Travis Strikes Again: No More Heroes - Complete Edition
7. Dezember 2019
Eigentlich mag ich Suda51 und seine Grasshopper Manufacture. Er stand bzw. steht für quirlige Indie-Action Titel, die immer ein paar abgefahrene Elemente bieten und gleichzeitig die Videospiel-Pop-Kultur auf den Arm nehmen. „No More Heroes” war zum Beispiel ein freakiges Abenteuer mit furiosen Bosskämpfen und einem saucoolen Style. Da sah man auch mal gerne über die teilweise gravierenden Mängel im Spieldesign hinweg, schließlich bekam man so ein ausgefallenes Hack & Slash- Feuerwerk nicht alle Tage zu sehen. Nun melden sich die Japaner mit „Travis Strikes Again: No More Heroes: Complete Edition” zurück. Ob es sich bei dem Spiel wieder um einen Underground-Evergreen handelt, klärt unser neuestes Review.
Bad Girl war meine Tochter
Die Geschichte spielt ein paar Jahre nach den Ereignissen von „No More Heroes 2: Desperate Struggle“, das damals nur auf Nintendos Wii Konsole veröffentlicht wurde. Unser Held Travis Touchdown lebt im amerikanischen Süden in seinem Wohnwagen und hat einfach die beste Zeit seines Lebens. Bis Badman, der Vater von Travis einstiger Gegnerin Bad Girl, auftaucht und ihm ans Leder will. Im anschließenden Kampf werden beide von der sagenumwobenen Spielkonsole Death Drive MK II geschluckt (Tron lässt grüßen) und müssen sich nun zusammentun, um die wenigen Spiele (ha ha ha) zu meistern. Denn dem Champion erfüllt die Konsole genau einen Wunsch! Na, wenn das kein Anreiz ist!
Sechs Dragonba…äh Death Drive MK II Spiele
Insgesamt darf man sich durch sechs Spiele zusammen mit Badman prügeln. Meistens geschieht das von schräg oben, manchmal aber auch klassisch von der Seite. Aufgelockert wird das Ganze mit Mini-Spielen wie beim Golden Dragon GP (was übrigens absoluter Mist ist). Die Steuerung geht insgesamt gut von der Hand und es macht Spaß, wieder das Beam Katana zu schwingen. Zumindest, bis man es Aufladen muss. Das Gewaggel mag vielleicht auf Nintendo Konsolen erträglich sein, mit einem richtigen Joypad nervt es jedoch nur! Ansonsten kann man seine Protagonisten auch leveln (Das ist aber nur was für Weicheier!) und mit allerlei Chips aka. Spezial-Angriffen ausstatten. Diese löst man mit dem Steuerkreuz aus und vor einem erneuten Einsatz müssen sich diese Angriffe logischerweise erst wieder aufladen.
Dann gibt es noch Münzen, die man für Shirts ausgeben kann und allerlei anderes sammelbares Zeugs. Zwischendurch und auch am Ende eines jeden Titels warten ein paar Bosse auf euch. Vor allem die Endbosse sind originell und wecken Erinnerungen an „No More Heroes“. Der Rest der Levels wirkt allerdings reichlich uninspiriert, wenn nicht gar langweilig. Und irgendwie hat man den Eindruck, das Spiel wurde viel zu weit gestreckt. Die Hälfte der Spielzeit hätte vollkommen ausgereicht. Wenigstens wird die Geschichte (inkl. einer abgrundtief schlechter Kauderwelsch-Übersetzung) zwischen den „Spielen“ in einer Art Text-Adventure weitererzählt. Und zwar alles im Charme von 8bit Konsolen – zumindest das ist den Designern gelungen.
Baukasten Marke UE4 Marketplace
Kennt ihr den UE4 Marketplace? Nein, dann will ich euch auf die Sprünge helfen. Dort kann man Texturen, Objekte uvm. für sein Unreal Engine 4 Spiel erwerben. Teilweise sind diese „Assets“ sogar kostenlos, denn Epic Games selbst hat ganze Kollektionen online gestellt. Nun aber, warum erzähle ich euch das? Erstens: Weil das Spiel hier penetrant Werbung für die Unreal Engine 4 macht. Fettes Logo im Hauptmenü, das permanent sichtbar ist, Witze auf Kosten des Grafikmotors und Werbung auf zahlreichen T-Shirts, die man Travis anziehen kann. Ja, wir haben es verstanden liebe Entwickler: Ihr mögt die Unreal Engine 4 oder wasauchimmer! Zumindest würde dieser Fakt auch erklären, warum das Spiel so lieblos aussieht. Die Levels sind trist und langweilig, die Texturen billig und „von der Stange“ und nur selten schimmert grafisch etwas Charme durch. Alles wirkt eben, wie aus dem UE4 Marketplace zusammengeschustert. Dazu kommen noch die langen Ladezeiten (vor allem am Anfang) und die Soundaussetzer in einigen Levels.
FAZIT:
Das war wohl nix Mr. Suda51. „Travis Strikes Again: No More Heroes: Complete Edition” ist ein absolutes Desaster! Zudem wird man den Eindruck nicht los, dass es sich hierbei um ein Unreal-Engine Werbeprojekt handelt. Nur eben, dass man gerade dafür Geld verpulvert hat! Das Gameplay ist reichlich belanglos und die wenigen ausgefallenen Ideen versanden im billigen Design des Titels. Kann man sich schenken – und bevor das jetzt jemand falsch versteht, hier nochmal etwas deutlicher: Darauf kann man verzichten und zwar voll und ganz!
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf einer PS4 und 1080p TV ]
PS: Die beiden vormals nur als DLC enthaltenen Spielfiguren Shinobu und Bad Girl muss man erst freischalten, also das Spiel zumindest einmal durchspielen.
Pluspunkte:
Wozu Sparen? Bei null Zinsen kann man 40€ auch zum Fenster rauswerfen
Es gibt ein Text-Adventure
Zu zweit spielbar
Minuspunkte:
Geteiltes Leid ist halbes Leid
Schlechte dt. Übersetzung
Eigentlich ein Werbespiel?!?
Infos zum Spiel
Name
Travis Strikes Again: No More Heroes Complete Edition
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