Zugegebenermaßen hat mich der PS5-Launch bis auf ein paar Ausnahmen bislang relativ kalt gelassen. Auch die Monate nach der Konsolen-Veröffentlichung waren für viele eher zu ruhig, was zur Folge hat hatte, dass jedes Stück Software stets mit offenen Armen begrüßt wurde. Insbesondere Spiele, wo man nicht die gesamten Inhalte nach 5 bis 7 Stunden schon gesehen hatte. Dazu zählt unter anderem auch Outriders. Zwar haben die Entwickler von Anfang an gesagt, dass es sich hierbei um kein GAAS (Game as a Service) -Titel handelt, dennoch lässt sich nicht verneinen, dass das Spiel auf dem ersten Blick an solchen Genre-Größen wie zum Beispiel Destiny oder The Division erinnert. Doch umso länger man spielt, desto mehr fällt einem auf, dass mehr hinter diesem Titel steckt als man zunächst denkt.
Willkommen im Nirgendwo, Outrider
Outriders spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, wo die Erde mal wieder dem Untergang geweiht ist. Und der einzige Ausweg aus der heimischen Hölle ist die Flucht nach vorne - bzw. nach oben. Und zwar in den Weltraum, wo eine Gruppe an Wissenschaftlern, Zivilisten und Elite-Soldaten namens Outrider damit beauftragt wurde, den Planeten Enoch zu finden und zu kolonisieren. Doch bevor das Landungsteam überhaupt richtig mit der Kolonisierung beginnen konnte, wurden Sie aus dem Nichts von einem gewaltigen Sturm überrascht. Den spielbaren Hauptcharakter, den ihr zuvor selber erstellt habt, erwischt es dabei am Schlimmsten. Vom Sturm überwältigt - aber nicht verschlungen – wacht man nach einem über 30 Jahre langen Koma erneut auf dem Planeten Enoch auf, wo die letzten Überlebenden Tag für Tag um Ihr Überleben kämpfen. Denn die Gefahren auf Enoch haben es richtig in sich. Nicht nur die Stürme - oder "Anomalien" wie sie genannt werden - sorgen dafür, dass Chaos jederzeit eintreten kann, auch durchgedrehte Ex-Soldaten, die aufgrund der mysteriösen Wetter-Phänomene quasi übernatürliche Kräfte erhalten haben, sind inzwischen zu einer immensen Bedrohung für die letzten Überlebenden geworden. Doch nicht nur die Bösewichte haben es in sich. Auch der spielbare Charakter, der vor dem Koma von der Anomalie erwischt wurde, verfügt inzwischen über ungeheure Superkräfte, wodurch man zu einem willkommenen „Power Up“ für die letzten Soldaten von Enoch wird. Gemeinsam mit den letzten Überlebenden zieht eurer Charakter schließlich von dannen, um nicht nur die neuen Anomalie-Rivalen zur Strecke zu bringen, sondern auch um zu erfahren, ob eine Rettung der Überlebenden von Enoch vielleicht doch noch möglich ist.
