In den vergangenen Jahren mussten PlayStation Spieler neidisch auf Nintendo Plattformen blicken, weil dort die Dragon Quest Reihe eine neue Heimat gefunden hatte. So sind die letzten Teile nur auf Nintendos 3DS Handheld erschienen und Teil 10 war lediglich ein MMO, dass nur im asiatischen Raum auf den Markt kam. Jetzt nach über dreizehn Jahren feiert die Reihe von Square Enix ihr Comeback in einer für uns westlichen Spieler überarbeiteten Fassung. Wie sich das Spiel gegen andere große JRPG's dieser Generation schlägt, lest ihr im nachfolgenden Test.
Alles beim Alten?
Der Anfang kommt ganz klassisch daher: Wir spielen den stummen Helden des Spiels, der auserwählt ist für eine größere Aufgabe. Wir werden daher von unserem Dorf mit einem weinenden Auge zum König geschickt. Kaum angekommen beim König, bekommen wir auch direkt einen Stempel aufgedrückt. Der König und seine Wachen sehen in uns das böse und finstere. So landen wir dann auch relativ schnell im Gefängnis und lernen dort unseren ersten Freund für das Abenteuer kennen. Der gute Erik ist seit jeher damit beschäftigt, ein Loch in seiner Zelle zu buddeln. Wie sollte es auch anders sein, als wir im Gefängnis sind, weiht er uns in seinen Plan, aus dem Gefängnis zu fliehen, ein. Selbstverständlich schließen wir uns Erik an und gelangen so aus unserer Zelle. Bis hierhin ist es noch nicht die Geschichte schlechthin und diese bleibt auch im weiteren Spielverlauf eher simpel als komplex. Es gleicht eher einem fröhlichen Märchen als einem epischen Abenteuer wie man sie zum Beispiel in eines der Final Fantasy Spiele zu Gesicht bekommt. Am eigentlichen Gameplay hat sich auch nicht allzu viel geändert. Das alt bewährte rundenbasierte Kampfsystem ist hier immer noch am Start, genauso wie die verschiedenen Gruppenmitglieder mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten. Neben der Möglichkeit sich im Kampf frei zu bewegen, gibt es auch die Möglichkeit sich eigene Taktiken zu basteln. Wobei basteln jetzt ein wenig übertrieben ist, der Tiefgang eines Final Fantasy XII wird nicht erreicht, aber für die einfachen Standardkämpfe hat man die Möglichkeit einfach auf Auto-Kampf zu schalten. So kann man nebenbei ein paar Levels grinden und kann sicher sein, dabei nicht drauf zu gehen. Es ist natürlich jedem freigestellt, auch selbst die Mobs umzuhauen, wenn man lieber selbst die Kontrolle haben möchte. Pflichtprogramm in einem Rollenspiel: Schmieden. Die in der Welt versteckten Rezepte muss man finden, um Waffen oder Rüstungen herzustellen. Das allein aber reicht natürlich nicht aus. Ohne das passende Material wird man nichts Gescheites hinbekommen. In einem kleinen "Mini" Spiel, nenne ich es mal an dieser Stelle muss man bei einer Waffe zum Beispiel, auf den idealen Punkt schlagen um es bei der jeweiligen Temperatur herstellen zu können. Und wenn wir schon bei "alles beim alten" sind, dann haben die Entwickler sich auch für das veraltete Speichersystem entschieden, wo man nicht jederzeit speichern kann, sondern nur an bestimmten Orten wie in der Kirche oder am Lagerfeuer an der Statue um eine Beichte (das Speichern) abzulegen.
Visuelles-Design ein Traum, wenn man es mag!
Allzu überraschend sollte es nicht sein, dass der Serienveteran Akira Toriyama wieder mit an Bord ist als Character-Designer. Die "Dragonball" Optik ist in meinen Augen eines der Stärken der Dragon Quest Reihe gewesen und in Streiter des Schicksals hat sie nichts von ihrer Faszination verloren. Sehr verspielt, aber auch gleichzeitig Detailverliebt kommt das Spiel daher. Auch sind viele der Gegner schon eher knuffig anzusehen als wirklich bedrohlich. Egal, wie groß oder klein sie sein mögen, man möchte sie eher zähmen als bekämpfen. Aber vielleicht ist es während dem Spielen auch nur mir so ergangen. Wie dem auch sei, dank der Unreal Engine 4 kommt das Art-Design schön zur Geltung. Die Spielewelt ist voll mit kleinen Details, wenn auch es hier und da mal eine einfache Textur gibt, die sich nicht von ihrer guten Seite zeigt. Was mir etwas missfallen hat, war die maximale Framerate von 30fps. Auf der PS4 Pro hatte ich leider hier und da mal ein paar Framedrops gehabt. Nichts was sich irgendwie negativ den Spielspaß beeinträchtigt hätte, allerdings sollte mit der Engine und der bei der eher simplen Optik das ganze doch ein wenig flüssiger oder zumindest stabiler daherkommen. Davon abgesehen kommt auch ein wenig Open-World Feeling in der Reihe auf. Wo in vergangenen Titeln es eher linear gehalten wurde, gibt es hier zwar keine echte Open-World wie in Final Fantasy XV aber schon deutlich größere Areale, die man erkunden, kämpfen und Materialen sammeln kann. Auch hier hat sich die Reihe weiterentwickelt, ihr seid nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern könnt auch ein Pferd besteigen und damit durch die Welt reiten. Das Pferd hat auch ganz nebenbei eine Kleinigkeit die ich sehr mochte, ihr könnt so auch Gegner einfach umhauen und weiter reiten. Ihr werdet so nicht in ungewollte Kämpfe verwickelt, zumal die Gegner jederzeit sichtbar sind und Random-Encounter somit endlich der Vergangenheit angehören.
