Ein Ring, sie zu knechten, sie ewig zu binden…
Mit dem Herr der Ringe Zyklus, legte J.R.R. Tolkien den Grundstein für die moderne Fantasy Literatur. Über mehrere Bücher verteilt, bot sich dem Leser eine äußerst detaillierte Fabelwelt mit Elben, Orks und Magie. Bei der riesigen Anhängerschaft, war es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood die Geschichte auf die Leinwand bringen würde. Zum Glück nahm Peter Jackson (Brain Dead) das Projekt in die Hand und verfrachtete den Lesestoff in insgesamt 3 recht lange Filme. Natürlich konnte auch er nicht alles in den „wenigen“ Stunden Film packen (z.B. fehlt Tom Bombadil), das Meiste erlebte jedoch eine gute Transportation und Umsetzung im Sinne der Bücher. Der dritte Film wird nun die Saga zum Höhepunkt und bombastischen Finale, im absoluten Kampf, von Gut gegen Böse führen. Das Schicksal von Mittelerde liegt nun endgültig in der Waagschale. Können Aragorn, Gandalf und Frodo den finsteren Sauron besiegen, oder wird die Welt für immer in Finsternis untergehen?
Es gibt etwas Gutes in der Welt und dafür lohnt es sich zu kämpfen. – Sam
Nachdem Electronic Arts schon zum Kinostart des zweiten Filmes die Fans mit einem audio-visuell imposanten, spielerisch aber eher durchschnittlichen Hack & Slay Spiel (Der Herr der Ringe: Die zwei Türme) versorgte, wäre es natürlich eine Schande, wenn man die einmal bezahlte Lizenz nicht nutzen würde und nicht auch zum dritten und letzten Herr der Ringe Film ein Spiel veröffentlichte. Hoffnung bestand also auf ein richtig gutes Videospiel, da man eigentlich annehmen müsste, dass die Entwickler aus den Fehlern des Vorgängers gelernt hätten…
Aber um Kosten einzusparen, nahm man nicht mehr die Dienste des ursprünglichen Entwicklers (den Stormfront Studios – die nun für Atari an Forgotten Realms: Demon Stone arbeiten) in Anspruch, sondern verlagerte die Produktion in die eigenen Studios. Das ist wohl auch ein Grund, weshalb die „Rückkehr des Königs“ ohne irgendwelche Innovationen oder spielerische Verbesserungen daher kommt und im Endeffekt sogar um Längen schlechter abschneidet als noch „Die zwei Türme“.
Mut findest du da, wo du ihn am wenigsten erwartest. – Gildor
Wie im Vorgänger besteht der Hauptmodus aus einem Levelbaum, der sich nach und nach erst frei schaltet. Dabei kann man grob von 3 Wegen sprechen, die man anfangs mit einer Figur durchspielen muss. Erst danach darf man auch auf andere Figuren in diesen Levels zugreifen. Die Wege verlaufen dabei parallel, so dass ich nur empfehlen kann, das Spiel auch parallel mit den 3 Figuren zu spielen. Sonst wirkt der Spiel- bzw. Filmverlauf ziemlich wirr. Hat man erstmal ein Spiel gestartet, wird jeder Level immer mit einer Filmsequenz eingeleitet. Der Übergang zur Spielgrafik ist dabei äußerst flüssig und um einiges schöner als noch im Vorgänger. Die Tastenbelegung der Helden entspricht dem des Vorgängers, nur mit dem Unterschied, dass erkaufte Combos um einiges komplizierter auszuführen sind als noch in „Die zwei Türme“. Meistens muss man drei oder vier Tasten drücken um eine Kombination auszulösen, das ist viel zu komplex und beansprucht auf dem Schlachtfeld viel zu viel Zeit. Bevor man nämlich einen solchen Spezialangriff ausgeführt hat, hackt ein Ork schon auf den Spieler ein und man wird zurückgeschleudert. Überhaupt bekommt man ziemlich oft auf die Fresse. Egal, ob man dank der miesen Kameraführung in einen Ork hineinrennt (oder besser gesagt andersrum), ob Gegner mit langen Waffen wie Lanzen einen schon aus der Entfernung aufspießen oder große Bösewichte einen mit einem Wisch beiseite fegen. Das ist ziemlich frustrierend und erschwert das Aufladen der Fähigkeitsanzeige, denn nur mit einem aufgeladenen Balken kann man die Bewertungen Perfekt und Ausgezeichnet erlangen. Diese sind nach dem Abschluss eines Levels wichtig, da man dadurch Erfahrungspunkte erhält mit denen man für eine Figur oder gleich die ganze Truppe neue Combos, Angriffe oder einfach mehr Lebensenergie kaufen kann. Spielt man mit Aragorn und dann mit Gandalf, wird man jedoch merken, dass im Großen und Ganzen die Fertigkeiten die Selben sind und man Unterschiede mit der Lupe suchen muss.
