Dank der Beta konnten sich Interessierte bereits im Vorfeld einen guten Eindruck über das Spiel verschaffen und erahnen, wohin die Reise gehen soll: Nämlich zu mehr Multiplayer-Action. Im Gegensatz zum Vorgänger „Steep“ wurde das Mehrspielerkonzept weiter ausgebaut und das Spiel in vielen Punkten verfeinert und überarbeitet. Wer dagegen Hoffnung auf einen direkten „Steep“ Nachfolger hegte, kann diese unterm Schnee begraben. Trotzdem verbirgt sich hinter „Riders Republics“ eines der spaßigsten Fun-Sport Titel der letzten Jahre! Und ich will euch auch verraten, warum das so ist.
Auf dem Weg zum International
Ubisoft Annecy verpackte das gesamte Spektakel in ein riesiges Treffen der Sport Gemeinde. Die Aufgabe des Spielers ist es, bei Wettkämpfen wie den X-Games sich einen Platz auf dem Podium zu sichern, damit man sich am Ende beim International Event beweisen kann. Bei dieser Herausforderung wird sämtliches Können in verschiedenen Disziplinen wie Ski, Snowboard, Rad und Gleitschirm abgefragt. Begleitet werdet ihr dabei von der liebenswerten Suki und der „Legende“ Brett. Beide führen einen nicht nur in die verschiedenen Spielmodi ein, sondern melden sich auch beim entsprechenden Fortschritt zu Wort. Die Präsentation lässt sich hier am besten mit dem Jugendwort 2021 beschreiben: „Cringe“! Sie ist gut gemeint, aber irgendwie wirkt sie fehl am Platz und wurde auf „zu cool“ getrimmt. Gut, auch „Steep“ hatte mit den DLC erst so etwas wie eine Handlung, dafür gab aber auch die interessanten Berggeschichten. Diese wurden in der Republic durch Sehenswürdigkeiten und einfachen Texten ersetzt. Sehr schade, aber die Handlung steht ja nicht im Mittelpunkt!
Ob in der Luft, auf Ski oder am Bike - es gibt immer was zu tun
Das Szenario wurde von den schneebedeckten Gipfeln in Europa zu den amerikanischen Nationalparks Bryce Canyon, Yosemite Valley, Sequoia Park, Zion, Canyonlands, Mammoth Mountain und Grand Teton verlegt und zu einem riesigen Spielplatz verschmolzen. Diese wilde Mischung garantiert unterschiedliche Biome wie Schneebedeckte Berge, dichte Wälder oder eine karge Wüstenlandschaft! Geografisch nicht alles korrekt, aber bestens geeignet, um mit dem neuen Fahrrad alles zu erkunden. Schnell schaltet man während der unterschiedlichen Rennen verschiedene Ausrüstung frei. Darunter fallen Rennräder, Downhill-Räder oder Slopestyle Bikes. Jedes mit eigenen Attributen, Aussehen und Handhabung. Doch auch bei Snowboards, Ski, Gleitschirm und dem Raketen-Gleitschirm findet man für unterschiedliche Szenarien das passende „Werkzeug“. Davon sollte man auch Gebrauch machen, denn das Spiel pflastert einem schneller die Landkarte mit Wettbewerben zu, als man sie Abarbeiten kann. Vom Rennen mit Ski oder Rad, zur Trickmeisterschaft mit Snowboard bis hin einem Gleitschirm-Rennen gibt es jedenfalls viel Abwechslung. Auch werden vier unterschiedliche Schwierigkeitsgrade zum Meistern geboten, sowie drei kleinere Nebenaufgaben, die es zu erfüllen gilt. Jede Leistung wird mit Erfahrungspunkten und Sternen belohnt. Erste lassen einem in dem jeweiligen Sportlevel aufsteigen und besonderes Equipment freischalten, letzteres schalten hingegen Wettbewerbe frei und zeigen der Community auf welchem Level man sich gerade befindet.
Neben den Wettbewerben warten noch besondere Stunts auf den Spieler. Dazu zählen ein Fahrrad-Parcours und besonders knifflige Sprünge. Obendrauf fordern euch die Shackdaddy Bandits auch noch heraus. Hier ist man oft mit einem speziellen Sportgerät unterwegs (Surfbrett, klassische Ski oder Raketenfahrrad). Die meisten dieser „Relikte“ findet man auch in der Spielwelt. Daneben gibt es noch Sehenswürdigkeiten und 500 Ballone zum Sammeln.
Wie ging nochmal der „Tuck No Hand“?
