Rennspiele - insbesondere die von der guten Art - gab es seit dem Release der PS5 zwar nicht “en masse”, aber dennoch zu Genüge. Im Grunde war mit Titeln wie Gran Turismo 7, GRID: Legends, Need for Speed: Heat (okay hier gibt es keine native PS5 Fassung) oder F1 2022 bislang für jeden etwas dabei. Und das nächste Rennspiel steht bereits an der Startlinie: Mit Dakar Desert Rally versuchen die Entwickler von Saber Interactive eine alte Rennserie aufleben zu lassen, die zum letzten Mal im Jahr 2018 von sich Reden machte. Seitdem war es lange ruhig um die weltbekannte Rally-Serie, die viele von euch sicher noch unter dem Namen Paris-Dakar kennen. Und ob es Saber am Ende tatsächlich gelungen ist, eine konkurrenzfähige Simulation auf Basis dieses weltbekannten Wettbewerbs auf die Beine zu stellen, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Content wohin das Auge reicht
Entgegen meiner ersten Vermutung begrüßt euch das Spiel nicht mit einer gigantischen Open World im Stile von Forza Horizon. Dennoch haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen und das Spiel mit über 100 verschiedenen Rally-Kursen der vergangenen drei Jahre ausgestattet. Nachdem man beispielsweise die Qualifikation für die Rally gemeistert hat, kann man mit guten Platzierungen nach und nach immer mehr Kurse auf der Map freischalten. Gewonnene Rennen werden nicht nur mit Erfahrungspunkten und Geldpreisen belohnt, sondern manchmal auch mit neuen Fahrzeugen und speziellen Sponsoren-Auftritten, wo man noch mehr Geld gewinnen kann. Das gewonnene Geld kann dann später in neue und bessere Fahrzeuge investiert werden. Und Fahrzeuge gibt es wirklich reichlich. Ganz im Stile der echten Rally Dakar kann man zwischen Autos, Quads, Motorräder und sogar Trucks auswählen. Und wie ihr euch denken könnt, unterscheiden sich die Fahrzeuge natürlich enorm durch ihr Handling. Während man mit einem Truck beispielsweise ohne große Hindernisse durch Gewässer fahren kann, sorgen Dünen und Berganstiege hingegen für große Probleme. Es sei denn natürlich man fährt dieselbe Strecke mit einem Motorrad. Die Zweiräder können zum Beispiel Anstiege leicht meistern und sind vor allem auf engen Wegen sehr wendig, haben aber Probleme bei matschigen oder nassen Verläufen. Es lässt sich leicht erkennen, dass die Entwickler hier nicht 1:1 das gleiche Fahrgefühl auf sämtliche Autos übertragen haben. Dennoch möchte ich hier anmerken, dass das Gameplay nicht perfekt ist. Insgesamt gesehen ist das Gameplay recht schwammig, wodurch selbst kurze Lenkbewegungen schnell zu einem großen und ungewollten Ausscheren führen können. Dies ist enorm irritierend und nervt vor allem, wenn man in Führung liegt. Nach ein paar Stunden habe ich mich zwar an die Steuerung gewöhnt, aber der gleiche Fahrspaß, wie ich ihn zum Beispiel beim Durchqueren des Terrains bei Forza Horizon hatte, kam zu keiner Zeit auf.
Höhen und Tiefen
Dennoch muss ich an dieser Stelle eingestehen, dass ich trotz des schwammigen Fahrgefühls immer wieder zum Spiel zurückgekehrt bin. Dies liegt zum großen Teil auch an den eingangs erwähnten Strecken. Dakar Desert Rally führt euch durch eine Vielzahl von verschiedenen Vegetationen, einschließlich weitreichende Wüstenkurse, steinige Bergpassagen und enge Dschungelstrecken. Ehrlich gesagt hat mich diese Vielfältigkeit enorm an die guten alten Motorstorm-Titel erinnert, wo man ebenfalls durch viele unterschiedliche Landschaften rasen konnte. Und ähnlich wie Motorstorm bietet auch Dakar Desert Rally ein beeindruckendes Wettersystem, wo aus einem gemütlichen Rennen schnell mal ein Ritt auf Messers Schneide werden kann, wenn das Wetter plötzlich kippt und man aus dem Nichts durch einen massiven Sturm fahren muss. Diese Momente sind beeindruckend, aber auch beängstigend, da man oftmals nicht genau sehen kann, was hinter der nächsten Kurve lauert.