Ganz schlimm wird es aber beim Missionsdesign. Nicht nur das viele Levels praktisch aus dem Vorgänger geklaut wurden bzw. im Spiel sich in veränderter Form wiederholen. Richtig ärgerlich ist, dass man zu fast keiner Zeit weiß, was man denn machen muss. Die einblendbaren Missionstipps sind überhaupt keine Hilfe. Ich brauchte zum Beispiel eine halbe Stunde, bis ich gemerkt habe, dass bei der Verteidigung von Minas Tirith (Gandalf Mission) im Hintergrund ein Katapult steht, mit denen ich die Belagerungstürme zerstören konnte. Andernfalls ging mir die Zauberkraft aus und die Schergen nahmen die Mauern ein. Noch ein Beispiel gefällig? In der Gestalt von Aragorn schlage ich mich über die Schlachtfelder von Pelennor, als plötzlich die riesigen Mûmaks auf Eowyn und Merry zustürmen. Schnell also auf die Anhöhen rennen, Katapulte abfeuern und die riesigen Tiere mit dem Bogen auf das Korn nehmen. Nachdem man zwei solcher Ungetüme ausgeschaltet hat, schreien Eowyn und Merry um Hilfe, man rennt also zu ihnen und….das Spiel ist vorbei. Keine Ahnung was ich jetzt falsch gemacht habe, aber der Spaß ist mir mal wieder vergangen. Solche Situationen findet man immer wieder im Spiel und sind neben den wenigen Checkpoints in Verbindung mit dem hohen Schwierigkeitsgrad regelrechte Spaßkiller.
Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern. – Galadriel
Aus grafischer Sicht legt der Titel noch einmal ein paar Polygone zu. Die Charaktermodelle sind stärker and den Film angelegt und sehen zudem besser aus. Die Texturen wurden auch überarbeitet und geben die düstere Atmosphäre der Schlachten perfekt wieder. Dafür gibt es nun aber auch ein paar Slowdowns, die meistens nur bei Spezialeffekten auftreten (bei dem König der Toten). Ärgerlicher dafür ist wie oben schon angesprochen die miese Kameraführung, die sich nicht manuell justieren lässt. Dadurch läuft man sehr oft in die Gegner direkt hinein und bezieht sogleich Prügel. Hätte man die Kamera drehen können, würde so etwas nicht in dem Maße passieren. Zu guter Letzt leidet „Die Rückkehr des Königs“ noch an allerlei Unzulänglichkeiten. Da wären zum einen die ruckelnden Zwischensequenzen (inkl. Den Filmszenen), die eine schlampige PAL Anpassung vermuten lassen und zum anderen dieser merkwürdige, schwarze Übergang am unteren Bildschirmrand. Versteht mich nicht falsch, dass ist kein PAL Balken, zwischenzeitlich beim Überblenden von Filmsequenzen zu Spielsequenzen sieht man genau, dass das Spiel im Vollbildmodus läuft. Trotzdem wird jedes Mal sobald man aktiv am Geschehen teilhaben darf, dieser 5cm große schwarze Übergang eingeblendet – das sieht einfach total hässlich aus. Zudem wäre eine Bildschirmzentrierung auch hilfreich gewesen, da das Bild dank RGB Kabel doch ein großes Stück nach links versetzt wird.
