Mit „Injustice“ gelang den NetherRealm Studios ein großer Erfolg. Bei Fans und Kritikern kam das Spiel gleichermaßen gut an und so wurde der Titel als „Ultimate Edition“ selbst auf die PS4 portiert (siehe Review). Mit „Mortal Kombat X“ zeigte das Studio dann, dass es noch Luft nach oben gab und erneuerte ua. das Kampfsystem. Schneller und zugänglicher sollte es sein, auch wollte man Einzelspieler bedienen, wie auch die immer größer werdende Online-Gemeinde! Zu guter Letzt überarbeitete man noch den Netzcode und hob „Mortal Kombat X“ auf eine Stufe mit den japanischen Größen des Beat'em Up Genres. Es gab also ein großartiges Fundament für „Injustice 2“, aber hat man es auch genutzt?
Der Fall der Superhelden
Der Kampf gegen Superman's Regime war nicht ohne Folgen. Bruce wurde als Batman enttarnt, Lex Luthor ist gestorben und Superman sitzt in einer Zelle. Zudem hat die Menschheit ihr Vertrauen in die Superhelden verloren. Selbst Bruce Wayne ist in dieser Situation machtlos und konzentriert sich auf den Wiederaufbau und die Jagd auf die verbleibenden Regime-Anhänger. Diese warten nur auf eine passende Gelegenheit, um Clark (Superman) aus dem "Rote Sonne" Gefängnis zu befreien. Aber dies ist nicht die einzige Gefahr, denn gleichzeitig macht sich der superintelligente Gorilla Grodd mit seiner neu gegründeten Society selbstständig und will mit einigen Superschurken und seiner Gorilla-Armee die Städte stürmen. Doch recht schnell wird klar, dass im Hintergrund eine noch viel größere Bedrohung lauert, die Batman dazu zwingt sich widerwillig mit Superman zu verbünden.
In zwölf Kapiteln wird die Geschichte erzählt und man kommt auf eine Spielzeit von ca. vier bis sechs Stunden. Wie bereits aus anderen Titeln gewohnt, beginnen die Kapitel mit einem gut animierten Intro gefolgt von drei bis vier Kämpfen. Danach springt man zu einem anderen Charakter und erzählt die Handlung aus seiner Sicht weiter. Quick Time Events als Gameplay-Gimmicks wurden komplett abgeschafft, dafür kann man in bestimmten Episoden zwischen zwei Charakteren für den Kampf wählen. Die Handlung ändert sich dadurch aber nicht. Man kann ruhigen Gewissens behaupten, dass dem Studio mit „Injustice 2“ ihre beste Story-Arbeit gelungen ist. Das verzerrte Universum wurde gut eingefangen und man kann die Entscheidungen der Charaktere nachvollziehen. Besonders für DC-Fans ist es ein Vergnügen, denn gut 80% des Comics sind Kanon und erweitern das Universum ungemein.
Mortal Kombat 3.0
„Injustice 2“ ist eine gute Mischung aus dem hervorragenden „Mortal Kombat X“ und dem Vorgänger. Noch immer sind drei Tasten für hohe, mittlere und tiefe Schläge verantwortlich. Die Vierte aktiviert die Superkraft. Geblockt wird abermals in dem man im richtigen Moment nach hinten oder unten drückt. Die eindrucksvollen Spezialangriffe sind ebenfalls zurück und runden das Paket ab. Kurz um, wer einmal ein NetherRealm Spiel zockte, wird sich hier direkt heimisch fühlen. Selbst Kritiker dieses Systems wird man überzeugen können, denn alles läuft nun flüssiger, dynamischer und schneller als zuvor. Combos gehen mit einer Leichtigkeit von der Hand und das EX-Meter lässt sich gezielter aktivieren. Hinzu kommen neue Tricks wie Reversal, Fluchtrollen und ein völlig überarbeites Balancing! Online wurde Teil 1 von Superman dominiert. Mit billigen Tricks schaffte man hier Siege mit Leichtigkeit. Die Charaktere im zweiten Teil sind nun wesentlich besser abgestimmt, was für die insgesamt 29 Kämpfer sicher keine leichte Aufgabe war. Das Line-Up stellt sich aus alten Bekannten von „Injustice 1“ wie Wonder Woman, Cyborg oder Green Lantern zusammen, beeindruckt aber auch mit Neulingen. So hat es Fan-Liebling Blue Beetle in das Spiel geschafft, wie auch der mächtige Dr. Fate und die zierliche, aber tödliche Poisen Ivy.
