Zum Release des PlayStation VR Headsets veröffentlichte Sony auch etliche Demos, um den Käufern die Möglichkeiten der neuen Technologie näher zu bringen. Beliebt war dabei vor allem die kostenlose Playroom VR Minispielsammlung, wo neben asynchronen Multiplayerspielen (der Spieler mit dem Headset tritt gegen seine Freunde auf der Couch an) vor allem eine kurze Konzeptstudie eines Jump and Runs enthalten war. Schnell schrie die Fangemeinde nach solch einem Jump and Run als eigenständiges Spiel, da der kurze Level unglaublich viel Spaß machte und das Genre voranzubringen schien. Zwei Jahre später ist es nun soweit und das Asobi Team hat um die Demo ein komplettes Spiel gebastelt und für 40€ in den Handel gebracht. Nun klären wir, ob es Sonys Asobi Studio tatsächlich gelungen ist, das Genre auf die nächste Stufe zu hieven. Vielleicht erwartet uns sogar ein neues "Super Mario 64"?
Ein Raumschiff mit kleinen niedlichen Robotern an Bord düst friedlich durchs All, bis diese von einem fiesen grünen Alien angegriffen werden. Der grüne Fiesling zerstört dabei ihr Schiff, klaut deren magische VR Brille und verteilt die Schiffsteile und die Besatzung quer im Universum. Nur ein kleiner Roboter kann sich retten und bittet uns seine Freunde und die verlorengegangenen Teile wiederzufinden. Natürlich weisen wir den putzig dreinschauenden Robo nicht zurück und unterstützen ihn den Fiesling das Handwerk zu legen und seine Freunde wieder zusammen zu führen. Die 20 Level sind dabei selbst innerhalb der 5 Welten sehr abwechslungsreich gestaltet und lassen keine Wünsche offen. Hier geht es durch eine futuristische Stadt, die Südsee, Canyons, Unterwasserwelten inklusive innerhalb eines Wales, Höhlen, eine Bohnenranke hinauf, einen Dschungel, durch Ruinen und so weiter. Das einzige was fehlt, ist (zum Glück für den Reviewschreiber) eine Schnee- und Eislandschaft. Klassisch gibt es am Ende einer der fünf Welten einen dicken Bossgegner von imposanter Größe, was in VR natürlich toll rüberkommt.
It's me, Astro Bot!
Und da kommen wir auch schon zum wichtigsten Teil. Die virtuelle Realität hievt das Jump and Run Genre wirklich auf eine neue Ebene und wurde erstklassig und sehr ideenreich integriert. Selbst, wenn man nicht durch die rosarote VR Brille schaut muss man einfach sagen, wo damals "Super Mario 64" dem Spieler neue Perspektiven bot, bietet “Astro Bot: Rescue Mission” nun das gleiche für die virtuelle Realität! Man sitzt nicht nur stur auf seinem Hintern und lenkt den kleinen Roboter durch einfache 3D Welten, sondern muss aktiv am Geschehen teilnehmen. Dies gilt nicht nur, um die vielen verstreuten Roboter zu finden, auch spielerisch ist man voll involviert. Man selbst ist ebenfalls ein großer Roboter und schwebt auf vorgegebenen Bahnen durch die Levels, während man den Astro Bot links, rechts, oben und unten von einem selbst sicher mit dem DualShock durch die Level führen muss. Man dreht also ständig seinen Kopf (keine Angst, man verfällt nicht in Hektik) und muss nach oben und unten schauen, was aufgrund der einfallsreichen Levelarchitektur sehr viel Spaß macht und einen immer wieder überrascht, was alles mit VR möglich ist. Der eigene Charakter muss zudem immer mal wieder ins Geschehen eingreifen und mit dem Kopf Wände durchschlagen, feindlichen Geschossen ausweichen (die einem sonst mit Glibber die Sicht versperren) und Gegner zum Beispiel mit zurück geworfenen Bällen eliminieren. Aber auch unser Controller erhält immer mal wieder temporäre Upgrades für einen Level/Abschnitt, wo man mittels Wasserkanone ebenfalls Gegner bei Laune hält oder pflanzliche Plattformen zum Blühen bringt. Oder man erhält einen Greifhaken, mit dem man Wände zum Einstürzen bringt oder über Abgründe Seile spannt, damit unser Astro Bot sicher eine Schlucht überqueren kann. Cool sind dann auch noch die Ninja Sterne, mit denen mal Plattformen baut oder die Taschenlampe, mit der man dunkle Bereiche ausleuchten muss. Natürlich gibt es auch einige nette Gimmicks am Wegesrand, wie zum Beispiel kann man Pusteblumen wegpusten, mittels Bewegung Blumen zum Tanzen bringen, man sieht Tiere und die Vegetation mit Gesichtern im Look der Astro Bots und so weiter. Was hier an Ideen in die virtuelle Welt transferiert wurde, ist schon echt cool! Selbst die Verstecke der kleinen Astro Bots sind herrlich niedlich und herzzerreißend, wenn ein kleiner Freund zittern mit einem Blatt über den Kopf oder mittels Pappkarton sich zu verstecken versucht, die Bots die Vegetation oder Gegenstände imitieren, an einem Deckenventilator herumschleudern oder einfach nur relaxed mit einem Drink in der Sonne faulenzen.
