„Gwent / Gwint“ ist ein Fantasy-Kartenspiel, dass erstmals in „The Witcher 3“ auftauchte. Das Minispiel war nicht sonderlich schwer und konnte auch recht einfach manipuliert werden (Spione waren dein Freund), aber es machte vor allem eines: Spaß. Soviel, dass man daraus ein eigenständiges Free 2 Play Spiel entwickelte, dass nach Jahren aus der Beta entlassen wurde. Dabei hat sich einiges geändert, doch an dieser Stelle wollen wir uns vorrangig mit der Einzelspieler-Episode „Thronebreaker: The Witcher Tales“, welche zeitgleich erschienen ist, kümmern.
Die Krieger-Königin
Der Hintergrund des „The Witcher“-Universums ist reichhaltig und umfangreich. Neben den Büchern von Andrzej Sapkowski haben die Jungs und Mädels von CD Project Red das Universum mit den Spielen maßgeblich erweitert. Im aktuellen Titel dreht sich alles um Meve. Ihres Zeichens Königin von Lyrien und Rivien, einem der nördlichen Königreiche, die von der Invasion nilfgaardischer Soldaten betroffen sind. In den Büchern taucht Meve nur am Rande auf und doch reicht diese Begegnung aus, um daraus eine komplette (neue) Geschichte zu erzählen. Da die Story ein wichtiger Bestandteil des Spiels ist, will ich an dieser Stelle nicht zu viel preisgeben, doch eines sei gesagt: Es handelt sich um eine Geschichte voller Verrat, Rache, Loyalität und Opferbereitschaft. Auf ihrem Weg begegnet Meve zudem auch bestimmten Personen, die Fans der Vorlage entzücken werden.
Die Reise nach Rivien
„Thronebreaker“ ist zwar grundsätzlich ein Kartenspiel, doch werden auch andere Aspekte in das Gameplay-Konzept verwoben. Zum Beispiel lenkt man aktiv die Figur der Königin über riesige Karten. Dabei trifft man Dorfbewohner und schwatzt mit ihnen, findet Vorräte und muss so manche schwierige Entscheidung treffen. Letztere bringen euch neue Ressourcen ein, oder steigern die Moral der Truppe – können aber auch genau das Gegenteil bewerkstelligen. Manchmal muss man eben aus zwei Übeln wählen. Diese Entscheidungen machen sich auch im Spiel bemerkbar. Man kann Schätze verpassen (oder Karten), man verliert treue Freunde, oder eben die Moral der Armee sinkt. Letztere wirkt sich direkt auf die Kartenstärke aus: Eine schlechte Moral bringt einen Negativbonus mit sich, während eine erstklassige Moral für bessere Stärkewerte sorgt. Mit den Materialien Holz, Gold und Rekruten, kann man sein Basiscamp aufwerten und darin neue Karten freischalten oder andere Boni bekommen. Im Bierzelt führt man dagegen ein paar Gespräche, um mehr über die Hintergründe der Bekanntschaften zu erfahren.
Natürlich gibt es auch Kämpfe, sogar ziemlich viele. Normale Gegner warten darauf, von Meve besiegt zu werden, aber auch spezielle Herausforderungen - Puzzles. Hier muss man mitunter seinen Kopf mächtig anstrengen, um zu gewinnen. Mir waren sie zum Teil zu schwer und besonders am Anfang zu oft vertreten. Immerhin lässt euch das Spiel aber die Wahl: Ihr könnt Kämpfe auch überspringen, ohne wirkliche Nachteile davon zu haben. Neben Puzzeln gibt es natürlich auch noch Storyschlachten, die in verkürzter Rundenzahl und / oder unter bestimmten Bedingungen zu schlagen sind. Hierbei hält sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen, lediglich zwei Kämpfe fand ich im Nachhinein als regelrecht fordernd und ja, dazu zählt auch das Finale.
