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Chorus
3. Dezember 2021

Stellt euch vor: Der Weltraum – dunkel, düster und entzweit. Doch dann kommt der erhabene Prophet, ein Visionär der alle Menschen in Harmonie vereinen will – sozusagen im Chorus. Mit seinen Ältesten, sprich den treuesten Anhängern und dem Kult überzieht er die Galaxie einer radikalen Säuberung – entweder man ist mit dem Zirkel oder gegen ihn. Alles gipfelt in der Schlacht von Nimika Prime. Doch die ist im Strega-Central-System weit entfernt. Hier schlüpft der Spieler in die Rolle von Nara, einer Pilotin mit bewegter Vergangenheit…

See you Space Cowboy

Das Abenteuer beginnt mit einem kurzen Tutorial – man erkundet in seinem wendigen Kampfflieger ein riesiges Raumschiffwrack und muss bereits erste „Schalterrätsel“ lösen. Kurze Zeit später wartet zudem ein erster Kampf auf den Spieler. Danach öffnet sich der Titel und man kann über einen Asteroidenhaufen düsen, zahlreiche interessante Punkte ansteuern und Missionen erledigen. Die Aufgaben sind dabei recht vielfältig. Von Zufallskämpfen, über Rennen, bis hin zu Verteidigungsschlachten und Begleitmissionen ist alles dabei. Als Belohnung winken Credits oder Teile für das Raumschiff. Dieses kann man in Weltraumbasen aufrüsten. Jede Mission wird mit ein wenig Hintergrundbeiwerk präsentiert, weshalb sich die Aufgaben fließend in das Gesamtwerk einfügen. Zudem sind die meisten Missionen recht kurzgehalten, was der Abwechslung zu Gute kommt. Aber versteht mich nicht falsch, herausragende Erlebnisse darf man nicht erwarten. Die Nebenmissionen erfüllen ihren Zweck, ohne zu nerven.

 

All Systems go

Ab und an darf man sich auch hinter das Steuer eines größeren Raumschiffs der Spirit-Klasse klemmen und wild um sich ballern. Doch zu 99% der Zeit verlässt man seinen Jäger nicht. Man ist also mehr oder minder auf einen Raumschifftyp angewiesen. Das schränkt das Gameplay natürlich etwas ein. Es fehlt eine Herausforderung beim Meistern von unterschiedlichen Schiffsklassen. Zudem bleibt das Upgrade-System hinter den Erwartungen zurück. Zwar bekommt man auch ein paar seltenere oder gar legendäre Ausrüstungsgegenstände zugeschanzt, aber die waren bei meinem Spieldurchlauf eher die Ausnahme. Die käuflichen Waffen / Items sind dagegen nur Stangenware. Und mehr als eine Handvoll Typen pro Waffenklasse gibt es auch nicht. Kurios: Schilde und Rumpf lassen sich mehrstufig verstärken, bis das Spiel weiteres Leveln verhindert. Hier war mir nie ganz klar, wann die Beschränkungen wieder fallen bzw. warum diese überhaupt vorhanden sind? Das man dann natürlich irgendwann die maximale Ausbaustufe erreicht, versteht sich aber von selbst.

Natürlich gibt es mehrere Cluster-Systeme, die man befliegen darf und die unterschiedlich groß sind. Auf einem Planeten spielt sich aber nix ab – man bleibt die ganze Zeit im All. Für die Spielzeit ist das alles mehr als ausreichend. Was mir aber wirklich fehlte, waren große Raumschlachten. Meistens kommt es nur zu Scharmützeln und nur ganz selten darf man auch ein Großkampfschiff ausschalten. Einzige Ausnahme ist die finale Mission. Letztendlich fehlte mir deshalb der Bezug und ich fühlte mich nie als Teil einer großen Space Opera. Hier wurde definitiv Potential verschenkt. Ein weiterer großer Minuspunkt sind die Bosskämpfe, besonders der in der Mitte und der am Ende. Speziell die Manifestation im Riss in Amarok erforderte unzählige Neustarts, da ich immer wieder gestorben bin, ohne zu wissen, weshalb! Aber auch der finale Kampf ist nicht sonderlich spannend und dauert länger, als er sollte. Schade, denn die eigentlichen Fliegerduelle machen schon Spaß.

Im Weltraum sieht dich keiner Driften

Die Steuerung orientiert sich klar an Ego-Shooter, oder besser gesagt: An den Flugmissionen von „Call of Duty: Infinite Warfare“. Mit allen Vor-und Nachteilen. Auf der einen Seite, sieht man hier wenigstens sein Schiff von hinten (es gibt keine Ego-Perspektive), auf der anderen Seite ist das größte Problem das Bremsen, denn das geht nur via linkem Stick und dauert zu lange, wenn man gerade boostet und driftet. Deshalb passiert es vor allem in Höhlen oder riesigen Raumschiffen, dass man irgendwo unfreiwillig dagegen knallt – was oft auch dem Ableben gleichkommt. Das Driften (L1) soll zwar schnelle Wendungen ermöglichen, aber die Wahl der Taste ist dafür eher unglücklich. Schließlich nutzt man L2 für den Nachbrenner. Mit dem rechten Stick kontrolliert man die Blickrichtung, während R2 dazu dient, die Waffe abzufeuern. Davon gibt es drei Typen: Gatling, Laser und Raketen. Verschiedene Gegner verlangen nach unterschiedlichen Taktiken: Laser sind gut für Schilde, Raketen dezimieren gelbe Panzerung und Gatling-Kanonen feuern vor allem schnell hintereinander. Später erlernt man diverse spirituelle Rituale, welche zusätzliche Fertigkeiten mit sich bringen. Vor allem wertvoll: Das Ritual des Sturms, mit dem man Feinde zum Trudeln bringt und deren Schilde ausschaltet. Daraufhin geben sie perfekte Ziele ab. Interessant ist sicherlich auch das Ritual der Jagd, bei dem man schnell an ein Ziel heranspringt, um es dann durch das Ritual des Sterns (Energiespeer) zu zerstören. Die letzte Kraft (Ritual der Kontrolle) bekommt man für meinen Geschmack zu spät, um damit noch sinnvoll was anstellen zu können. Ansonsten nutzt Nara ihre übersinnlichen Fähigkeiten auch zum Scannen der Umgebung (um wichtige Punkte aufzudecken) und zum Erleben von Weltraum-Erinnerungen.