Dafür kann der Titel akustisch auftrumpfen. Dank THX Zertifikat (Für was bekommt man das eigentlich? Oder wie viel muss man dafür bezahlen?), wummert der Sound wuchtig aus den Boxen und entfesselt wie im Kinosaal eine tolle Atmosphäre. Über den sehr stimmigen Soundtrack brauche ich ja kein Wort mehr zu verlieren, wer die Filme kennt, wird wissen wie bombastisch dieser gestaltet wurde. Zudem gibt es die original deutschen Syncronsprecher von Aragorn, Gandalf und Co. zu hören, verzichten muss der Fan jedoch auf die englischen Originalstimmen, die leider keinen Platz auf der DVD gefunden haben. Ärgerlich ist zudem, dass wenn man nicht generell die deutschen Untertitel aktiviert, man in den englischsprachigen Bonusvideos nichts zu lesen hat und nur englischen Ton hören kann.
Ich möchte lieber ein einziges Leben mit dir verbringen, als alle Zeitalter der Welt allein zu durchleben. – Arwen
Was im Vorgänger noch schmerzlich vermisst wurde, war der COOP Modus, der es erlaubt das Spiel mit einem Freund(in) durch zu spielen. Für die „Rückkehr des Königs“ hat sich EA ein Herz genommen und einen solchen eingefügt. Anders als im Einzelspielermodus steht anfangs nur der Weg des Königs zur Verfügung. Erst nachdem man diesen beendet hat, darf man auch die anderen Levels unsicher machen. Damit das jedoch nicht zu einfach wird, gibt es keine Checkpoints in den Levels mehr und der Schwierigkeitsgrad zieht noch mal etwas an. Damit man das Geschehen immer in einem größeren Betrachtungsfeld sieht, wurden einige Kamerapositionen verändert, trotzdem gerät das Spielgeschehen bei größeren Gemetzeln unübersichtlich. Ein richtig dickes Ding hat sich Electronic Arts jedoch mit dem Onlinemodus geleistet, der schlichtweg nicht mehr in der Europafassung enthalten ist. Dafür gibt es Punkteabzug, insbesondere da diese Variante noch im Handbuch erwähnt wird (Seite 6 Punkt 3).
FAZIT:
Ich bin enttäuscht, das Lizenzspiel zum dritten Herr der Ringe Film enttäuscht und spielt sich nach meinem Empfinden deutlich schlechter. Es ist nicht nur schwieriger geworden, sondern auch unübersichtlicher, schlechter zu steuern und nach wie vor im Kern viel zu kurz. Ein geübter und frustbefreiter Spieler kann das Spiel in 4 bis 5 Stunden durchzocken. Wenigstens sind diese Mühen nicht vergebens, da es reichlich Bonusmaterial frei zuschalten gibt und damit meine ich nicht nur Interviews mit den Filmdarstellern, sondern auch neue Figuren oder ganze Levels. Richtig sauer bin ich jedoch auf den Wegfall des Onlinemodus, der wieder einmal zeigt, dass wir europäischen Spieler nicht wirklich dem Großkonzern am Herzen liegen. Mein Rat, entweder aus der Videothek ausleihen oder zum Budgetpreis kaufen.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Bombastischer Sound mit Originalsprechern
- Viel freispielbares Bonusmaterial
- COOP Modus
Minuspunkte:
- Keine Innovationen, eher Verschlimmbesserungen
- Ruckelnde Filmsequenzen
- Kein Onlinemodus für Europa