Man nehme Bestandteile des MOBA-Genres, dazu eine Prise Open World und füge den platten Humor der „Saints Row“ Reihe dazu und schon haben wir unser neuestes Actionspiel-Süppchen namens „Agents of Mayhem“. Dumm nur, wenn der Eintopf dann doch nicht so toll schmeckt und das Spiel nicht so richtig weiß, was es denn nun eigentlich sein will, frei nach dem Motto: Weder Fisch noch Fleisch!
Saints Row 3 DLC Episode 3
Das Spieluniversum ist klar mit der „Saints Row“ Serie verbunden. Nach den Ereignissen des teuflischen Spin-Ofs „Gat out of Hell“ tritt eine neue Macht in Erscheinung: Legion – eine nahezu perfekte Verbeugung vor Saturday-Morning Cartoon Schergen aus den Achtzigern. Die Bösewichte rund um Dr. Babylon und einem mysteriösen Morningstar unschädlich zu machen, ist die Aufgabe von Mayhem, einer globalen Eingreiftruppe, geleitet von der ebenfalls teuflischen Persephone. Die Handlung ist in Seoul (Süd-Korea) angesiedelt, was zumindest die Spielwelt betreffend, einen frischen und vor allem bunten Wind in das normale 08/15 „typische US Großstädte Ambiente“ bringt.
MOBAAAAAAAAAAAAAAAA
„Agents of Mayhem“ ist ein Einzelspieler Titel. Es gibt zwar eine integrierte Onlinekomponente, die beschränkt sich jedoch nur auf tägl. Aufgaben der Marke „Töte mit Charakter X so und so viele Gegner des Typs Y“. Ein kooperativer Spielmodus fehlt jedoch. Aber gerade das hätte hier wie die Faust aufs Auge gepasst. Warum? Nun, man steuert zwar nur eine Figur, kann aber per Knopfdruck jeder Zeit zu den anderen beiden Teammitgliedern wechseln. Doch wieso sollte man das denn tun? Eigentlich nur, wenn mal wieder die Lebensenergie dahin ist, oder ein Recke im Kampf gefallen ist. Jeder Agent verfügt über unterschiedliche Werte, Waffen und Spezialfähigkeiten, doch letzten Endes kann man das Spiel quasi mit seinem Lieblingshelden alleine durchspielen. Denn im Grunde spielt es keine Rolle, ob man Tank oder einen schnellen Späher wählt. Die Vor- und Nachteile gleichen sich so ziemlich aus und einen wirklichen Über-Charakter gibt es auch nicht.
Mein Actionheld/in
Das gute Dutzend Agenten im Spiel unterscheidet sich also in den Gameplayeigenschaften und dem Äußeren voneinander. Zum Beispiel ist Red Card der Inbegriff eines deutschen Fußballhooligans und sein Geschreie (Rüdesheim, Rüdesheim – habt ihr den Wortwitz entdeckt?) passt gut hervorragend dazu. Scheherazade ist dagegen eine geheimnisvoller Ninja aus dem Mittleren Osten, die für blitzschnelle Nahkampfattacken verantwortlich ist. Dann gibt es noch die taffe Daisy, ein knallhartes Rollergirl mit fetter Wumme. Oder das „Gesicht von Mayhem“, Hollywood, ein ehemaliger Action TV-Star. Jede Figur bringt seine eigene Hintergrundgeschichte mit, über die man in Einzelepisoden mehr erfährt. Überhaupt ist das Ganze Missionskonstrukt in ein TV-Serienformat gebettet inkl. Großem Finale, das am Ende jedoch einige Fragen offenlässt.
