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Mortal Kombat 11
11. August 2019

Seitdem Midway Games von Warner Bros. Interactive Entertainment übernommen und in NetherRealm Studios umbenannt wurde, schien für Ed Boon und sein Team alles zu klappen. Mortal Kombat auf der PS3 war ein grandioser Reboot einer Franchise, welches quasi am Ende war und mit InJustice konnten sie sich sogar ein zweites Standbein verschaffen. Selbst die Nachfolger wurden von Fans und Kritiker gelobt, doch irgendwas scheint bei Mortal Kombat 11 schief gelaufen zu sein. Aber ist es weder Technik noch Gameplay.

Der Sand der Zeit

Am Ende von Mortal Kombat X ist es den Helden gelungen, Shinnok zu besiegen - doch wie tötet man einen Unsterblichen? Korrumpiert durch Shinnoks Medaillon schafft Raiden das Unmögliche, doch seine Taten haben Folgen. Seitdem er die Zeitgeschichte manipuliert hat, läuft in der Welt von Mortal Kombat alles aus dem Ruder und der Tot des Elder Gods lässt das Fass sprichwörtlich überschwappen. Kronika, Herrin der Zeit und Mutter von Shinnok, sieht nur einen Ausweg den Lauf der Geschichte ändern und alles auf die gewohnten Bahnen zu bringen: Um das zu schaffen, holt sie sich Unterstützung aus der Vergangenheit und beschwört die letzten Champions der legendären Mortal Kombat Turniere herbei. Nun stehen Cassie Cage und Co. nicht nur ihrer jüngeren Mutter / Vater gegenüber, sondern auch dem bereits verstorbenen Herrscher von Outworld, Shau Kahn. Es beginnt ein Kampf beider Seiten um die Vorherrschaft der Zeit, doch ohne Opfer ist dieser nicht zu gewinnen.

Eines muss man den NetherRealm Studios lassen, sie verstehen es, wie man eine spannende und actionreiche Geschichte erzählt und das in einem Beat’em Up! Die Handlung weist einige überraschende Wendungen auf und die Präsentation ist erstklassig. Man merkt, dass das Team mit Leidenschaft an der Welt von Mortal Kombat arbeitet. Jeder Realm wird glaubhaft dargestellt, mit all seinen Eigenheiten. Dazu noch die Möglichkeit in einigen Kapiteln zwischen verschiedenen Charakteren zu wechseln. Gut 4-6 Stunden wird man in diesem Modus verbringen, je nachdem welchen Schwierigkeitsgrad man ausgewählt hat. Mehr Zeit wird man allerdings in den verbleibenden Modi verbringen!

Neues Kampfsystem mit alten Stärken

Ziemlich gravierende Änderungen gegenüber dem Vorgänger hat das Kampfsystem erfahren. Zwar sind die klassischen Kombos immer noch vorhanden, doch wurde das Gameplay entschleunigt und es taktischer gestaltet. Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Kamera wesentlich näher an den Kämpfern ist, als bei anderen Spielen. Dadurch will man die Spieler dazu drängen, mehr auf einander zuzugehen, und nicht nur auf Zoning-Taktiken zu setzen. Neu ist auch das Energiemeter in der Ecke. Diese Anzeige ist in vier Balken unterteilt. Einmal defensiv, um aus Kombos auszubrechen, oder Objekte zu nutzen und dann noch offensiv für Angriffe. Das dient oft als Kombo-Starter. Eine weitere Neuerung sind die kritischen Treffer. Wenn bestimmte Attacken zweimal ausgeführt werden bzw. getroffen haben, werden diese aktiviert. Dann fügt man dem Gegner deutlich mehr Schaden zu – zum Ausgleich ist das allerdings nur einmal pro Kampf einsetzbar. Die letzte Erneuerung stellen die Fatal Blows dar, welche die X-Ray Angriffe ersetzen. Auf Knopfdruck wird eine besondere Kombo gestartet, die gut ein Viertel der Lebensleiste dezimieren kann. Wie die kritischen Treffer sind diese Attacken auch nur einmal pro Kampf einsetzbar. Daher gilt es, gut zu überlegen, in welcher Runde man sie nutzen will. Was vom Kampfsystem übrig bleibt, kennt man aus den anderen Genrevertretern. Vier Knöpfe für Hand- und Fuß-Attacken, ein Button zum Blocken und ein weiterer zum Greifen. Steuern kann man die Recken entweder über das Digi-Kreuz oder den Stick. je nachdem, was einem besser liegt.

