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Syberia II
20. Dezember 2004

Es geschehen manchmal noch Zeichen und Wunder, denn hin und wieder versucht sich noch ein Hersteller an dem totgesagten Genre der Render-Adventures. Nachdem Cryo (die Götter oder für viele auch der Fluch der Renderadventures) sich mehr oder weniger aus dieser Sparte zurückgezogen hat (oder kurz gesagt, sie sind pleite), versucht sich Microids an diesem Genre. Verantwortlich dafür zeichnet sich Benoit Sokal, der Comic-Fans und PS1-Spielern eventuell ein Begriff ist, immerhin zeichnete er schon reichlich Comics und wirkte am Spiel Amerzone mit.

Anwältin im Abenteuerurlaub

Die Handlung des Spiels lässt sich kurz zusammenfassen. Ihr schlüpft in die Rolle von Kate Walker, einer New Yorker Anwältin, die in ein kleines Nest in den französischen Alpen geschickt wurde, um den Verkauf einer Automatenfabrik abzuwickeln. Dabei stößt sie auf einen noch lebenden Erben, Hans Voralberg. Nachdem sie diesen ausfindig gemacht hat und durch ihn von Syberia, einer Insel im arktischen Meer vor Sibirien erfuhr, welche angeblich von den letzten Mammuts besiedelt ist, beschließt sie kurzerhand, Hans auf seiner Reise nach Syberia zu begleiten. Das alles erlebt ihr noch im Vorgänger, denn nun beginnt die Handlung von Syberia II. Auf ihrer Zugreise gen Osten muss sich Kate so manchen Problemen stellen, die sich bei ihren Zwischenstopps ergeben. In üblicher Manier müssen dafür in den alltäglichsten Situationen eine Unmenge Rätsel gelöst und Leute befragt werden. Allerdings braucht niemand Angst zu bekommen, wenn er den ersten Teil nicht gespielt hat. Zum einen ist die Geschichte sehr übersichtlich, zum anderen bekommt man ein entsprechendes Videoschnipsel spendiert, der die Geschehnisse von Syberia zusammenfasst.

Standbildchen

Wie für Spiele mit Rendergrafiken üblich, bewegt ihr euch mit einer Polygonfigur durch vorberechnete Hintergründe. Zur Auflockerung sind diese mit kleineren Animationen oder Wettereffekten versehen. Die Kinnlade klappt dem Spieler dennoch nicht nach unten, trotz der hoch auflösenden Bilder schwankt die Qualität der Hintergründe nämlich von gut bis mittelprächtig und insgesamt kann auch die Welt von Syberia II nicht vollkommen überzeugen, da vieles immer noch zu steril und leblos wirkt. Als Trostpflaster gibt es schöne Rendervideos, welche die Geschichte vorantreiben. Allerdings fallen die Zwischensequenzen stets sehr knapp aus und sind mit einem fetten schwarzen Balken am unteren Bildschirmrand (für die Untertitel) versehen. Überhaupt muss man die Entwickler fragen, wieso zum Beispiel alle Figuren besser aussehen, als die Hauptfigur Kate Walker? Warum hinterlässt Youki (Kates vierbeiniger Begleiter) Fußabdrücke im Schnee und Kate nicht? Warum ruckelt die Grafik, selbst wenn man überhaupt keine Figur bewegt? So komisch das jetzt klingen mag, aber das wäre immer noch zu verschmerzen, wenn es die Ladezeiten zwischen den einzelnen Szenen nicht gäbe. Bis zu fünf (?!) Sekunden nimmt das Laden einer vorberechneten Szene in Anspruch. Bei größeren Abschnitten wird man sogar noch mit richtigen Ladebildschirmen konfrontiert.

La musique

Gerade die klassischen Adventures leben von ihrer Atmosphäre. Ein wichtiger Bestandteil dafür ist selbstverständlich die musikalische Untermalung. Syberia II macht in diesem Punkt nichts Grundlegendes falsch und die Orchesterparts können über weite Strecken überzeugen. Jedoch wurde ich den Eindruck niemals los, dass die Musik immer ein und dasselbe Thema in verschiedenen Variationen enthält. Mit der deutschen Sprachausgabe hat man sich ebenfalls kein Bein ausgerissen, zwar bewegt sie sich auf höherem Niveau als andere Atari Spiele (DRIV3R, Transformers), wer des Englischen mächtig ist, sollte trotz allem zu dieser Sprache wechseln. Gerade Kate Walkers deutsche Stimme ist nicht besonders gelungen, da es klingt, als ob sie immer auf kleine Kinder einreden würde. Auch etwas neben der Spur laufen die Untertitel ab, die oft mit etwas Verzögerung ins Bild geblendet werden.

Wo ist die Maus?

