In unserem neuesten Review sprechen wir über den zweiten Teil der Dying Light Reihe von Techland. Hierbei handelt es sich um eine Franchise, die einen wirklich interessanten Weg hingelegt hat. Während der Release des Erstlings zum Beispiel noch ohne große Fanfaren von statten ging, hat sich die Franchise im Laufe der Jahre aufgrund seines packenden Gameplays und des enormen Inhaltes sowie einiger guter Add-Ons zu einem richtigen Fan-Favoriten entwickelt. Dementsprechend wurde der Release des Nachfolgers, dessen Entwicklung etwas länger gedauert hat, als zunächst erwartet, von vielen Zockern mit großer Aufmerksamkeit und Interesse begleitet - aka es gab viel Hype. Fast schon zu viel Hype, möchte man jedoch meinen. Und ob das Spiel dieser Euphorie am Ende gerecht werden konnte, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
The Walking Dead are back
In Dying Light 2, welches 22 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils spielt, schlüpft der Spieler in die Rolle von Aiden Caldwell, der in seiner Funktion als Pilgrim zu den wenigen Menschen gehört, die sich in der inzwischen von Zombies verseuchten Welt immer noch frei durch die Gegend bewegen können. Auf der Suche nach seiner verschollenen Schwester, landet Aiden schließlich eines Tages in der fiktiven amerikanischen Großstadt Villedor, wo er nicht nur mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird, sondern auch noch in einen blutigen Machtkampf zwischen den letzten verbliebenen Bevölkerungsgruppen von Villedor hineingezogen wird. Die Story selber wird in verschiedenen Formen erzählt. Während Aidens Vergangenheit zum Beispiel in Form von spielbaren Rückblenden veranschaulicht wird, werden die aktuellen Geschehnisse durch jede Menge Dialoge zwischen Aiden und den Bürgern Villedors erzählt. Und zugegebenermaßen scheint sich bei den lokalen Einwohnern im Laufe der Jahre viel Wut angestaut zu haben. Als würde die ständige Gefahr vor den Zombies nicht schon genügen, gibt es nämlich derzeit auch noch Beef um die lebensnotwendigen Ressourcen der Stadt. Als Spieler trifft man schließlich nach und nach auf die einzelnen Gruppierungen, und erfährt, dass jeder seine eigenen Beweggründe für sein Verhalten hatten. Während es den Peacekeepers zum Beispiel um Recht und Ordnung geht, sehnen sich die Menschen des zentralen Basars nach mehr Rechten und Entscheidungsgewalt. Man merkt, dass es nur wenig braucht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Die Story wird durch eine Vielzahl von Dialogen vorangetrieben. Und regelmäßig wird man dann vor die Frage gestellt, welche Seite man nun weiter helfen möchte. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen tragen eure Entscheidungen aber durchaus enormes Gewicht, und haben im Laufe der Zeit sogar immensen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Stadt.
Dennoch muss ich zugeben, dass die all umfassende Story rund um Aiden nie über durchschnittliches TV-Serien-Niveau hinausschoss. Egal, ob es um die sozialen Konflikte innerhalb der verschiedenen Gruppierungen geht, oder um Aidens persönliche Rache an einem verrückten Doktor - all dies sind bekannte Geschichten, die man schon öfters in verschiedenen Medien gesehen hat. Selbst die größten Eskalationsmomente haben mich oftmals relativ kalt gelassen. Und umso länger ich Dying Light 2 gespielt habe, desto mehr habe ich mich auch beim Wegklicken der Dialoge ertappt - insbesondere bei den Sidequests, die inhaltlich nur wenig zu bieten hatten. Ich hätte mir an dieser Stelle einfach mehr Kreativität gewünscht - ein wenig Mut zu etwas Neuem. Etwas, was man vorher noch nicht gesehen hat.
