Nachdem ich mich schon mit „Vorliebe“ am ersten Knight Rider Spiel betätigt habe, brauchte es natürlich nicht lange, die Folie des Nachfolgers aufzureißen und das Spiel in die PS2 zu legen. Da Knight Rider eher von seiner Atmosphäre als von technischer Raffinesse oder gar überragendem Gameplay lebte, waren meine Hoffnungen entsprechend groß, dass Davilex einen Großteil meiner Kritikpunkte beim Nachfolger ausräumt – übersensible und schwammige Steuerung, schlechte Präsentation, kurze Spieldauer, mittelmäßige technische Umsetzung und vor allem das eintöniges Gameplay.
„Beim nächsten Mal wird alles besser“
Schon der allererste Blick auf die Verpackung verheißt nichts Gutes. Mal wieder wurde dem Spiel nur eine CD als Datenträger spendiert. Nicht einmal 500 MB Datenmenge, um genau zu sein. Mit einer Präsentation in Rendervideos oder Filmsequenzen braucht man also nicht zu rechnen. Wenigstens bleiben uns die langweiligen Texttafeln, welche die Geschichte im Vorgänger erzählen, erspart und wir bekommen im zweiten Anlauf Videos in Ingame-Grafik, wie man sie auch schon teilweise aus dem ersten Teil kennt. Die Qualität der Videos ist dabei keineswegs besser, sondern in der Anzahl lediglich etwas größer geworden. Im Gegenzug gibt es dafür Stuntsequenzen aus der Serie als freispielbare Boni, die auf Dauer aber wenig motivieren und dank schlechter Komprimierung nicht einmal sonderlich sehenswert sind. Will man alle Videos sich anschauen, muss man das Spiel auf allen vier Schwierigkeitsgraden durchspielen. Doch schon der erste reicht aus, um einem die Lust am Zocken zu nehmen. Denn einige Missionen setzen regelrecht voraus, dass man sie mehrmals versuchen muss, ehe man sie erfolgreich schafft. Zwar gibt es ein halbwegs brauchbares Checkpoint-System, schafft man es jedoch nicht über ein Hindernis zu springen oder innerhalb eines Zeitlimits ein Tor zu passieren, so wird man nicht gezwungen, den gesamten Level noch einmal zu spielen.
Spielerisch hat sich zum Vorgänger jedoch einiges getan. Knight Rider zielte klar auf die Sparte der Rennspiele, auch wenn die Hüpfpassagen damit nicht wirklich etwas zu tun hatten. Knight Rider 2 dagegen ist eher ein Action-Adventure mit einem Auto als Hauptfigur. Zwar kommt man auch hier nicht ohne die Rennspielpassagen aus, überwiegend gilt es allerdings Schalterrätsel zu lösen, Roboter zu zerstören, Hindernisparcours zu bewältigen, Boss-Gegner zu besiegen und Wege zum jeweiligen Ziel zu finden. Somit gestaltet sich das Gameplay bedeutend vielfältiger als noch im ersten Teil, dennoch kommt wenig Spaß, dank der immer noch übersensiblen und schwammigen Steuerung auf. Wenigstens einen Kritikpunkt an der Steuerung hat man beseitigt. Bremsen und rückwärts fahren liegen endlich auf einer Taste. Ansonsten sind die Kontrollmöglichkeiten recht überschaubar und vor allem handhabbar. Unverständlich jedoch ist, dass dem Spieler ein richtiges Tutorial vorenthalten wird (die erste Mission verlangt zwar von euch diverse Manöver, erklärt euch aber nicht wie ihr die bewerkstelligt), da sich die Steuerung gegenüber Teil 1 komplett verändert hat. Selbst Knight Rider Veteranen beginnen wieder vom Punkt null. Nach drei Anläufen in der ersten Mission (oder einem Blick ins Handbuch) habe ich dann gewusst, welche Funktionen auf welchen Tasten sich verstecken.
Akustischer Terroranschlag
Wer den Vorgänger kennt, der kennt auch Knight Rider 2. Traurig, aber wahr. Als Hintergrundmusik gibt es sage und schreibe einen Musiktitel, den man schon aus dem Vorgänger kennt. Im Menü dagegen wartet die bereits allseits bekannte Titelmelodie auf. Irgendwie kann man das noch verschmerzen, da immer noch das berüchtigte Knight Rider Feeling durch die Musik aufkommt. Doch wo sind die Originalsprecher? Man hat es doch echt geschafft, miserable deutsche Sprecher zu verpflichten. Selbst die englische Sprachausgabe reißt keinerlei Bäume aus, überflügelt die deutsche aber noch um Längen. Das kostet natürlich gehörig Atmosphäre und somit auch Punktabzüge im Bereich Sound.
Leicht poliert, reicht aus
Grafisch erinnert alles an einen erneuten Aufguss. Lediglich in Details hat man die grafische Präsentation verbessert. Dies merkt man ausschließlich an mehr Objekten in den Levels. K.I.T.T. funkelt nach wie vor wie ein Diamant und die Feuereffekte sind immer noch zum Brechen. Da hilft es auch niemanden, dass der Effekt des Super Pursuit Modus ein wenig besser ausschaut als im ersten Spiel. Richtig eklig wird es, wenn die Bodentexturen anfangen zu flimmern, so dass man die Strecke fast nicht mehr erkennen kann. Bei einem Kampf gegen die Uhr ist das die absolute Krönung. Und überhaupt, warum flackert K.I.T.T.s Schatten regelmäßig oder verschwindet ganz? Das war doch im Vorgänger nicht so.
1 Spieler, 2 Spieler?!
Auch wenn auf dem Backcover von einem Spieler die Rede ist, steht im Handbuch etwas anderes geschrieben. Einen echten Zweispieler-Modus braucht man nicht zu erwarten. Spieler 2 darf lediglich die Waffen bedienen, während sich Spieler 1 mit K.I.T.T. durch die verschiedenen Levels kämpft. Über Sinn oder Unsinn darf da natürlich herrlich gestritten werden. Den Spielspaß wertet der Zweispielermodus jedenfalls nicht auf.
FAZIT:
„K.I.T.T. ist wieder da – und das besser als je zuvor“ – Eigentor, Davilex, Eigentor! Die vollmundigen Werbeversprechungen auf dem Backcover sind rein plakativ. Gemessen am Vorgänger ist Kight Rider 2 einfach nur Schrott. Selbst als Fan sollte man die 30 € nicht ausgeben und vielleicht besser für die DVD-Box der ersten Staffel ansparen. Wer fahren will wie Michael Knight, greift zum Vorgänger. Der kommt zwar auch nicht ohne Frustpotential daher, vermittelt aber wenigstens die Atmosphäre der Serie und kann dem Fan so einige Jauchzer entlocken. Knight Rider 2 schafft das nicht und darf ohne Reue als Lizenzschrott bezeichnet werden, der den unrühmlichen Tugenden bisheriger Davilex-Spiele gerecht wird.
[ Review verfasst von Justicer ]
Pluspunkte:
- Abwechslungsreicheres Gameplay
- Fast alle Funktionen von K.I.T.T. von Beginn an verfügbar
- 16:9 Breitbild auswählbar
Minuspunkte:
- Keine Originalsprecher, schlechte deutsche Sprecher
- Extrem kurze Spielzeit (2h für einmal Durchspielen)
- Unverschämt lange Ladezeiten