Und wo wir schon beim Thema Kurven sind. Ist Dakar Desert Rally eigentlich Simulation oder Arcade? Nun ja, die Antwort - wie so oft - ist irgendwo in der Mitte. Das Spiel verfügt nämlich über drei Schwierigkeitsgrade, die das Fahrverhalten enorm beeinflussen. Einsteigern empfehle ich an dieser Stelle, zunächst den Sport-Modus auszuprobieren, wo die Fahrzeuge ein wenig einfacher zu kontrollieren sind. Darüber hinaus wird einem auch bei der Orientierung enorm geholfen, da man hier zahlreiche Wegpunkte vorgesetzt bekommt, die man dann nachfahren muss. Werden Wegpunkte nicht eingenommen, bekommt ihr Zeitstrafen aufgesetzt. Weitere Zeitstrafen gibt es auch für Reparaturen, die vorgenommen werden müssen, wenn euer Fahrzeug zu viel Schaden genommen hat. Das Endergebnis des jeweiligen Wettbewerbs hängt dann von eurer Gesamtzeit ab. Noch kniffliger wird es hingegen im Pro-Modus, wo es keine Wegpunkte gibt und ihr die Strecke entweder der Karte entnehmen müsst oder sie von eurem Co-Piloten beschrieben bekommt. Und ab Level 25 gibt es sogar noch einen extremen Simulations-Modus, wo wirklich sämtliche Hilfen, inkl. Checkpoints oder Respawns entfernt und Kosten für Reparaturen immens erhöht werden. Für Casual-Gamer reicht der Sport-Modus jedoch absolut aus. da man sich auch hier zahlreichen Herausforderungen stellt. Denn neben der schwammigen Steuerung, die wie anfangs beschrieben ziemlich gewöhnungsbedürftig ist, hat man auch mit einer Vielzahl an aggressiven AI-Gegnern zu tun, die oftmals nichts besseres zu tun haben als wie der letzte Vollidiot in euch hinein zu rasen. Dies mag zwar extrem klingen, aber entspricht leider der Wahrheit. Selbst beim Start scheuen sich die Gegner nicht davor, euch einfach nieder zu mähen - selbst, wenn sich die AI dabei selbst aus dem Spiel nimmt und crasht. Es bleibt zu hoffen, dass dieses brutale Verhalten hoffentlich mit einigen Updates später noch korrigiert wird. Und leider gibt es neben Gameplay und AI noch einen weiteren Punkt, der euch vor große Herausforderungen stellen wird…
Slowdowns aus der Hölle
Denn leider sorgt auch der technische Aspekt des Spiels dafür, dass man die Ziellinie oftmals nicht ohne große Komplikationen erreicht. Da wären zum einen die Slowdowns aus der Hölle, wo selbst im Performance-Modus (der mit “angeblich” 60 FPS beschrieben wird) die Framerates oft in den Keller gehen. Ich bin zwar kein Technik-Experte wie die Jungs von Digital Foundry, aber selbst meine Wenigkeit kann mit gutem Gewissen behaupten, dass ich so eine schlechte Leistung bislang bei noch keinem PS5 Spiel gesehen habe. Und diese Slowdowns kommen sowohl in den verhältnismäßig ruhigen Wüstenpassagen vor als auch in den zuvor angesprochenen Unwetter-Phasen, wo die grafische Komponente des Spiels absolut in die Knie gezwungen wird. Und insbesondere wenn man bereits die ganze Zeit damit beschäftigt ist, das Auto aufgrund der schwammigen Steuerung halbwegs unter Kontrolle zu halten, sorgen diese unnötigen Slowdowns dafür, dass man am Ende dennoch viel zu oft die Übersicht verliert. Hinzu kommt nerviges Stuttering, wodurch fast zu keinem Moment Ruhe im Gameplay zustande kommt. Und kommt es dann auch noch zum Unfall, dauert auch das Respwanen viel zu lange. Manchmal wirft einem das Spiel sogar zurück in einen Ladebildschirm, ehe man wieder die Strecke betritt. Gerade auf der PS5 mit ihrer extrem schnellen Festplatte ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Da Entwickler oftmals unter enormen Zeitdruck und Crunch leiden, bin ich eigentlich kein Fan davon, übermäßige Kritik zu üben, aber der technische Aspekt von Dakar Desert Rally hat mich doch sehr negativ überrascht. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Macher definitiv bemüht haben. Ignoriert man nämlich die Performance, ist Dakar ein durchaus ansehnliches Spiel mit äußerst hübschen Wettereffekten. So ist es den Entwicklern in der Tat gelungen, unzählige Landschaften mit individuellen Merkmalen und Facetten zu schaffen. Auch die Fahrzeuge sind über alle Zweifel erhaben und verfügen über reichlich Liebe zum Detail. Dennoch bleibt abzuwarten, ob Updates in der Zukunft dabei helfen können, die aktuell extremen Schwächen wieder zu korrigieren. Dies dürfte wohl nur mit enorm viel Arbeit möglich sein. Abschließend möchte ich noch auf die akustische Seite des Spiels eingehen. Begleitet wird euer Renn-Erlebnis nämlich mit einem Film-ähnlichen Score, der je nach Situation mal lauter oder mal leiser ist. Die Musik ist sicher nicht jedermanns Sache, aber groß gestört hat sie mich persönlich nicht.
FAZIT:
Abschließend betrachtet ist es schade, dass die Bewertung des Spiels enorm von der Performance beeinträchtigt wird. Denn hinter den grafischen Einbußen steckt ein ziemlich gutes Spiel, welches mit seinen Inhalten und Renn-Modi sowohl Neueinsteiger als auch Profis zufrieden stellen kann. Außerdem sorgen die vielen unterschiedlichen Strecken dafür, dass sich das Spiel stark von anderen Titeln wie WRC, GT oder auch DIRT unterscheiden und seine eigene Nische schaffen kann. Zum respektablen Preis von nur 39,99 € bekommt man also einiges geliefert - leider nur keine zufriedenstellende Performance. Aus diesem Grund empfehle ich jedem, der an dem Spiel interessiert ist, den Kauf gründlichst zu überlegen oder ggfs. ein paar Patches abzuwarten.
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