Um all diese Events zu meistern, sollte man die Steuerung verstehen, denn die kann sehr schnell recht umfangreich werden. Glücklicherweise gewährt einem das Spiel sehr viele Hilfen, damit man die vielen Tricks meistern kann – natürlich lassen sich alle Hilfen auch Abschalten. Jede der vier Symboltasten ist im Grunde eine Sprungtaste. Dabei wird aber je nach Taste, die Richtung vorgegeben, in die man seine Haltung bringt. Sprich, man beugt sich entweder nach vorn, hinten, links oder rechts. Ist man erst in der Luft, muss man sich entscheiden, ob man eine Drehung macht, oder doch einen Flip. Soviel zur Grundlage, doch es fehlen noch die „Grabs“. Ist man erst in der Luft, führt man mit der linken oder rechten Triggertaste einen „Grab“ aus. Welchen Tricks, das entscheidet man über den linken Analogstick. So kann man auf 12 verschiede Tricks zurückgreifen. Auf dem Snowboard bzw. den Ski gibt es zudem noch die Grind-Funktion um Schienen, Baumstämme und jedes andere gerade Objekt entlang zu rutschen. Glücklicherweise hat man auf Manuels wie bei „Tony Hawks“ verzichtet, leider aber auch auf Stoppie oder Wheelie bei den Fahrrädern. Sollte man doch einmal einen Trick verhauen, nutzt man die praktische Rückspul-Funktion, die man dank der mäßigen Kamera auch öfters braucht. Die ist nämlich zu nah am Spieler und bietet nicht genug Sicht, damit man die Tricks sicher landen kann. Auch in der Ego-Perspektive ist sie wenig hilfreich und zeigt vor allem die Clipping-Fehler und wechselt zudem bei Tricks gerne wieder in die gewohnte Ansicht von hinten.
Hat man Tricks und Kamera gemeistert, kann man sich voll und ganz den unterschiedlichen Sportgeräten widmen, der wahre Reiz des Spiels! Denn jederzeit kann man mit dem Auswahlrad zwischen den Sportarten wechseln, auch in Bewegung! Dies ermöglicht sehr speziell entworfene Events, bei denen man dank Switch-Tore automatisch vom Fahrrad auf Ski und nachher auf den Wingsuit wechselt. Diese sehr langen Events sind definitiv ein Highlight des Spieles! (Anmerkung der Red.: Sowas gab es auch schon in „The Crew 2“).
We are the Republic!
Ähnlich wie andere Spiele von Ubisoft ist auch „Riders Republic“ als Online Open World Titel konzipiert. Ihr seid in der Welt also nie alleine unterwegs und trefft immer wieder auf andere Rider! Wer das Spiel Offline genießen möchte, oder die Amazon Server mal wieder streiken, kann sich immerhin im Zen-Modus vergnügen. Wobei dieser auf das Minimalste reduziert wurde: Man hat also auf keine Outfits (die man mit echtem Geld gekauft hat), oder erspielte Fahrräder Zugriff. Das sollte jedem bewusst sein, der vorhat „Riders Republic“ nicht als MMO zu spielen. Wer sich aber auf das Konzept einlässt, wird schnell merken, dass die Entwickler sich dabei etwas gedacht haben. Die Karte ist nicht nur mit Onlinespielern bevölkert, sondern auch mit ihren „Geistern“ - Aufzeichnungen aus früheren Spielsitzungen. Somit ist an jeder Ecke etwas los, besonders in der Nähe von größeren Events. Aber auch bei den Rennen wird auf diese Geister zurückgegriffen und man startet nicht etwas gegen ein KI. Dies führt zu sehr seltsamen menschlichen Situationen bei Events, aber auch zu unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Es kann schon mal sein, dass man unglücklicherweise gegen einen Spieler mit der besten Ausrüstung antreten muss. Wer lieber gegen richtige Menschen spielt, kann sich in speziellen Trick-Arenen beweisen, oder halt Rennen bestreiten. Je nach Können steigt man immer weiter in der Liga auf und schaltet Belohnungen frei. Das wahre Highlight sind aber die Massenstarts! Hier kämpfen 64 Spieler um die besten Plätze und das in einem mehrstufigen Rennen auf Ski, Bikes oder Gleitschirm. Ein Chaos das man schwer meistert, da hier vom Anfänger bis zum Meister, jeder Rider antritt. Schafft man es aber dennoch, einen passablen Platz zu erkämpfen, ist die Freude umso größer!
