Ihr seid Besitzer einer alten Lizenz und möchtet sie gerne zum Leben erwecken? Dann solltet ihr mal bei Bluepoint Games anrufen, die wohl die besten Remakes in der Branche machen. Ihr Können haben sie schon mit der Uncharted: The Nathan Drake Collection unter Beweis gestellt und so musste Sony wohl nicht lange überlegen, als sie ein Remake des PS2-Klassikers Shadow of the Colossus geplant haben. Wie das Remake gelungen ist und ob das Spiel auch noch heute begeistern kann, klären wir in unserem Review.
Am Rand der Welt
Eine alte Legende besagt, dass es am Rand der Welt einen mystischen Ort geben soll, in dem die Toten wiederbelebt werden können. Genau der richtige Ort für euch, denn als einsamer Held möchtet ihr eine junge Frau wiederbeleben. Das Spiel beginnt mit der Ankunft an jenem Ort und sogleich begrüßt euch eine allmächtige Stimme. In der Tat können die Toten hier wiederbelebt werden, doch dafür möchte die Stimme auch eine Gegenleistung. Ihr müsst nämlich 16 Kolosse besiegen, die diesen mysteriösen Ort heimsuchen. Schafft ihr die Herausforderung, wird die Frau wiederbelebt. Kann doch eigentlich nicht so schwer sein, oder?
Allein, allein...
Bei eurer Aufgabe werdet ihr nur von eurem treuen Pferd Agro unterstützt, welches euch schnell von A nach B bringen wird. Denn um zu den einzelnen Kolossen zu gelangen, müssen zum Teil große Distanzen in einem weiten, offenen Gebiet zurückgelegt werden. Zur Orientierung gibt es nur eine Karte und euer Schwert, welches bei Sonnenlicht den Weg weist. Andere Menschen oder Kreaturen sucht man bis auf ein paar Vögel und Echsen vergeblich. Denn all das würde nur von den Kolossen ablenken, die natürlich Dreh- und Angelpunkt des Spiels sind.
David gegen Goliath
Jedes Mal startet man vom Tempel aus, bahnt sich seinen Weg zum Koloss und dann geht’s rund. Die Kolosse sind mal riesig, mal kleiner und jeder benötigt eine andere Taktik. Meist muss man aber an ihnen hinaufklettern und ihre Schwachpunkte mit dem Schwert bearbeiten, um sie letztlich zu bezwingen. Natürlich leisten die Kolosse Widerstand und wollen euch herunterschütteln, aber glücklicherweise ist der Held recht grifffest. Jedoch gibt es eine Ausdauerleiste, die man gut im Auge behalten sollte, da man sonst herunterfällt. Jeder Koloss hat hierbei einen bestimmten Twist und sobald man diesen kennt, ist der Kampf schon so gut wie gelaufen. Bis auf 1-2 Kolosse gibt es keine größeren Herausforderungen und in wenigen Minuten sind die Kolosse erledigt. Die größte Herausforderung ist hier jedoch die Steuerung bzw. die Kamera. Erstere ist typisch für Team ICO Spiele sehr hakelig und umständlich und die Kamera hat oft Probleme die riesigen Kolosse entsprechend einzufangen. Teilweise kämpft man mehr mit der Kamera als mit dem Koloss. Da hilft auch eine “moderne” Steuerung nicht, die letztlich nur die Tastenbelegung ändert. Nach dem Durchspielen gibt es noch einen New Game+ Modus, sowie die Möglichkeit die Kolosse mit einem Timer zu besiegen, um sich mit anderen zu vergleichen.
Das war mal ein PS2 Spiel?
Technisch hat sich Bluepoint Games nicht lumpen lassen. Kein Pixel wurde in Ruhe gelassen und das Spiel ist kaum wiederzuerkennen. Man hat zum Beispiel HDR-Effekte, deutlich höher aufgelöste Texturen, überarbeitete 3D-Modelle und insbesondere erstmals eine stabile Framerate. Selbst die PS3 hatte ihre Probleme und jetzt gibt es sogar einen 60 FPS Modus. Dieser schraubt die Details etwas herunter, erlaubt Tearing und garantiert dafür die höhere Bildrate. Alternativ kann man aber auch das bestmögliche Bild haben und “nur” 30FPS, was immer noch bestens spielbar ist. Soundtechnisch gibt es nichts zu meckern und so gibt es weiterhin den altbekannten Soundtrack. Dieser ist auf dem Weg zu den Kolossen sehr zurückhaltend und unterstreicht die Kämpfe dann kraftvoll mit epischer Musik.
FAZIT:
Technisch gibt es an Shadow of the Colossus nichts auszusetzen. Das hier ist definitiv die bislang mit Abstand beste Version des Spiels und sieht einfach toll aus. So ist das Spiel gleich noch stimmungsvoller und dank Fotomodus kann man die Momente auch entsprechend einfangen. Aber begeistert das Spiel noch so wie zur PS2-Zeit? Nein, denn dafür hat sich in den letzten Jahren zu viel getan. Damals beeindruckten noch die Dimensionen der Kolosse und waren etwas Unvorstellbares. Heute sieht es anders aus und insbesondere die hakelige Steuerung und die grauenhafte Kamera sind nicht mehr zeitgemäß. Zudem sind die meisten Kolosse auch innerhalb weniger Minuten erledigt. Hat man mal erkannt, wie der Koloss zu erklimmen ist, ist der Kampf auch schon fast vorbei. Es gibt quasi keine Überraschungen und so ist man nach ca. 4 Stunden problemlos durch. Wer das Original kennt, sollte einen Blick riskieren, sich aber nicht zu sehr vom Hype blenden lassen, da man sonst enttäuscht wird. Die Zeit ist eben nicht stehen geblieben.
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