Fangen wir am besten mit etwas Geschichtsunterreicht an. Seit „Burnout Paradise“ gab es kein neues „Burnout“ Spiel mehr – schlimmer noch, Criterion arbeitete danach an ein paar „Need for Speed“ Ablegern, verlor wichtiges Personal und fristet heute ein „quasi-bedeutungsloses“ Dasein. Umso verwunderlicher ist es, dass EA plötzlich mit einem Remaster des letzten Titels auftaucht. Wir haben uns das Spiel „erneut“ vorgenommen und verraten euch, ob sich eine Neuanschaffung lohnt. Ein ausführliches Review zur PS3 Version findet ihr hier.
Ein Neuanfang der mittlerweile ein alter Hut ist
„Burnout Paradise“ brach zur damaligen Zeit mit einigen Traditionen der Serie. So war zum Beispiel die offene, frei befahrbare, Spielwelt neu und die fest abgesteckten Pisten der Vorgänger Geschichte. Natürlich kann man sich über das Konzept streiten und ich persönlich bevorzuge immer noch richtige Strecken, aber der einzige wirkliche Nachteil an dieser Sache ist, und zwar heute noch wie damals, dass die Rennen lediglich Checkpoint-Veranstaltungen sind und nur über einen vorgegebenen Zielpunkt verfügen. Das bedeutet, man muss permanent auf die Karte schauen, damit man sich nicht verfährt. Oder man lernt eben das Layout der Welt auswendig, sucht es euch aus. Blind irgendwelchen Pfeilen oder Markierungen folgen und sich ganz und gar auf die Gegner bzw. den Verkehr zu konzentrieren, geht dagegen nicht bzw. eher schwerlich. Der Schere zum Opfer fielen übrigens auch die Crash-Kreuzungen, die ausgeklügelte Highscore-Jagden mit spektakulären Karambolagen boten. Als Ersatz taugt der neue Showtime-Modus dagegen nicht sonderlich viel, denn mehr als eine milde Belustigung beim Spieler entsteht nicht. Beim Rest wird gewohnte Kost geboten: Bei Marked Man Rennen muss man als Gejagter das Ziel in einem Stück erreichen, bei Road Rage geht es um Takedowns, die man in der vorgeschriebenen Zeit erreichen sollte und die Stuntläufe fordern den kreativen Geist des Spielers für das Aneinanderreihen von Sprüngen, Drifts und anderen Aktionen. Die zusätzlichen Burning Laps sind so etwas wie Zeitfahrten, bei denen man neue Versionen der knapp 40 Vehikel freischalten kann. Die somit insgesamt 80 Autos unterscheiden sich recht deutlich im Handling, wie auch in der Stärke oder der Art des Boosts. Ich empfehle euch daher, dass ihr für Takedown Events einen eher robusten Schlitten wählen solltet und für Rennen eher ein Fahrzeug, dass sich griffig steuert. Die Anzahl der Events ist mehr als ausreichend und man findet quasi an jeder Kreuzung im Spiel eine neue Herausforderung und notfalls kann man sich noch mit anderen Spielern aus der Freundesliste heiße Time Trials über die Straßen liefern.
Der komplette DLC ist integriert
Das Spiel wurde nach Release erstklassig unterstützt und hat neben einigen DLCs auch ein paar freie Upgrades bekommen. Es wurde eine Neustart-Option in das Easy-Drive Menü eingefügt (vorher musste man immer wieder nach einem Rennen zum Ausgangspunkt zurückfahren, um die Herausforderung erneut zu starten), dann gab und gibt es einen dynamischen Tag und Nacht Wechsel und als separaten Modus ein paar coole Motorräder inkl. brandneuer Herausforderungen (und ja, die machen euch extrem viel Laune und begeistern durch ein noch krasseres Geschwindigkeitsgefühl). Zusätzlich konnte man damals noch kaufen: Diverse Fahrzeugpakete mit von Filmen inspirierten Autos, Spielzeugautos und Hyper-Boost-Maschinen; ein Räuber und Gendarm Paket (inkl. neuen Multiplayer-Spielmodus), sowie den Burnout Party-Modus mit neuen Mehrspielerherausforderungen. Besonders hervorzuheben ist aber der große Big Surf Island DLC – eine komplett neue Insel (auch vom Hauptspiel zu erreichen) mit neuen Autos und neuen Rennen / Herausforderungen. Damals war das richtiges „Value for Money“. Das Time Savers Paket hat es übrigens nicht in die „Remastered“ Version geschafft, aber das war sowieso nur ein Cheatcode mit dem man alle Autos zu Beginn freischalten konnte – nur eben das EA die Hand dafür aufgehalten hat.
