit seinem Entwicklerstudio Striking Distance Studios zum Publisher Krafton (PUBG) gehört. In dem PUBG Universum sollte eigentlich auch The Callisto Protocol spielen, doch letztlich durfte das Spiel doch für sich selbst stehen und ist nun auch erschienen. Wie sich das Spiel im Test schlägt, klären wir in unserem Review.
Vorhersehbare Geschichet
In The Callisto Protocol übernehmt ihr die Rolle von Jacob, einem Piloten, welcher Aufträge zwischen den Jupiter-Monden Europa und Kallisto fliegt. Doch bei dem vermeintlich letzten Flug geht etwas schief. Denn er wird von einer Terroristengruppe angegriffen und muss mit seinem Schiff auf Kallisto, einem Gefängnisplaneten, bruchlanden. Dort wird er von dem Gefängnispersonal gefunden. Aber statt das diese ihm Hilfe anbieten, wird er direkt zum Häftling und das ohne triftigen Grund. Durch eine Prozedur wird Jacob ohnmächtig und als er einige Zeit später in seiner Zelle aufwacht, ist bereits Chaos ausgebrochen. Denn das Gefängnis steht in Flammen, die meisten Insassen sind gestorben und plötzlich sind überall Zombie-ähnliche Monster. Das einzige Ziel ist somit überleben und irgendwie von diesem Ort zu verschwinden. Das fasst die Geschichte für ca. 90% des Spiels zusammen. Erst am Ende gibt es dann plötzlich wieder sehr viel Geschichte und die größten Fragen des Spiels werden geklärt. Leider sind diese sehr vorhersehbar und durch die fehlende Geschichte im Mittelteil gehen vermeintlich emotionale Momente total unter und lassen einen regungslos zurück.
Rhythmische Kampfeinlagen
Man merkt dem Spiel recht schnell an, dass es mindestens ein spiritueller Nachfolger von Dead Space ist. Man folgt Jacob aus der Third Person Perspektive, der sich recht langsam durch die Gänge des futuristischen Gefängnisses bewegt. Es gibt aber einige Unterschiede, der größte dürfte wohl das Kampfsystem sein. Dead Space fokussierte sich auf den Kampf mit Schusswaffen und das Zerstören der Körperteile. In The Callisto Protocol geht es stattdessen viel mehr um den Nahkampf, wo man die Gegner mit einem Stock beackert. Dabei hat sich das Spiel eine etwas ungewöhnliche Art und Weise für das Ausweichen ausgedacht. Statt das Ausweichen mit einer Taste auszulösen, müsst ihr beim Angriff des Gegners euren Stick in eine Richtung drücken und bei jedem Folgeangriff dann in die entgegengesetzte Richtung drücken. Zu Beginn ist das noch etwas merkwürdig, man gewöhnt sich aber schnell daran und dann hat es fast schon etwas rhythmisches an sich. Es funktioniert auch gut, wenn man gegen einzelne Gegner kämpft. Steht man aber mal zwei oder mehreren Gegnern gegenüber, wird es sehr schnell sehr unübersichtlich. Das liegt auch daran, dass das Spiel keine visuelle Rückmeldung dazu gibt, ob sich jemand hinter einem befindet oder nicht.
Masse statt Klasse
Obwohl man sich in einem ganzen Gefängniskomplex befindet, ist das Spiel sehr linear. Es gibt eigentlich immer nur einen Weg und hin und wieder kann man einen kleinen Abstecher machen, um dann in einem Nebenraum mal ein paar Ressourcen oder ähnliches zu finden. Aber es ist eigentlich immer klar, wo es weitergeht. Somit kommt das Spiel auch ohne Missionsmarker oder Ähnliches aus. Stattdessen möchte das Spiel euch mit den Gegnern auf Trab halten, womit es im Spiel nur so wimmelt. Insbesondere das letzte Drittel dreht dann noch mal auf und ihr müsst euch alle paar Meter mehreren Gegnern stellen. Dazu sind auch die Bosskämpfe nicht besonders gelungen, weil sie eine etwas unorthodoxe Spielweise erzwingen und dann auch noch mit One Hit Kills nerven.
Next-Gen Feeling
The Callisto Protocol läuft noch mit der Unreal Engine 4, aber man könnte meinen, es sei bereits Version 5. Denn das Spiel gehört definitiv zu den bisher schönsten Spielen auf der PlayStation 5. Das zeigt sich insbesondere im Raytracing-Modus, welcher das Spiel auf jeden Fall bereichert. Das Spiel strotzt zwar nicht unbedingt vor Reflexionen, aber die akkuraten Schatten steigern die Atmosphäre ungemein und es ist schön, mal realitätsgetreues Glas in Spielen zu sehen. Das Spiel bietet einige Raytracing Effekte, was zum Teil seinen Tribut zollt. Das Spiel läuft meistens mit 30 Bildern pro Sekunde. Aber insbesondere im letzten Drittel gab es dann doch die ein oder andere Stelle, die stärker ruckelte. Wem das nicht gut genug ist, der kann auf einen Performance-Modus wechseln. Dieser streicht die Raytracing-Effekte, bietet dafür aber 60 Bilder pro Sekunde und sieht immer noch sehr gut aus. Ein Highlight des Spiels sind definitiv die Charaktere, die mit unglaublich hohen Details modelliert wurden und echten Schauspielern nachempfunden wurden. Das macht sich auch in der englischen Synchronisation bemerkbar. Leider kann man das gleiche nicht über die deutsche Synchronisation sagen. Diese ist in Ordnung, erinnert aber ein wenig an ältere Tage mit etwas unpassenden Sprechern. Wer kann, sollte definitiv die Sprache umstellen.
FAZIT:
Für The Callisto Protocol spricht wirklich einzig und allein die Grafik. Das Spiel sieht teilweise wirklich umwerfend aus und wischt mit so mancher AAA-Produktion den Boden auf. Der Rest ist dagegen aber bestenfalls Mittelmaß. Eine gruselige Atmosphäre will sich nicht einstellen, weil man wirklich auf Schritt und Tritt von Gegnern gestört wird. Die Story ist völlig belanglos und vorhersehbar. Das Gameplay bietet 08/15 Kost mit teils sehr nervigen Passagen und insbesondere der letzte Teil des Spiels ist eine völlige Katastrophe und hätte etwas Playtesting und Balancing vertragen können. Unterm Strich fehlt es dem Spiel an Impulsen irgendetwas anders bzw. besser machen zu wollen als andere Spiele. Während Dead Space noch einige Rätsel und interessante Mechaniken, wie die Schwerelosigkeit, hatte, fehlt dies hier komplett. Was man nach 30 Minuten im Spiel macht, macht man auch bis zum Ende. Immerhin ist das Spiel mit ca. 10 Stunden überschaubar. Aber wenn man das Spiel auslässt, hat man wirklich nichts verpasst und man kann nur hoffen, dass das noch junge Entwicklerstudio dies als Grundstein für einen Nachfolger nimmt, der hoffentlich in vielerlei Hinsicht noch eine Schippe drauflegt.
Alle Produkttitel | Herstellernamen | Warenzeichen | Grafiken und damit verbundene Abbildungen sind Warenzeichen und/oder urheberrechtlich geschütztes Material ihrer jeweiligen Inhaber. All referenced company names, characters and trademarks are registered trademarks or copyrights of their respective owners.