1080p Pixelblut und Innereien

Auch technisch lässt Mortal Kombat 11 die Muskeln spielen. Neben HDR-Support bietet das Spiel auch eine Framerate mit konstanten 60 fps und eine 1080p Auflösung. Wer eine PS4 Pro besitzt, kann die Auflösung bis auf 4K puschen. Einzig bei den Zwischensequenzen und den Fatalites wechselt die Engine auf 30 Bilder pro Sekunde, was aber kaum auffällt. Besonderes Lob verdienen übrigens die Gesichtsanimationen. Es wird die selbe Technik wie schon bei InJustice 2 benutzt und so bekommt man auch hier äußerst realistische Gesichter zu sehen, welche den zugefügten Schmerz auch visuell zeigen. Generell hat sich sehr viel bei den Animationen getan, Um zum Beispiel den Gegner besser zu lesen und sich auf seine Attacken einzustellen. Auch die Arenen sind ein Augenschmaus und zum Großteil einladen entworfen. Zwar existiert der langweilige Kampf-Club, diesen machen aber die Feuergärten und Shang Tsung's Insel wieder weg. Einzig beim Soundtrack wurde etwas gespart. Dieser klingt nicht mehr so wuchtig oder episch wie gewohnt. Auch die deutsche Synchronisation ist hin und wieder merkwürdig und weist einige Fehler auf.

Der Pure Umfang

24 Charaktere stehen zur Auswahl, 25 wenn man den Vorbesteller-Bonus Shao Kahn dazuzählt. Somit bleibt es beim üblichen Umfang eines Mortal Kombats. Die Kämpferriege besteht aus Klassikern wie Sub-Zero und Scorpion, aber auch jüngeren Fanlieblingen wie Cassie Cage und Kotal Kahn. Ganz neu dabei sind Cetrion, eine Elementargöttin; Kollector, ein Untergebener von Shao Kahn und Geras, die rechte Hand von Kronica. Daneben gibt es noch eine Bekannte aus dem älteren „Deadly Alliance“, welche ein neues Design und angepasste Moves verpasst bekommen haben. Wer die Trailer kennt, wird auch die Cyborgs Cyrax und Sektor erkannt haben. Beide sind aber nicht spielbar und kommen nur als Gegner in der Handlung vor. Für jeden dieser Charaktere gibt es mindestens zwei Kostüme und unzählige Farbskins.

Neu ist übrigens auch das Ausrüstungssystem, welches so ähnlich schon in InJustice 2 vorkam. Bei jedem Charakter kann man drei Ausrüstungsgegenstände individuell anpassen, sofern man sie erspielt hat. Dadurch soll etwas Abwechslung dazu kommen, doch fallen diese kosmetischen Änderungen im Kampf kaum auf. Auch kann man nun aus einem Pool von verschiedenen Attacken wählen und so seinen Kampfstil individueller anpassen. Zu guter Letzt gibt es noch Intros, Outros und die Beleidigungen zwischen den Runden, welche sich personalisieren lassen. Erspielt werden diese Boni in der Krypta, mittlerweile fixer Bestandteil der Reihe. In einer Art Action-Adventure light kann man Shangs Tsungs Insel erkunden und mit verdienten Koins Schatztruhen freischalten, die wiederum allerhand Ausrüstung, Skizzen, Skins, etc. enthalten. Damit es dort nicht langweilig wird, muss man hier und da auch kleinere Rätsel lösen. Fans der Serie kommen hier voll auf ihre Kosten, da es ein Easter Egg nach dem anderen zu bestaunen gibt.

Was man nicht in der Krypta freischalten kann, findet man in den Türmen der Zeit. in regelmäßigen Abständen werden diese Türme regeneriert und bieten nach Beendigung neue Ausrüstung und Währung. Auch die klassische Arcade-Leiter und KI-Kämpfe findet man in diesem Menü. Um jedoch alle diese Funktionen zu nutzen, ist eine konstante Internetverbindung erforderlich! Wer seine PS4 nicht online hat, kann nur einen Bruchteil des Umfanges des Spiels nutzen. Selbst zum Betreten der Krypta muss man Online sein und gerade hier wird das Meiste freigeschaltet.

Get over here!

Hat man sein Können mit der CPU gemeistert, kann man sich online gegen andere Spieler messen. Seit dem der Netcode mit Mortal Kombat XL generalüberholt wurde, bieten die NetherRealm Studios eines der besten Online-Erlebnisse für Beat’em Ups. Kämpfe laufen konstant flüssig und Verbindungsabbrüche sind eine Seltenheit. Auch gibt es verschiedene Räume für Anfänger und Profis. Dazu der liebgewonnen King of the Hill Modus, wo man den besten Kämpfer vom ersten Platz verdrängen kann. Dazu gibt es noch Ranglisten-Matches, bei denen man mit einem vordefinierten Kampfset antritt. Dieser Modus richtet sich hauptsächlich an Wettbewerbsteilnehmer. Für alle andern gibt es noch das Schnelle Spiel, wo man mit seinem eigenen Kämpfer antritt. Die Liga wurde dagegen erst nach einigen Wochen freigeschaltet.