Online ohne Zwang
Damals war das „Easy Drive“ System revolutionär – vor allem in einem Open World Spiel. Via Knopfdruck konnte und kann man ruckzuck Online gehen, ohne auch nur sekundäre Menübildschirme aufzurufen. Auch Ingame Nachrichten und Chats lassen sich darüber abrufen. Heutzutage ist das alles zwar etwas veraltet und nicht mehr ganz so intuitiv wie damals (heute verbinden sich die Spiele gleich beim Start Online), trotzdem kann man mit dem System gut leben und kommt nach einer kleinen Eingewöhnungszeit ohne Probleme damit zu recht. Online kann man eigene Challenges erstellen, mit Freunden rumcruisen und sonst welchen Blödsinn anstellen. Der Modus ist somit eine tolle Ergänzung zur Einzelspieler-Kampagne und sollte es einem reichen, klickt man sich mittels Steuerkreuz ganz schnell zurück in den Offlinemodus.
„Take me down to the Paradise City, where the grass is green and the girls are pretty…“
Ehrlich, ich kann den Guns 'n' Roses Song nicht mehr hören – wirklich nicht mehr, meine Ohren „bluten“ sozusagen schon. Warum das Teil immer noch bei jedem Spielstart abgenudelt werden muss, will sich mir nicht erschließen. Irgendwas Anderes hätte es auch getan. Der Rest des lizenzierten Soundtracks bietet eine typische Mainstream-Rock Playliste aus der damaligen Zeit. Nichts Besonderes halt, aber auch nicht unbedingt schlecht. Auf der PS4 kann man ja bekanntlich Spotify im Hintergrund laufen lassen und zu seiner eigenen Musik rumdüsen. Zumindest in der Theorie, denn das Spiel regelt zwar die Ingame Musik runter, aber nicht komplett, sodass man den originalen Soundtrack immer noch im Hintergrund vor sich her leiern hört. Grafisch bot das PS3 Original ja schon fast alles, was sich das Zockerherz wünscht. Eine gute Bildqualität und eine schnelle und stabile Framerate. Das „Remaster“ kommt in scharfer 4K Auflösung daher, bietet ebenso eine felsenfeste Bildrate und dazu noch höher aufgelöste Texturen. Somit sieht „Burnout Paradise“ natürlich besser aus als jemals zuvor. Sonst hat sich allerdings nichts verändert, sprich der Polycount ist derselbe und die Effekte sehen immer noch wie in 2008 aus. Die Ladezeiten wurden zwar minimiert, dafür ist das Menü im Spiel aber immer noch langsam und träge. Kurzum, das „Remaster“ bietet nur wenige Verbesserungen.
FAZIT:
Zehn Jahre später ist „Burnout Paradise“ immer noch ein spaßiger Arcade-Racer. Ein paar Sachen wurden sogar noch im Original mittels Updates behoben – wie zum Beispiel, die bei Release fehlende Wiederholungs-Option für vermasselte Rennen. Insofern macht das simple Straßenflügen auch heute noch Laune, vielleicht sogar mehr denn je, da es kaum noch vergleichbare Spiele gibt. Trotzdem muss man auch realistisch bleiben: Für das „Remaster“ verlangt EA stolze 40€ und dabei gibt’s nur eine höhere Auflösung und ein paar verbesserte Texturen. In meinen Augen ist das einfach zu wenig. Deshalb lautet mein Rat: Warten bis es preiswerter wird. Der halbe Preis ist fair, alles andere überteuert.
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 und PS4 Pro auf einem 1080p TV ]
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