Zur E3 im Jahre 2017 überraschte uns PlayStation VR Besitzer eine kleine Maus, welche in einem klassischen Adventure ihre kleine Welt von Unheil befreien soll. Die Lorbeeren und demzufolge Erwartungen waren aufgrund der Präsentation groß, zumal es bis auf "Wayward Sky" auf der PlayStation VR keine ernstzunehmenden Adventures gibt. Mehrere Monate später betritt nun die kleine Maus Quill die große virtuelle Bühne und wir verraten euch, ob sie die großen Erwartungen stemmen kann.
Kleine Heldin ganz groß.
Die Geschichte rund um unsere kleine Heldin Quill wird uns dabei wie ein klassisches Märchen erzählt. Wir sitzen in einer riesigen Halle und sehen vor uns einen dicken Schmöker. Mittels DualShock (andere Eingabegeräte werden nicht unterstützt) blättert man nun durch die Seiten, während uns eine recht gute deutschsprachige Erzählerin die Geschichte näherbringt und uns mehr über Verbündete und die Gefahr durch die Glasrelikte, sowie eine bösartige Schlange erzählt. Leider wird die Geschichte nur über das Buch mit kleineren Animationen erzählt und es gibt keine richtigen Zwischensequenzen zu bestaunen. Alles erinnert dabei etwas an Michael Endes “Die unendliche Geschichte”, wo auch der Außenstehende in die Geschichte eingreifen kann.
Duale Steuerung
Die Steuerung scheint dabei anfangs etwas überladen zu sein, da man neben Quill auch eine Art magische Hand mittels Bewegungssteuerung bewegen kann/muss. In der Praxis funktioniert dies dann aber recht flüssig und geht schnell in Fleisch und Blut über, zumal “Moss” nie wirklich in Hektik ausartet. Hier merkt man auch, daß die Entwickler von Polyarc wirklich VR verstanden haben. Mittels Analogstick und den vier Buttons bewegt man die Maus durch die wundervollen Dioramen, überwindet kleinere Hüpf- und Geschicklichkeitspassagen und hält sich die Gegner mit einem Schwert vom Leib, bzw. weicht diesen gekonnt aus. Mit der magischen Hand beeinflusst man dagegen die Umgebung, indem man Kisten verschiebt, mechanische Apparaturen dreht/zieht/bewegt oder auch schon mal ein bewegliches Objekt verlangsamt und entfernte Objekte zerstört. Teils agiert man dabei gleichzeitig mit Quill und der magischen Hand, was aufgrund des ganz guten Tracking keine größeren Probleme macht. Die leider nicht sehr abwechslungsreichen Gegner kann man übrigens nicht nur mit dem Schwert zur Strecke bringen, sondern muss sie auch mal mittels magischer Hand zum Lösen der diversen Rätsel benutzen. Man übernimmt also die Kontrolle der Käfer und bewegt die Gegner auf Schalter, lässt sie explodieren oder nutzt ihre Fernangriffe, um entferne Mechanismen zu aktivieren. Natürlich kann man mit übernommenen Gesellen auch die anderen Gegner in Schach halten und ausschalten, während sich Quill die Action aus sicherer Entfernung anschaut.