Was ist der Chorus nochmal?

Mein größtes Problem mit dem Spiel ist die Story bzw. der Hintergrund im Allgemeinen. Man kann zwar erahnen, was den Entwicklern vorschwebte, aber der hier präsentierte Weltraum-Horror kann nicht überzeugen. Dazu ist die Geschichte einfach zu doof – ihr habt richtig gelesen, zu doof. Das fängt bei dem Kult an (Stichwort Chorus = Harmonie mit dem Universum), geht mit dem Propheten weiter (das bekommt man schon im Vorspann mit), nervt noch mehr mit esoterischen Unfug wie ausserdimensionalen Emotionen die zu manifestierten Gesichtslosen werden und hört bei der Spielfigur auf. Nara oder Naran (wie sie vorher hieß) ist total unsympathisch und vor allem, man nimmt ihr die Bekehrung (schließlich hat sie Milliarden von Menschen getötet) einfach nicht ab. Dagegen ist ihr Partner in Crime - eine dämonische Schiffs-KI namens „Forsaken“ regelrecht vernünftig. Fragt sich bloß, welcher Schlauberger darauf kam, dass man doch auch Kosenamen verwenden könnte. Eine fremde Entität, welche in einen Schiffsrumpf eingesperrt wurde, spreche ich nicht mit „Forsa“ an. Zwar klärt sich am Ende doch noch etwas auf, aber selbst diese Botschaft (hah, das wird an der Stelle nicht verraten) wirkt wenig überzeugend. Zuviel Hybris, pseudo-religiöses Geschwafel und belehrendes Gesappel vermiesen jeglichen Spannungsaufbau. Wie es richtig geht, zeigt zum Beispiel die „Dead Space“-Reihe. Aber das hier – nein danke.

Bombastisches Grafikspektakel

Beim Thema Technik gibt es dagegen kaum was auszusetzen. Das Spiel sieht superb aus und läuft im Performance-Modus mit sauberen 60fps und ohne Tearing, Ruckler, Fade-Ins oder sonstigen Störenfrieden. Zwar gibt es auch noch einen zweiten Anzeigemodus, der mehr Wert auf die Bildauflösung legt, aber wie gesagt – ultraflüssige 60fps toppen sowieso alles andere. Was die stilistische Ausrichtung betriff: Die Weltraumhintergründe sind bunt, vielfältig, grafisch durchaus opulent und mit allerlei Effekten versehen. Eine wahre Augenweide also und deshalb fragt man sich auch: Wo waren die ganze Zeit über die Ladepausen versteckt? Die gibt es nämlich de fakto nicht, das Spiel bietet lediglich kurze Übergänge beim Sprung von einem System in das Andere. Musikalisch passen die Themen zu den jeweiligen Situationen und unterstreichen die düstere Weltraum-Atmosphäre ganz gut. Sobald Kämpfe ausbrechen, zieht das Tempo der Stücke (und die Wucht) deutlich an. Die englische Sprachausgabe ist okay, nervt manchmal mit allzu englischen Akzenten und lässt die Frage offen: Wo bleibt eine deutsche Vertonung? So darf man fleißig Untertitel lesen, die aber zumindest keine Wünsche offenlassen und jederzeit perfekt lesbar sind.

FAZIT:

„Chorus“ ist technisch äußerst kompetent und spielt sich ordentlich, aber so richtig will der Funke nicht überspringen. Ursachen dafür sind die konfuse Story, die unsympathische Protagonistin und das religiöse Mumbo-Jumbo des Abenteuers. Dazu gesellen sich noch ein paar andere Dinge, die vermeidbar gewesen wären. Aber der große Kritikpunkt ist und bleibt die Geschichte. Es wirkt alles so dermaßen unglaubwürdig und wenig ausformuliert. Warum ist Nara dem Zirkel überhaupt beigetreten, weshalb folgten alle dem Propheten und warum muss man die gewünschte Harmonie „Chrous“ nennen? Viele Fragen bleiben offen und dadurch auch die Spannung auf der Strecke.

[ Review verfasst von .ram ]

Gespielt auf PS5 mit 4K HDR TV

Pluspunkte:

  • Optisch ein Fest
  • Unkomplizierte Weltraumaction ohne lange Eingewöhnung
  • Kein unnötiger Mehrspielermodus

Minuspunkte:

  • Die Story, die Charaktere – sind allesamt Quark!
  • Einige Bosskämpfe sind einfach nur schlecht umgesetzt
  • Keine dt. Sprachausgabe



Infos zum Spiel
NameChorus
SystemPlayStation 5
PublisherDeep Silver
EntwicklerDeep Silver Fishlabs
GenreAction
USKab 12 Jahren
PEGI12+
Preis39,99 €
Release
 03.12.2021
 03.12.2021
Spielerzahl1
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
HeadsetNein
Videos
Mehr...

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Screenshot Galerie
Chorus
Gameplay
7.0
Atmosphäre
6.5
Grafik
9.0
Sound
7.5
Spielspass
7.0
 

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