Ich erinnere mich noch an das letzte MXGP, welches ich 2017 auf der PS4 gespielt habe. Es war ein solides Lizenzspiel mit einem ordentlichen Gameplay, aber altbackener Technik, die schon damals keinem mehr vom Hocker gehauen hat. Einige Jahre später halte ich nun den neuesten Ableger in meinen Händen bzw. auf der Festplatte meiner PS5. Ob die Serie einen soliden Generationssprung meistern konnte, erfahrt ihr in unserer neuesten Review.
Back again!
Milestone ist bereits seit vielen Jahren ein bekannter Name im Renn-Simulationsgenre. Das italienische Entwicklungsstudio verfügt über eine massive Geschichte, die zahllose Rennspiele mit sich brachte, wie zum Beispiel etliche Ableger der WRC-Serie oder der bekannten MotoGP Reihe. Eine Serie, die jedoch im Laufe der vergangenen Jahre extrem an Popularität gewonnen hat, ist die Motocross Reihe MXGP. Seit 2015 kümmert sich Milestone regelmäßig um die Entwicklung der neuesten Ableger. Doch während der echte Sport aufgrund seiner Rennaction und des aggressiven Marketings inzwischen vor allem unter jüngeren Sportliebhabern viele Fans gewonnen hat, blieben die offiziell lizenzierten Spiele von Milestone oftmals auf der Strecke. So kamen die Racer auch bei ONPSX nie über eine 6.0 hinaus, was oftmals an der lieblosen Gestaltung und dem schlichten Karrieremodus lag. Und so sehr ich gerne etwas Besseres verkünden würde, so leid tut es mir, zu sagen, dass auch der neueste Ableger der Serie genau dort anschließet, wo ich vor 3 Jahren aufgehört habe. Angefangen mit dem Karrieremodus, wo es wieder mal lieblos von Strecke zu Strecke geht. Während Puristen des Rennsports wahrscheinlich ein komplettes Rennwochenende inkl. Qualifikation spielen möchten, habe ich mich sehr schnell mit dem Double Race-Modus angefreundet, wo man lediglich die zwei Hauptrennen spielen muss. Für ein komplettes Rennwochenende fehlte es mir einfach Kreativität und Spielspaß. Es gibt weder Interviews mit der Presse noch kleine Einführungsvideos, die die Charakteristiken der einzelnen Strecken zeigen. Auch fehlte mir ein wenig das Wechselspiel zwischen Fahrer und Rennteam, welches zum Beispiel bei WRC9 mit der Einstellung von verschiedenen Technikern und Managern halbwegs gut präsentiert wird. Dieser Aspekt fehlt hier jedoch komplett, wodurch man nur stur von einer Strecke zur nächsten fährt – immerhin handelt es sich um die Originalstrecken des echten Wettbewerbs, wobei diese im Design oftmals kaum großen Unterschiede offenbaren. Und während ich anfangs noch mit dem Antrieb fuhr so schnell wie möglich in die nächst höhere Rennklasse zu fahren, verlor ich peu a peu an Motivation, weil der Rennalltag einfach nicht auf Touren kam und das Spektakel des Sports auf der Strecke blieb.
Eine willkommene Überraschung unter den Spielmodi, zu denen unter anderem so Klassiker wie Quick Race und ein durchaus gelungener Track Editor gehören, ist jedoch der neue Playground-Modus, der eine Art „Quasi Open World“ bietet, wo man im Rahmen einer riesigen Map in Norwegen eigene Streckenverläufe erstellen oder Time Attack-Runden absolvieren kann. Das Open World-Design, welches einen nicht nur durch weitläufige Graslandschaften, sondern auch durch dichte Wälder und luftige Bergregionen führt, stellte eine gelungene Alternative zum standardmäßigen Rennalltag dar, und erinnerte mich zum Teil sehr an Forza Horizon, wo man ebenfalls im Rahmen einer Open World einzelne Rennen auswählt und befährt. Hiervon würde ich mir in Zukunft definitiv gerne mehr wünschen! Mit ein wenig mehr Content, kann könnte man hier echt viel machen.
