Simulationen sind nicht gerade ein verbreitetes Genre auf Konsolen. Hier und da verirrt sich trotzdem mal eine PC-Simulation auf die PlayStation und mit „Two Point Hospital“ kommt zu dem ein spiritueller Nachfolger eines PSone Klassikers, „Theme Hospital“. Doch Vorsicht, hier trifft knuddeliges Design auf eine Krankenhaus-Simulation die kaum Fehler verzeiht!
Willkommen in Two Point Country
Ihr habt die Ehre eine kleine Krankenhaus-Stiftung zur wahrer Größe auszubauen, doch der Weg dahin ist schwer und mit vielen kleinen Stolpersteinen versehen. Von der kleinen Stadtklinik, über die Forschungsklink bis hin zum Krankenhauskomplex wartet eine umfangreiche Aufgabe auf euch. Insgesamt 21 Krankenhäuser fordern euer ganzes Können. Dabei reicht es oft nicht aus, nur einen gewissen Umsatz zu generieren, doch fangen wir von vorne an. Wie jeder Patient startet man am Empfang.
Um Erfolge zu feiern, muss man zuerst die Krankenhaus-Struktur verstehen. Patienten melden sich beim Empfang, dann geht es weiter zum Allgemeinmediziner und es wird eine Behandlung oder weitere Diagnose festgelegt. Oft reicht ein Gang zur Apotheke, doch je höher der Ruf des Krankenhauses, desto anspruchsvoller werden die Patienten und ihre Heilung komplexer. Schon bald beginnt man eine Entwässerungsanlage oder eine DNS-Station zu bauen. Jeder diese Räume muss natürlich mit einem Arzt oder Pfleger versehen werden. Diese verlangen nach Gehaltserhöhungen, einen ordentlichen Pausenraum und stetige Weiterbildung. So wächst das kleine Krankenhaus langsam zu einem riesigen Komplex an, welcher mehrere Grundstücke beansprucht. Als wäre es nicht genug, fordert die hiesige Politik Heilungserfolge und euer Widersacher kommt auch ab und an zum Besuch vorbei und gibt seinen Senf ab. Ein Krankenhaus zu managen ist also definitiv nicht einfach.
Der Krankenhausalltag
So stressig wie sich das alles anhört, ist es glücklicherweise nicht. Der Schwierigkeitsgrad steigt zwar von Level zu Level. Gebäude und Ausrüstung, welche bereits erspielt wurden, sind jedoch auch in der nächsten Mission zugänglich. Zudem ist das Spiel recht großzügig, wenn es darum geht, wie man einen Level beendet. Der Erfolg eines Krankenhauses wird mit Sternen bewertet. Insgesamt kann man drei Sterne erreichen, wobei bereits ein einzelner Stern ausreicht, um die nächste Aufgabe freizuschalten. Die Ziele zum Erreichen der Sterne sind immer gut erklärt und wer den Intro-Text liest, weiß auch genau, auf welche Baustellen man sich konzentrieren sollte. Hier endet aber bereits die Erklärung des Spiels, denn viele Funktionen sind in Untermenüs versteckt und schlecht erklärt. Eine grundlegende Information, dass man einigen Räumen mehr Personal zuweisen muss, verschweigt man zur Gänze. Auch gibt es Zusatzobjekte welche die Heilung, Diagnose, Weiterbildung und Forschung fördern, doch findet man diese nur irgendwo im Baumenü, wo man sie mit Kudos, die Sonderwährung des Spiels, freischaltet kann. Auch die Wegfindung der Patienten ist am Anfang ein Mysterium, welches sich dem Spieler nur langsam erschließt. Die Community hat sich auf diesen harten Einstieg eingestellt und bietet zahlreiche YouTube Videos, wo das alles erklärt wird. Hat man sich dieses Wissen erst mal erarbeitet, entfaltet das Spiel aber sein wahres Potenzial. Man kennt sein Krankenhaus als gut geölte Maschine und plant im Voraus. So lassen sich leicht 1-2 Sterne erspielen, doch je weiter man voranschreitet, desto intensiver wird das Micro-Management.
Das Krankenhaus am Controller
Grundlegend kann man die Steuerung als sehr gut gelungen bezeichnen. Der Controller ist nicht überbelegt und jede Taste hat seinen Zweck. Da man auf unnötige Doppelbelegungen verzichtet hat, wurde das Menü dementsprechend aufgebaut. Mit Viereck erscheint das Hauptmenü, in dem man Räume plant, sein Personal verwaltet und die Zufriedenheit der Patienten überprüft. Die Texte sind lesbar und die Sortierfunktion erfüllt ihren Zweck. Für das Personal klappt das gut, doch für Patienten und den Behandlungskosten muss man schon etwas scrollen. Hier verliert man schnell den Überblick. Auch bei der Raumplanung schlägt das System die richtige Größe und die notwendige Einrichtung vor. Ohne viele Klicks hat man seinen Behandlungsraum gebaut. Will man ihn im Detail dekorieren muss mit der Steuerung etwas kämpfen. Jedes Objekt braucht einen gewissen Platz und die Möglichkeit, dass es vom Personal erreicht wird. Hier hat das System Schwächen, da die Controller-Steuerung sehr „magnetisch“ ist und die Objekte sich nicht in beliebige Positionen bringen lassen. So kann man gewisse Räume nicht optimal ausnutzen.
