Früher spielte ich gerne „Sim City 2000“, „Die Siedler“ und „Anno 1602“ auf dem PC. Das Genre der Städtebausimulationen ist nämlich spannend, fordernd und kommt mehr oder minder ohne Gewalt aus. Doch auf der PlayStation gibt es kaum solche Spiele, die waren und sind vornehmlich auf dem ollen Rechenknecht vorzufinden. Während sich die großen Publisher also schwertun, solche Genres wiederzuentdecken., schaffen findige Indie-Entwickler Abhilfe: „Aven Colony“ ist quasi eine Städtebausimulation – nur eben im Weltraum und mit Sci-Fi Anleihen. Am Meisten erinnert der grundlegende Aufbau an die „Tropico“-Reihe. Wie sich das Spiel letztendlich im Härtetest schlägt, erfahrt ihr im Review.
Welcome to my new home
Der Planet Aven Prime ist der Erde ziemlich ähnlich. Es gibt Wüsten, Tundren und sogar einen Dschungel. Auch gibt es Witterungseinflüsse, schwere Splitterstürme und parasitäre Sporen. Okay. Letzteres existiert auf der Erde nicht, genauso wenig wie säurespritzende Riesenwürmer. Aber was soll‘s, sonst wäre ja die Besiedelung eines neuen Planeten auch langweilig. Doch bevor wir starten können, muss man zwei knappe Turtorials überstehen, die einem die Grundlagen (und nicht mehr) beibringen. Optional hätte ich mir auch noch ein Nachschlagewerk gewünscht, dass die diversen Systeme besser beschreibt und dass man bei spezifischen Problemen zu Rate ziehen könnte.
Womit geht es also los? Entweder man spielt im Sandbox Modus, wo man die Vorrausetzungen selbst festlegen kann, aber auch auf die Missionskarten beschränkt ist, oder man versucht sich an den neun richtigen Szenarien. Hier gibt es vorgegebene Start- und Siegbedingungen und eine Hintergrundgeschichte (über Alien-Technologie), welche die einzelnen Szenarien miteinander verbindet. Diverse Schwierigkeitsgrade stehen auch noch zur Verfügung, so dass man sich eigentlich nicht beschweren kann.
Die Kolonisierung beginnt mit einer Landungskapsel, dann geht es weiter mit der Stromerzeugung, Wasserversorgung und der Luftqualität. Gleichzeitig müssen jedoch auch Ressourcen abgebaut werden, um Naniten zu produzieren, was der Währung im Spiel entspricht. Nur damit kann man wiederum neue Gebäude errichten oder Baufällige reparieren. Weiterhin sollte man natürlich für ausreichend Nahrung sorgen, Weltraumhäfen bauen, damit neue Kolonisten landen können, Wohnhäuser hochziehen usw. Aber auch die Versorgung der Bevölkerung mit medizinischen Einrichtungen, Polizeidrohnen und Vergnügungseinrichtungen ist wichtig. Kranke Kolonisten helfen niemanden, Unzufriedene auch nicht. Zudem muss man die Kolonie früher oder später gegen Umweltgefahren schützen. Blitzabwehrtürme schirmen die Kolonie zum Beispiel ab und füllen Energiespeicher, Plasmageschosse wehren Sporen ab und Schrubberdrohnen können Gebäude dekontaminieren.
Diverse Overlays helfen übrigens dabei, Schwachstellen im Blick zu behalten, genauso wie das umfangreiche Benachrichtigungssystem. In den Szenarien stellen zudem Verwaltungsmitarbeiter immer wieder neue Aufgaben, so dass man nicht kopflos seine Kolonie managen muss. Die Steueung ist dabei gut gelöst. Die R1/L1 Tasten dienen zum Zoomen der Kamera, R2 öffnet das im Kreis angeordnete Bau-Menü, L2 öffnet dagegen die Koloniesteuerung, worüber man diverse Untermenüs öffnen kann und eine Vielzahl von Statistiken aufrufen darf. Über die Dreiecks-Taste öffnet man dagegen das Benachrichtigungsmenü und kann darüber auch direkt zu den Problemen springen. Wichtig sind ebenfalls die Tasten des Digi-Kreuzes, über die man unter anderem die Zeit schneller ablaufen lassen kann. Am Ende ist eine ausgeklügelte Balance das A und O bei einer funktionierenden Kolonie.