Bike goes VRRRROM
Was das Gameplay angeht, lautet das Motto bei MXGP wie auch in der Vergangenheit „Einfach zu lernen, aber schwer zu meistern“. Festzuhalten bleibt jedoch die Tatsache, dass man selbst im einfachen Schwierigkeitsgrad nicht einfach drauf los brettern kann. Ein gutes Timing ist stets wichtig, um geschmeidig durch die Kurven zu kommen oder bei Landungen nicht plötzlich ins Aus geschleudert zu werden. Wenn es jedoch mal kracht, kann man auf die gute alte Replay-Funktion zurückgreifen, wo die Zeit zurückgedreht wird und ihr einen neuen Versuch unternehmen könnt, um nicht von euren Gegnern überholt zu werden. Diese überraschen nämlich mit einer gesunden Aggressivität, wo jeder Fehler des Spielers sofort ausgenutzt wird. Dies hat aber auch zur Folge, dass sich jeder Sieg absolut verdient anfühlt, da man nicht einfach allen Fahrern davonrasen kann (es sei denn natürlich, man benutzt die ganze Zeit die Replay-Funktion...). Lobenswert ist auch die gelungene Anwendung der Rumble Funktion des neuen PS5 Controllers. Die Vibrationen orientieren sich am Belag der Strecke und wirken zu keiner Zeit übertrieben oder anstrengend. Stattdessen tragen sie ordentlich zum Gameplay-Feeling bei. Fans des Rennsports können übrigens auch auf die Simulations-Steuerung zurückgreifen, wo ihr von der Bremse bis zum Fahrer fast jeden Aspekt eures Motorrads im Auge behalten muss. Zugegebenermaßen war dies jedoch etwas zu hart für mich, wodurch ich fast immer Gebrauch vom einfachen Gameplay gemacht habe. Ein umfangreiches Tutorial hätte dieses Problem eventuell beseitigen können, aber auch diesen sucht man hier vergebens.
Generationssprung verpasst
Grafisch habe ich mit mit der Veröffentlichung auf der PS5 einen großen Sprung nach vorne erwartet. Leider konnte das Ergebnis meinen Erwartungen jedoch nicht standhalten. Während das Spiel zwar solide mit 60 fps läuft und auch HDR-Support bietet, überkam mich zu keiner Zeit das Gefühl, dass ich es hier einen echten Generationssprung sehe. Zwar sind Bikes und Fahrer gut animiert, aber was die Strecken angeht, erwartet den Spieler viel Standardkost. Ich hätte mir hier ein Stück mehr Liebe zum Detail erhofft, wobei das vielleicht zu viel verlangt ist, angesichts der Tatsache, dass das Team – wie viele andere Studios - im vergangenen Jahr wohl ordentlich mit Corona zu tun hatte, und wahrscheinlich ohnehin nicht das größte Budget besaßen. Dies zeigt sich unter anderem auch in den Ladezeiten, die nicht besonders schnell wirken, und wohl nur bedingt von Sonys neuer und superschneller PS5 Festplatte Gebrauch machen. In Sachen Sound überzeugen lediglich die guten Motocross-Sounds. Der Soundtrack hingegen ist belanglos und kaum der Rede wert.
FAZIT:
Obwohl mein letzter Test eines MXGP Titels bereits vier Jahre zurückliegt, hatte ich bei MXGP 2020 niemals das Gefühl, dass dem Entwicklerstudio seitdem ein großer Sprung gelungen ist. Selbst auf der PS5 roch das Spiel noch sehr stark nach „Last Gen“. Wer jedoch die aktuellen Strecken der diesjährigen MXGP Saison nicht missen will und mit einer langweiligen Präsentation zurechtkommt, kann angesichts nicht vorhandener Alternativen durchaus zugreifen. Positiv hervorzuheben ist immerhin der neue Playground-Modus, der hoffentlich in Zukunft noch weiter ausgebaut wird. Zocker, die jedoch nur geringfügiges Interesse am Motocross-Rennsport haben, werden auch mit diesem Ableger nicht ins Boot geholt, und sollten ihr Geld besser in andere Games investieren.
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