Alle Kämpfer spielen sich einzigartig und sind nicht allzu leicht in bestimmte Kämpfer-Typen wie Zoner, Grabler und Co. einzuordnen. Das Studio vermischt verschiedene Kämpfertypen zu einem interessanten Mix und somit jeder Figur ermöglicht wird, aus bestimmten Situationen zu entkommen. Während Batman und Superman die einsteigerfreundlichen Charaktere sind, benötigt man für Bane oder Firestorm mehr Zeit, um sich einzuarbeiten. Soweit scheint „Injustice 2“ ein traditionelles Kampfspiel zu sein, doch NetherRealm Studios hat sich etwas völlig Neues für dieses Genre einfallen lassen, Beute!
LOOT
Bevor ich mich in die Tiefe des Beute-Systems verliere, sei Eingangs Folgendes erwähnt. Egal wie gut und mächtig die Ausrüstung ist, bei einem Online Ranglisten Match hat diese keine Bedeutung. Selbst bei normalen Kämpfen müssen beide Spieler dem Ganzen zustimmen, ansonsten bleibt es nur Kosmetik! Jeder Kampf in „Injustice 2“ wird neben Erfahrungspunkten auch mit Ausrüstung belohnt. Alle Kämpfer haben fünf Ausrüstungsplätze. Eine neue Maske für Batman ändert ihn zum Beispiel nicht nur optisch, sondern bringt auch weitere Punkte für Angriff, Verteidigung, Gesundheit und Stärke. Ähnlich wie bei dem Loot-Klassiker „Diablo“ züchtet man sich langsam einen Kämpfer, welcher den eigenen Fähigkeiten entspricht und den Defiziten entgegenwirkt. Interessant ist, dass Beute auch bestimmte Bonuspunkte mitbringt. Diese können von mehr Erfahrung bis zu Angriffs-Boni gegen bestimmte Charaktere reichen. Das System geht noch weiter, da es spezielle Beute-Sets gibt. Supergirl hat z.B. so die Möglichkeit, eine Solarrüstung anzulegen, welche bei Kampfbeginn gleich die EX-Leiste um eine Stufe füllt. Für weitere optische Anpassung gibt es noch Shader, welche die Farbe der Ausrüstung ändern. Spielverändernde Ausrüstung, welche auch bei Ranglisten Matches gilt, gibt es in Form von verschiedenen Attacken. Wer diese anlegt, ändert bestehende Angriffe. So kann Green Arrow eine Pfeilattacke für seinen legendären Boxhandschuh-Pfeil eintauschen. Bei Generierung der Ausrüstung wird dem Teil ein bestimmtes Level zugeordnet. Helden müssen diese Stufe erreichen, ansonsten ist sie nicht nutzbar. Das bedeutet aber auch, dass man optisch beeindruckende Ausrüstung mit einem niedrigen Level haben kann. Das Spiel bietet daher die Möglichkeit, mit Hilfe von Regenerationsmarken die Ausrüstung auf die aktuelle Stufe des Helden zu heben. Neben dieser nützlichen Funktion gibt es noch das optische Klonen. Wer eine bestimmte Ausrüstung gefunden hat, die aber leider schlechte Werte vorweist, kann die Werte eines anderen Objekts übertragen. Hierzu ist eine spezielle Spielwährung notwendig, die sich schwer erspielen lässt und auch im PS-Store gekauft werden kann. Übrigens, die einzige Mikrotransaktion im Spiel. Diese Währung wird allerdings auch benötigt, um bestimmte Skins für Charaktere freizuschalten. Wer also mit Zoom oder Powergirl spielen will, wird um diese zusätzliche Geldausgabe wohl nicht ganz herumkommen, es sei denn man bringt viel Geduld und Zeit mit.
Rettet das Multiversum
Seit dem großen „Mortal Kombat“ Reboot baut man den Einzelspieler-Modus immer weiter aus. Die Handlung ist hierbei nur ein kleiner Teil. In den Optionen findet man neben dem klassischen 2-Spieler Versus Modus und Arcade Leitern auch das Multiversum. Hier hat man die Möglichkeit, sein Können bei sich stets verändernden Kampfbedingungen unter Beweis zu stellen. Am Ende jeder Herausforderung gibt es eine Belohnung, oft in Form von spezieller Ausrüstung für einen bestimmten Charakter. Auch verdient man hier am leichtesten Erfahrungspunkte, um Charaktere aufzuleveln und Motherboxen, welche weitere Ausrüstung enthalten. Wer gerne der KI beim Kämpfen zusieht, hat auch die Möglichkeit, eigene KI-Kämpfer zu erstellen. Dafür muss man den Charakteren gewisse Punkte zuweisen, die darüber bestimmen, wie sie sich im Kampf verhalten sollen. Danach kann man seinen KI-Kämpfer in jedem beliebigen Multiversums-Modus antreten lassen.