Gwent 3.0
Wie in anderen Kartenspielen baut man erst einmal sein Deck zusammen oder nimmt ein Vorgefertigtes. Davon zieht man zehn Karten am Anfang, mit der Möglichkeit einige noch zu tauschen. Das Spielbrett unterteilt sich in zwei Hälften mit jeweils zwei Reihen. Hier wurde der Aufbau gegenüber dem Original bzw. der Beta vereinfacht. Ein Spiel geht über drei Runden, wer zwei Runden an Hand der Kampfstärke gewinnt, siegt auch im Duell. Mittels einem vorher bestimmten Anführer kann man zusätzlich noch diverse Spezialfertigkeiten ausspielen. Wichtig ist vor allem, dass man ein kompaktes Deck besitzt und weiß, wie sich die Karten miteinander verhalten bzw. beeinflussen. Egal ob über Spezial-Aktionen oder mittels Statuseffekten. Hierzu gibt es zwar ein kleines Tutorial in „Thronebreaker“, aber ich empfehle euch, dass eigenständige „Gwent“ auszuprobieren, denn dort werden die Grundlagen weitaus ausführlicher erläutert. Auch sollte man immer im Auge behalten, gegen welche Fraktion man antritt, Nilfgaard, Monster oder Scoia`tael – alle haben Stärken und Schwächen. Insgesamt ist das neue Gwent um einiges komplexer als das originale „Gwint“ aus „The Witcher 3“, jedoch auch nicht mehr so undurchsichtig wie die ersten Versuche als eigenständiges Spiel. Der Reboot des Systems hat dem Spielspaß nicht geschadet. Und übrigens schaltet man auch starke Karten und Avatar-Rahmen in „Thronebreaker“ für „Gwent“ frei – was ein netter Bonus ist.
Alpha-Version?!?
Als ich das erste Mal das Spiel startete, gefiel mir der düstere Comic-Look der Bilder und der Landkarte. Die kleinen Animationen werteten das Bild zusätzlich auf. Ebenfalls sehr fein sind die vielen Karten-Artworks, von denen viele auch noch animiert sind (und sogar leicht dreidimensional (neigt dazu mal euren Dualshock-Controller). Das hat schon Premium-Qualität, vor allem in Verbindung mit der sehr guten deutschen Sprachausgabe und Übersetzung, sowie der genialen musikalischen Untermalung. Doch auf einmal – Absturz. Und wieder ein Absturz und noch einer! Da dämmerte es mir, hier handelt es sich nicht um eine fertige Version! Zu der Absturzthematik gesellen sich noch andere – Unity-Engine typische – Probleme. Das Spiel stockte alle paar Meter auf der Karte und sobald viele Effekte auf dem Kartenbrett zu sehen waren, fand sich die Framerate im einstelligen Bereich wieder. Auch gab und gibt es immer noch ein großes Input-Lag. Glücklicherweise hat ein Patch viele Probleme mittlerweile minimiert oder gar beseitigt. Abstürze hatte ich keine mehr, das Ruckeln auf der Karte ist fast verschwunden und der Kampfbildschirm läuft weitaus flüssiger. Übrigens, auf der PS4 Pro gab es all das auch, teilweise sogar noch schlimmer!
FAZIT:
Als eingefleischter „The Witcher“ Fan war ich einerseits – anfangs – von der miesen Technik enttäuscht, freute mich aber über die atmosphärische Geschichte und dem groben Mix aus Strategie, Abenteuer und Kartenspiel. Lediglich die vielen Puzzles gingen mir verstärkt auf die Nerven. Insgesamt wurde ich dennoch gut unterhalten, wobei es sicherlich von Vorteil ist, wenn man entweder „Gwent“ bereits spielt, oder zumindest auch ein großer Fan von Geralt und Co. ist. Auf alle Fälle, wäre ein potentieller Nachfolger interessant, denn Verbesserungspotential ist an vielen Stellen noch vorhanden.
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf der PS4 und PS4 Pro mit 1080p TV ]
Pluspunkte:
Hochwertige Artworks und tolle Akustik
The Witcher Flair ohne Ende
Kämpfe können auch übersprungen werden – dann spielt man quasi eine Visual-Novel
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