Zombie’s Edge
Und obwohl ich mit der Story von Dying Light 2 nie so richtig warm wurde, hat mich ein Faktor stets zurück zum Controller gezogen. Und zwar das Gameplay. Dying Light 2 erfindet das Ego-Shooter-Rad zwar nicht neu, aber es stellt ein absolutes gutes Gesamtpaket zur Verfügung, welches alle gängigen Elemente aktueller Videospiele-Features umfasst. Ganz vorne mit dabei ist dementsprechend natürlich auch ein Rollenspiel-typisches Levelsystem. Die hierfür notwendigen Erfahrungspunkte erhält man aber nicht nur durch das bloße Töten von Gegnern, sondern auch für erfolgreiche Missionen und gelungene Parkour-Läufe. Parkour - die Kunst des freien Laufen und Kletterns - ist auch in Dying Light 2 mal wieder mit dabei und fühlt sich dank neuer Animationen absolut flüssig an. Nur selten bleibt man an Wänden oder anderen Objekten hängen, wodurch es ein großer Spaß ist, wie ein Verrückter durch die Zombie-verseuchten Schluchten von Villedor zu laufen. Darüber hinaus kommen auch Fans des gepflegten Plündern nicht zu kurz. Loot kommt nämlich ebenfalls in vielerlei Form - manchmal in Form von Story-Quests, manchmal in Form von getöteten Gegnern und manchmal auch durch das Aufbrechen von verschlossenen Gebäuden oder Kammern. Und wie der bekannte Videospiel-Journalist Jeff Gerstmann einst sagte - man will, dass die Zahlen stets größer werden. Und das ist auch das was mich in Dying Light 2 antrieb. Ich war stets auf der Suche nach neuen und stärkeren Ausrüstungsgegenständen und Waffen. Alte Objekte wurden dann entweder zerlegt oder gegen Bares verkauft. Und um nochmal zum Thema Levelsystem zurückzukehren: Mit jedem Level Up erhält man auch Skillpunkte, die man dann entweder in den Parkour- oder in den Angriffs-Skill-Tree investieren kann. Ich persönlich kann jedoch nur empfehlen, vor allem die Parkour-Skills möglichst von Anfang an auszubauen, da euch bessere Sprung- und Ausdauer-Fähigkeiten auf jeden Fall schneller zum Erfolg bringen werden. Wie eingangs erwähnt offenbart Dying Light 2 keine Revolution, aber das Gameplay-Loop aus „Mission Annehmen - via Parkour zum Missions-Ort rennen - die Gegner dort besiegen - und am Ende Loot einsammeln“ hat mich von Anfang an absolut überzeugt und mich stets motiviert neue Missionen anzunehmen.
Was das Kampfsystem angeht, muss man sich jedoch trotz des umfangreichen Skill-Trees eingestehen, dass es relativ simpel gehalten wurde, und enorm an den Skyrim erinnert, wo simples Eindreschen ebenfalls oft genügte, um die Gegner nieder zu ringen. Eine gewisse Schärfe bekommt das Gameplay jedoch durch die Rückkehr des Tag- und Nachtsystems, welches direkte Auswirkungen auf das Verhalten der Zombies hat. Während sie tagsüber eher gemächlich durch die Gegend laufen und kaum eine Gefahr darstellen, kann die Begegnung im Laufe der Nacht sehr schnell tödlich enden, weil die Untoten hier deutlich aggressiver agieren. Trifft man zum Beispiel auch noch auf einen Screamer, kann es sehr schnell zu einer Jagd auf euch kommen, wo euch die Zombies nicht nur auf den Straßen hinterherlaufen, sondern auch auf den Dächern, die tagsüber nicht von den Monstern benutzt werden. In bester GTA Manier gibt es sogar eine Bedrohungsanzeige, die euch zeigt, wie viele Monster gerade hinter euch her sind. Und da ein Kampf hier so gut wie aussichtslos ist, empfiehlt es sich mit den Parkour-Skills zum nächst gelegenen Schutzraum zu laufen, wo lebensrettendes UV-Licht die Monster jederzeit vom Eindringen abhält. Das besondere an diesen nächtlichen Exkursionen ist jedoch die Tatsache, dass man für sämtliche Aktionen einen EXP-Bonus bekommt. Darüber hinaus sind auch einzelne Missionen nur im Laufe der Abendstunden erreichbar. Dying Light 2 bietet dem Zocker eine riesige Spiele-Welt, die in seiner Größe fast seines Gleichen sucht. Was mir jedoch gefallen hat, war die Variation bei der Umgebungsgestaltung. Egal, ob zerstörte Ruinen in Außenbezirken oder gigantische Fassaden im Stadtinnern - es gibt viel fürs Auge und viel zu entdecken. Was mir dabei gefallen hat, war die Tatsache, dass neue Missionen auf unterschiedliche Art und Weise aufgedeckt werden. Entweder durch NPCs, die überall herumstehen, oder durch eigenes Erkunden oder durch das Besteigen von hohen Gebäuden, wo man im Bester Assassins Creed Manier mit Hilfe seines Fernglases neue Missionsziele offenlegen kann.