Ernüchterung beim Sound...
Hier hat man das Wort "Klassisch" sehr genau genommen. Was ist damit gemeint? Die Entwickler, oder man muss sagen, viel mehr der Komponist hat hier tatsächlich auf dudelige 8-Bit Musik gesetzt. Obwohl der Soundtrack in einer Orchesterfassung vorhanden ist und diese mit ein wenig Aufwand (vielleicht ist es auch kein wirklicher Aufwand, wenn sowas jedes JRPG's mit Leichtigkeit hin bekommt) locker ins Spiel gepasst und damit ungemein die Atmosphäre und die ganze Magie des Spieles auf ein höheres Niveau gehoben hätte. Der Grund warum man sich dafür entschieden hat, liefert auch der Komponist selbst: Er wollte nicht, das die orchestrale Version im Spiel verwendet wird. Wirklich jetzt? Vielleicht gönnt er es einfach nicht den westlichen Spielern, oder möchte damit, sein eigenes Werk beschützen. Hier wäre mehr Druck seitens des Publishers angebracht gewesen, da wir im Westen sowieso eine definitive Edition bekommen haben. Warum also nicht gleich mit dem orchestralen Soundtrack?
Mehr Inhalte als in der japanischen Version!
Während japanische Spieler das Spiel schon seit dem 29.07.2017 begeistert zocken dürften, mussten wir uns ein wenig gedulden. Aber in diesem Fall würde ich meinen, das wir gerne gewartet haben. Square Enix hat der westlichen Fassung ein paar ordentliche Sachen spendiert. Neben einer Lokalisierung der Texte gibt es eine brandneue englische Sprachausgabe für sämtliche Charaktere – lediglich unser stummer Held ist davon ausgenommen. Extra für uns Hardcore-Spieler, haben die Entwickler uns noch die sogenannten drakonischen Spielregeln hinzugefügt. Bedeutet im Klartext, wir können uns das Spiel selbst verdammt schwermachen, mit diverseren Optionen, wie das alle Feinde sehr stark sind, oder wir aus einfachen Kämpfen weniger Erfahrungspunkte bekommen. Was heute bei vielen Spielen zum absoluten Standardrepertoire gehört, musste hier noch nachträglich hinzugefügt werden: Es gibt nun eine Sprintfunktion. Und zu guter Letzt gibt es noch kleinere User Interface Verbesserungen und einen First Person Modus, in dem wir uns zwar nicht bewegen können, aber die Umgebung bestaunen und nebenbei viele schicke Screenshots erstellen dürfen.
FAZIT:
Dragon Quest XI ist für mich ein RPG der alten Schule. Mit seiner charmanten Optik, der schönen Spielwelt, der motivierenden Charakterentwicklung hat es mich abgeholt und verleitet mich nach wie vor, viele weitere Stunden in dieses Spiel zu versenken. Wer abseits von Final Fantasy XV oder Persona 5 mal wieder klassisches JRPG-Feeling genießen möchte, der sollte unbedingt einen Blick riskieren.
[ Review verfasst von Kazuma ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro mit einem 4K HDR TV]
Die zweite Meinung:
Dragon Quest XI hat Charme, Umfang, ist nicht zu nervig, was das Leveln angeht und macht Laune. Die Grafik (vor allem auf PS4 Pro) macht was her und die Charaktere wachsen einem regelrecht ans Herz. Das Kampfsystem macht einen guten Job und sorgt für eine gehörige Portion Taktik, auch wenn man nur den Helden direkt steuert. Von der Story sollte man allerdings nicht zu viel erwarten, dass ist 08/15 Stangenware, die wohl niemanden vom Hocker reißt. Und was die Musik angeht, ja die Wiedergabequalität könnte besser sein, aber für mich wichtiger ist, dass man auch ab und an ein paar Ambientstücke einbauen sollte, denn die Dudelmelodien können auf Dauer gewaltig nerven. Ansonsten ist die Lokalisierung der deutschen Texte gelungen (die englische Sprachausgabe mit den verschiedenen Dialekten muss man mögen), was für mich aber gar nicht geht: In der dt. Fassung besitzen manche Figuren andere Namen, was schon eine Serientradition hat, aber nach wie vor irritierend wirkt. Trotzdem kann auch ich den Titel jedem JRPG-Fan empfehlen, denn das Gesamterlebnis ist immer noch ein tolles Paket und verzückt für Stunden!
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