Tote Spielwelt
Wie bereits erwähnt, ist das futuristische Seoul eine gute Alternative zu den USA, aber ein wenig mehr Lebhaftigkeit hätte man der Metropole dann doch gewünscht. So gibt es zwar Nebenaufgaben wie Bombenfahrten, Hindernisläufe und das Einnehmen von Basen, riesige Golems fertigmachen und noch einiges mehr, aber diese Sachen wiederholen sich ständig und werden aufgrund der actionlastigen Art schnell eintönig. Das Legion nicht schläft und sich das verlorene Terrain zurückholt, dürfte auch kein Ansporn zum erneuten Spielen sein. Die Loot-Truhen, die man als Belohnung erhält, oder aber in der Stadt findet sorgen immerhin für die eine oder andere Überraschung. Denn so bekommt man in regelmäßigen Abständen neue Skills, neue Items oder Skins präsentiert. Die Dunkle-Materie-Splitter braucht man dagegen zum Aufleveln der Agenten, vor allem für den Superagenten Status (Stufe 10 bis 20). Damit man nicht zu stark wird, gibt es fast ein Dutzend Schwierigkeitsgrade, die der Action die passende Würze verleihen. Aber das im Hintergrund dieser automatisch angepasst wird, ist dann doch ein wenig frech. Startet man eine Mission beispielsweise mit Stufe 4, kann es sein (wenn man zu gut war), dass bei der nächsten Aufgabe Stufe 7 voreingestellt ist. Ändern kann man das nämlich nur umständlich in der Arche, der fliegenden Operationsbasis von Mayhem. Hier tauscht man seine Crew aus, wechselt die Skins (ein paar nette Anspielungen auf andere Marken sind auch dabei) und kauft Ausrüstungsgegenstände.
„Agents of maybe later“
Der bunte Comicstil mit Cel-Shading Anleihen sieht auf Standbildern ganz gut aus und hebt sich von den anderen Open World Spielen somit auch positiv ab. Die Zwischensequenzen im Zeichentrickstil passen ebenso gut zum gewollten Cartoon-Erlebnis, hätten aber auch durchgehend eingesetzt werden sollen. So wird man öfters auch mit schnöden Standbildern begrüßt, was dann doch ein wenig billig und an der falschen Stelle gespart wirkt. Problematischer ist jedoch die Framerate. Die ist nämlich, wie soll ich es vorsichtig formulieren, nicht sonderlich gut und schwankt extrem. Vor allem, wenn die Post aus dem Bildschirm abgeht (also fast immer), dann ist präzises Lenken eines Agenten nahezu unmöglich. Gut, die Zielerfassung nimmt es sportlich, doch störend wirkt die Ruckelorgie trotzdem. Vor allem, weil man sich fragt: Bei dieser Grafik kommt das Spiel ins Stottern? Die PS4 Pro schafft dabei übrigens keine Abhilfe. Hier läuft der Titel zwar in einer höheren Auflösung, aber die Framerate ist gleich miserabel geblieben. Bevor ich es noch vergesse: Es werden die (Achtung Sarkasmus) supertollen Ragdoll Physik-Effekte verwendet. Vor allem im Verkehr, der übrigens keinerlei Rücksicht auf den Spieler nimmt, wirkt das Gerüst veraltet und auch nicht sonderlich komisch. Musikalisch hält sich der Titel dagegen größtenteils zurück, es gibt ein nettes „Agents of Mayhem“ Jingle und wenn man mit dem Auto fährt, auch ein paar Radiostücke, aber ansonsten kann man es nicht mit „GTA“ und Co. Vergleichen - sprich es gibt keine Radiostationen. Die englische Sprachausgabe kann als gelungen gewertet werden, aber da viel gequasselt wird, bekommt man meistens durch schlecht lesbare Untertitel eh nicht viel von den „witzigen“ Dialogen mit. Und ja, der Humor ist natürlich Geschmackssache, mir hat er jedoch nicht sonderlich gefallen, weil oftmals zu platt.
FAZIT:
Die Idee hinter „Agents of Mayhem“ ist im Grunde gar nicht mal schlecht. Man steuert mehrere Geheimagenten und bekämpft in einer offenen Spielwelt böse Comiccharaktere. Aber die Entwickler haben es verschlafen, dem Ganzen auch den nötigen Pep zu verleihen und damit meine ich nicht den „muss man mögen“ Humor der „Saints Row“ Reihe. Das ganze Spiel schreit nach einem kooperativen Spielmodus. Doch genau diesen gibt es nicht. Dafür viele andere Elemente, die man sonst nur in Multiplayerspielen findet. Das könnte man ja noch geflissentlichen ignorieren, wenn es nicht auch noch die zahlreichen technischen Probleme gäbe. „Agents of Mayhem“ sieht bestenfalls wie ein mäßiges PS3 Spiel aus und läuft dafür noch nicht mal sonderlich gut. Deswegen: Sorry liebe Entwickler, aber ihr habt hier jegliches Potential verschenkt. „Agents of maybe later“ in der Tat…
[ Review verfasst von .ram ]
[ Gespielt auf einer PlayStation 4 & PlayStation 4 Pro auf einem 1080p TV ]
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