Anvil und die PS5
Bereits bei der Beta hatte ich massive Zweifel, in welche Richtung sich dieses Spiel grafisch entwickeln wird. Die konstanten 60FPS und 4K Auflösung sind schon mehr als in Ordnung, aber eigentlich sollte da noch mehr gehen. „Riders Republic“ entpuppt sich somit auf der PS5 als aufgemotzte PS4 Version. Die Kanten sind etwas schärfer und die Ladezeiten kaum existent, aber das war es dann auch schon. Besondere Controller-Features oder gar exklusive PS5 Merkmale (Trophy Tracking) sucht man vergebens. Zumindest konnte das massive Screen Tearing stark eingegrenzt werden und tritt nur noch vereinzelt bei Online Rennen zu tage. Dafür gibt es als Ausgleich massive Pop-Ins. Man merkt richtig, wie sich vor einem die Landschaft aufbaut. Sehr schade, dass man das nicht verhindern konnte, denn eigentlich hat das Spiel seine visuellen Momente! Zum Beispiel das Publikum während der Rennen, oder es gibt einen besonderen Wettereffekt wie einen Kometenschauer zu sehen. In der Spielwelt tummeln sich auch zahlreiche Tiere wie Schlangen, Hasen, Bären oder Fledermäusen. Wenn die Sonne im richtigen Winkel steht, alles in ein sanftes Rot gehüllt wird und man langsam durch ein Feld voller Glühwürmchen fährt, zieht einen die Atmosphäre in seinen Bann. Die Präsentation während der Wettkämpfe fällt nicht sonderlich spektakulär aus. Die Sprecher kommentieren zwar jeden Trick, wiederholen aber zu schnell ihre Phrasen und driften immer wieder in sprachliche Fremdschämbereiche ab. Der Satz: „Da hat wieder jemand Plumps gemacht!“ wird auf Dauer sehr anstrengend. Selbiges gilt auch für den Soundtrack. Dieser könnte durchaus umfangreicher und abwechslungsreicher sein. Teilweise wirkt das Gebotene etwas zu sehr Retro und ich meine hier nicht die klassische Musik, die man auch hören kann.
Schon wieder GaaS?!
„Riders Republic“ wurde von Anfang an als GaaS (Games as a Service) Titel vermarktet. Es sollte nur der Anfang einer langen Reise sein und regelmäßig will Ubisoft das Spiel mit neuem Content und Herausforderungen versorgen. Die gute Nachricht, schon jetzt verfügt „Riders Republic“ über viel Umfang. Die schlechte Nachricht, das derzeitige System wirkt nicht sonderlich durchdacht. Es gibt kaum interessante Kleidungsstücke, die man im Shop kaufen kann. Weder für die erspielte Währung, noch für Echtgeld. Auch vermissen die wöchentlichen Aufgaben und Ligen eine entsprechende (einzigartige) Belohnung. Zumindest muss man sich hier noch nicht vor dem „Fear of missing out“ Effekt fürchten. Potenzial zum Wachsen ist jedenfalls vorhanden. Besonders da noch immer Systeme, wie einen ordentlicher Fotomodus oder Ranglisten, fehlen.
FAZIT:
Irgendwie bin ich froh, dass man die Statistiken online auf Ubisoft Connect ausgelagert hat. Mir wurde erst vor kurzem bewusst, dass ich mittlerweile über 45 Stunden in der Spielwelt verbracht und ich dabei noch nicht mal alle Events abgeschlossen habe. Keine Ahnung was es genau ist, aber das Spiel zieht mich in seinen Bann. Vielleicht weil mir diese Spaß-Arcade Sport Spiele fehlen. Dabei bemüht sich das Spiel aber den Einstieg so schwer wie möglich zu machen. Die überladene Steuerung hat mittlerweile einige abgeschreckt, sogar meine Schwester, welche ebenfalls Stunden in „Steep“ zugebracht hat. Man muss sich hier wirklich seine Leistungen erarbeiten. Glücklicherweise geht es mit den zahlreichen Hilfen dann aber doch deutlich leichter. Dann bleibt noch die Sache mit der Präsentation. Also Next-Gen ist das hier keinesfalls! Man merkt, dass die Zielplattform die PS4 war. Die wenigen technischen Verbesserungen auf der PS5 fallen leider kaum ins Gewicht. Schade ist nur, dass Ubisoft die Pop-Ins wohl nie in den Griff bekommen wird. Die Anvil Engine ist schlichtweg nicht dafür ausgelegt, dass man mit 120 km/h durch die Gegend rast. Das konnte man bereits beim „Steep“ Olympia DLC bemerken. Eigentlich sollte das Spiel eine klare Empfehlung für alle „Steep“ Veteranen sein, da es eine deutliche Weiterentwicklung ist. Andererseits hat man sich weit vom damaligen Konzept entfernt, wodurch der neue Titel auch seine Berechtigung hat. Jedenfalls wird man zurzeit kein besseres und umfangreicheres Arcade Sportspiel finden!
[ Review verfasst von Andy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 5 mit 4K TV ]
Info:
Dieses Review basiert auf der Ursprungsversion des Titels. Mittlerweile hat Ubisoft an vielen Ecken nachgebessert und liefert ein runderes Spiel. Da es sich hier um ein Service Spiel handelt, wird es in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere Änderungen geben.
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