3D war gestern, heute ist VR!
Zwar sind aufgrund der vorgegeben Bahnen unseres Alter Egos die Level etwas geradliniger als von anderen 3D Jump and Runs vielleicht gewohnt, doch unseren Astro verschlägt es immer mal wieder in die Ferne (egal ob nach oben, unten oder seitwärts), um Geheimnisse zu entdecken. Leider ergibt sich daraus aber ein kleiner Nachteil, da man die Levels nur bedingt zurücklaufen kann. Habt ihr also etwas verpasst, bedeutet dies fast immer einen Neustart des Levels, bzw. spielt den Level einfach noch einmal. Spielerisch ebenfalls etwas kritisch ist der Schwierigkeitsgrad beim Entdecken der Geheimnisse. Fast alle Geheimgänge und zu findende Astro Bots sind einfach zu erreichen, wenn man den die Augen offenhält. Knifflige Jump and Run Passagen sucht man hier leider fast vergebens innerhalb der Level, was den Wiederspielwert doch senken wird. Segnet man dennoch mal das zeitliche, helfen die sehr fairen Rücksetzpunkte enorm. Immerhin gibt es in jedem Level ein Chamäleon zu entdecken, welches anschließend eine separate Herausforderung frei schaltet. Hier wird es dann doch recht knifflig und schwer, die vorgegebene Punktzahl, bzw. Zielzeit in den Hindernisparcours zu erreichen. Als Belohnung gibt es weitere verschwundene Astro Bots, die man übrigens benötigt, um die Level mit den Bossgegnern freizuschalten. Aber wie erwähnt, ist “Astro Bot: Rescue Mission” für Jump and Run Fans nicht sonderlich fordernd und das Finden von ausreichend kleinen Freunde ist recht einfach, sofern man Multitaskingfähig ist.
Putzig, putziger, Astro Bot!
Technisch kommt “Astro Bot: Rescue Mission” auf der Playstation 4 Pro, wie auch spielerisch und gestalterisch, einfach traumhaft daher. Die Grafik ist nicht nur detailliert, sondern auch gestochen scharf. Nur ein Flimmern ist in der Ferne zu vernehmen, was jedoch den Gesamteindruck nur wenig schmälert. Überall gibt es etwas zu entdecken, überall bewegen sich Sachen und auch die Animationsphasen der Charaktere sind einfach wundervoll geworden. Unser Astro Bot winkt uns zu, trottet putzig durch die Level und besitzt Pausenanimationen, aber auch die großen Bosse und deren Animationen, wie auch die Wassereffekte sind einfach toll anzuschauen. Oder wenn die kleinen Astro Bots in den Controller hüpfen und von den bereits gefundenen tanzend empfangen werden, während ein Feuerwerk die Playstation Icons versprüht. Toll! Überhaupt kommt alles sehr lebendig daher und man fühlt sich wie in einem aktuellen Animationsfilm zum selber spielen. Hinzu kommt ein toller Soundtrack zum mitsummen, der für herrlich gute Laune sorgt! Inklusive Sprachsamples. Die Steuerung unseres kleinen Freundes ist dabei stets griffig und man hat immer die volle Kontrolle. Astro Bot kann mittels Düsen kurzzeitig schweben und dank seines Schattens, welchen man auch durch Plattformen hindurchsieht, zielgerichtet manövrieren. Die putzigen Gegner schaltet man übrigens durch schnelle Hiebe, eine kräftige Drehattacke oder durch die Düsen beim drüberfliegen aus. Zwar wird der Controller nicht immer korrekt getrackt, doch fängt er sich meist dann, wenn man die Bewegungssteuerung benötigt. Übrigens sammelt ihr in den Levels auch Geld, welches ihr in einen Jahrmarktgeschicktlichkeitskran investieren könnt. Greift ihr dabei ein Gimmick, könnt ihr euch dieses anschließend aus nächster Nähe betrachten. Zuletzt gehen wir noch auf die Spielzeit ein, welche ja in der virtuellen Realität einen eher schlechten Stand hat. Hetzt ihr durch die Level, habt ihr “Astro Bot: Rescue Mission” in reichlich 5h hinter euch. Habt ihr es dagegen auf die versteckten Astro Bots und Chamäleons abgesehen, kommt ihr locker auf 8h, welche sich mit den Herausforderungen nochmals je nach Können auf über 10h strecken lassen. Für die ausgepreisten 40€ mehr als fair!