Auf Enoch herrscht eine Klassengesellschaft
Auf dem ersten Blick sieht Outriders nach einem klassischen Shooter aus. Dies ist auch keine Überraschung, wenn man bedenkt, dass die Entwickler von People Can Fly bereits an Spielen wie Gears of War und Bulletstorm gearbeitet haben. Doch umso mehr man sich mit dem Titel beschäftigt, desto mehr erinnert das eigentliche Gameplay eher an Spiele wie Diablo und Destiny. So hat man zu Beginnn nämlich die Auswahl aus vier verschiedenen Klassen. Jede Klasse verfügt über verschiedene Eigenschaften und Stärken inkl. eines eigenen Skilltrees, den man jederzeit selbstständig bestücken kann. Während bei der Devastator-Klasse zum Beispiel der Nahkampf im Vordergrund steht, hat man beim Technomancer den Vorteil, seine Gegner aus der Ferne besiegen zu können. Und während der Pyromancer mit seinen gewaltigen Feuerattacken sowohl nah als auch weitläufige Angriffe ausüben kann, zeichnet sich der Trickster zwar ebenfalls durch Nahkämpfe aus, kann aber aufgrund seiner Fertigkeiten das Kampfgeschehen genauso schnell wieder verlassen, wie er erschienen ist. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung hat mir aber der Pyromancer am besten gefallen. Während ich zum Beispiel mit meinen Feuerattacken die Schwächen meiner Gegner bloßstellen bzw. teilweise auch durch Debuffs offenlegen konnte, habe ich mein umfangreiches Waffenarsenal benutzt, um sie nacheinander auszuschalten. Ähnlich wie bei Diablo geht es dann darum, möglichst viel Loot einzusammeln, um euren Charakter nach und nach stärker zu machen. Und Loot gibt es wahrlich reichlich. Denn auf der Suche nach dem nächsten epischen oder seltenen Gegenstand werdet ihr auch reichlich Müll sammeln, welches ihr dann im Lager entweder verkaufen oder zerschrotten könnt. Während man das hart erarbeitete Geld dann entweder benutzt, um neue Waffen von den lokalen Shops zu kaufen, kann man mit dem simplen Crafting-System auch seine Waffen nachträglich verbessern bzw. aufwerten, was vor allem im späteren Verlauf des Spiels ein Muss ist. Eine weitere Parallele zu Diablo sind die sogenannten World Levels. Umso länger man sich mit dem Spiel beschäftigt, desto mehr World Level schaltet man im Laufe der Zeit frei. Umso höher das Level, desto mehr Erfahrungspunkte und bessere Ausrüstungsgegenstände warten auf euch. Ein Wechsel des World Levels ist jedoch kein Zwang. Wer feststellt, dass die Kämpfe auf den höheren Ebenen einfach zu schwierig sind, kann seinen Charakter auch auf einem niedrigen Level lassen. Ich selber habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass die höheren Schwierigkeitsgerade im Singleplayer nahezu unmöglich sind, und definitiv in Kooperation mit weiteren Kämpfern gespielt werden sollten. Outriders bietet euch dafür die Möglichkeit an, die Schlachten entweder mit den Kollegen in eurer Freundesliste anzugehen, oder mit zufälligen Spielern, die das Spiel aus den Weiten des Internets holt. Cool ist dabei auch die Option, Crossplay zu aktivieren. Zwar wurde das Feature zum Release noch als Beta beworben, doch Probleme habe ich bei der Konnektivität nicht erlebt.
Also vom Prinzip her hat Outriders einiges zu bieten. Zahlreiche Welten, einen umfassenden Skill-Tree für sämtliche Klassen, viel Loot und noch mehr Action - doch ist alles Gold was glänzt? Nicht ganz. Vor allem die Story konnte mich nie ganz in ihren Bann ziehen. Während es in den einzelnen Missionen stets bluternst um Leben oder Tod ging, ähnelten die auf witzig getrimmten Dialoge in den zwischengeschalteten Videosequenzen mehr an klassische Stand Up Shows. Dieser Wechsel zwischen superernst und Seinfeld-esquen Wortspielen hat mir einfach nicht gefallen. Weiterhin hat mir auch nicht zugesagt, dass viele Informationen nur in Form von Memos und Notizen vermittelt wurden. Die Welt von Outriders hat mehr zu bieten als man denkt, aber um halt wirklich jedes Detail zu erfahren, muss man sich zunächst durch sehr viel trockenen Text wälzen. Außerdem dauert es nicht lange, bis man den relativ simplen Aufbau der einzelnen Areale verstanden hat. So verfügt jedes Level über eine Hauptquest, sowie über ein paar wenige Sidequests, deren Inhalt jedoch stets identisch ist - so geht es zum Beispiel entweder darum einen freilaufenden Bösewicht zur Strecke zu bringen, oder ein wildes Tier zu erlegen. Und auch das Spielgeschehen folgt dabei meist nur einen Pfad: Einer linearen Strecke nachlaufen, Gegner totschießen, dann weiterlaufen und abschließend einen Endgegner besiegen. Und obwohl ein bisschen Abwechslung nicht schlecht gewesen wäre, muss ich zugeben, dass ich eine gewisse Zeit doch ganz gut unterhalten wurde. Der Flow ist simpel, und vor allem nach der Arbeit - wenn man einfach mal etwas zocken möchte, ohne groß nachzudenken - hat das Ballern in Outriders doch schon Spaß gemacht. Und auch die Suche nach neuen Waffen und Ausrüstungsgegenstände hat dabei extrem motiviert.