Grafik & Sound
Was den grafischen Aspekt von Dying Light 2 angeht, wird man erstmal vor der Entscheidung gestellt, welchen Modus man aktivieren möchte. Während der Quality-Modus mit Ray Tracing und besseren Schatten- als auch Licht-Effekten für sich wirbt, läuft das Spiel hier leider nur mit 30 FPS und 1080p. Wer es hingegen gestochen scharf mag, kann auch den Resolution-Modus auswählen, wo es zwar kein Ray Tracing gibt, aber stattdessen immerhin eine anständige Auflösung von 4K. Aber auch hier muss man sich mit 30 FPS begnügen. Als Alternative gibt es auch noch einen Performance-Mode, den ich persönlich am Besten fand. Hier gibt es zwar Abzüge bei der Auflösung, aber immerhin läuft das Spiel durchgehend mit stabilen 60 FPS, was vor allem die Parkour-Läufe deutlich flüssiger gestaltet. Und auch mit den Abstrichen in der Auflösung sieht das Spiel immer noch ziemlich gut aus. Die Farbpalette mag zwar manchen eventuell etwas zu eintönig sein, aber was die Bauwerke und Gebäude von Villedor angeht, bietet das Spiel eine durchaus beeindruckende und imposante Stadtkulisse. Man merkt an jeder Stelle, dass viele Jahre nach dem Ausbruch sowohl die Natur als Zombies den Kampf gegen die Menschheit klar gewonnen haben. Aber auch die Animationen können sich sehen lassen. Vor allem die Parkour-Runs, die einen wesentlichen Bestandteil des Spiels ausmachen, sind äußerst agil und mit einem guten Momentum versehen. Etwas unverständlich fand ich jedoch die träge Hauptmenü, wo das Wechseln einer Seite nur mit etwas Verzögerung durchgeführt wird. Sowas darf es in einem Spiel dieser Größe eigentlich nicht gebebn. Abschließend möchte ich auch noch auf die akustische Untermalung von Dying Light 2 eingehen, die ihren ihren Job definitiv erfüllt. Während die Hintergrundmusik absolut zur dystopischen Stimmung passt, erfüllen sämtliche Synchronsprecher ihrer Aufgabe mit vollster Überzeugung. Kaum eine Performance wirkt unmotiviert oder lieblos. Ein großes Lob verdienen auch die Zombie-Geräusche, die vor allem mit dem Pulse-Headset von Sony äußerst bedrohlich klingen.
FAZIT:
Dying Light 2 ist ein absolut zufriedenstellendes Spiel mit einem enorm großen Umfang. Überall gibt es was zu entdecken, und der Weg zu den einzelnen Missionen und Locations ist dank der hervorragenden Parkour-Steuerung jederzeit ein kleines Abenteuer für sich selbst. Leider hat mich die umfassende Story, die das Spiel umgarnt, nie wirklich überzeugt. Es ist eine Misch-Masch aus bekannten Elementen, die man schon in vielen anderen Zombie-Medien gesehen hat. Dennoch hat mich das Gameplay und die große Welt stets motiviert, weiterzuspielen. Und während die Grafik durchaus zu gefallen weiß, merkt man dem Spiel nach wie vor seine Cross Gen Ursprünge an. Denn am liebsten hätte ich beim Endresultat schon gerne 60 FPS, 4K und Ray Tracing gesehen. Mit dem aktuellen Produkt muss jedoch jeder selber abwägen, was er am Ende haben möchte. Alles in allem ist Dying Light 2 eine solide Evolution des Originalspiels.
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