Weltweiter Ruhm
Hat man sein Können offline verfeinert, ist man bereit, sich auch Online mit anderen Spielern zu messen. Klassische Spielmodi wie Ranglisten-Matches und schnelle Kämpfe sind natürlich vorhanden, aber auch der beliebte „King of the Hill“-Modus. Hier gilt es, den Top-Kämpfer zu entthronen. Dank des völlig neuen Netzcodes, welcher bei „Mortal Kombat XL“ eingeführt wurde, laufen die Fights immer flüssig ab, vorausgesetzt der Gegenspieler verfügt ebenfalls über einen guten Ping. Leider gibt es noch immer keine Möglichkeit, Rage-Quiter (Spieler, die aus Frust ein Match vorzeitig abbrechen) zu erkennen. Hier bietet die Konkurrenz deutlich bessere Lösungen an. Wer übrigens Spielerlevel 5 erreicht hat, kann zudem einer Gilde beitreten oder eine Gilde gründen (OnPSX Gilden-ID: JHNAQ). Hier steht einem ein weiterer Muliversums-Modus zur Verfügung, welcher aber nur in Zusammenarbeit mit den Gildenmitglieder zu meistern ist. Auch hier warten als Belohnung weitere Motherboxen.
Schönheitsbehandlung
Grafisch schöpft „Injustice 2“ aus dem Vollen. Es wurde von Beginn an auf eine hohe Bildrate mit 60fps wert gelegt und das Spiel hält diese durchgehend ein. Einzig bei Zwischensequenzen und Spezialangriffen gibt es „nur“ 30fps. Diese beachtlichen Werte werden bei einer vollen 1080p Auflösung gehalten. Wer im Besitz einer PlayStation 4 Pro ist, kann die Auflösung auf 1440p pushen und bekommt noch dazu HDR Support. Abgesehen von dieser technischen Leistung, haben die NetherRealm Studios noch ein weiteres Manko ihrer Spiele behoben, die Gesichter von Frauen („Injustice 1“ war da ganz schlimm)! In einem Interview bestätigte Charakter Designer Brendan George, dass man sich die harte Kritik von Fans sehr zu Herzen genommen hat. Die Gesichter der weiblichen Charaktere wurden völlig überarbeitet und es wurde mit verschiedenen Make-Ups bei unterschiedlichen Beleuchtungen experimentiert. Das Ergebnis sind die wohl hübschesten Gesichter in einem Kampfspiel. Gepaart mit den guten Animationen in den Zwischensequenzen, kann man wirklich von lebensechten Figuren sprechen. Die Arenen sind zudem auch wieder voll interaktionsfähig und bieten zahlreiche Möglichkeiten für Zerstörungsorgien. Selbst die visuell beeindruckenden Levelübergänge sind vorhanden. Ein schöneres Beat'em Up wird man auf dem Markt derzeit also nicht finden und das obwohl unter der Haube immer noch eine stark modifizierte Unreal 3 Engine arbeitet. Der einzige Hacken, sind die Animationen – also der letzte verbleibende Kritikpunkt. Im Gegensatz zur Konkurrenz wirken diese noch immer zu abgehakt. Es fehlt der flüssige Übergang zwischen den einzelnen Bewegungen, was das Spiel im Großen und Ganzen immer noch etwas hölzern aussehen lässt.
Fanservice
Nicht nur, dass „Injustice 2“ ein beeindruckendes Beat'em Up ist, auch die Präsentation und der Fanservice hebt es von anderen Genre-Kollegen ab. Jedes Match beginnt mit einem kleinen Intro zwischen den Charakteren. Hier wird entweder auf die Geschehnisse im Spiel Bezug genommen, oder es wird aus der umfangreichen DC-Geschichte zitiert. Selbiges gilt auch im Kampf, wenn ein „Clash“ aktiviert wird. Die Figuren sind komplett vertont, doch im Gegenteil zur englischen Synchronisation ist die deutsche Sprachausgabe nicht durchgehend gelungen. Während ein Großteil der Figuren passend besetzt wurden, gibt es auch solche wie Bane. Dieser hat die Synchronstimme aus Nolans „The Dark Knight Rises“ Kinofilm erhalten. Sein arroganter Ton wirkt hier jedoch dezent unpassend, obwohl man dem Sprecher zugutehalten muss, dass er wirklich in dieser Rolle aufgeht. Leider sind auch einige Wortspiele bei der deutschen Übersetzung verloren gegangen, was jedoch zu erwarten war. Mehr Fansevice gibt es bei der Ausrüstung. Black Canary kann so ein Lobo geprüftes Jäckchen anziehen und Swamp Thing benennt seine Keule nach seiner großen Liebe. Sind schon ein paar coole Sachen dabei.
