„Top Gear“ ist jedem Autonarren ein Begriff. Auch wenn es sich dabei um eine TV-Show der britischen BBC handelt. Vor allem das Trio Jeremy Clarkson, Richard Hammond und James May konnte Akzente setzen. Die Chemie zwischen den Dreien stimmte einfach und man fachsimpelte miteinander, fluchte und machte Witze. Dann trennten sich die Protagonisten im Streit mit der BBC und Amazon holte sich die Spezialisten für eine neue Show an Bord. „The Grand Tour“ ist quasi eine Fortsetzung von „Top Gear“ - nur das man noch mehr exklusive Lokalitäten, spezielle Fahrzeuge und irrwitzige Experimente geboten bekommt. Zum Start der dritten Staffel erschien auch ein passendes Videospiel, dass die besten Momente der Show einfangen will. Wir verraten euch, ob es sich dabei um einen Ferrari oder eher einen Dacia handelt.
Neues Format
Zur Veröffentlichung stehen lediglich drei Episoden bereit (eine aus Staffel 1 und Staffel 2, sowie die erste Folge der dritten Staffel). Jede Episode bietet eine unterschiedliche Anzahl an – ich will es mal so formulieren – interaktiven Elementen. Eingerahmt sind in die kurzen Gameplay-Schnipsel von Videosequenzen aus der Show. Während die Idee ganz gut ist: Man schaut quasi eine Folge der Show, fallen aber auch die Unterschiede stark auf. Die Show ist durchweg hochwertig produziert, mit tollen Kameraeinstellungen und glänzenden Autos, während der Spiel-Anteil billig und dahingerotzt wirkt. Mittlerweile gibt es zwei weitere Episoden (wobei die Kolumbien Folgen zu einer Episode zusammengefasst wurden), bei denen sich aber kaum etwas Grundlegendes geändert hat. Viel schlimmer ist dagegen, dass man für den Jaguar XE Project 8 aus Folge 4 keine Videospiellizenz bekommen hat und im Gegenzug mit einem eingepackten Auto rumgurken darf. Dafür gibt’s beide Daumen nach unten!
Dafür bezahlt man Geld?
Den Großteil der „Herausforderungen“ nehmen Rennen ein, bei denen man eine bestimmte Zeitvorgabe schlagen muss. Daneben gibt es auch noch richtige Rennen, Drift-Events, Drag-Veranstaltungen und andere Minispiele (wie Abschleppen oder Fotografieren). Die Strecken bestehen fast immer aus A nach B Abschnitten. Richtige Kurse sind zwar auch vorhanden, aber die sind eher selten. Jede Herausforderung wird im Anschluss mit Gold, Silber, Bronze oder der Klo-Spülung bewertet. Natürlich lassen sich diese Sachen wiederholen, doch dazu muss man erst einmal Lust verspüren. Da hilft es auch nicht, dass die Events kaum länger als 1 bis 2 Minuten dauern.
Beim Gameplay ist der größte Kritikpunkt trotzdem die Steuerung. Sie reagiert leicht träge auf die Eingaben des Spielers und lenkt ab einem bestimmten Zeitpunkt auch zu stark ein. Die recht geraden Strecken erleichtern zwar das Lenken, aber spätestens bei engen Kursen (wie die Detroiter Fabrik) ist man genervt. Ein Physikmodell ist fast nicht vorhanden, aber okay – „The Grand Tour Game“ will auch keine Simulation sein, sondern einfachen Arcade-Spaß bieten. Was in meinen Augen aber noch fehlt: Eine Auto-Enzyklopädie mit einem 3D Modell zum Anschauen und ein paar Infos. Dafür hätte ich auf die sinnfreien Gadgets und die vielen Kommentare verzichtet.
Motorschaden in der ersten Runde
Grafisch bekommt man Durchschnittsware geboten. Die Automodelle sind zum Teil recht hübsch (gibt aber nur eine Perspektive), die Strecken dagegen karg und die Framerate bei hohen Geschwindigkeiten nicht mehr stabil. Nichts was Augenkrebs verursacht, aber auch kein zweites „Gran Tourismo“. Kudos gibt es für die Maskierung der Ladezeiten – die zum großen Teil im Hintergrund (während die Videos abgespielt werden) von statten gehen. Allerdings ruckeln die Videos wie die Hölle, so dass man nicht einmal die Show genießen kann. Letztendlich spult man vor, fährt für ein / zwei Minuten, spult wieder alles vor und so weiter und so fort. Unterschiede zwischen der Standard PS4 und der PS4 Pro sind augenscheinlich nicht vorhanden. Immerhin gibt es einen 4 Spieler Splitscreen Modus, zum Quälen der Freunde. Hier kann man Autos und Strecken frei wählen und wenn mal niemand anderes verfügbar ist, füllt man die restlichen Spieler mit KI-Gegnern auf.
FAZIT:
Mit einem Videospiel hat diese interaktive Auto-Show nicht viel zu tun. Die kurzen Gameplay-Passagen zwischen den langen Videosequenzen besitzen kaum Anspruch, es fehlt an Abwechslung und die Steuerung bzw. das Fahrverhalten könnten auch besser sein. Richtige Rennen gibt es zudem nur selten. Meistens hat man es lediglich mit Time-Trials oder Minispielen zu tun. Dazu kommen noch die ruckelnden Videos, die sogar das Zuschauen vermiesen. Im Endeffekt wäre das Ganze als kostenloses Handyspiel besser aufgehoben, denn dort ist der Anspruch der Klientel bekanntlich nicht sonderlich hoch.
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf PS4 / PS4 Pro mit einem 1080p TV ]
Pluspunkte:
Wöchentlich neue Folgen
Niedriger Preis
Man braucht kein Amazon Prime um The Grand Tour zu sehen
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