FAZIT:
Ist nun “Astro Bot: Rescue Mission” der erhoffte Knaller? Ein ganz klares, Ja! Es ist für die Playstation VR eine erhoffte Killer App, welche sich nicht nur hervorragend spielt und technisch auf der Höhe ist, sondern auch gleich das ganze Genre auf eine neue Ebene hievt. Aufgrund des doch recht einfachen Schwierigkeitsgrades und des Umfangs ist es zwar nicht so bahnbrechend wie damals ein “Super Mario 64”, doch das Erlebnis, welches einem beim Spielen ereilt, ist das gleiche wie vor über 20 Jahren. Es lässt sich kaum in Worte fassen, wie faszinierend ich durch die toll designten Level lief, wo es so viele Gimmicks zu entdecken gibt. Das Asobi Team hat ganze Arbeit geleistet und zeigt allen, was in VR möglich ist und warum die Technik mehr als nur es eine Daseinsberechtigung hat.
[ Review verfasst von Shagy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro und einem 1080p TV ]
Die zweite Meinung:
Eins mal vorweg: ich bin kein Fan von den überall zu findenden Vergleichen mit "Super Mario 64". Astro Bot sprüht vor Originalität und versucht nicht, irgendetwas bestehendem nachzueifern. Auch wenn ich weiß, dass das bei Shagy und den meisten anderen nicht die Intention dieses Vergleichs ist, es lenkt jedoch meiner Meinung nach davon ab, dass das Asobi Team hiermit seinen komplett eigenständigen Meistertitel abgeliefert hat. Die Hoffnungen und Erwartungen wurden nicht enttäuscht, es spielt sich von Anfang bis Ende hervorragend. Dabei schafft es das Kunststück, die eigene Messlatte mit jeder der fünf Welten immer noch ein Stückchen höher zu legen.
Jeder Level hat seinen eigenen Kniff, niemals hat man auch nur ansatzweise das Gefühl, hier würde etwas künstlich in die Länge gezogen. Manche Werkzeuge und Spielmechaniken werden dem Spieler nur kurze Zeit an die Hand gegeben. So kriegt man ständig Abwechslung geboten und obwohl die Kampagne bereits nach 5-6 Stunden vorbei ist, hat man mehr erlebt als bei einem Spiel, welches mit Wiederholungen und Füllmaterial 25 oder mehr Stunden benötigt. Die 26 Herausforderungslevels sind ebenfalls sehr abwechslungsreich, manche sind leicht und schnell vorbei, bei anderen beißt man sich eine Weile die Zähne aus.
Das einzige, was ich nicht so gelungen fand, sind die "Spielplätze" auf dem Raumschiff. Dort findet man nicht nur alle geretteten Bots sondern kann auch noch mit Hilfe der gesammelten Münzen über hundert verschiedene Spielzeuge und Aufbauten aus einem Jahrmarktautomaten heraus fischen. Diese werden dann auf 6 Themenwelten verteilt, zwischen denen man jederzeit umschalten kann. In diesen sitzt man in der Mitte einer 360° Welt, in der man sich mit Astro austoben kann. Es sieht alles so knuffig aus, aber es ist leider ziemlich langweilig. Man vermisst irgendwie jegliche Herausforderung oder Ziele, und der Automat wird nach ein paar Dutzend Beutezügen geradezu nerv tötend. Dies und der relativ geringe Schwierigkeitsgrad sind die einzigen Kritikpunkte an einem ansonsten makellosen Spiel, dass ich weiterhin jedem nur wärmstens empfehlen kann. Mehr davon, Sony! Welt 6 DLC wäre toll, aber zumindest ein Nachfolger ist absolut unverzichtbar.
Alle Produkttitel | Herstellernamen | Warenzeichen | Grafiken und damit verbundene Abbildungen sind Warenzeichen und/oder urheberrechtlich geschütztes Material ihrer jeweiligen Inhaber. All referenced company names, characters and trademarks are registered trademarks or copyrights of their respective owners.