"Free2Play" und "Early Access" sind zwei Schlagworte, welche sich seit längerem durch die Spieleindustrie geistern. Beides sind Worte die ein leidenschaftlicher Gamer nicht hören will, auch nicht aus dem Mund von Epic Games! Schon lange arbeiten diese an ihrem F2P-Titel Fortnite, doch ist nicht klar wie das Endprodukt aussehen soll. Zu diesem Zweck wurde nun ein 60€ teures Early Access Programm gestartet. Stellt sich also nun die Frage ob man als Spieler abgezockt wird oder ob man doch ein vollwertiges Spiel bekommt!
Ein Sturm zieht auf!
Wer sich das Spiel kauft, bekommt exklusiven Zugang zur Handlung und auch noch ein paar andere Extras. Die Geschichte ist schnell erzählt und dient als Grundgerüst für das Gameplay. Das Spiel beginnt mit einem schönen, animierten Intro und der Erkenntnis, dass ein Sturm die Menschheit heimgesucht hat. Ein Großteil der Bevölkerung wurde in seelenlose Zombies, in diesen Fall Hüllen, verwandelt. Von nun an ist es eure Aufgabe den Sturm zu bekämpfen und möglichst viele Menschen zu retten. Um diese wichtige Aufgabe zu erfüllen, dürft ihr die Spielekarte nach verschiedenen Missionszielen abgrasen, um bestimmte Strukturen zu schützen oder eine gewisse Anzahl von Menschen zu retten. Je weiter man in der Geschichte vordringt, desto komplexer werden die Aufgaben, doch im Kern bleibt das Prinzip immer gleich. Dass bisschen Handlung was da ist, wurde auch ordentlich vertont.
Ich bau mir ein Fort
2011 wurde das Spiel offiziell vorgestellt, war aber davor schon Jahre in Entwicklung. Das Konzept des Spieles war einfach, "Minecraft trifft auf Left4Dead", doch die Umsetzung langwierig. Lange hat es gedauert, bis man die richtige Kombination gefunden hat. Der Spielbeginn ist klassisch für jedes Coop-Spiel. Man findet sich in einer vierer Gruppe auf einer vordefinierten Landschaft. Nun ist es an der Zeit die Spitzhacke auszugraben. Den Hauptteil der Mission wird man mit Ressourcen sammeln verbringen, denn alles was man benötigt muss man sich zusammenbauen. Ob Gewehr, Falle oder Wand alles verschlingt Rohstoffe. Essenziell wird dies in der finalen Phase der Mission. Zusammen mit den anderen Spielern muss man ein Fort errichten und das Missionsobjekt vor einer Welle von Hüllen beschützen. Damit es bis zur letzten Phase unterhaltsam bleibt und das Ressourcen sammeln nicht zu einem monotonen Ablauf verkommt, gibt es kleinere Missionsziele. Hier ein Monsterlager säubern, da einen Überlebenden retten oder auch mal BlueGlo (die wichtigste Energiequelle) fördern. Viele dieser Kleinaufträge kann man alleine bewältigen, doch wenn es schon mal zu einem Drohnenabsturz kommt, sollte das Team parat stehen. Zur Bewältigung dieser Aufgaben steht ein ordentliches Arsenal an Waffen zu Verfügung. Wer den richtigen Bauplan hat, kann so immer wieder sein treues Maschinengewehr schmieden oder seine Lieblingsfalle erschaffen. Man sollte stets beachten, dass sich alles in Fortnite abnutzt und der regelmäßige Waffenwechsel dazugehört. Auch auf Fallen sollte man nicht verzichten, denn diese sind in der finalen Phase wichtig. Das Spiel sendet bewusst eine Überzahl von Gegnern und diese aus allen Richtungen. Wer schlau seine Fallen platziert, kann schon mal eine Flanke länger ungedeckt lassen. In der Regel verbringt man 20-40 Minuten in der Spielwelt und am Ende wird abgerechnet. Alle Aktionen im Spiel werden belohnt und am Ende zusammengezählt und man erhält eine Schatzkiste mit Belohnungen und Erfahrungspunkte.