FAZIT:
„Injustice 2“ ist ein weiter Schritt nach vorne und baut das kleiner werdende Beat'em Up Genre weiter aus. Die NetherRealm Studios haben erkannt, dass auch Einzelspieler sehr viel Freude an diesem Genre haben können und bieten mit der Handlung und dem Multiversum genügend Möglichkeiten zum Zeitvertreib. Aber auch Online Spieler werden sehr viel Spaß haben, da die Möglichkeiten umfangreich sind und der Netzcode sehr stabil läuft. Selbst eingefleischte DC-Fans können an dieser Stelle nicht viel meckern, abgesehen vielleicht von dem sehr radikal dargestellten Superman. Das Injustice-Universum ist eine Bereicherung für die Comicwelt und es interessant anzusehen, wie ultimative Macht auch den besten Helden korrumpieren kann. Da bleiben zum Schluss nur noch das Ausrüstungssystem und die technischen Leistungen zu erwähnen. Das von vielen als Gimmick abgestempeltes Loot-System erweist sich als erstaunlich Motivierend und bietet Spieler endlich die Belohnungen, die man oft bei diesem Genre vermisst. Grafisch gibt es auch fast nichts zum ankreiden, bis eben auf die hölzernen Animationen. So bleibt, wie anfangs geschrieben, nur nochmals zu sagen: „Injustice 2“ ist NetherRealm Studios bislang bestes Spiel und ein großartiges Beat'em Up!
[ Review verfasst von Andy ]
[ Gespielt auf der PlayStation 4 mit einem 1080p TV ]
Kommentar von crack-king:
Der Vorgänger war eine solide Grundlage, aber irgendwie fehlte es an allen Ecken und Enden an Feinschliff. Das ändert sich in nahezu allen Belangen zum Positiven in „Injustice 2“. So ist die Story deutlich besser und weniger unübersichtlich, konnte mich jedoch trotzdem nicht wirklich packen, weil man versucht jeden Charakter in der Story einzubringen. Etwas Weniger wäre hier wohl Mehr gewesen und man kann sich nur wünschen, in Zukunft den Fokus lieber auf eine interessante und packende Story zu setzen, statt jeden Charakter irgendwie reinzustopfen. Dafür überzeugt endlich das Gameplay. Vorbei sind nämlich die Zeiten der hakeligen Steuerung, jede Combo wirkt nun flüssiger und geht leichter von der Hand, was dem Spielspaß natürlich behilflich ist. Jeder Charakter hat seine Stärken und Schwächen und für jeden Spieler sollte etwas dabei sein. Offline gibt es dank der Multiversums-Events einiges zu tun und Online sieht es nicht anders aus. Leider könnte der Online-Modus etwas mehr Struktur gebrauchen. Denn über den Spielmodus „King of the Hill“ stolpert man quasi nur per Zufall, was schade ist. Ansonsten läuft es aber problemlos ohne größere Lags und man sieht jetzt schon, dass es gut ankommt. Das größte Highlight des Spiels, war im Vorfeld wohl die größte Sorge unter den Spielern - gemeint ist natürlich das Gear-System. Hier haben die Entwickler jedoch genau auf das richtige Pferd gesetzt und es ist unheimlich motivierend, die schönsten, aber auch stärksten Ausrüstungsteile für seinen Lieblingskämpfer zu sammeln. Dank der Vielfalt ist auch hier für jeden etwas dabei, wobei ich mir für die Zukunft natürlich noch mehr Möglichkeiten wünschen würde *grins*. Übertrieben hat man es nur bei den Ingame-Währungen, wovon es insgesamt Vier gibt und ich selbst nicht sagen könnte, welche wofür gerade wichtig ist. An dieser Stelle hätte es sicher auch eine getan. Ansonsten macht „Injustice 2“ eigentlich alles besser als sein Vorgänger, sieht auch noch toll aus und Fans von Superhelden oder Beat'em Ups sollten es sich somit nicht entgehen lassen.
Pluspunkte:
Umfangreiche Einzelspieler Modi
Gelungenes Balancing
Gute Charaktermischung
Minuspunkte:
Hölzerne Animationen
Gelegentliche Tonaussetzer in der Handlung
Deutsche Synchronsprecher nicht immer passend / Übersetzung eher mäßig
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