Die Visual Novel „The Silver Case“ war im vergangenen Jahr eine der größten Überraschungen für mich. Das Spiel überzeugte mich durch eine verrückte Story und faszinierende Retro-Optik, die mich an gute alte PS1-Zeiten erinnern ließ. Umso glücklicher war ich schließlich als ich von der Ankündigung von „The 25th Ward: The Silver Case“ erfuhr. Hierbei handelt es sich nämlich um den Nachfolger von Suda 51s Erstlingswerk. Ob das Sequel was taugt, erfahrt ihr in unserem neusten Review.
Willkommen zurück im 25. Bezirk
Ähnlich wie „The Silver Case“ verfügt „The 25th Ward“ über eine interessante Vergangenheit. Es basiert nämlich auf ein Spiel, welches anno 2005 zunächst nur für Mobiltelefone in Japan erschien. Und zwar in Form von mehreren Episoden, deren Auslieferung bis ins Jahr 2008 reichte. Ihr hört richtig: Während wir damals noch Snake oder Tetris am Handy gezockt haben, waren Episoden-Titel wie „The 25th Ward“ in Japan längst ein alter Hut. Und nach vielen Jahren, in denen man nicht wirklich viel von der Serie gehört hat, hat sich das Team um Suda 51 und Grashoppers im vergangenen die Aufgabe zu Herzen genommen, „The 25th Ward“ in die Gegenwart zu bringen.
Typische Visual Novel mit einem kleinen Twist
Ähnlich wie „The Silver Case“ verfügt das Spiel über mehrere Szenarien, die nochmals in einzelne Kapitel unterteilt sind. Und obwohl die jeweiligen Geschichten recht unterschiedlich sind, haben sie alle eine große Gemeinsamkeit. Sie spielen allesamt im 25th Ward – Dabei handelt es sich um einen neuen Bezirk, der in der Region um Tokio erschaffen wurden. Das 25th Ward zeichnet sich durch mehrwürdige Menschen, gefährliche Verbrecher und mysteriöse Morde aus. So ist es auch keine Überraschung, dass man in einem Szenario die Geschichte von zwei Polizisten erlebt, die auf der Spur nach einem Mörder sind, der das Ward auf merkwürdige Art und Weise unsicher macht. Weitere Blickwinkel auf das Leben im 25th Ward bekommt man darüber hinaus auch durch die anderen beiden Szenerien, wo man die Geschichten von Mitarbeitern des Regional Adjustment Bureaus miterlebt, als auch durch die Augen des Journalisten Tokio Morishima, den einige vielleicht aus dem ersten Teil kennen. Die Story halbwegs vernünftig zusammenzufassen fällt mir zugegebenermaßen einigermaßen schwer, da die Inhalte dieses Mal sogar noch etwas skurriler sind als beim Vorgänger. Was ich jedoch sagen kann, ist die Tatsache, dass interessante Charaktere, eine große Portion Mystery und überraschende Story-Wendungen mich stets motiviert haben, weiterzuspielen. Die Charaktere von „The 25th Ward“ haben allesamt große Probleme, und kämpfen die ganze Zeit gegen persönliche und nicht persönliche Dämonen, was sie zwar sehr kaputt, aber auch interessant macht. Dennoch bin ich mir sicher, dass die Geschichte nicht jedermanns Geschmack ist. Sowohl den Dialogen als auch den vereinzelten Story-Elementen mangelt es manchmal an Klarheit. Es ist nicht einfach, alles von Beginn an zu verstehen. Während sich beim Vorgänger recht schnell ein roter Faden herauskristallisierte, dauert es bei „The 25th Ward“ doch etwas länger, bevor man weiß, was eigentlich Sache ist, was sicherlich einige Zocker abschrecken könnte. Suda 51 mag es, anders zu sein, und sich von typischen Gepflogenheiten zu entfernen, aber eine etwas klarere Story hätte dem Spiel sicher gut gestanden – wenngleich dies wohl aber auch unmöglich ist, wenn man bedenkt, dass es auf ein japanisches Mobile Game aus dem Jahr 2005 basiert.
Gameplay steckt in der Vergangenheit fest
Was das Gameplay angeht, verläuft ein Großteil des Spiels in typischer Visual Novel-Manier – das heißt, man klickt sie von einem Standbild zum nächsten. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es jetzt aber noch mehr nervige Rätsel- und Puzzleszenarien, die man lösen muss. Da das Spiel jedoch manchmal zu kryptisch ist und nicht so einfach mit den Antworten herausrücken möchte, entpuppten sich diese Momente oft als sehr frustrierend und konfus. Darüber hinaus überrascht einem das Spiel hin und wieder mit originellen Gameplay-Ideen, wie zum Beispiel im Rahmen mehrere Duelle mit Auftragskillern, wo das Spiel plötzlich in einen Kampfbildschirm wechselt, der an vergangene „Pokemon“-Spiele erinnert. Es ist genau diese Kreativität, die das Spiel von anderen Visual Novels abhebt. Trotz allem ist nicht alles Gold was glänzt. So nervt vor allem die träge Menüsteuerung, die in Form eines Würfels dargestellt wird. Um simple Funktionen wie Laufen, Gucken oder Sprechen auszuwählen, muss man besagten Würfel stets mit dem Analog-Stick drehen, was durchaus etwas altertümlich ist. Noch schlimmer wird’s dann noch, wenn man selbst Passwörter mit dieser antiquierten Steuerungsart eintippen muss. Ein bisschen mehr Modernität hätte dem User Interface (UI) definitiv gutgetan.
Grafik & Sound
Wie auch schon beim Vorgänger hat mich die optische Seite des Spiels absolut zufriedengestellt. Da wären unter anderem die stylischen Artworks, die absolutes Film Noir- und manchmal auf Steampunk-Feeling aufkommen lassen und perfekt zum dunklen Wesen des Titels passen. Und während die vereinzelten Polygon-Modelle im ersten Teil noch an die PS1 erinnerten, erinnern die kleinen In-Game Sequenzen, auf die man im Laufe der Zeit trifft, inzwischen mehr an Spiele der PS2-Ära, was eine interessante Evolution darstellt. In Sachen Sound gibt es erneut nichts zu beanstanden, da die elektronische Musikuntermalung absolut zur dystopischen Story passt. Die Melodien wirkten niemals fehl am Platz.
FAZIT:
„The 25th Ward: The Silver Case“ ist erneut eine faszinierende Reise in die verrückte Welt von Suda 51. Leider muss ich jedoch zugeben, dass der Trip dieses Mal ein bisschen zu crazy ist. Während die audiovisuelle Präsentation immer noch absolut einwandfrei ist, konnte mich die Story dieses Mal nicht ganz so packen, wie noch beim Vorgänger. Dennoch ist die Reise ins 25th Ward erneut ein bemerkenswerter Trip, den man so schnell nicht vergessen wird.
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro mit 1080p TV]
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