Zwischen den Welten
Was die Grafik angeht, merkt man das Outriders noch zwischen den Generationen hängt. Auf der einen Seite verfügt das Spiel über schicke Effekte und grafisch atemberaubende Landschaften und Skyboxes, auf der anderen Seite merkt man vor allem bei Objekten in unmittelbarer Nähe - zum Beispiel bei unsauberen Texturen an Häusern, Bergwänden oder Bäumen - einen deutlichen Qualitätsmangel. Positiv anzumerken ist jedoch die Tatsache, dass das Spiel auf der PS5 in lupenreinen 60fps läuft und selbst bei extrem hohen Gegneraufkommen und brachialen Explosionen nicht mal ansatzweise ins Schwitzen kommt. Etwas mehr Abwechslung hätte ich mir hingegen bei der Farbbandbreite gewünscht, da Outriders doch eher dunkel- bzw. braun-lastig ist. Teilweise wirkt das Geschehen dadurch etwas trüb und monoton. Alles in allem lässt sich jedoch zusammenfassen, dass Outriders schon zu den hübscheren Spielen des PS5-Launch-Zeitraums gehört. Es ist wirklich schön zu sehen, dass flüssige 60 fps bei immer mehr Spielen wiederzufinden ist. Abschließend möchte ich noch auf die vielen Bugs eingehen, die zum Release gemeldet wurden. Dabei war von Abstürzen bis hin zur kompletten Löschung des Inventars die Rede. Glücklicherweise hatte ich bei meinen knapp 30 Stunden keine dieser gravierenden Probleme. Und wie man an den vielen Patches kurz nach Release sehen konnte, haben die Entwickler von People Can Fly nicht lange gewartet, um das Spiel technisch etwas aufzupolieren.
Was den Sound angeht fällt zu nächst einmal das viel zu laute Intro auf, welches einem bei fast jeden Spielstart dazu zwingt, die Boxen erstmal wieder etwas herunterzufahren. Was den Rest des Soundtracks angeht, muss ich zugeben, dass kein Song so richtig im Kopf blieb. Immerhin sind die Waffen- und Explosionseffekte recht satt und lassen bei jedem Gefecht wahre Bombenstimmung entstehen. Abschließen möchte ich mit den Synchronsprechern, die immerhin noch das Beste aus dem ansonsten recht langweilen Script herausholt haben.
FAZIT:
Outriders ist solide Action-Unterhaltung, die einem für 20 bis 30 Stunden gut unterhalten wird. Das Missionsdesign ist zwar relativ simpel gehalten, aber wer auf der PS5 nach einem soliden Shooter sucht, wird hier bestens unterhalten. Reichlich Loot und die Möglichkeit online, mit Freunden als auch Fremden zusammenzuspielen, sorgen dafür, dass man solide unterhalten wird. Outriders erfindet das Rad nicht neu. Aber es bringt es einen Schritt näher Richtung Next Gen. Die Grafik ist hier und da etwa eintönig und zu braun, aber wenn das Spiel mal die richtig hohen Noten trifft, ist es definitiv eine Augenweide. Kurze Ladezeiten runden das Paket schließlich ab. Alles in allem ist Outriders ein grundsolider Shooter, den man sich durchaus einverleiben kann.
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