Gutes Gameplay ist das A und O
Fortnite wird zwar nie ganz den F2P Charakter los, aber was Gameplay und Steuerung betrifft, lässt es die Konkurrenz weit hinter sich. Man merkt einfach das Epic Games die Spezialisten für Shooter sind. Die Steuerung der Figuren geht leicht von der Hand. Jede Klasse hat seine Eigenheiten und intuitiv setzt man diese im Kampf ein. Alle Tasten sind perfekt belegt und erfordern keine große Umstellung. Selbst das Bau-Menü wurde so angelegt, dass man intuitiv bauen kann. Wände sind auf ein 3x3 Feld ausgelegt, Böden und Dächer ein 2x2. Man platziert diese Objekte einfach auf dem Raster und kann sie leicht ändern, um eine Tür, Fenster oder halb hohe Mauer zu schaffen. Dazu gibt es noch ein paar Sonderlösungen welche man im Laufe der Missionen lernt. Auch das Inventar wurde so gestaltet, dass man schnell notwendige Waffen und Fallen erzeugen kann. Das Spiel listet die notwenigen Ressourcen auf und auf Knopfdruck wird es hergestellt. All dies läuft sogar bei den hitzigsten Gefechten bestens, ohne dass man an Spielgeschwindigkeit verliert. Was Waffen betrifft, erfordern diese auch keine große Einarbeitungszeit. Auf den ersten Blick erkennt man mit welcher Art man es zu tun hat und wie sich diese verhalten wird. Egal ob mächtiger Revolver oder Energie Gewehr, drückt man den Abzug, hat man ein zufriedenes Gefühl, wenn die Hüllen vor einem fallen. Nur die Nahkampf Waffe ist etwas eigen. Diese hat zwei Angriffe, welche wenig Wirkung zeigen. Sie ist vor allem für Notfälle gedacht, wenn keine Munition hergestellt werden kann.
Menüs, Menüs und noch mehr Menüs
Wer Fortnite das erste Mal startet wird von einer Vielzahl von Menüs erschlagen. Wähle deinen Helden, wähle eine Mission, teile Verteidiger zu, teile deine Unterstützer zu, erhöhe das Waffenlevel usw. Die Optionen sind mannigfaltig und schlecht erklärt. Um das Menü Konzept am leichtesten zu begreifen, stelle man sich eine Level-Up-Spirale vor. Egal was man vom Spiel erhält, ob Verteidiger, Überlebende, Waffen oder Helden, alle wollen aufgelevelt werden. Nur wer hier regelmäßig Erfahrungspunkte investiert, schaltet gewisse Bonuseigenschaften frei. Im Fall von Überlebenden gibt es mehr Bonuspunkte, wenn man der Gruppe den richtigen Anführer zuweist und bei gleichen Eigenschaften bekommt man mehr Schild, Leben oder Schaden. Helden schalten auf gewissen Level besondere Fähigkeiten und Boni frei. Verteidiger hingegen Boni, welchen dem Helden wieder zugutekommen. Waffen und Fallen bekommen so Elementschäden, mehr Haltbarkeit usw. Natürlich steigen nicht nur die Einheiten, sondern auch die Basis. Mit jeder erfüllten Mission gibt es Erfahrungspunkte welche im Fähigkeitsbaum investiert werden können. Hier schaltet man höhere Waffenlevel, Gadgets, Platzbedarf usw. frei. Daneben gibt es noch Forschungspunkte welche stündlich gesammelt werden um Attribute zu erhöhen. Wer jetzt noch nicht den Überblick verloren hat, der kann sich noch mit dem Sammelalbum beschäftigen und überlegen, ob man Skizzen hier einträgt oder lieber zerlegt um wertvolle Erfahrungspunkte und Level-Up Items zu erhalten. Natürlich ist dies nicht nur auf Waffen beschränkt, sondern auch auf Fallen, Helden, Verteidiger und Überlebenden. Oder man levelt doch lieber das Sammelbuch auf um mehr Bonus Items freizuschalten. Immer noch nicht den Überblick verloren? Sehr gut, denn Besser wird es auch im Spiel nicht erklärt. Trotz allem ist diese Spirale sehr motivierend und nach ein paar Stunden Spielzeit macht es klick und alles ergibt Sinn!
Events
Um den Spieler bei der Laune zu halten, gibt es neben der Handlung auch immer zeitlich begrenzte Spezial-Events. Das erste war eine klassische Überlebens-Herausforderung. Man musste eine gewisse Zeit den Sturm überstehen. Am Ende der Tage winkten spezielle Waffen und Helden. Zusätzlich eine neue Währung, welche den Kauf von Event Loot Boxen ermöglicht. Bei Spielern kam dieses Event nicht gut an. Die Belohnungen waren zu klein und für die schwerste Herausforderung musste man schon 4 Stunden einrechnen. Auch beim zweiten Event gab es diesbezüglich keine Verbesserung. Statt nur zu überleben, musste man seinen Energiekern beschützen. Vorab baute man seine Basis, kämpfte und beschütze diese mit seinen Mitstreitern. Wobei nach jeder Runde eine andere Basis angegriffen wurde. Auch hier standen die Belohnungen in keiner Relation zur Spielzeit. Derzeit ist das Halloween Event im Gange und man hat aus den Fehlern gelernt. Der Aufbau ist an den bekannten Handlungsmissionen ähnlich, nur jagt man nun einen Vampir Grafen. Zwar gibt es hier und da furchtbare Fetch-Quests, doch die Belohnung entschädigt dafür. In der Community hofft man bereits auf mehr solcher Events!