Fallstricke
Während es anfangs jedoch noch recht gemächlich zugeht, steigt das Stresslevel mit zunehmender Größe der Kolonie. Es kann zu Streiks in der Bevölkerung kommen, Gebäude zerfallen und das Managen der Erkundungsschiffe ist alles andere als intuitiv. Aber auch andere Probleme beeinträchtigen den Spaßfaktor. Zum einen nimmt das Micro-Management bei großen Kolonien schlichtweg überhand. Da helfen auch die Benachrichtigungen nicht mehr. Es nervt nur noch, die Gebäude immer wieder per Hand zu reparieren, da sie augenscheinlich im Minutentakt kaputtgehen. Zum anderen finde ich, es ist nicht ganz klar, wie man den wichtigen Bewertungspunkt der Moral großflächig anheben kann und die verschiedenen Übersichtsmenüs helfen da, wie auch das knappe Tutorial, kaum. Das größte Problem ist aber in meinen Augen, der minimalistische Handel mit den anderen Kolonien bzw. dem Mutterschiff. Man kann zwar Handeln, wenn es die Missionen hergeben und fordern, ansonsten bleibt man aber auf seinen überschüssigen Produkten sitzen oder baut Dutzende von Lagerhäusern. Die kosten jedoch auch wiederrum Strom und Luftqualität. Vor allem an diesem Punkt kann man in späteren Szenarien schnell scheitern.
Nette Optik
Grafisch baut der Titel auf der Unreal Engine 4 auf. Also hat man schon einmal ein leistungsstarkes Grundgerüst. Das nette Sci-Fi Ambiente mit schönen (unterschiedlichen) Landschaften, kleinen Animationen und hübschen Tag / Nacht Wechseln sowie Jahreszeiten, weiß ebenfalls zu begeistern. Man kann zudem hinein- und hinauszoomen, die Kamera drehen und sich am Wachstum seiner Kolonie erfreuen. Auch die Bildqualität ist über fast alle Zweifel erhaben und verwöhnt das Auge mit einem ruhigen Bild ohne ärgerliche Pixelkanten oder Tearing. Lediglich bei großen Kolonien geht die Framerate merklich in die Knie. Dann zickt auch manchmal die Steuerung herum und reagiert träge. Ein weiterer Punkt, der hätte besser umgesetzt werden können, ist die grafische Gestaltung der Gebäude, die es schwermacht, wichtige Gebäudetypen sofort herauszufiltern und direkt anzusteuern (zum Beispiel die Weltraumhäfen gehen in der Masse der anderen Gebäude unter). Hier hätte ich mir Alleinstellungsmerkmale gewünscht. Der Sound verwöhnt die Ohren dagegen mit leichtfüßigen Melodien, die angenehm im Hintergrund plätschern. Die englische Sprachausgabe ist okay, aber mehr auch nicht.
FAZIT:
„Aven Colony“ ist ein solider Genrevertreter. Ein paar Sachen stören aber schon – vor allem in den festen Szenarien. Dass es dafür eine übergreifende Hintergrundgeschichte gibt, ist jedoch ein netter Bonus. Löblich ist zudem die gelungene Steuerung, die ebenso wie die Menüs an die Konsole angepasst wurde und leicht von der Hand geht. Fans können beim fairen Preis von knapp 30€ bedenkenlos zuschlagen, alle anderen sollten zumindest mal einen Blick riskieren. Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
An das Joypad angepasste Steuerung
Grafisch durchaus hübsch
Szenarien, Freies Spiel und div. Schwierigkeitsgrade
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