Wenigstens haben es uns die Entwickler erspart mit einem Cursor den Bildschirm abzusuchen. Gut, an ein paar Stellen kommt man nicht drum herum, jedoch sind diese direkt auf die Rätsel bezogen und halten sich somit in Grenzen. Im eigentlichen Spiel bewegt man Kate direkt mit dem Analogstick. Bequem ist das allerdings nicht, da man die ganze Zeit über damit beschäftig ist, Kate in die jeweilige Richtung zu bringen. Auf dem PC genügt ein Mausklick und Kate läuft automatisch los. Während man somit jegliche Begrenzungen in den Szenarien ohne Probleme umgeht, sieht das auf der PS2 schon anders aus. Dank der manuellen Bewegung eckt man immer wieder an den unsichtbaren Barrieren an oder schrammt an ihnen entlang. Dadurch verläuft man sich häufig auch mal in einen anderen Bildschirm, der natürlich erst wieder geladen werden muss. Das kann schnell nerven. Immerhin leuchtet ein entsprechendes Symbol auf, wenn sich ein manipulierbares oder zu untersuchendes Objekt in eurer Nähe befindet. Hier macht sich jedoch der geringe Umfang und die im Vergleich zu anderen Adventures geringe Aktionsfreiheit bemerkbar. Während man in anderen Spielen Unmengen an Objekten untersuchen kann (ob spielrelevant oder nicht), fehlt dieses Element im Gameplay von Syberia II völlig. Dafür darf man sich in Unmengen an Informationen und Bildern zum Spielgeschehen wälzen. Komfortabel über das Inventar erreichbar kann man Dokumente durchstöbern oder sein Mobiltelefon benutzen. Leider ist gerade ersteres nicht sonderlich gut an die Konsole angepasst wurden, denn die optisch toll aufgemachten Schriftstücke besitzen einen viel zu kleinen Schriftgrad und selbst per RGB Kabel sind die Bücher und Akten schwer zu lesen.

Kopfnüsse

Die Rätsel im Spiel sind entweder stark einsteigerfreundlich oder völlig absurd. Die Masse an Knobelaufgaben besteht in Syberia II aus einem großen Rätsel, welches sich in mehrere Kleine unterteilt (Beispiel: Brauche Gegenstand X, um Gegenstand Y zu verwenden, damit Anlage Z funktioniert). Bei anderen Rätseln schaut man sprichwörtlich wie das Schwein ins Uhrwerk. Teilweise sind die Lösungswege unlogisch und nur durch Zufall kommt man hinter die Mechanik. Weiß man einmal nicht weiter, bekommt man von manchen Figuren bis zu drei Mal in einem Dialog den Hinweis darauf, was als nächstes zu bewältigen ist. Teilweise führt das jedoch auch zu obskuren Zufällen, da man mitunter Antworten erhält, die man erst bekäme, wenn man mit jemanden anderen vorher gesprochen hätte. In seltenen Fällen kann man sich sogar in Sackgassen manövrieren. Hat man vergessen einen Gegenstand vorher einzusetzen und aktiviert eine Maschine, war es das in den meisten Fällen. Dann hilft nur das Laden eines vorhergehenden Speicherstandes. Mehrmals speichern wird also dringend empfohlen. Kombinieren von Gegenständen im Inventar entfällt zudem komplett, da diese Funktion im Spiel nicht integriert wurde. Anderseits bleibt somit alles schön übersichtlich, da alle in dem benötigten Abschnitt zu findende Objekte auch erst dort gefunden und eingesetzt werden können. Lediglich die gesammelten Dokumente behält man das gesamte Spiel über.

FAZIT:

Syberia II merkt man ganz klar seine Herkunft vom PC an und genau darin liegt das Problem. Mit solch einer technischen Umsetzung gewinnt man auf keinen Fall neue Fans für ein - an sich totes - Genre, erst recht nicht auf einer Spielkonsole, auf der Abenteuerspiele noch nie sonderlich angesagt waren. Zudem zeigen Spiele wie Onimusha 2 oder Obscure wie gut Rendergrafiken und Polygonfiguren aussehen können und mit welch guter Performance das ablaufen kann. Wer die Wahl hat, sollte also lieber zur PC Version aus Gründen der Steuerung und allgemeinen Bedienbarkeit greifen. Freunde klassischer Render-Adventures und Fans des Vorgängers ohne einen PC können jedoch trotzdem mal einen Blick riskieren. Man sollte zwar kein geniales Abenteuer wie Monkey Island, Baphomets Fluch oder Discworld erwarten, wird aber dennoch halbwegs gut bedient. Immerhin muss Atari wohl auch die Qualität des Titels erkannt haben und veröffentlicht das Adventure nur zum Budgetpreis von knapp 30 Euronen.

[ Review verfasst von Justicer ]

Pluspunkte:

  • 60Hz-Modus
  • Qualitativ hochwertige Rendervideos
  • Einsteigerfreundliche Rätsel

Minuspunkte:

  • Für Adventurefans oftmals zu leichte Rätsel
  • Relativ kurze Spielzeit
  • Spielerische Sackgassen möglich


Infos zum Spiel
NameSyberia II
SystemPlayStation 2
PublisherATARI
EntwicklerMicroids
GenreAdventure
USKohne Altersbeschränkung
Preis44,99 €
PlatinumNein
Release
 26.11.2004
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
60HzJa
Vollbild 50HzNein
PAL BalkenJa
Speicherbedarf131 KB
Progressive ScanNein
Dolby ProLogic IINein
EyeToyNein
HeadsetNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Syberia II
Gameplay
6.5
Atmosphäre
5.5
Grafik
5.5
Sound
6.5
Singleplayer
6.0
 

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