Unreal Engine 4?
Auf den ersten Blick kaum zu glauben, aber Fortnite läuft auf Epics Vorzeige Engine. Das Cartoon Design trügt hier sehr den Eindruck. Das Design ist gut durchdacht und zieht sich durch das komplette Spiel. Während die Umgebungen sehr unterschiedlich gestaltet sind, ist dies bei den Gegnern nicht der Fall. Man trifft immer und immer wieder auf dieselben Typen. Mehr Variation wäre hier nicht schlecht gewesen. Ansonsten wirkt die Welt wirklich wie aus einem Guss, nichts wirkt fremd oder deplatziert. Der Vorteil des Designs ist die leichte Darstellung, wenn man Gebäude oder Objekte zerstört. Technisch bringt es keine Vorteile. Zwar hat man eine Auflösung von 1080p, doch musste man sich auf 30fps begrenzen. Selbst mit der Pro bekommt man kein besseres Ergebnis, nur eine bessere Bildrate. Somit ist mit dem ein andere anderen Frame-Drop zu rechnen. Akustisch bleibt das Spiel auch Mittelmaß. Die Hintergrund Musik hält sich sehr in Grenzen und plätschert dahin. Ohrwürmer sind hier nicht zu finden, nur fette und zufriedene Waffengeräusche. Zumindest bei der Vertonung hat man sich Mühe gegeben. Hier findet man wirklich einige bekannte Sprecher aus der Branche. Was Online Funktion betrifft gibt es nichts zu meckern, sofern eine Verbindung klappt. Zur Zeit quälen das Spiel Probleme beim Login und zahlreiche Server Wartungen. Da es nur online läuft, muss man warten bis die Probleme behoben wurden. Ist man aber einmal eingeloggt, erfreut man sich an der schnellen Spielersuche. Während der Mission gibt es keine Lags, nur eine Ladepause wenn jemand mitten im Spiel einsteigt. Ist einmal die Gruppe voll, läuft alles Stabil.
Early Access oder doch F2P
Man hat wohl lange überlegt ob und wie man ein F2P Model umsetzen kann. Schlussendlich hat man keine Lösung gefunden und wirft es vorab als "Early Access" auf den Markt. Ob überteuert oder nicht ist eine andere Diskussion, doch bekommt man bereits beim Starterpaket ein funktionierendes Spiel und genügend Extras, sodass man in den ersten Stunden auf keine frustrierende Pay-Wall treffen wird. So gibt es eine zeitlang gratis Lootboxen welche Waffen, Helden und Exp enthalten. Auch wer der Handlung folgt, wird regelmäßig mit Helden und Waffen versorgt. Schlussendlich gibt es jeden Tag einen kleinen Log-In Bonus und eine Tagesherausforderung. Hier verdient man sich Credits um Spezial-Lamas zu erhalten. Hier kommt das F2P-Element ins Spiel. Wer gerne weitere Helden und Waffen will, muss in diese Loot-Lamas investieren und dafür benötigt man Credits, welche man für ein paar Euros kaufen kann. Fairerweise muss man sagen, dass man im Gegensatz zur Konkurrenz immer angegeben wird was die Loot Box enthält. Zurzeit ist man sehr großzügig was den Erhalt von Credits und Loot-Boxen betrifft, doch das Damoklesschwert pendelt bereits darüber. Immer wieder wird betont, dass man 2018 in die F2P Phase wechseln will, doch irgendwie ist das Konzept noch nicht ganz durchdacht. Wer brav alle Events absolviert und hier und da eine Tagesherausforderung macht, wird ziemlich weit kommen bevor man auf die Pay-Wall trifft. Sollte sich etwas gravierend bei der Belohnungsgestaltung ändern, wird man die derzeitigen Spieler verlieren. Dies ist wohl auch Epic bewusst und so hält man sich dies bezüglich mehr als bedeckt.
