„Need for Speed: Hot Pursuit“ war eines der letzten großartigen „Need for Speed“ Spiele und galt schlechthin als Rückbesinnung auf die Tugenden der Serie. Vor allem nach dem grottigen „Undercover“ und dem mäßigen Simulationsableger „Shift“ war die Rückkehr zu reinem purem Arcaderacing längst überfällig. Zudem hatte EA mit Criterion Games (den Schöpfern der Burnout-Reihe) auch ein kompetentes Team an der Hand. Und ja, das Spiel macht auch heute noch immens Laune!
Raser versus Polizei
Wie der Name bereits suggeriert, muss man in einem nicht unerheblichen Teil der Rennen vor der Polizei flüchten. Und die kommt nicht etwa mit einfachen Streifenwagen daher, nein, die benutzen ebenfalls kraftvolle Sportwagen. Auch Hilfsmittel wie Nagelbänder, Straßensperren, Helikopter-Unterstützung und EMP-Gerätschaften gehören zu deren Repertoire. Da hilft nur: Gas geben und rücksichtslos vorwärts brettern. Doch auch die Raser haben so manchen Trumpf im Ärmel, wie den Turboboost oder Störsender. Damit kann man die Gesetzeshüter (oder auch Konkurrenten) fernhalten und am Ende doch noch als Erster über die Ziellinie schießen. Ein Quäntchen Glück gehört natürlich dazu, denn gerade zum Schluss werden die Verfolgungsjagden schon recht heftig. Und das Gummiband der Gegner KI verdient seinen Namen zu Recht. Doch unterm Strich sind die immer noch besser gelöst, als beispielsweise in „Need for Speed: Rivals“. Zumal man sich nicht verstecken muss, sondern einfach nur Gas geben soll. Bei der Polizei geht es ebenso hart zur Sache: Die Raser müssen unbedingt gestoppt werden, notfalls auch durch einen Takedown. Neben diesen Veranstaltungen gibt es noch Zeitrennen, normale Events und als Polizei „Interceptor-Herausforderungen, bei denen der Raser schon mal auf dem Highway wendet!
Als Belohnung wartet Kopfgeld bzw. Beförderungen auf Seiten der Polizei. Je mehr man davon sammelt, umso bessere Ausrüstung und fettere Automobile werden freigeschaltet. Der Fuhrpark hat es übrigens in sich: Fast alle großen Namen sind vertreten (Ferrari glänzt durch Abwesenheit) und es gibt einen guten Querschnitt von europäischen, asiatischen und amerikanischen Boliden (Porsche, Ford, Nissan usw.). Wählt man ein Auto aus, bekommt man nicht nur Infos zur Leistungsstärke serviert, sondern auch ein paar nette Details von der deutschen Sprecherin zu hören. Das sorgt für Flair. Auf Polizeiseite werden ebenfalls neue Wagen besorgt, sodass die Gesetzeshüter nicht zurückstecken brauchen, sondern auch mit einem Koenigsegg Agera mithalten können. Übrigens, man kann jederzeit zwischen den separaten Kampagnen wechseln.
Drifting like a Pro
Die Steuerung ist einfach gehalten (es gibt auch keine Cockpitperspektive) und geht sauber von der Hand. Die Kunst liegt eher darin: a) dem Gegenverkehr auszuweichen, denn nur auf dieser Spur sammelt man Nitro und b) nicht langsamer zu werden. Gerade bei den Vorschau-Events sind die vorgegebenen Zeiten für Gold schon ziemlich knapp bemessen. Klar, man kann die versteckten Abkürzungen nutzen, um noch ein / zwei Sekunden rauszuholen – aber die Abkürzungen sind nicht immer die einfacheren Routen. Manchmal beißt man deswegen schon ins Joypad, aber zu frustrierend wird es niemals, zumal man ja die Autos unabhängig vom Rennfortschritt freischaltet.
Autolog
Damals fast schon revolutionär war das integrierte „Leaderboard“ Feature namens Autolog. Damit wurden die Zeiten des Spielers aufgenommen, aber auch mit denen seiner Freunde verglichen und man bekam Benachrichtigungen, wenn jemand die Zeiten geschlagen hatte. So konnte man sich schöne Schlachten liefern, ohne dass man direkt gegeneinander antrat. Natürlich gibt es das Autolog-Feature auch heute noch und es funktioniert auch noch super – lediglich mit viel Konkurrenz darf man nicht mehr rechnen, denn schließlich ist das Spiel schon 10 Jahre alt. Daneben gibt es auch noch diverse Multiplayer-Modi, sodass für Spielspaß auch abseits der Karriere gesorgt ist.
Ein Remaster ist kein Remake
Schon damals sah „Hot Pursuit“ fantastisch aus und lief auf der PlayStation 3 prächtig. Lediglich das Aliasing sorgte für Probleme, besonders den Gegenverkehr zu erkennen. Damit ist in dem Remaster aber gottseidank Schluss. Die Grafik wirkt sauber und in 1080p mit 60fps auch verdammt schnell. Zudem wurden die Texturen aufgewertet, Fahrzeugmodelle verbessert und zusätzliche Effekte eingefügt. Auch einen optionalen Grafikmodus mit 4K Auflösung gibt es, allerdings läuft das Spiel dort nur mit halber Bildwiederholrate, ohne wirklich besser auszusehen. „Hot Pursuit“ spielt man am besten mit 60fps! Ansonsten überzeugt das Spiel mit einer – auch heute noch – abwechslungsreichen Landschaft. Dichte Wälder, sonnige Küsten, heiße Wüsten und schneebedeckte Gipfel – es ist alles dabei – noch dazu breite Highways und ein paar Abkürzungen. Tagesszeiten und Wettereffekte sind auch heute nicht Standard! Beim Sound überzeugt die dt. Sprachausgabe, genauso wie der rockige Soundtrack und die fetten Effekte. Hier klingt der V8 oder V12 Motor auch wie die Vorlage – fett und grollend. Wenn es ein Pünktchen gibt, dass man hier negativ anbringen könnte, dann der heftige Motion Blur, der bei den ganz protzigen Flitzern (Hypercars) zum Einsatz kommt. Um noch mehr Geschwindigkeitsgefühl zu erzeugen, hat man es mit dem Effekt etwas übertrieben. HDR und sonstige zeitgenössische Effekte sucht man vergebens, man merkt dem Spiel dann doch an einigen Stellen das Alter. Auch gibt es quasi null Upgrades für die PlayStation 5. Weder 4K Auflösung mit 60fps, noch Support für das Dualsense Joypad.
FAZIT:
„Need for Speed: Hot Pursuit“ macht auch heute noch mächtig Laune. Grafisch wirkt es zwar nicht mehr ganz frisch (ist ja auch nur ein Remaster und kein Remake), aber wegen dem auf das Wesentliche reduzierte Gameplay rockt der Titel auch heute noch – zumindest mehr als die letzten „Need for Speed“ Spiele. Lediglich der empfohlene Preis sorgt für Verstimmung: 40€ sind für ein simples Remaster in meinen Augen zu viel, die Hälfte hätte es locker auch getan. Wenn wenigstens der ähnlich gelagerte Nachfolger „Most Wanted“ enthalten wäre…
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf einer PlayStation 4 Pro mit 1080p TV ]
Pluspunkte:
Hemmungsloses Rasen
Geile Autos, rockiger Soundtrack und Speed
Polizei-Modus sorgt für Abwechslung
Minuspunkte:
60fps nur bei 1080p
DLC ist zwar dabei, war aber schon damals sein Geld nicht wert
Das Remaster ist technisch okay, trotzdem sind 40€ Abzocke
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