Glücklicherweise lassen sich Räume kopieren und diese Micro-Planung ist nur anfangs notwendig. Für die allgemeine Krankenhausausstattung ist jedoch einiges an Feingefühl notwendig. Oft platziert man Einrichtungsgegenstände zu weit von der Wand weg, was wiederum die Wege der Patienten blockiert und unnötige Engstellen schafft. Generell neigt das Spiel dazu, mit der Zeit wuseliger zu werden. Das macht es schwierig, Fehlplanungen festzustellen oder Akutpatienten ausfindig zu machen. Um in den höheren Levels wirklich produktiv zu bleiben, kommt man um viel Micro-Management nicht herum. Hier merkt man das Fehlen von Tastenkürzeln und der punktgenauen Steuerung der PC Version am ehesten.
Wer wuselt da in meinem Krankenhaus?
In Sachen Präsentation braucht sich das Spiel nicht verstecken. Zwar wird kein Grafik-Bombast geboten, aber das ist auch nicht nötig, denn der Charme kommt von vielen kleinen Details, wie den liebevoll dargestellten Krankheiten. Es ist immer wieder erheiternd, wenn eine Armee von Freddie Mercurys durch die Gänge marschiert, um vom Psychiater geheilt zu werden. Oder man sieht dem Chirurgen zu, wie er gemeinsam mit dem Pfleger verpixelt an den Patienten herum schnippelt. Dazu gibt es noch weitere lustige Krankheiten und Behandlungen, die witzig und detailliert animiert wurden. Es wird zum Beispiel nie langweilig, in der Clownerie vorbei zuschauen und die Patienten bei der Heilung zu beobachten. Oder in der Entleuchtung, wo Patienten von ihrem „hellen Köpfchen“ befreit werden. Ruckler oder dergleichen sind nicht aufgefallen. Auch die deutsche Übersetzung ist passend und die Krankheiten wurden in die hiesige Sprache übertragen. Ein zusätzlicher Schmunzel-Faktor ist, dass man den Synchronsprecher von Dr. Cox aus der TV-Serie Scrubs verpflichten konnte. Dazu gibt es noch klassische „Aufzugsmelodien“ welche im Hintergrund laufen.
FAZIT:
Ich verfolge kaum PC Spiele und ich bin eher zufällig auf „Two Point Hospital“ gestoßen. Aber ich war sofort fasziniert. Als ich die Gelegenheit bekommen habe, die PS4 Version zu testen, habe ich Stunden über Stunden in dem Spiel verbracht. Die Suchtspirale ist wirklich beeindruckend und man erwischt sich dabei, immer wieder das Krankenhaus zu optimieren. Auch der langsame Spielfluss am Anfang und das Micro-Management am Ende tragen hierzu bei. Doch das Spiel ist nicht frei von Fehlern. Je weiter man kommt, desto stärker artet das Micro-Management aus und man vermisst die Möglichkeiten, die einem eine PC Steuerung bietet. Auch das Anlegen von mehreren Speicherständen ist nicht möglich, somit muss man schon bei Beginn sein Krankenhaus richtig planen, oder man startet immer wieder neu, bis man den Dreh raushat. Das erhöht natürlich den Frustfaktor. Auch mit Erklärungen im Spiel waren die Entwickler äußerst geizig und man ist auf sich selbst gestellt. Trotz all diesen Schwächen macht das Spiel aber wirklich Laune. Vor allem liegt das an der gelungenen Präsentation, dem guten Gefühl, wenn Patienten glücklich aus dem Krankenhaus marschieren und allgemein der Anblick einer gut geölten Krankenhausmaschine! Zudem wird das Spiel noch immer von den Entwicklern unterstützt und es wurde zum Beispiel der zusätzliche Modus „Endlosspiel“ bereits angekündigt. Ob jedoch die anderen Add-Ons der PC Version kommen, hängt wohl vom Erfolg auf der PS4 ab. Simulations-Fans können also beherzt zugreifen, auch wenn ich wohl eher die PC-Version empfehlen würde. Dennoch, egal welche Plattform man bevorzugt, gebt dem Spiel eine Chance!
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