Battle Royal
Der neueste Hype im Internet ist Battle Royal. Ein Modus in dem man gegen 99 andere Spieler antritt und hoffentlich siegreich vom Schlachtfeld zieht. Wer schon mal Hunger Games gesehen hat oder Battle Royal (siehe Review) wird das Spielprinzip schnell verstehen. Zwar handelt es sich hier um einen eigenen Modus, doch baut dieser auf Fortnite auf und enthält dieselben Waffen und Helden. Bei Spielbeginn wird man aus einem fliegenden Bus geworfen und streift durch die Landschaft auf der Suche nach Waffen und Munition. Alle paar Minuten wird der Bewegungskreis eingeschränkt und treibt die Spielerhorde zusammen. Jetzt sind schnelle Reflexe und Taktik sind gefragt um den Gegner auszuschalten bevor es einen selber erwischt. Schlussendlich bleibt man hoffentlich als einziger am Leben und darf sich über seinen Sieg freuen. Von der Konkurrenz hebt man sich ab, in dem man sich auf die eigenen Stärken besinnt. Das Spiel ist wesentlich schneller, wodurch Runden kürzer dauern. Auch kann man Fallen und seine Bauoptionen einsetzen, die oft schon Sieg oder Niederlage bedeuteten. Zusätzlich darf man im Duo oder auch in einer vierer Gruppe kämpfen. Dieser Modus ist mittlerweile für alle gratis zugänglich und neue Charaktere kann man sich mit Credits erkaufen. Technisch läuft er absolut sauber und lässt auch hier die Konkurrenz hinter sich. Der einzige Nachteil ist, dass dieses Spiel vom Unreal Tournament Online Team entwickelt wurde. Man hat bei Unreal Tournament alle Arbeiten eingestellt und konzentriert sich voll auf Battle Royal.
FAZIT:
Ich bin auf Fortnite nur gestoßen, weil ich auf der Suche nach einem schnellen und unkomplizierten Spiel war. Die 20 bis 30 Minuten Rundenzeit waren sehr verlockend und ich neige nicht dazu, in die üblichen F2P-Fallen zu tappen, somit gab ich dem Spiel eine Chance. Mittlerweile logge ich täglich ein, um einen Bonus zu kassieren, bin auf Level 30 und hab zahlreiche Waffen und Helden. Die Suchtspirale von Fortnite hat mich voll erwischt und das schöne dabei ist, bis auf das Starterpaket wurde kein einziger Cent investiert. Die generelle Struktur ist sehr gönnerhaft zu den Spielern und es hilft, dass es technisch einwandfrei läuft. Ein Spiel zu finden funktioniert jederzeit (sofern nicht die Server gewartet werden) und das generelle Gameplay ist sehr zufriedenstellend. Ich muss aber gestehen, dass meine Ansprüche sehr gering sind. Es nervt, dass man in den ersten 15 Minuten durch die Karte läuft nur um Ressourcen abzubauen und BlueGlo zu finden. Lustig wird es erst in der Fort-Phase, wenn man mit anderen Mitspielern an der Verteidigung arbeitet. Zwar läuft dies auch immer gleich ab, aber der konstante Gegnerschwall lässt kaum Zeit zum Denken. Hier schnell das Fort ausgebessert, noch eine bessere Waffe gebastelt und kümmert sich überhaupt jemand um den dämlichen Hüllenwerfer? Schon sind wieder 10 Minuten um und die Runde ist vorbei. So belanglos wie es scheint, kippt man doch in dieses Spiel. Die erhaltenen Erfahrungspunkte werden gleich in Unterstützer, Waffen und Helden investiert. Es ist eine kleine Wissenschaft hier die optimale Kombination zu finden und diese beschäftigt auch wieder 10 Minuten. Das Spiel hat eine sehr interessante Suchtspirale geschaffen. Es hilft auch, dass man dank den Events und Battle Royal aus der Handlung ausbrechen kann. Man muss sich schon etwas motivieren die immer gleichen Missionen zu bewältigen. Zudem sollte man etwas überlegter vorgehen, wenn man nicht auf die Pay-Wall treffen will. Es schadet nicht, sich auf einen Helden und Waffe zu fixieren und nicht unüberlegt seine Ressourcen zu verteilen. Epic Games hat viel Zeit und Energie in dieses Spiel investiert und es scheint nicht, als würde man es aufgeben wollen. Das Spiel hat zahlreiche Verbesserungen erfahren und man nimmt die Community ernst. Auch der Erfolg von Battle Royale zeigt ihnen, dass sie auf den richtigen Weg sind. Mit dem Umstieg zu F2P wird es sich zeigen ob sie ihr Publikum halten können. Warframe hat bewiesen, dass sich ein Communtiy freundliches F2P System für Entwickler und Spieler gleichermaßen lohnt. Wer sich von den ganzen Menüs und dem F2P Gedanken nicht abschrecken lässt, kann dem Spiel eine Chance geben. Der Coop funktioniert und das Gameplay passt! Somit, bekämpfen wir gemeinsam den Sturm!
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