Wundervolle Dioramen in VR
Das Polyarc nicht nur bei der Steuerung VR verstanden haben, beweisen sie auch bei der Fülle an liebevollen Details, welche zeigen, dass die virtuelle Realität nicht nur in der Ego Ansicht Sinn macht. Die abwechslungsreichen Dioramen sind einfach wundervoll in Szene gesetzt und strotzen nur so vor Details und kleinen Geheimnissen. Das beim ersten Durchspielen etwa fünf Stunden (ein schneller Durchlauf kann auch schon in zwei Stunden abgehandelt werden) lange Abenteuer führt euch dabei durch helle und dunkle Wälder, kleine Dörfer, muffige Dungeons und Ruinen. Dabei kommt das Bild sehr scharf daher, dass Flimmern hält sich in Grenzen und nur in der Ferne ist diesiges Wetter auszumachen. Stetig wird man beim Erkunden verleitet mal aufzustehen, um über etwas drüber zu schauen, sich zu bücken oder hinter Ecken zu blicken. Und das ausgiebige begutachten der Level lohnt sich, da neben netten Details auch Schriftrollen auf ihre Entdeckung warten. Hinzu kommt die Interaktion mit Quill und das durchbrechen der vierten Wand. Ihr könnt die Maus streicheln, in einigen Situationen ein High Five verteilen, Quill erschrecken und auch so nah rangehen, dass er sich bedrängt fühlt. Quill wurde dabei sehr liebevoll und umfangreich animiert und selten sah eine Spielfigur derart putzig aus, wenn sie läuft, klettert, sich abrollt, kämpft, Gras mit dem Schwert mäht, ängstlich ist oder sich einfach nur zickig oder beleidigt benimmt. Daneben gibt es hübsche Pausenanimationen (kennen die älteren vielleicht noch aus 16Bit Tagen) und kleine Tips und Wegweisungen durch Quill. Abzüge gibt es höchstens für die wenigen Animationen und Ereignisse innerhalb der Level, da man nur selten anderes Getier durch die Dioramen streifen sieht. Da die Kamera starr ist und sich nur der eigene Kopf bewegt, muss man bei “Moss” übrigens kein Motion Sickness befürchten, was somit für die ersten virtuellen Schritte mehr als geeignet ist. Der Soundtrack steht ganz nebenbei erwähnt der tollen Grafik in fast nichts nach und bietet schöne Melodien, die die Atmosphäre gekonnt ergänzen. Nur die Soundeffekte könnten einen Tick kraftvoller daherkommen. Polyarc zeigt damit eindrucksvoll, wie man die isometrische Ansicht perfekt für VR nutzen kann und man kann nur hoffen, dass weitere Adventures wie dieses folgen werden. Oder stellt euch mal andere Genre damit vor. Sicher würde sich auch ein neues Diablo, Command and Conquer oder Syndicate hervorragend in die virtuelle Realität übertragen lassen, um neue Sichtweisen für neue spielerische Ideen zu ermöglichen.
FAZIT:
Ich habe die kleine Mäuseheldin Quill sofort in mein Herz geschlossen, als sie das erste Mal ins Bild gestolpert ist. Dies liegt vor allem an den wundervollen Animationen und hübschen Levels, welche zum Entdecken einladen. Zum Glück haben die Leute von Polyarc neben der tollen Präsentation nicht das Spiel um die Grafik herum vergessen und liefen ganz nebenbei ein tolles Adventure ab. Die Steuerung geht flüssig von der Hand, die Rätsel sind logisch und die Kämpfe nicht aufgezwungen. Leider muss sich “Moss” aber auch etwas Kritik gefallen lassen. Für solch ein liebevolles Spiel und einen Preis von 30€ liegt die Kritik nicht mal an der relativ kurzen Spieldauer, sondern eher beim Schwierigkeitsgrad. “Moss” ist leicht, viel zu leicht! Die Schieberätsel sind nicht sonderlich anspruchsvoll, die Sprungpassagen fast im Schlaf zu überwinden und auch die Kämpfe sorgen nicht gerade für schwitzige Hände. Dies sind auch die einzigen Gründe, warum der Titel von uns keinen Award erhält. Für PSVR Besitzer dennoch ein Muss! Immerhin dürfte damit die “man darf nicht sterben” Trophäe für viele in diesem Spiel machbar sein. Ich persönlich hoffe, dass sich der Titel hervorragend verkaufen und es bald einen Nachfolger geben wird, denn es gibt noch viel zu erzählen...
[ Review verfasst von Shagy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro mit PlayStation VR und einem 1080p TV ]
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