Die Sache mit dem Grind

Was ich bis jetzt ausgelassen habe, ist der große Minuspunkt von Mortal Kombat 11. Das vollkommen sinnlose und zeitintensive Grinding System! Glücklicherweise schreibe ich das Review nachdem Patch 1.03 draußen ist und die Probleme größtenteils behoben wurden! Wie bereits erwähnt, schaltet man viele Ausrüstungsgegenstände in der Krypta frei. Neben diesen Gegenständen findet man auch Verbrauchsgegenstände, die man im Kampf einsetzen kann und Verstärkungsgegenstände für die Ausrüstung. Jeder der erspielten Ausrüstungsgegenstände bekommt Erfahrungspunkte. Dadurch schaltet man einen Slot frei, um verschiedene Juwelen anzubringen. Diese bringen besondere Vorteile im Angriff, Verteidigung und so weiter. Jedoch werden diese Slots zufällig generiert und es gibt sechs unterschiedliche Juwelenarten, und das für jeden Charakter. Wer gezielt seine Figur ausbauen will, hat hier keine Freude. Auch waren anfangs die Türme der Zeit völlig unspielbar. Die KI war zu stark und man wurde konstant mit einer Vielzahl von Kampfmodifikatoren konfrontiert. Diese unterbrachen nicht nur Kombos, sondern lähmten, vereisten die Figur viel zu Lange. Da am Ender der Türme oft ein Brutality zu erspielen war, ging die Community über, vorgefertigte KI-Kämpfer zu nutzen und man spielte die Türme somit nicht mehr selber. Dadurch ließ man quasi den Computer für Koins, Herzen und Seelen grinden. Denn diese drei Währungen braucht man, um Dinge in der Krypta freizuschalten. Herzen kann man zudem nur mit Fatalaties und Brutalities erspielen, welche sich doch schnell abnützen. Besonders irrsinnig sind die Charakter-Türme: Hier wurde man vor Aufgaben gestellt, wie führe 100 Wurfangriffe aus oder “vollführe 50 Flawless Victorys”! Der Aufschrei der Gemeinde war somit definitiv nicht unbegründet. Die NetherRealm Studios versuchten also den klassischen Einzelspieler länger zu binden und zu motivieren. Aber sind wir doch mal ehrlich. Jeder hat seine 2-3 Lieblingsfiguren auf die man sich konzentriert. In den letzten Teilen konnte man dank YouTube und diversen Lösungsanleitungen gezielt alles freischalten, was nun aber anicht mehr möglich ist. Habe ich eigentlich erwähnt, dass die Krypta für jeden Spieler einzeln generiert wird und dadurch der Inhalt immer unterschiedlich ist? Ihr seht, das komplette System ist in die falsche Richtung gewandert. Statt Spieler zu motivieren, frustriert man diese nur und man kann recht schnell den Spaß am Spiel verlieren. InJustice 2 hatte ein ähnliches System, doch war dies bei weitem verständlicher, auch wenn es seine eigenen Probleme hatte.

 

FAZIT:

Mortal Kombat 11 ist im Grunde ein fantastisches Spiel der Reihe und eine wunderbare Weiterentwicklung der Konzepte, die man mit dem Reboot eingeführt hat. Die Kämpferauswahl ist eine schöne Mischung aus Klassikern und neuen Figuren und auch das überarbeitete Kampfsystem muss sich nicht vor der Konkurrenz verstecken. Vielleicht eine Spur zu langsam, aber man gewöhnt sich daran. Was den Umfang betrifft, ist man der Konkurrenz meilenweit voraus. Der Story-Modus kann locker mit einem Hollywood-Blockbuster mithalten und die Türme der Zeit sorgen regelmäßig für Abwechslung. Online wird einiges für Anfänger und Profis geboten. Auch an Turnier-Spieler wurde gedacht, welche auf vordefinierte Kämpfer und Regeln zurückgreifen. Kurzum hat sich einiges getan, um eine breite Masse an Spieler anzusprechen. Doch wie anfangs beschrieben, kämpft Mortal Kombat 11 mit einem großen Problem. Was nutzt das exzellente Grundgerüst, wenn man mit dem spielerunfreundlichen Grinding konfrontiert wird. Es ist Zeitintensiv, schlecht erklärt und bringt für Gelegenheitsspieler keine Vorteile. Das Team hat in diesem Bereich keine Erfahrung und selbst nach dem letzten Patch ist der Zeitaufwand noch extrem. Somit verhindert dieser grobe Schnitzer, dass Mortal Kombat 11 zur Top Liga der Beat'em Ups aufsteigt.

[ Review verfasst von Andy ]

[ Gespielt auf der PlayStation 4 mit 1080p TV]

Pluspunkte:

  • Grandiose Präsentation
  • Unterhaltsames Kampfsystem
  • Der riesige (!) Umfang

Minuspunkte:

  • Grinding
  • Grinding 
  • Grinding



Infos zum Spiel
NameMortal Kombat 11
SystemPlayStation 4
PublisherNetherRealm Studios
EntwicklerWarner Bros. Games
GenreBeat'em Up
USKkeine Jugendfreigabe
PEGI18+
Preis59,99 €
Release
 23.04.2019
 23.04.2019
Spielerzahl1-8
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
Englisch
MehrspielermodusJa
Online spielbarJa
Online FunktionenJa
Speicherbedarf50GB
HeadsetJa
720pJa
1080pJa
PlayStation 4 ProJa
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Screenshot Galerie
Mortal Kombat 11
Gameplay
9.0
Atmosphäre
9.0
Grafik
9.0
Sound
8.0
Spielspass
8.5
 

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