Jeff Minter ist ein Urgestein der Gamingszene und mit seiner Softwareschmiede Llamasoft seit 1982 ohne Unterbrechung am Start. Seine Firma hat allerlei Portierungen wie “Defender II“ und „Centipede“ erledigt, sowie Originale wie “Tempest 2000” programmiert. Letzteres machte ihn auf dem Atari Jaguar schließlich unsterblich. Zuletzt machte er mit seinem hervorragenden PS Vita Titel „TxK“ von sich reden, bei dem er sich fast eine Klage von Atari wegen Tempest Anleihen eingefangen hatte. Dadurch kam der Titel leider nie für die PS4 (auch eine VR Umsetzung war in Entwicklung) auf den Markt. Mit seinem neuesten Spiel “Polybius“ schaffte er es nun aber doch noch auf die Heimkonsole und geht auch den Schritt auf die PSVR.
„Polybius“ hat dabei eine mystische Vergangenheit hinter sich, die bis in das Jahr 1981 zurückgeht und neben den verbuddelten „E.T.“ Atari Modulen eine weitere Urbane Legende darstellt. Der Automat stand der Legende nach nur kurz in einer Arcade in Portland und soll ein Shooter mit Kaleidoskop ähnlichen Effekten und undefinierbaren Geräuschen gewesen sein. Angeblich sollen die Spieler beim Zocken Krämpfe, epileptische Anfälle und Panik und Depressionen erleidet haben. Der Automat verschwand jedoch kurze Zeit später und ward nie mehr gesehen. Letztendlich geht man wohl davon aus, dass es sich vielleicht nur um frühe Versionen von Tempest gehalten haben könnte.
Wozu LSD und Ecstasy, wenn man auch Polybius spielen kann?
Doch genug Geschichte, kommen wir zur Gegenwart. Bevor man überhaupt loslegen darf, verlangt das Spiel von einem zwei Sicherheitswarnungen zu bestätigen. Vor allem Epileptiker und Personen, bei denen Lichtblitze für Unwohlsein sorgen, sollten „Polybius“ mit Vorsicht genießen. Anschließend entscheidet man sich noch für einen der drei Spielmodi und schon geht es los! Ihr steuert dabei einen Gleiter in der Außenansicht durch eine abstrakte Welt, welche eine Mischung aus Tron und Tempest darstellt, und versucht mittels Dauerfeuer euch den Weg zum Ende zu bahnen. Dabei ist der Laser eure einzige Waffe und es gibt auch keinerlei Smartbombs oder andere Gimmicks, um die Hindernisse und Gegner aus dem Weg zu räumen. Um den ganzen aber noch einen gewissen Pepp zu verleihen und euch bei der Highscore Jagd zu unterstützen, wurden auf dem Weg noch mehrere Tore platziert. Passiert ihr eines dieser abartig engen Tore, steigert das nicht nur euren Multiplikator, sondern erhöht auch euren Speed und schaltet einen wahren Effektoverkill frei. Bei der maximalen Geschwindigkeit scheint es dann aber doch Ähnlichkeiten zu einer Smartbomb zu geben, da einem hier deutlich mehr Fehler verziehen werden, die Feuerkraft irgendwie schlagartig zunimmt oder man sich bei dem Effektgewitter einfach nicht sicher ist, was denn überhaupt gerade abgeht. Rast ihr jedoch gegen solch ein Tor (oder ein anderes Hindernis), verliert ihr ein kostbares Schild. Sind diese aufgebraucht, heißt es schließlich Game Over. Die Spielmodi unterscheiden sich dabei aber kaum. Bei Pure startet man vom ersten Level aus und kann sich das Spiel über zusätzliche Schilde verdienen, während man Yolo mit neun Schilden startet und wenn diese aufgebraucht sind es Game Over heißt. Bei Classic startet man dagegen in dem maximal höchsten Level, welches man bisher erreicht hat inklusiver der zuletzt erreichten Punktezahl und verfügbaren Leben. Wer sich mit anderen vergleichen möchte, für den gibt es für jeden Modus eine eigene Highscore Liste, welche allerdings etwas Lange zum Laden benötigt.
Nichts für Epileptiker
Grafisch mag „Polybius“ auf einem Screenshot oder selbst als Video nicht viel hermachen, da der abstrakte Look nur in Bewegung funktioniert. Doch nach dem Aufsetzen der PSVR gibt es nichts zu beanstanden. Das Bild ist scharf, es ist meist die Hölle los, es ist abartig schnell und das Spiel läuft butterweich mit 120 Bildern die Sekunde ohne auch nur ein minimales Stocken oder zuckeln. Bei dem Speed kann selbst ein „F-Zero“ und ein „WipeOut“ einpacken! Erstaunlich dabei, dass trotz des Speeds und des Effektgewitters der Magen ruhig bleibt und keine Motion Sickness entsteht. Wer keine PSVR sein eigen nennt, für den bietet Llamasoft noch einen 3D Modus an, an dem es ebenfalls nichts zu meckern gibt. Ohne PSVR und ohne 3D fehlt dann aber der gewisse Kick. Spaß macht „Polybius“ aber auch ohne die optischen Gimmicks, wenngleich die Immersion und das Erkennen von Abständen stark leiden. Wer übrigens einen 4K TV besitzt, dem bietet Llamasoft auch solch einen entsprechenden Modus an. Der Soundtrack umfasst bei „Polybius“ übrigens satte 32 Titel und bietet klassische Chiptunes und Elektromucke vom Feinsten (die sich der Autor dieser Zeilen gleich mal gekauft hat). Die Tracks gehen ins Ohr und können alle während der anwählbaren Credits in der Jukebox angehört werden.
FAZIT:
Das Fazit ist immer das schönste an einem Review, da man hier herrlich subjektiv die eigene Meinung dem Leser um die Ohren hauen kann. „Polybius“ ist der feuchtgewordene Traum eines jeden „Tempest“ Fans und einfach nur affengeil! Das was einem hier unter dem PSVR Helm erwartet, lässt sich schlecht in Worte fassen. Nicht umsonst muss man vor dem Start zwei Warnungen bestätigen, bevor man loslegen darf. Der psychedelische Overkill ist der Hammer und lässt einem völlig wegtreten und wie in Trance durch die Level düsen bis einem der Sabber oder Schaum aus dem Mundwinkel läuft. Wem „Rez“ und „Thumper“ zu brav waren, muss hier zuschlagen, „Tempest“ und „TxK“ Fans sowieso. Pfeif auf das Geheule nach AAA Software solange es Spiele wie “Polybius” für die PSVR gibt. Für mich ein klares Must-Have! Objektiv gesehen muss man jedoch die mangelnde Abwechslung beanstanden.
[ Review verfasst von Shagy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 Pro und einem 1080p TV und PSVR ]
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